Kamelle, Kamelle: Wenn die Süßigkeiten fliegen
D‘r Zoch kütt: Gleich ist es wieder mal soweit. Pünktlich um 10:11 Uhr startet auch in diesem Jahr der Kölner Rosenmontagszug – unbestritten Deutschlands monströseste Karnevalsveranstaltung. Monströs ist dieser Zug nicht nur wegen der ca. 12.000 aktiven Zugteilnehmer und geschätzt 1,2 Millionen singender, schunkelnder, winkender und bützender Zuschauer. Mit dem Schlachtruf: Kamelle! Kamelle! fordern sie ihr Recht ein. Der süße Regen lässt nicht lange auf sich warten – Millionen von Kalorien prasseln auf die Narren nieder, vorwiegend in Form von süßem Wurfmaterial.
Kurz nach 10 werden die ersten von 700 000 Schokotäfelchen und 220 000 Schachteln Pralinen in die Menge fliegen. Sie machen einen gewichtigen Teil der 300 Tonnen Süßigkeiten aus, die insgesamt in den nächsten Stunden unters Volk gebracht werden, darunter wie immer in erster Linie Kamelle, Kaubonbons und Popcorntüten.
30 Millionen Liter Kölsch
Karneval macht durstig: Während des fünf-tägigen Straßenkarnevals ab Weiberfastnacht kippen sich durstige Pappnasen nach Schätzungen des Kölner EXPRESS insgesamt mehr als 30 Millionen Liter – 150 Millionen Gläser – Kölsch hinter die Binde (.. in der Kölsch-Stadt Bier zu verlangen ist eine unverzeihliche Peinlichkeit!). Eine knappe Million Kneipenbesucher beschert den Kölner Gastwirten einen Umsatz von etwa 50 Millionen Euro. Übrigens kommen auch Blumenfans auf ihre Kosten: Neben den Süßigkeiten fliegen 300 000 bunte Tulpen-Strüßjer als kleine Frühlingsboten in die Menge. Wirtschaftsexperten schätzen das Umsatzvolumen des Karnevals für Köln auf 460 Millionen Euro. So kommt eine Studie der Boston Consulting Group zum ergebnis, dass das närrische Treiben neben den Kneipenbesuchen u.a. 540 000 Taxifahrten, fast eine Million Kneipenbesuche und 204.000 zusätzliche Friseurbesuche generiert. Die Karnevalszüge und der Sitzungskarneval erwirtschaften jeweils 150 Millionen Euro. Am meisten profitieren Gastronomen, Einzelhändler und Transportbetriebe. Der Karneval sichert 5000 Arbeitsplätze.
docFood meint:
Vereinzelt fliegen sogar Apfelsinen – doch die sind die Ausnahmen im Kamellegestöber. docFood-Autorin Gabi Freitag Ziegler schlägt in Ihrem Blog-Salat vor: „Schafft den Karneval ab und esst Obst statt Kamelle“. Das dürfte frühestens möglich werden, wenn der letzte Jeck ausgestorben ist. Weil das eigentlich auch Gabi klar ist, schlägt sie vor: In der Fastenzeit nach Karneval wirklich mal wieder auf Süßigkeiten verzichten. Das wär doch mal wirklich was!