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„Ernährungsfachkräfte sollten ihre Chancen besser nutzen!“

[docFood Special: Betriebliche Gesundheitsförderung]
Ernährungsfachkräfte schöpfen die Möglichkeiten des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) noch viel zu wenig aus – und verschenken damit eine interessante Einkommensquelle. So sieht es Birgit Blumenschein, die als Dipl.-Medizinpädagogin und Diätassistentin auf langjährige Erfahrung im BGM zurückblicken kann. Im Interview mit dem Fachjournalisten und docFood-Chefredakteur Dr. Friedhelm Mühleib beschreibt sie, was möglich ist.
 
docFood: Wie begründen Sie Ihre Ansicht, dass Ernährungsfachkräfte die Chancen im Bereich BGM nicht ausschöpfen?
Blumenschein: Ernährungsfachkräfte denken oft „zu klein“: Sie bieten den Betrieben Vorträge, Workshops, Aktionstage oder Kantinenaktionen an. Das ist gut so, aber es geht in der Regel noch viel mehr. Diese Einzelaktionen fallen eigentlich alle unter die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) geht dagegen einen Schritt weiter: Wie der Name schon sagt, setzt es im Management des Unternehmens an. Das bedeutet: Es geht nicht mehr nur um kleine Einzelaktionen. Gesundheit wird zum Programm, das den ganzen Betrieb betrifft. Ernährungsfachkräfte – und ich meine damit sowohl Oecotrophologen als auch Diätassistenten – gehören zu den Berufsgruppen, die solche Prozesse hervorragend führen können.
 
docFood: Wie schätzen Sie den Bedarf an externen Dienstleistungen im den Bereichen BGF und BGM bei den Unternehmen ein?
Blumenschein: Eine flächendeckende Umsetzung von BGF und BGM ist besonders in Klein- und Mittelstandsunternehmen längst noch nicht erreicht. Das eröffnet auch engagierten Ernährungsfachkräften große Chancen.Dazu müssen unsere Konzepte neben der Ernährung das gesamte Gesundheitsgeschehen sowie das Führungshandeln in den Blick nehmen. Es gibt da wirklich unglaublich viele Möglichkeiten – auch im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderungen gibt es viele innovative Möglichkeiten. So kann ein Unternehmen sehr sinnvoll in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investieren, indem es eine Verpflegung bietet, die konsequent auf regionale, gut erzeugte Lebensmittel sowie Kochkunst setzt und damit zu Achtsamkeit und selbstverantwortlichem Umgang mit der eigenen Gesundheit erzieht. Das kann niemand besser umsetzen als die Ernährungsfachkraft, die man sich als Dienstleister ins Boot holt.
 
docFood: Wie sieht es mit der Bereitschaft der Unternehmen aus, in BGF und BGM zu investieren?
Seit Januar 2009 hat das BGM für alle Beteiligten an Attraktivität gewonnen. Seitdem wird die Förderung der Mitarbeitergesundheit steuerlich unterstützt. Immerhin 500 Euro kann ein Unternehmen pro Mitarbeiter und pro Jahr lohnsteuerfrei in Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren (§ 3 Nr. 34 Einkommenssteuer-gesetz). Dieser Betrag wird sich vermutlich noch erhöhen, da das kommende neue Präventionsgesetz eine zusätzliche Förderung für kleine und mittlere Betriebe im Rahmen der BGF vorsieht. Das haben viele Unternehmen immer noch nicht im Blick. Allerdings wird das Thema im Zuge der demographischen Entwicklung und des drohenden Fachkräftemangels für die Unternehmen immer wichtiger. Oft gibt ein fundiert vorgetragenes Angebot von einem externen Anbieter – z.B. einem Gesundheitscoach oder einer Ernährungsfachkraft – den entscheidenden Impuls, mit Aktivitäten zu beginnen.

Dr. Friedhelm Mühleib

 
Mehr zu Akquisestrategien, Projektplanung, Angebots- und Preisgestaltung – aber natürlich auch zu Grundlagen von BGM und BGF erfahren Interessierte im freiraum-Fachseminar „Betriebliches Gesundheitsmanagement- Zukunftsmarkt für Ernährungsfachkräfte“ Referentin: Dipl. Medizinpädagogin Birgit Blumenschein
Mehr Infos und Anmeldung unter www.freiraum-seminare.de
 
Teilnehmerstimmen zum Seminar
„Die Referentin hat ein breites Portfolio aus der Praxis, ist fachlich hochqualifiziert und arbeitet sehr zielgruppen-orientiert.“
Heike Schmitz, München
„Die Referentin war fachlich und persönlich super! Ein Klasse-Seminar!“
Katrin Soyka, Bonn

Betriebliche Gesundheitsförderung – Es wird Zeit, was zu tun

[docFood Special: Betriebliche Gesundheitsförderung]
Bislang bietet nur jedes fünfte Unternehmen seinen Mitarbeitern spezielle Angebote im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Doch das könnte sich über kurz oder lang bitter rächen. Falsche Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Bewegung und Dauerstress machen Menschen krank und beeinträchtigen die langfristige Leistungsfähigkeit. In Anbetracht dessen sind Unternehmer gefordert, mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Für die Anbieter entsprechender Dienstleistung wie z.B. Fachkräfte aus dem Bereich der Ernährungsberatung bietet sich die große Chance, Überzeugungsarbeit zu leisten und mit qualifizierten Angeboten einen großen und interessanten Markt zu erschließen.
 
Mitarbeiter werden nicht einfach nur älter oder fühlen sich in ihrer mentalen und körperlichen Fitness zunehmend eingeschränkt. Auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungs- sowie Stützapparates zählen neben Depressionen und Burnout zu den gesundheitlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Doch bisher, so die Aachener Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET e.V.), beschränken sich viele Unternehmen lediglich auf die Durchführung jährlich stattfindender Gesundheitstage. An einem regulären Arbeitstag klären Vorträge, Workshops oder medizinische Tests über die schädlichen Folgen von Stress beziehungsweise über die positiven Auswirkungen einer bewussteren Ernährung und von mehr Bewegung auf. Doch die Wirkung derartiger Angebote verpufft im Arbeitsalltag schnell. Beschränkt sich die betriebliche Gesundheitsvorsorge sogar nur auf die finanzielle Beteiligung an medizinischen Vorsorgeuntersuchungen, bleibt die Risikominimierung und Prävention von Krankheiten meist nur ein frommer Wunsch.
Aufgrund dieser Analyse der Situation stellt die FET die berechtigte Frage: „Wäre es an dieser Stelle nicht sinnvoller, mit spezifischen Präventionsmaßnahmen zu beginnen, bevor die Gesundheit beeinträchtigt ist?“ Solche Maßnahmen zielen nicht nur auf gesündere und zufriedenere Mitarbeiter ab. Mittel- und langfristig stärken diese auch die Leistungsfähigkeit und Motivation selbst in stressigen Phasen. Das lässt sich in Unternehmen durch eine hohe Produktivitätsrate, eine gute Stressresistenz oder eine geringe Krankheitsquote messen. Hierfür sind auch nicht riesige Präventionspakete notwendig.
 
docFood meint:
Ernährungsberater und -therapeuten könnten nach Meinung der FET z. B. bereits durch kleine, aber in kürzeren Abständen stattfindende Einzelmaßnahmen für einen guten Lebensstil und eine an den Job angepasste Ernährungsweise sensibilisieren: „Vereinen die Angebote zudem verschiedene Lifestyle-Faktoren und stellen den Mitarbeiter und seine persönlichen Kompetenzen aktiv in den Fokus, ist der Weg für ein langjähriges gesundes und leistungsstarkes Unternehmen zumindest in dieser Hinsicht geebnet.“ BGF ist für Fachkräfte in der Ernährungsberatung noch ein weites Feld, in das allerdings auch viele andere Berufsgruppen aus dem Bereich Gesundheit, Fitness und Wellness drängen – teils mit wesentlich weniger Kompetenz. Engagement lohnt sich.

Dr. Friedhelm Mühleib

Das Seminar zum Thema bei freiraum – Fachseminare für Ernährungsprofis: „Betriebliches Gesundheitsmanagement für Fachkräfte aus der Ernährungsberatung“, Referentin: Dipl. Medizinpädagogin Birgit Blumenschein, selbstständige Diätassistentin und Dipl.-Medizinpädagogin mit Schwerpunkt Gesundheitsförderung. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Clinical Nutrition, Hochschule Rheine. Mehr über die Referentin erfahren Sie hier.

Birgit Blumenschein

Birgit Blumenschein