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Ist das ein Regionalfenster?

Sieht zwar so aus – ist aber keins. Sie wissen nicht, was ein “Regionalfenster” ist?  Es ist ein neues Siegel, das eigentlich seit Januar 2014 verlässlich und überprüfbar darüber Auskunft geben soll, welche Lebensmittel tatsächlich aus der angegebenen Region kommen. Anbietern, die ihre Produkte mit ungenauen Werbeaussagen zur Herkunft vermarkten, sollte damit das Leben schwer gemacht werden. Eigentlich eine gute Sache, denn Verbraucher wünschen sich regionale Lebensmittel – aber verlässlich und eindeutig gekennzeichnet sollen sie sein. Doch leider scheint das freiwillige Regionalfenster, so wie es momentan konzipiert ist, nicht mehr zu sein als ein Siegel unter vielen. Dass es zu mehr Klarheit bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern führt und missbräuchliche Werbung mit Begriffen wie “regional” oder “aus der Heimat” verhindert, ist nicht abzusehen
 
Zehn Monate nach Einführung des Regionalfensters sind 2.400 Lebensmittel mit der freiwilligen Kennzeichnung für regionale Lebensmittel ausgezeichnet, was Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt jüngst als Zeichen für den großen Erfolg des Siegels gewertet hat. Doch wer im Norden, Osten oder Westen nach dem weiß-blauen Informationsfeld auf Produkten Ausschau hält, der wird nur selten fündig. Allein in Bayern ist das Zeichen bereits häufiger zu finden.

Niedrige Anforderungen und hohe Hürden

Regionalfenster: Schon mal im Supermarkt gesehen?

Regionalfenster: Schon mal im Supermarkt gesehen?


Der Begriff der Region ist beim Regionalfenster sehr weit gefasst: Eine ‚Region‘ muss demnach lediglich kleiner als Deutschland sein. Ob es Sinn macht, Gemüse aus 500 Kilometern entfernten Anbaugebieten als “regional” zu bezeichnen, ist mehr als fraglich. Schließlich wollen Verbraucher das “Ernährungshandwerk in ihrer Region unterstützen, um auch regionale Arbeitsplätze zu sichern”, wie der Minister selbst betont. Letztendlich muss aber mal wieder der Konsument selbst entscheiden, ob das Produkt seinen Ansprüchen an Regionalität entspricht. Eine klare Definition der Region wäre an dieser Stelle sehr hilfreich. Hierfür fehle aber “sowohl auf Bundes- wie auch auf EU-Ebene die notwendige Rechtsgrundlage”, wie “Regionalfenster e.V.”, der Trägerverein, der über die Vergabe des Regionalfensters entscheidet, auf seiner Internetseite schreibt.
 

Kleine Betriebe können sich Kennzeichnung nicht leisten

So können sich nun Großbetriebe mit dem Regionalfenster schmücken, obwohl sie im Zweifel wenig zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Kleine Erzeuger aus der direkten Umgebung können sich die Kennzeichnung aufgrund der Vorgaben zu Liefermengen oder Kontrollauflagen dagegen kaum leisten. Die Verbraucherzentralen kritisieren außerdem, dass bei zusammengesetzten Produkten nur ein Mindestanteil an regionalen Zutaten von 51 Prozent enthalten sein muss, Tiere erst in der Mastphase in der Region gehalten werden müssen und die Herkunft der Futtermittel nicht erfasst wird. Zudem ist das “Regionalfenster” eine reine Herkunftskennzeichnung, die weder Aufschluss über die Qualität gibt, noch darüber, ob die Produkte umweltverträglich oder fair erzeugt wurden.
 

Tipp von docFood

Wenn Sie Ihr Fleisch, Ihre Eier, Ihr Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt oder beim Bauern in der Nähe kaufen, können Sie im direkten Gespräch erfahren, wie die Lebensmittel erzeugt wurden. So gibt es auch keinen Zweifel darüber, welche Produkte wirklich aus der Region kommen.

Melanie Kirk-Mechtel

Die offizielle Seite zum Regionalfenster finden Sie hier.
Hilfe bei der Suche nach regionalen Erzeugern geben Portale wie foodroot.de oder mein-bauer.com
 
Bildquelle: Bluetenzauber / pixelio.de
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