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Osteoporose: Diabetes geht auch auf die Knochen

Osteoporose ist in Deutschland weit verbreitet: Schätzungen zufolge sind derzeit ca. 7 Millionen Menschen davon betroffen.  Wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) berichtet, haben Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Osteoporoserisiko. In der Folge kann es bei Diabetikern vermehrt zu Knochenbrüchen kommen. Die Brüche wiederum können Immobilität, Lungenentzündungen oder Langzeitbehinderung nach sich ziehen. Ursache für Osteoporose können, so die DDG, einzelne Diabetes-Medikamente sein, die die Knochengesundheit schwächen. Auslöser kann aber auch ein Vitamin-D-Mangel sein.  Wie die Münchener Diätassistentin und Osteoporose-Expertin Barbara Haidenberger betont, kann eine knochengesunde Ernährung das Risiko für solche Brüche erheblich reduzieren.
Nach der Empfehlung der DDG sollten Menschen mit Diabetes frühzeitig und gezielt auf Osteoporose untersucht und behandelt werden.
Osteoporose – wenn die Knochen altern
Mit zunehmendem Alter nimmt die Stabilität unserer Knochen ab. Im Rahmen des natürlichen Stoffwechsels unserer Knochen wird ständig Gewebe auf- und abgebaut. Wird dauerhaft mehr Gewebe abgebaut als neues Gewebe entsteht, spricht man von Knochenschwund oder Osteoporose. Ein Diabetes mellitus kann den Abbau beschleunigen und – insbesondere mit längerer Diabetesdauer – Knochenbrüche begünstigen. „Hierbei spielt eine Rolle, ob die Menschen sich weniger körperlich bewegen, der Diabetes gut oder schlecht eingestellt ist, welche Diabetesmedikamente eingenommen werden und ob ein Vitamin-D-Mangel besteht“, sagt der Frankfurter Diabetologe Prof. Dr. Klaus Badenhoop.  Dabei komme, so der Mediziner, ein Vitamin-D-Mangel auch bei Gesunden nicht selten vor, sei aber bei Diabetes besonders häufig.
So kann Ernährung helfen
Niedrige Vitamin D Konzentrationen kommen besonders bei älteren Menschen vor. Neben der Nahrungsaufnahme wird ein Großteil des täglichen Vitamin-D-Bedarfes vom Körper durch die Haut hergestellt. Heute gehört Vitamin D aufgrund der gesicherten Wirkungen auf den Knochenstoffwechsel zur Basistherapie der Osteoporose.  Eine knochengesunde Ernährung sollte immer Bestandteil der  Basistherapie sein und möglichst schon vorbeugend praktiziert werden.  Wie viel sie bewirken kann, beschreibt die Ernährungsexpertin Haidenberger :  „Reichlich Calcium stärkt die Knochen, eine geringe Calciumzufuhr wird als eigenständiger Risikofaktor für die Osteoporose-Entstehung eingestuft. Menschen mit und ohne Diabetes nehmen häufig sehr viel weniger Calcium auf als die empfohlenen 1000 mg täglich.“  Auch andere Mineralstoffe und Vitamine, die den Knochenstoffwechsel beeinflussen, sind Haidenberger zufolge ebenfalls oft in zu geringer Menge in der Nahrung enthalten: „Eine diabetesgerechte Ernährung kann problemlos gleichzeitig knochengesund sein. Die Prüfung der Mikronährstoffversorgung sollte genauso zur Diabetesberatung gehören wie Blutzuckereinstellung und Gewichtsmanagement. So kann man einer Osteoporose und folgenschweren Knochenbrüchen schon frühzeitig entgegenwirken.“
docFood – Tipps für Ernährungsprofis
Die Expertin kritisiert, dass viele Diabetiker mit Osteoporose  statt der nötigen Ernährungsberatung lediglich Empfehlungen für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Calcium und Vitamin D erhalten – ohne Berücksichtigung der individuellen Essgewohnheiten und der tatsächlichen Nährstoffzufuhr. Dabei muss, so Haidenberger, eine „knochengesunde Ernährung“ weit mehr berücksichtigen als nur diese beiden Mikronährstoffe. Auf Grund dessen sollten Ernährungsfachkräfte, die Osteoporose-Patienten beraten, über einen breiten Fundus an Kenntnissen verfügen – vom medizinischen Hintergrundwissen über die leitliniengerechte Ernährung und den Einfluss des Säure-Basen-Haushaltes bis hin zur patientengerechten Vermittlung der Empfehlungen in Beratung und Schulung. Diese Kenntnisse vermittelt  die Expertin in Fachseminaren für Ernährungsprofis – z.B. hier und hier.

Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG

Säure-Basen-Haushalt: Übersäuerung fördert Osteoporose

Wenn im Volksmund und der Laienmedizin von „Übersäuerung“ geredet wird, ist in der Regel die (chronische) metabolische Azidose (cmA) gemeint. Während die Warnungen aus dem Bereich der Naturheilkunde vor den schädlichen Folgen einer „Übersäuerung“ von der Schulmedizin lange Zeit als kompletter Unsinn abgetan wurden, zeigt die wissenschaftlich-medizinische Forschung inzwischen mehr und mehr die klinische Relevanz des Phänomens.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit im Webportal journalmed.de stellen die Autoren Prof. Dr. med. P.M. Jehle und Anna M. Jehle zunächst die systemischen Auswirkungen der cmA auf den Gesamtorganismus dar, um dann speziell auf die Beeinträchtigungen des Knochenstoffwechsels Knochenstoffwechsel einzugehen.
 

Wie Übersäuerung dem Körper schadet

Demnach führen die Effekte der metabolischen Azidose auf Körper und Stoffwechsel zu einer Vielfalt von teilweise schwerwiegenden Veränderungen und Folgekrankheiten mit einem breiten Spektrum an Auswirkungen auf verschiedene Organsysteme, Hormone, Ernährung und den Knochenstoffwechsel, wie die Grafik anschaulich darstellt.
S-B-Grafik 1Grafik: Prof. Dr. med. P.M. Jehle und Anna M. Jehle
Klinisch stehen die negativen Einflüsse der cmA auf die Ernährung häufig im Vordergrund. Während Patienten über Appetitlosigkeit und Übelkeit klagen, kommt es zu einer Herabsetzung der Eiweißbildung bei gleichzeitiger Erhöhung des Proteinabbaus. Dieser Proteinverlust führt zu einer rasch eintretenden Eiweißmangelernährung und hat unmittelbare Auswirkungen auf Immunabwehr und Muskulatur.
 

Knochenstoffwechsel besonders gefährdet

Oft schleichend und vom Patienten unbemerkt, führt die cmA nach den Ausführungen der Autoren zu einer erheblichen Veränderung des Knochenstoffwechsels: „Durch das Erschöpfen des Bikarbonatpuffers im Knochen und den verstärkten ossären Ausstrom von Kalzium kommt es zu einem progredienten Verlust an Knochenmasse. Bei Kindern werden Wachstumsstörungen und Minderwuchs beobachtet. Die schädlichen Auswirkungen der cmA auf den Knochen bestehen in einer Hemmung der Mineralisation, einer Erhöhung des Knochenumsatzes sowie einem kontinuierlichen Knochenschwund. Dies führt zu einer Verminderung der Calcitriolspiegel und verstärkt zusätzlich die oben beschriebenen schädlichen Auswirkungen auf die Knochenmineralisation. CKD-Patienten weisen in der Regel einen Hyperparathyreoidismus auf.“ Fazit der Studien aus den letzten Jahren ist, dass eine chronische Übersäuerung die Knochenmineralisierung verschlechtert und zu einem signifikanten Knochenverlust führt. Als einen von vielen Belegen zitieren die Autoren eine in diesem Jahr veröffentlichte große US-amerikanischen Querschnittsstudie an über 9.724 Teilnehmern der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) aus den Jahren 1999 – 2004. Die Auswertung dieser Studie hat gezeigt, dass sowohl Männer als auch Frauen mit niedrigeren Bicarbonatspiegeln im Serum eine niedrigere Knochendichte der Lendenwirbelsäule aufwiesen.
 

docFood empfiehlt: Seminar zum Thema

Die Erforschung der cmA bringt in den letzten Jahren ständig neue Erkenntnisse über ihre Folgen für die Gesundheit. Parallel zum neuen Interesse der Wissenschaft am Thema „Übersäuerung“ geistert seit vielen Jahren viel Unsinn durch die populärmedizinische Laienpresse und verunsichert viele Patienten und Verbraucher: Dabei wird eine Übersäuerung des Organismus durch sogenannte „Säurebildner“ als Ursache einer Reihe von Erkrankungen bis hin zu Krebs und Demenz angesehen. Gerade für Fachkräfte in der Ernährungsberatung ist es wichtig, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Das leistet ein Seminar unter dem Titel „Säure-Basen-Haushalt: Wahrheit und Dichtung“ von Prof. Dr. Roswitha Siener, Oecotrophologin mit vielen Jahren urologischer Praxiserfahrung und klinischem Arbeitsschwerpunkt auf dem Säure-Basen-Haushalt. Im Rahmen der ‚freiraum-Fachseminare für Ernährungsprofis‘, legt sie einerseits dar, was von den verschiedenen Aussagen zum Säure-Basen-Haushalt wissenschaftlich haltbar ist und was ins Reich der medizinischen Märchen gehört. Anderseits gibt sie klare und begründete Empfehlungen für die Therapie – z.B. im Rahmen einer diätetsichen Behandlung

 Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle / Originalarbeit: Jehle AM, Jehle PM: Metabolische Azidose: Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Jg. 44, S. 403-409 (2015), Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle GmbH & Co. KG