Keine Angst vor Lactose in Medikamenten

Was passiert, wenn Patienten mit Lactoseintoleranz Medikamente einnehmen, die Lactose enthalten? Ist es in solchen Fällen zwingend notwendig, Präparate durch alternative Produkte zu substituieren, die mit anderen Hilfsstoffen formuliert sind? Mit diesen und ähnlichen Fragen sehen sich Ernährungsfachkräfte in der Sprechstunde mit Betroffenen immer wieder konfrontiert. Professor Dr. Martin Smollich (Foto) von der Mathias-Hochschule in Rheine gibt Entwarnung.

Schätzungen zufolge sollen ca. 15 Prozent der Deutschen an Lactoseintoleranz leiden. Auslöser der Unverträglichkeit ist ein Lactasemangel, der den Abbau des Milchzucker blockiert. Die adäquate Therapie ist eine lactosearme Diät. Aufgrund seiner günstigen Eigenschaften und geringen chemischen Reaktionsfreudigkeit wird Lactose auch häufig als Hilfsstoff in der Arzneimittelherstellung eingesetzt.
 
Lactose – als Hilfsstoff in Medikamenten verbreitet
Schätzungen aus den USA gehen davon aus, dass circa 20 Prozent der verschreibungspflichtigen und 6 Prozent der OTC-Präparate Lactose enthalten. Kann die Einnahme solcher lactosehaltiger Präparate Betroffenen mit Intoleranz schaden? Prof. Dr. Martin Smollich, Fachapotheker für Klinische Pharmazie, rät Ernährungsfachkräften und Betroffenen zu Entspannung:  Auch wenn diese Lactose als Hilfsstoff enthalten, so Smollich einem Vortrag vor Pharmazeuten, können Patienten solche Medikamente ohne Risiko einnehmen. Die Lactosemenge in Arzneimitteln liege in der Größenordnung von 100 Milligramm und sei damit deutlich zu gering, um Beschwerden auszulösen. Das gelte auch für Patienten, die homozygot intolerant und damit besonders anfällig seien. Symptome träten erst bei mehreren Gramm Lactose auf, erläuterte Smollich.
 
Keine Beschwerden zu erwarten
Obwohl die Datenlage eindeutig sei, sollte jedoch der Willen des Patienten maßgeblich sein: Wenn ein Patient ein lactosehaltiges Arzneimittel ablehne, weil er Sorge wegen möglicher Beschwerden habe, dann sollte ihm eine lactosefreie Alternative angeboten werden, auch wenn dies objektiv nicht notwendig sei. Wo ein solcher Nozebo-Effekt (glaubensbedingte Wahrnehmung eines gesundheitsabträglichen Effektes) auftritt, sollte er berücksichtigt werden: In Einzelfällen macht es dabei durchaus Sinn, auf eine lactoesefreie Arzneiform auszuweichen, schon um die Compliance der Patienten nicht zu gefährden. Falls keine lactosefreie Alternative zur Verfügung steht und es bei Einnahme lactosehaltiger Medikamente zu Beschwerden kommt, kann das Enzym Lactase in Form eines entsprechenden Präparats substituiert werden.
 
docFood informiert
Prof. Martin Smollich ist seit Kurzem an der Mathias Hochschule Rheine Inhaber der deutschlandweit ersten Professur für Klinische Ernährung. Der Medical Nutrition, so Smollich, geht es um optimale Abstimmung zwischen pharmakologischer Therapie und diätetischen Maßnahmen bei der Behandlung all der Erkrankungen, bei denen Ernährung eine Rolle spielt. Eine frühzeitige und auf das Krankheitsbild und die Medikation abgestimmte Ernährungstherapie führt zur Verbesserung des Ernährungszustandes u. a. bei Diabetes, Leber- und Nierenerkrankungen, Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie vielen weiteren Krankheitsbildern. Über die Hochschule hinaus vermittelt Smollich sein Wissen in Seminaren. Mehr Informationen hier bei freiraum – Fachseminare für Ernährungsprofis.

Dr. Friedhelm Mühleib

1 Kommentar
  1. Alfred sagte:

    Zu Beginn hatte ich auch das Problem, dass in meinen Medikamenten die ich dauerhaft einnehmen muss laktose enthalten war. Ich habe aber die perfekte Lösung von meinem Arzt empfohlen bekommen. Ich vertrage Laktose in geringen Mengen ganz ohne Beschwerden, mit Tabletten sieht das aber ganz anders aus. Mein Arzt empfahl mir zu jedem Medikament immer Lactosolv zu nehmen, so könne ich das ganze umgehen. Und so mache ich das jetzt auch und es klappt super.

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