„Ernährungsberater“ – Schluss mit dem Begriffsmissbrauch!
Ernährungsberater kann sich in Deutschland jeder nennen, dem das gefällt. Das ist deswegen ein großes Übel, weil es tatsächlich viel zu viele tun, die null Ahnung von Ernährung haben. Der Begriff „Ernährungsberater“ ist bei uns nach wie vor nicht geschützt. Schlimm ist das vor allem für jene, die tatsächlich qualifizierte und zertifizierte Ernährungstherapie und –beratung betreiben. Sie sind die Leidtragenden dieses unhaltbaren Zustands. Für sie kommt das Fehlen einer geschützten Berufsbezeichnung einer Diskriminierung gleich – müssen sie doch täglich erleben, mit all den Scharlatanen und Möchtegern-Experten in diesem Bereich in einen Topf geworfen zu werden. Damit muss baldmöglichst Schluss sein, wie jetzt der Verband der Diätassistenten in Deutschland (VDD) fordert.
Dem VDD ist es schon lange ein Dorn im Auge, dass permanent Schindluder mit dem Begriff „Ernährungsberater“ getrieben wird. In seiner aktuellen Pressemeldung warnt der VDD „vor einer schleichenden Aushöhlung der Heilberufe-Qualifikation“ im Bereich der ernährungstherapeutischen Beratung. Zu Recht beklagt sich Verbandspräsidentin Ina Lauer. „Wir erleben gegenwärtig, dass Gesundheitsbranche und Selbstverwaltung zunehmend den undefinierten Begriff ‚Ernährungsberater‘ verwenden und mit dessen Verwendung und Fixierung in Richtlinien und Vorgaben das staatliche Ziel eines verfassungsrechtlichen Auftrags des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung unterlaufen.“
Ernährungsberatung – wie ein Begriff missbraucht wird.
Erläuternd ergänzt Lauer im Anschreiben zur Pressemeldung: „Wir stellen in letzter Zeit verstärkt fest, dass der Begriff ‚Ernährungsberater‘ schon fast zum allgemeinen Sprachgebrauch gehört und – zu unserer Besorgnis – auch vermehrt in den Sprachgebrauch von Politik und Gesundheitsbranche Eingang findet. Patienten wie auch gesunde Menschen können damit aber nicht mehr erkennen, welche Qualität eine solche ‚Ernährungsberatung‘ hat. Das ist Anlass für uns klarzustellen, dass die Berufsbezeichnung ‚Ernährungsberater‘ keine durch eine Ausbildung gerechtfertigte Grundlage hat, nicht staatlich geregelt und zudem nicht gesetzlich geschützt ist.“ So weit, so gut. Wie von einem Verband vielleicht nicht anders zu erwarten, macht sich Lauer dann für die Stärkung des Berufs des Diätassistenten stark – als derzeit „einzigem Beruf, der sich monothematisch mit der Ernährung von Gesunden und Kranken befassen darf und deshalb gesetzlich geschützt ist. Lauer betont, dass nur durch den staatlich geregelten und geprüften Heilberuf des Diätassistenten ein gesicherter Qualitätsstandard in der Ernährungsberatung möglich ist, der auch den Anforderungen des Patientenschutzes gerecht wird.“
Gemeinsames Vorgehen nötig
Hier probt der VDD den Alleingang – und springt damit sicher zu kurz. Hier hätte man sich den Schulterschluss mit den – wenn auch wenigen – anderen Betieligten gewünscht, die neben den Diätassistenten ebenfalls qualifizierte Ernährungstherapie und – beratung betreiben. Wer die Szene kennt, dem sollte der Koordinierungskreis zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und Ernährungsbildung ein Begriff sein, in dem der VDD eines von 10 Mitgliedern ist. Unter anderem gehören die Ernährungsmediziner (BDEM und DAEM) sowie der BerufsVerband Oecotrophologie (VDOE) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) dazu. Nur gemeinsam ist man stark: Warum greift man nicht gemeinsam mit diesen Partnern an. Schließlich vertreten auch Sie Berufsgruppen, die qualifizierte und zertifizierte Ernährungstherapie und –beratung betreiben. Der VDD hat mit seiner Aktion ein wichtiges Zeichen gesetzt. In den Kampf ziehen sollte man gemeinsam – denn ein Kampf wird es sein. Von der Bedeutung der Ernährung reden alle gerne – aber zahlen will keiner dafür. Das muss sich ändern.
Dr. Friedhelm Mühleib
Ein uraltes Problem, leider wurde es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aufgegriffen und diskutiert,. Die Fachverbände schafften es nicht, sich zu einer Zusammenarbeit durchzuringen. Wie oft wurden bereits Anträge in den politischen Gremien gestellt, dass unser Beruf als Heilberuf anerkannt wird. Ich arbeite seit 1986 als Ökotrophologin in der Ernährungsberatung.