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Energy-Drinks – fliegen bis zum Absturz

Abtanzen bis zum frühen Morgen – Du willst mal wieder an die Grenzen gehen, Dich so richtig spüren. Für kleine Tiefs zwischendurch gibt’s schließlich Drinks, die Flügel verleihen, und schon ist die Power wieder da. Oder? Besonders beliebt sind die Flügelmacher im Mix mit Alkohol. Wodka Energy, Cool Bull, Gangsta’s Paradise, Stromschlag sind verheißungsvolle Versprechungen für einen coolen Rest der Nacht. Nur blöde, wenn der Stromschlag mal in die Pumpe geht.
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA will nun gemeinsam mit dem EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit „Schritte“ gegen die umstrittenen Wachmacher diskutieren. Das freut die Verbraucherschützer, denn die fordern schon lange ein Abgabeverbot an junge Leute. Warum sie das tun, erklärt docFood im Folgenden.
 
Fünf Liter pro Nacht – keine Seltenheit
Besucher von Diskotheken, Musik- und Sportveranstaltungen sowie LAN-Partys trinken teilweise erhebliche Mengen an sogenannten Energy-Drinks. Fans der Fitmacher konsumieren nach einer Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) beim Tanzen in Clubs im Schnitt 1 Liter Energy-Drink, meist gemischt mit alkoholischen Getränken. In Einzelfällen werden demnach bis zu 5 Liter innerhalb von 24 Stunden getrunken. Wer Energy-Drinks in größeren Mengen trinkt, sie mit Alkohol vermischt, wenig schläft oder sich körperlich anstrengt, muss mit im schlimmsten Fall mit dem Totalabsturz nach dem Höhenflug rechnen.Diese Risiken bestehen insbesondere bei koffeinempfindlichen Personen, wie z.B. Menschen mit bestimmten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Die Interpretation dieser Befunde, zu denen u.a. Krampfanfälle, Tachykardien (Anstieg der Herzschlagfrequenz), Herzrhythmusstörungen, Rhabdomyolyse (Untergang von Skelettmuskelzellen), Agitiertheit, Hypertonie (Bluthochdruck), Atembeschwerden und psychotische Zustände gehören, ist schwierig, da vergesellschaftet mit den Energy-Drinks neben Alkohol teilweise auch Arzneimittel und Drogen eingenommen wurden.
 
Energy-Drinks & Drugs & Alcohol: Fatal Error!
Kommen Inhaltsstoffe von Energy-Drinks, Alkohol und schlimmstenfalls noch Wachmacherdrogen zusammen, kann es zum Systemabsturz kommen: Die Mischung von Ethanol, Koffein, Taurin, Glucuronolacton und vielleicht noch Amphetaminen (Speed) kann zu erheblichen Schäden im zentralen Nervensystem und Herzkreislaufsystem führen. Die negativen Wirkungen der einzelnen Stoffe verstärken sich zu einem giftigen Cocktail, der Energy-Cocktail wird zum gefährlichen Mix.* Gefährdet sind nicht nur nachtschwärmende Partygänger, Disco- und Festivalbesucher. Vor allem auf LAN-Partys mit langen Wachzeiten der Teilnehmer von bis zu zwei Tagen und zwei Nächten werden erhebliche Mengen an Energy-Drinks – häufig auch hier im Mix mit Alkohol – getrunken. Insbesondere die Kombi von Energy-Drinks scheint trotz der möglichen gesundheitlichen Risiken weit verbreitet. Kein Wunder, dass nach der BfR-Studie Verbraucherhinweise der Hersteller auf den Verpackungen meist unbeachtet bleiben – wer kann die nach drei Wodka-Energys schon noch lesen?
 
docFood meint:
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert ein Abgabeverbot für koffeinhaltige Energy-Drinks an Jugendliche unter 18 Jahren. Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert seit längerem, den Verkauf von Energy-Drinks an Kinder und Jugendliche zu verbieten. Verbote erscheinen gern als einfache Lösung – sind es aber nie. Ob das also funktioniert – gerade bei den Jungen? Da provoziert jedes Verbot die unmittelbare Suche nach seiner Umgehung. Was immer das Ergebnis ist: Es wird nichts Gutes sein. Deshalb Vorsicht mit Verboten. Wie wärs mit mehr Aufklärung und Gespräch. Man könnte Naina ergänzen: Gedichtanalyse in vier Sprachen – kein Problem. Umgang mit Suchtmitteln im Alltag – keine Ahnung. Absturz vorprogrammiert?

Friedhelm Mühleib

 
* Wer sich genau über die möglichen gesundheitlichen Folgen und die Wirkung auf einzelne Organe und Systeme informieren möchte, kann das im Detail hier nachlesen.