Beeinflusst Darmflora wirklich das Gewicht?

Die Mikroflora des Darms gilt seit langem als ‚tatverdächtig‘ wenn es um die Ursachen der Adipositas geht. Wissenschaftliche Studien haben inzwischen einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Mikroflora eindeutig erwiesen – allerdings ist noch unklar, in welchem Verhältnis beide zueinander stehen. Mitentscheidend für das Gewicht ist, welche Bakterien sich im Darm befinden und wie das Verhältnis der einzelnen Bakterienarten, -gattungen und -stämme zueinander ist. Die individuelle Zusammensetzung beeinflusst den Stoffwechsel. Die langjährige Annahme, das Verhältnis der Bakterienstämme Firmicutes zu Bacteroidetes stehe in einem Zusammenhang mit dem Body Mass Index (BMI), scheint widerlegt. Jüngste Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass ein Bakterienstamm mit der Bezeichnung Clostridium ramosum unseren Energiestoffwechsel – und somit unser Gewicht – beeinflussen könnte.
Weitere Forschungsarbeiten zeigten aber auch: Unabhängig von der Zusammensetzung der Arten ähneln sich bei gesunden Menschen die Abbaukapazitäten der Darmflora und die ge-bildeten Stoffe. Bei adipösen Menschen scheint das nicht der Fall zu sein.
 

Wie Bakterien zusätzliche Kalorien produzieren

So konnten Wissenschaftler des Herforder Institut für Mikroökolgie (MVZ) feststellen: Bestimmte Darmbakterien können die für uns unverdaulichen Ballaststoffe gut verstoffwechseln und dadurch vermehrt kurzkettige Fettsäuren bilden. „Kurzkettige Fettsäuren wie Essig-, Propion- oder Buttersäure kann unser Stoffwechsel gut verwerten – das bedeutet deshalb auch zusätzliche Kalorien. Vor allem die Buttersäure kann aber auch nützlich für unsere Darmgesundheit sein“, erklärt Dr. med. Susanne Franck, Laborleiterin am MVZ Institut für Mikroökologie. Die Buttersäure ernährt die Darmschleimhaut, kann aber gleichzeitig entartete Zellen hemmen und der Krebsentstehung entgegenwirken. All diese Forschungsarbeiten bestätigen einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und Adipositas, der allerdings sehr komplex zu sein scheint. Zukünftig wird es noch einiges an Forschung brauchen, um das individuelle Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Bakterienarten, -gattungen und -stämmen in der Darmflora und dem menschlichen Stoffwechsel vollständig erklären zu können.
 

Tipp von docFood:

Für Ernährungfachkräfte, die mehr über den Zusammenhang zwischen Mikrobiota und Ernährung erfahren möchten, bietet das Seminarhaus freiraum in seiner Reihe ‚Fachseminare für Ernährungsprofis‘ eine zweitägige Veranstaltung unter den Titel „Mikrobiota und Ernährung“ an, in der der Stand der Wissenschaft referiert wird und praktische Ansätze für die Ernährungstherapie und beratung vorgestellt und diskutiert werden.

Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle: Pressemeldung MVZ Institut für Mikroökologie GmbH, Dr. Lilian Schoefer / Katharina Gabriel, E-Mail: lilian.schoefer@mikrooek.de / katharina.gabriel@mikrooek.de

 

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