Zucker – bittere Süße
Hätten Sie gewusst, dass eine Portion Tomatensoße 4 Zuckerwürfel enthalten kann und in einer 60-Gramm- Portion Cerealien oft 8 Stück Würfelzucker stecken? Eigentlich kennen das alle: Das Bild mit der 0,5l-Colaflasche und der Pyramide aus 17 Zuckerwürfeln. Doch das ist nur die Spitze des Zuckerbergs. Auch bei zahllosen anderen verarbeiteten Lebensmitteln unserer Alltagskostkommt die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Report zu dem Schluss: “Schrecklich süß”
Dabei machen die Ergebnisse der Untersuchung “Zucker in Lebensmitteln” bewusst, wieviel Zucker sogar in Produkten steckt, in denen man nur wenig Süßes vermutet. Das Fazit der Tester lautet: Fruchtjoghurts, Soßen und Frühstücks-Cerealien sind häufig kräftig gesüßt, und viele Softdrinks strotzen nur so von Zucker – so enthielten 0,5l einer getesteten Orangenlimonade umgerechnet 14 Stück Würfelzucker.
Gesundheitsrisiko Zucker
Anlass der Untersuchung war wohl die Sorge der Verbraucherschützer um unsere Gesundheit. Im Bericht heißt es: „Die Deutschen essen zu süß.“ So hat der Zucker für die Verbraucherschützer einen bitteren Beigeschmack. Denn jeder Deutsche verbraucht nach den Angaben der Stiftung im Durchschnitt ca. 90 g Zucker pro Tag – das entspricht etwa 29 Stück Würfelzucker, wobei die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur gut die Hälfte für tolerierbar hält. Zum Haushaltszucker (Saccharose) hinzu kommt Süße aus Glukosesirup, Honig, Dick- und Fruchtsaft. „Zucker ist reich an Energie“, stellt die Stiftung fest. „Ein Würfel von etwa 3g liefert 12 Kilokalorien. Zu viel Zucker kann Karies, Übergewicht und Fettleibigkeit fördern. Mit dem Gewicht steigen die Risiken für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes. Wissenschaftler halten Softdrinks für einen wichtigen Risikofaktor.“
Zucker – nicht nur in Kuchen und Süßigkeiten
Ca. ein Achtel des täglich verbrauchten Zuckers rieseln die Verbraucher selbst in Kaffee, Kuchen und Pudding. Die große Mehrheit des Süßmachers sehen sie nicht. Er verbirgt sich in verarbeiteten Lebensmitteln. Die Industrie setzt ihn nicht nur Genussmitteln wie Süßwaren zu, sondern auch Grundnahrungsmitteln und darüber hinaus u.a. Milch- und Getreideprodukten, Soßen und Softdrinks. Für ihren Report über verarbeitete Lebensmittel mit zugesetztem Zucker haben die Tester im März 2017 exemplarisch insgesamt 60 gesüßte Fertiglebensmittel eingekauft – in klassischen Supermärkten, Discountern und Bioläden. Darunter sind je 15 Frühstückscerealien, Milchprodukte, fertige Soßen und Softdrinks. In einer übersichtlichen Tabelle auf der Website listet die Stiftung die Produkte auf – mit Namen, Zutatenverzeichnis und den Nährwertangaben für Kohlenhydrate und Gesamtzucker pro 100 Gramm – entsprechend der Angaben auf den Etiketten.
docFood rät
Weniger Zucker – das könnte so einfach sein: Auf Softdrinks möglich komplett verzichten und den großen Durst mit Mineralwasser und Tee löschen. Gelegentlich Obst- und Gemüsesäfte trinken und beim Kauf auf die Zutatenliste schauen – dabei Produkte mit möglichst geringem Zuckergehalt wählen. Damit wäre schon enorm viel erreicht. Frühstückscerealien z.B. enthalten oft bis zu 40g Zucker auf 100g. Die Tabelle der Warentester zeigt, dass es durchaus Produkte gibt, die mit weniger als der Hälfte an zugesetztem Zucker auskommen. Auch bei allen anderen von der Stiftung untersuchten Produktgruppen lässt sich durch eine entpsrechende Auswahl der produkte viel Zucker sparen. Bei den Ketchups, Tomaten- und Salatsoßen im Test enthalten die am stärksten gesüßten Produkte zwei- bis dreimal mehr Zucker als die Produkte mit einem sparsamen Zuckerzusatz. Und last not least: Die beste Strategie liegt darin, so wenig wie möglich verarbeitete Produkte zu kaufen und möglichst viele frische und naturbelassene Lebensmitteln zu verwenden. Dann darf’s ruhig auch mal ab und zu ein Stückchen Schokolade sein!
Dr. Friedhelm Mühleib
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