Schlagwortarchiv für: Wechseljahre

Ernährungsberatung – in den Wechseljahren wichtiger denn je

Eine Anpassung von Ernährung und Lebensstil während der Wechseljahre und danach kann die Lebenssituation von Frauen  positiv verändern – z. B. durch Steigerung der Vitalität, emotionale Stabilisierung und ein geringeres Risiko für die verschiedensten Erkrankungen. Dr. oec. troph. Birgit-Christiane Zyriax, Ernährungs- wissenschaftlerin und Präventologin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V. spricht im Interview mit docFood über die positive Rolle, die eine Ernährungsberatung dabei spielen kann.
 

docFood: Welche Rolle spielen Ernährung und Lebensstil für Frauen in den Wechseljahren?

 

Dr. oec. troph. Christiane Zyriax


Dr. Zyriax: Die Bedeutung der Ernährung im Leben von Frauen ist wohl nie größer als während der Wechseljahre und in den Jahren danach – von Schwangerschaft und Stillzeit abgesehen. Mit Beginn der Wechseljahre kommt es aufgrund der sinkenden Östrogenspiegel zu Veränderungen im Stoffwechsel. Insbesondere in der Postmenopause sind ein gesunder Lebensstil und eine bedarfsgerechte Ernährung wichtiger denn je. Vielen Frauen fehlt das Wissen um die Risiken, denen sie in dieser Zeit ausgesetzt sind. Ernährungsfachkräfte können hier wichtige Partner sein, wenn es um die Vorsorge durch Ernährung und Lebensstil und die Vermeidung von Risiken geht.
 

docFood: Welche Risiken sind das?

 
Dr. Zyriax: Für Frauen steigt beginnend mit den Wechseljahren das Risiko für Übergewicht und Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine Reihe von Krebserkrankungen deutlich an. Eine adäquate Ernährung und ein gesundheitsfördernder Lebensstil tragen dazu bei, diese Risiken zu reduzieren. Oft erhoffen sich Patientinnen durch Einnahme von Supplementen einen Zusatznutzen hinsichtlich der Vermeidung chronischer Krankheiten. Der Nutzen dieser Präparate ist bis heute nicht zweifelsfrei erwiesen. Erwiesen ist dagegen die Wirkung von Änderungen des Lebensstils und der Ernährung. Wir wissen heute aus vielen Studien, dass regelmäßige Bewegung, viel Obst, Gemüse und Getreideprodukte, wenig Fleisch und mäßig Alkohol sowie Verzicht auf Rauchen bei Frauen mit einer bis zu 14 Jahre höheren Lebenserwartung verbunden ist. Wer diese Regeln nicht befolgt, muss mit einem nahezu 3-fach erhöhten Krebsrisiko und einem 4-fach erhöhten kardiovaskulären Risiko leben. Umso wichtiger erscheint es, Patientinnen frühzeitig im Beratungsgespräch zu Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu motivieren und die Möglichkeiten der persönlichen Einflussnahme auf Risikofaktoren klar hervorzuheben. Dabei sollten natürlich auch die Risiken des Einsatzes vonSupplementen thematisiert werden
 

docFood: Das müsste doch eigentlich bedeuten, dass bei Frauen in den Wechseljahren ein enormer Bedarf an Ernährungs- und Lifestyleberatung besteht?

 
Dr. Zyriax: Der Bedarf ist riesig. Ernährungsberaterinnen müssen nur lernen, ihn richtig zu wecken. Dazu braucht es auch mehr Kooperation mit den Gynäkologen. Zum einen lassen sich viele Gynäkologen gut überzeugen, dass man bei Beschwerden in den Wechseljahren mit Ernährung viel machen kann. Hinzu kommt die Gewichtsthematik, die bei Frauen ab 40 – unabhängig davon ob sie Beschwerden haben oder nicht – ein großes Thema ist. Ein stabiles Gewicht, idealerweise im Bereich des Normalgewichts, ist mit den geringsten Risiken für die Gesundheit verbunden. Ein kontinuierlicher Gewichtsanstieg im Erwachsenenalter, wie er bei vielen Frauen festzustellen ist, geht dagegen mit erhöhtem Krebsrisiko und der Entwicklung von kardiovaskulären Risikofaktoren einher. Wer es schafft, den Lebensstil und die Ernährung zu änder, kann diesen Risiken optimal vorbeugen. Ernährungsberatung kann betroffenen Frauen dabei mehr Raum und Zeit für Gespräche anbieten als jeder Arzt.
 

docFood: Um das zu leisten, müsste sich die klassische Ernährungsberatung für Frauen in den Wechseljahren hin zu einer Art Lebensstil-Coaching bewegen?

 
Dr. Zyriax: Genauso sollte es sein. Ich glaube, dass wir Ernährungsfachkräfte mit überschaubarem Aufwand die nötige Kompetenz aufbauen können, um das zu leisten. Für die Ernährungsberatung, die sich ein Stück weg bewegt von diesen klassischen Nährstoffbetrachtungen, sehe ich da eine große Chance. In meinem Seminar zeige ich Wege, wie Beratungskräfte Potenziale aufzeigen und Selbstvertrauen und Eigenkompetenz der Klientinnen stärken können. Das hilft, die Frauen von rein hormonellen Dingen abzulenken und für neue Aktivitäten zu öffnen – z. B. für Sport und Bewegung.
 

Tipp von docFood:

 Wie die Inhalte und Botschaften einer Ernährungs- und Lebensstilcoachings für Frauen in den Wechseljahren im Detail aussehen können und welche Methoden am besten zu ihrer Vermittlung geeignet sind, vermittelt die Expertin auch in Seminaren für Fachkräfte in der Ernährungsberatung. Wer mehr darüber wissen möchte, dem liefert Dr. Zyriax in einem zweitägigen Seminar freiraum-dem Seminarhaus für Ernährungsprofis im Dreieck zwischen Köln, Bonn und Aachen das nötige Handwerkszeug für die Beratungspraxis, verbunden mit vielen Beispielen aus ihrer eigenen langjährigen wissenschaftlichen und praktischen Erfahrung.
Zum freiraum und dem Seminar geht es hier.

 

Wechseljahre: Vorsicht bei Phytohormonen

Schaden Phytohormone der Gesundheit? Namhafte Wissenschaftler warnen inzwischen vor dem allzu sorglosen Umgang mit den Naturprodukten, die von vielen Frauen in den Wechseljahren als harmlose und natürliche Alternative zur Hormonbehandlung mit Östrogenen eingenommen werden. Dabei befürchten einige Experten, dass eine hohe Dosierung dieser Stoffe Krebs sogar auslösen könnte.
Da Phytohormon-Präparate aus Pflanzenextrakten keine Arzneimittel, sondern Nahrungsergänzungsmittel sind, kann man sie in Drogerien, Supermärkten und im Internet rezeptfrei kaufen. Die Werbung für die Präparate verspricht die Linderung typischer Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Reizbarkeit auf natürlichem Wege. Bisher fehlt allerdings der wissenschaftlich Beweis für diese Wirkungen der Pflanzenstoffe.
 

Isoflavone unter Verdacht

Im Fokus der Experten stehen insbesondere die Isoflavone, eine Untergruppe der Phytohormone, die vorwiegend aus Soja und Rotklee gewonnen und besonders häufig in den Präparaten verwendet werden. Prof. Dr. Patrick Diel, Sprecher des Isoflavon-Forschungsprojektes „Iso-Cross“ in Köln, warnt in einem Dossier von report München vor den Risiken: „ Aus tierexperimentellen Daten wissen wir auch, dass bereits existierende Tumore auf jeden Fall in ihrer Entwicklung gefördert werden durch diese Substanzen, das ist auf jeden Fall klar.“ Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in Vergangenheit bereits mehrfach vor der Einnahme von Phytoöstrogenen gewarnt, weil Tierexperimente gezeigt haben, dass Isoflavone das Wachstum von Tumorzellen beschleunigen können.
 

Die Dosis macht das Gift

Die Dosis macht das Gift – das scheint auch für Phytohormone zu gelten. Noch ist nicht sicher, ob und ab welcher Menge die Substanzen schaden. In einer großen europäischen Studie an über 330.000 Frauen wurde weder bei Aufnahme von Isoflavonen aus Soja-Lebensmitteln noch durch Einnahme von Isoflavon-Präparaten über einen Zeitraum von zwei Jahren ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs festgestellt. Unbestritten ist schließlich auch, dass die Aufnahme von Isoflavonen über eine sojareiche Ernährung viele Vorteile für die Gesundheit hat, nicht nur – aber vielleicht gerade in den Wechseljahren. Fragt man Verwenderinnen der Produkte, ergibt sich ein gespaltenes Bild: Während ein Teil der Frauen die Präparate als ausgesprochen hilfreich empfindet, bleiben sie bei anderen nach subjektivem Empfinden wirkungslos.
Wissenschaftler des Max Rubner Instituts in Karlsruhe vermuten, dass es vor allem mit der Dosierung der Isoflavone zusammenhängt, ob sie nutzen oder schaden. Grundsätzlich üben die Forscher Kritik dran, dass bei vielen Präparaten der Isoflavongehalt für Verbraucherinnen nicht ersichtlich ist. „Die Sorge ist auch, dass es durch den freien Verkauf zu einer unkontrollierten Einnahme und damit einer möglicherweise zu hohen Aufnahme kommt. Für gesunde Verbraucherinnen ist das normalerweise unproblematisch. Aber für Gesunde wie für Kranke gilt: Nahrungsergänzungsmittel sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt über längere Zeit eingenommen werden.“, so die Experten.
 

Lesetipp von docFood:

Wer mehr über Isoflavone, ihre Dosierung in den verschiedenen Präparaten und den Zusammenhang mit Krebserkrankungen wissen will, der wird auf dieser Seite des Max Rubner-Institutes fündig: Soja, Phytohormone und Gesundheit
 
Bildquelle: Benjamin Klack / pixelio.de
[spacer size=”40″]