Freispruch für die Milch

Was ist dran an den Vorwürfen, die Milch mit einem erhöhten Risiko für diverse Krankheiten in Verbindung bringen? Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass ein Großteil der Vorwürfe jeder Grundlage entbehrt. Aktuellen Studien zufolge geht der Verzehr von Milch und Milchprodukten im üblichen Rahmen nicht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko einher. Bestimmte Inhaltsstoffe der Milch werden stattdessen sogar mit einer schützenden Wirkung bei verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht.
Ein Jahr lang hat das bayerische Kompetenzzentrum für Ernährung KErn in Kooperation mit dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI) Mythen und Fakten rund um die Milch untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse der Auswertung von mehr als 400 Studien sind zusammengefast in der neuen Broschüre „Freispruch für die Milch“. Hier die wichtigsten Fakten:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zahlreiche Studien belegen, dass ein erhöhter Verzehr von Milch und Milchprodukten das Risiko für Koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall nicht erhöht. Wer viel Milch trinkt, vermindert dagegen nachweislich sein
Risiko, an Bluthochdruck und Diabetes zu erkranken. Außerdem nehmen Knochenmasse und Knochendichte zu.
Osteoporose
Die komplexen Prozesse, die zur Entstehung von Osteoporose führen, scheinen durch die Ernährung alleine nicht beeinflussbar zu sein. Das Kalzium in der Milch hat nach dem derzeitigen Erkenntnisstand weder positive noch negative Auswirkungen auf das Erkrankungsrisiko und ein möglicherweise damit einhergehendes Knochenbruchrisiko.
Überwicht
Ein Zusammenhang zwischen Milchverzehr und Erkrankungen wie Adipositas und metabolischem Syndrom ist bisher nicht erwiesen.
Krebs
Das Risiko für Darmkrebs wird durch Milchverzehr reduziert, erste Hinweise für einen positiven Einfluss bestimmter Milchinhaltsstoffe gibt es auch beim Brustkrebs. Zu viel Kalzium im Blut stellt ein erhöhtes Risiko für ein Prostatakarzinom dar. Unklar ist bisher, ob ein direkter Zusammenhang mit dem Kalzium besteht, das mit der Ernährung aufgenommenen wird. Verzehrstudien mit Milch ließen bisher keinen eindeutigen Zusammenhang erkennen.
Akne
Unzureichend erforscht ist, inwieweit ein erhöhter Verzehr von Milch bei Jugendlichen zu einem verstärkten Auftreten von Akne beitragen könnte. Das Kariesrisiko wird durch Milch und Milchprodukte weder erhöht noch gesenkt.
Allergien
Die Häufigkeit einer Allergie auf Eiweißstoffe der Kuhmilchproteine schwankt zwischen 0,5 bis 7,0 % bei Kindern und 0,7 bis 1,2 % bei Erwachsenen. Bei Kindern verliert sich eine Allergie in einigen Fällen mit zunehmendem Alter wieder. Dem allergenen Potenzial steht eine mögliche Schutzwirkung durch Eiweißstoffe in Rohmilch gegenüber. Allerdings: Auch wenn Rohmilch einen gewissen Allergieschutz bieten könnte – Forschungen dazu stehen noch am Anfang– darf die Gefahr durch krankheitserregende Keime in Rohmilch nicht unterschätzt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt raten Institutionen wie die WHO, das Robert Koch-Institut, das Max Rubner-Institut und die staatlichen Untersuchungsämter von einem Rohmilchverzehr ab.
 

Rat von docFood

Die Ernährungswissenschaftler von KErn und MRI haben hier eine gute Arbeit geleistet und auch viele kritische Studien gesichtet. Dem Ergebnis darf man guten Gewissens vertrauen: Milch und Milchprodukte – in üblichen Mengen verzehrt – bringen unserer Gesundheit überwiegend Vorteile – von wenigen Einschränkungen (Allergien, Rohmilch) abgesehen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 200 bis 250 g Milch und Milchprodukte sowie 50 bis 60 g Käse im Rahmen einer ausgewogenen und gesunden Ernährung – an diese Empfehlung darf man sich halten. Wer mehr wissen will über Milch und Gesundheit, findet die Broschüre des KErn zum „Freispruch für die Milch!“ zum Download unter www.KErn.bayern.de.

Friedhelm Mühleib

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