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Divertikel – Junge Menschen trifft es immer öfter

Meist verursachen sie keine Probleme, doch wenn sie sich entzünden, können sie Beschwerden und sogar schwere Komplikationen hervorrufen: Divertikel – Ausstülpungen an der Darmwand. Sie sind eine typische Alterserscheinung: Mehr als 60 Prozent der über 70-Jährigen haben sie. Zunehmend sind aber auch junge Menschen betroffen. Auch bei unter 40-Jährigen sollten Ärzte daher bei Unterbauchbeschwerden eine Divertikelkrankheit in Betracht ziehen. Dies teilen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) im Vorfeld ihres Kongresses Viszeralmedizin 2014 in mit. In einer aktuellen Leitlinie empfehlen sie neue Behandlungsstrategien gegen die Erkrankung.
Beschwerden im Unterbauch, vor allem auf der linken Seite, sowie Begleitsymptome wie Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Fieber, können auf eine Divertikulitis, also auf eine Entzündung der Divertikel, hinweisen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt oder verläuft kompliziert, kann es etwa zu einem Abszess im Bauchraum oder einer Bauchfellentzündung kommen. „In den letzten Jahren beobachten wir, dass immer häufiger auch junge Menschen von diesem – eigentlich als Altersphänomen zu bezeichnenden – Leiden betroffen sind“, sagt der Kölner Professor Dr. med. Wolfgang Kruis. Nach Schätzungen von Experten ist die Zahl der Divertikulitis-Patienten im Alter zwischen 18 und 44 Jahren in den letzten 10 Jahr um mehr als 30% gestiegen.
 

Oft sind Lebens- und Ernährungsgewohnheiten schuld

Grund für die Zunahme sind die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten moderner Industriegesellschaften: Zu wenig Ballaststoffe, keine ausreichende Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum. Um eine Erkrankung zu vermeiden, müsse deshalb in erster Linie beim Lebensstil und der Ernährung angesetzt werden, so die Experten. In einer erstmalig aufgelegten Leitlinie „Divertikulitis/Divertikelkrankheit“ haben die Mediziner nun aktuelle Forschungsergebnisse zusammengefasst und neue Empfehlungen für Diagnose und Therapie erarbeitet. „Bei der Gabe von Antibiotika etwa empfehlen wir heute deutlich mehr Zurückhaltung“, erklärt Professor Dr. med. Christoph-Thomas Germer (Universitätsklinik Würzburg). „Bei unkomplizierten Verläufen sollten Antibiotika nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen“. Denn eine leichte und einmalige Entzündung heile oftmals von alleine aus.
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Operation erst, wenn sonst nichts mehr hilft

Auch bei der Behandlung chronischer Verläufe gibt die Leitlinie neue Empfehlungen: „Die bisher verbreitete Ansicht, dass nach dem zweiten Entzündungsschub operiert werden sollte, wird inzwischen kritisch gesehen. Auch die Zahl der Schübe allein ist nicht länger wichtigstes Kriterium für einen chirurgischen Eingriff – vielmehr muss der behandelnde Arzt in jedem Einzelfall entscheiden“, so Germer und fordert im Rahmen der Diagnose den stärkeren Einsatz bildgebender Verfahren. „Bei einer Ultraschalluntersuchung kann der Facharzt den Schweregrad der Entzündung erkennen und daraus die angemessene Behandlung ableiten. Die neue Leitlinie soll nicht nur Klarheit schaffen, die Diagnose beschleunigen und die Therapie verbessern, sondern auch mehr Bewusstsein und Sensibilität für eine der häufigsten Darmerkrankungen in der medizinischen Praxis schaffen.
 

Tipp von docFood:

In der aktuellen Broschüre der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention FET e.V. finden Sie alles Wissenswerte zum Krankheitsbild sowie wichtige Aspekte der Ernährungstherapie, um eine Entzündung der Divertikel zu verhindern.
 

Wissenswertes rund um Divertikel

Die Erkrankung Divertikulose entwickelt sich zum Volksleiden. Doch während immer mehr Menschen Probleme mit Divertikeln haben, gibt es über den Umgang mit der Darmerkrankung und eine entsprechende sinnvolle Ernährung nur wenig wirklich brauchbare Informationen. In der aktuellen Broschüre der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention FET e.V.  finden Sie alles Wissenswerte zum Krankheitsbild sowie wichtige Aspekte der Ernährungstherapie, um eine Entzündung der Divertikel zu verhindern.
 

Broschüre mit praktischen Empfehlungen

Vielen wird erst bewusst, dass sie an der Krankheit leiden, wenn sich die Divertikel entzünden. Die sackartigen Ausstülpungen des Darms treten besonders häufig bei älteren Menschen auf. Wie Divertikel entstehen und warum sich diese bei manchen Betroffenen entzünden, gibt der Medizin noch Rätsel auf. Sicher ist jedoch, dass die Ernährung eine Rolle spielt. Um neuen Divertikeln und weiteren Entzündungen vorzubeugen, empfehlen Fachleute ballaststoffreich zu Essen. Doch wie setze ich die Empfehlungen im Alltag um? Bei dieser Frage hilft die ausführliche Ratgeberbroschüre des FET e.V. Sie liefert Betroffenen viele hilfreiche Informationen zur Erkrankung und worauf es beim Essen ankommt.
 

Material für die Ernährungsberatung

Für Ernährungsfachkräfte bietet der FET zusätzliche Materialien als Unterstützung für die Beratung und Therapie von Betroffenen.  Das Miniposter „Ernährungstherapie“ fasst die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick zusammen, während eine Lebensmittelliste empfehlenswerte sowie weniger günstige Nahrungsmittel gegenüberstellt. Ein weiteres Miniposter veranschaulicht, wie Ballaststoffe wirken und welche Lebensmittel wahre Ballaststoff-Pakete sind. Mit dem Ernährungs-Symptom-Protokoll lassen sich unverträgliche Speisen schnell entlarven. Ein Trinkprotokoll hilft dabei, das bei einer ballaststoffreichen Kost wichtige Trinken im Auge zu behalten. Um dann auch direkt starten zu können, bieten 50 Rezeptkarten Kochideen zu Vor- und Hauptspeisen, zu Fisch- und Fleischgerichten sowie zu Suppen und cleveren Menükomponenten.
Das Paket „Rundum versorgt bei Divertikulose“ ist im Onlineshop unter www.fet-ev.eu erhältlich. Ratgeber, Miniposter, Lebensmittelliste und Rezepte sind zudem auch als Einzelartikel verfügbar.
FET e.V. (Hrsg.), Fachinfo Divertikulose und Divertikulitis, Eigenverlag, 17 Seiten,
4,60 EUR. Bezug ausschließlich über den Medienshop des FET e.V.
Auch als Download erhältlich
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Divertikel – was nun?

Man könnte sie als typische Alterserscheinung bezeichnen: die Divertikel. Bereits bei zehn Prozent der über 40-Jährigen lassen sich diese Ausstülpungen in der Darmschleimhaut nachweisen. Unter den 80-Jährigen sind schließlich 60 bis 80 Prozent von diesen Aussackungen betroffen. Wenn bei einer Darmspiegelung z.B. Divertikel diagnostiziert werden, ist das an sich kein Grund zur Beunruhigung. Denn eine solche Divertikulose – so der medizinische Begriff – ist an sich noch keine Krankheit. Die meisten Betroffenen merken ihr Leben lang nichts davon.
Problematisch werden die erbsen- bis kirschkerngroßen Divertikel erst, wenn sie sich entzünden. Dann wird aus der harmlosen Divertikulose eine unter Umständen gefährliche Divertikulitis. Die entzündeten Divertikel können bluten. Im schlimmsten Fall platzen sie und führen so zu einem Darmdurchbruch.
 

Falsche Ernährung kann die Ursache sein.

Trotz der weiten Verbreitung der Divertikulose sind noch viele Fragen um ihre Entstehung und Behandlung ungeklärt. Mediziner und Ernährungswissenschaftler vermuten, dass z.B. eine Bindegewebsschwäche, ein überhöhter Druck im Dickdarm ( z.B. durch chronische Verstopfung) und eine ballaststoffarme Ernährungsweise die Divertikelbildung begünstigen. So meint die Ernährungswissenschaftlerin Christine Langer von der Aachener Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET e.V.): „Wer häufig zu Weißmehlprodukten, Reis, Bananen oder kakao- und zuckerreichen Süßwaren greift, riskiert eine chronische Verstopfung. Kommt noch ein altersbedingt träger Darm hinzu, entsteht ein hoher Innendruck, der die Darmschleimhaut durch Lücken in der Darmwand nach außen stülpt.“
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Wenn sich Divertikel entzünden

Wenn sich ein oder mehrere Divertikel entzünden, macht sich das durch plötzliche starke Schmerzen im linken Unterbauch bemerkbar. Tritt die Divertikulitis zum ersten Mal auf, lässt sich das in den meisten Fällen mit Fasten, Schonkost und Medikamenten kurieren. Im Anschluss stellt sich aber die Frage: „Wie kann ich eine Divertikelentzündung zukünftig vermeiden?“ Zur Vorbeugung neuer Entündungen empfiehlt Christine Langer: „Wer der weiteren Divertikelbildung entgegenwirken möchte, sollte gezielt auf ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst sowie auf eine ausreichende Trinkmenge achten. Milchsaure Produkte wie Naturjogurt, Kefir, Buttermilch und Sauerkraut fördern zusätzlich die Verdauung sowie eine gesunde Darmflora.“ Bei groben Lebensmitteln wie Nüssen, Körnern, Obstkernen und faserreichen Nahrungsmitteln wie Rhabarber und Ananas rät die Expertin zur Vorsicht. Lassen sich diese nicht vermeiden, ist gutes Kauen wichtig, damit sich keine groben Nahrungsreste in den Divertikeln festsetzen.
 

Tipp von docFood:

Im Ratgeber „Divertikel im Darm“, herausgegeben von FET e.V., finden Betroffene ausführliche Empfehlungen und zahlreiche Tipps zur Ernährung während und nach einer Divertikulitis gibt.
 
Bildquelle: bds / 123RF Stock Foto
Illustration “Wie Divertikel entstehen”: © FET e.V.