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Online-Kurs: Mehr Nachhaltige Ernährung geht nicht

Sie interessieren sich für Nachhaltigkeit in der Ernährung, Ihre Vorstellung davon ist aber immer noch vage und sie wüssten darüber gerne mehr? Dann kann Ihnen jetzt online geholfen werden: Die Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung e.V. unter Leitung des Ernährungswissenschaftlers Dr. Karl von Körber hat jetzt ein Mammutprojekt zur Nachhaltigen Ernährung auf einem eigens dafür eingerichteten YouTube-Kanal realisiert. Im Online-Video-Kurs „Nachhaltigkeit in der Ernährung“ können Interessierte kostenlos insgesamt 13 Stunden lang im Rahmen von acht Lerneinheiten das Thema bis in seine Details erkunden.
 
Der Kurs will die Auswirkungen des Ernährungsverhaltens sowie der Ernährungssysteme auf die fünf Dimensionen Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Gesundheit und Kultur auf regionaler, nationaler und weltweiter Ebene aufzeigen.
 

Praktische Lösungsmöglichkeiten als zentraler Aspekt

Ausgangspunkt sind globale Herausforderungen wie Klimawandel, Armut/Welthunger, Wassermangel, Existenzsicherung kleiner und mittlerer Betriebe sowie ernährungsmitbedingte Krankheiten. Zentral ist die Vermittlung von praktischen Lösungsmöglichkeiten anhand von sieben „Grundsätzen für eine Nachhaltige Ernährung“. Die Inhalte entsprechen der seit über 35 Jahren entwickelten „Konzeption Nachhaltige Ernährung“ (auch „Vollwert-Ernährung“, „Ernährungsökologie“). Diese deckt sich mit den Nachhaltigkeitsentwicklungszielen der UN und dem UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung. Imeinzelnen werden dabei folgende Themenbereiche behandelt. ● Nachhaltigkeit und globale Herausforderungen ● Klimawandel und Welthunger ● Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel ● Ökologisch/nachhaltig erzeugte Lebensmittel ●Regionale und saisonale Erzeugnisse ● Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel ●Fair gehandelte Lebensmittel ●Ressourcenschonendes Haushalten ● Genuss ohne Reue – praktische Umsetzung
 

Kurs vermittelt ganzheitliche Zusammenhänge

Die Teilnehmenden werden zum einen befähigt, die Auswirkungen des persönlichen Ernährungsverhaltens und der globalen Ernährungssysteme kritisch zu hinterfragen – zum anderen, Lösungsmöglichkeiten zu identifizieren und umzusetzen. Sie bilden sich über ganzheitliche Zusammenhänge von „Nachhaltigkeit in der Ernährung“ intensiv fort und werden angeregt, das erworbene Wissen in ihre Berufspraxis zu integrieren und professionell weiterzugeben. Das Angebot ist natürlich auch an interessierte Laien,richtet sich aber in erster Linie für Professionals aus dem Ernährungsbereich:
● Multiplikatoren aus diversen professionellen Bereichen: wie Ernährungswissenschaft /Ernährungsberatung, Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Entwicklungspolitik ●Berufstätige in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien ● Studierende und Doktoranden aller relevanten Fachrichtungen (z. B. Ernährungs-, Agrar-, Umwelt-, Sozial- und Nachhaltigkeitswissenschaften) ● interessierte Verbraucher.
 

Anerkennung für Zertifizierung angestrebt

Für zertifizierte Ernährungsfachkräfte, die sich den online-Kurs zu Gemüte führen, bemüht sich die Arbeitsgruppe derzeit um die künftige Anerkennung des Angebotes als Fortbildungsmaßnahme für die Zertifizierung. Weiterhin soll die Anerkennung als Lehrveranstaltung für Studierende verschiedener Hochschulen einschließlich Vergabe von ECTS-Punkten erfolgen. Der Online-Video-Kurs erhielt im Februar 2017 die Anerkennung als „affiliated project of the Sustainable Food Systems Programme“ („angeschlossenes Projekt des globalen Programms für nachhaltige Ernährungssysteme“). Dieses wird weltweit unter Beteiligung der beiden UN-Organisationen „Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation“ (FAO) und dem „UN-Umweltprogramm“ (UNEP) durchgeführt. Es ist Teil des „Zehn-Jahres-Rahmenprogramms zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster“.
 
 

Spenden für das kostenlose Angebot sind willkommen

Die Lernvideos und der Blog stehen zur privaten Nutzung kostenlos zur Verfügung.   Da die Erstellung und Produktion mit hohen Kosten verbunden war, bitten die Herausgeber um einen freiwilligen solidarischen Nutzungsbeitrag auf und begründen das so: „Die Erarbeitung der Inhalte lief über zweieinhalb Jahre, wobei vier Personen mit hohem Einsatz und Begeisterung beschäftigt waren. Hierfür standen aber nur sehr begrenzte Mittel für die Mitarbeiter*innen zur Verfügung, ebenso für die Produktion der Videos. Insofern hoffen wir im Sinne des „Fairen Handels“ bzw. des „Crowdfundings“ auf eine Unterstützung durch die Nutzerinnen und Nutzer.“

 Red.

Quelle: Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung e. V., München
Foto: © Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung e. V., Screenshot YouTube-Video

NORMAL essen – wie geht das?

Der Rummel ums Essen ist Wahnsinn – und nur ganz schwer auszuhalten, wenn Du Ernährungswissenschaftler bist. Immer neue Ratschläge, Tipps, Ernährungsweisen, Ergebnisse aus Medizin und Wissenschaft hageln auf Dich ein in einer permanenten Kakophonie, die kaum zu ertragen ist. Dabei ist man als studierter Experte dauernder argwöhnischer Beobachtung ausgesetzt. Meine Kollegin Alexa Iwan beschreibt das sehr treffend in ihrem Blog bei eatsmarter: „Ein Ernährungswissenschaftler, der nicht mindestens clean isst – kann man den/die ernst nehmen? Und überhaupt: Wie heißt Ihre Ernährungsweise nochmal? Meine heißt: NORMAL.“
 

Nur nach Plan essen macht nicht glücklich

Doch wie sieht das aus – normal essen? Alexa beschreibt es so: „Ich esse einfach normal und in Maßen! Das heißt ich esse so ziemlich alles (außer den Dingen, die ich nicht mag), ich übertreibe es nicht, aber ich verbiete mir auch nichts und es ist mir völlig wurscht, dass es dafür keinen Namen gibt. Ich glaube nicht, dass es auf Dauer glücklich und gesund macht, wenn man nur nach Plan isst: Das ist erlaubt, das ist verboten.“ Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass Alexa hier mal Klartext spricht – und dabei erfrischend normal bleibt! Genau so, wie sie das beschreibt, verstehe auch ich ‚normales‘ Essen. Weiter erklärt sie: „Natürlich versuche ich hauptsächlich frische und unverarbeitete Lebensmittel einzusetzen und ich benutze sehr wenig Fertigprodukte. Aber immer und jeden Tag gelingt mir das auch nicht. Und trotzdem bin mir sicher, dass ich meine Familie ziemlich gesund und ausgewogen ernähre.“
 

Essen ist kein Religionsersatz

Dr. Alexa Iwan hat als Ernährungswissenschaftlerin und Moderatorin Karriere gemacht – erinnern wir uns nur an ihre erfolgreiche Dokusoap „Alexa – ich kämpfe gegen ihre Kilos“ und an ihr Buch „Jede Frau kann schlanker erden“. Trotzdem ist sie immer auf dem Teppich geblieben – eben erfrischend normal. Auch als Ernährungswissenschaftlerin, die Menschen mit Ernährungsproblemen berät, hat sie sich diese Normalität erhalten. „Wenn ich das Internet durchforste und all die Profile der Leute sehe, die Essen zu einer Art Religion gemacht haben und am laufenden Band perfekte Bilder von perfekten Mahlzeiten posten, dann verdirbt mir das mitunter regelrecht den Appetit.“
 

Normales Essen für normale Leute

Abgedrehte Videos, Fotos, Foodporn -alles nicht ihr Ding. Ihre Ratschläge und Rezepte sind modern, praktisch, umsetzbar – dabei immer mit dem gewissen Pfiff und nie langweilig. Sie selbst sagt dazu: „Ich koche normales Essen und mache normale Fotos davon, damit normale Leute sehen, wie man sich auf normale Art und Weise mit normalen Lebensmitteln gesund ernähren kann. Essen ist doch keine Kunstrichtung, Essen ist Leben und der Mittelweg war schon immer in ziemlich vielen Dingen des Lebens ein guter Weg.Man kann alles übertreiben, auch die Sache mit der gesunden Ernährung.“ Es lebe die Normalität!

 Friedhelm Mühleib

Foto: © Dr. Alexa Iwan
Quelle: eatsmarter

Achtsamkeit: die Kunst, bewusst zu essen

Achtsamkeit ist die Kunst, bewusst zu leben. Genau das tun wir in der Regel nicht: Die Regel ist stattdessen, das wir etwas tun, und dabei schon an völlig andere Dinge denken. Wir essen, während wir fernsehen, beim Joggen beschäftigt uns der Gedanke ans Büro. Während wir eine Sache am Schreibtisch erledigen, erdrückt uns die Last dessen, was danach noch alles getan werden muss.
Ziel der Achtsamkeitspraxis ist es, aus diesem „Autopilotenmodus“ heraus zu kommen und das Bewusstsein wieder in den gegenwärtigen Augenblick zu holen und mit der aktuellen Tätigkeit in Übereinstimmung zu bringen – also z. B. beim Essen mit „Leib und Seele“ dabei zu sein. Das ist angesichts der menschlichen Neigung zu Selbstvergessenheit und gedanklichem Abschweifen schwerer, als man denken mag. Es erfordert Geduld und beständiges Sich-wieder-Besinnen. Die zentrale therapeutische Idee dahinter ist, dass der Autopilotenmodus flexibles und situativ angemessenes Handeln erschwert, da er automatisierte und starre Verarbeitungs- und Reaktionsmuster begünstigt – auch und ganz besonders beim Essen.
 

Schalten Sie den Autopiloten ab!

Essen im Autopiloten-Modus ist eher die Regel als die Ausnahme – und ist ein Paradebeispiel für das Gegenteil von Achtsamkeit – für Achtlosigkeit. Achtlos essen, das kennt jeder. Es ist das, was wir beständig tun. Nahrung sehen, greifen und hineinschlingen- ganz nach dem Gier- und Lustprinzip. Der Überfluss macht‘s möglich: Essen ist immer und überall verfügbar und permanent in Reichweite. Das verführt zu Snacking, Nibbling, zum kleinen Bissen zwischendurch, zu achtlosem Essen – mit den bekannten Folgen. Beständig suggeriert uns der Autopilot: Greif doch zu, wenn’s Dir schmeckt. So ist Übergewicht aus Sicht der Achtsamkeit in erster Linie die Folge von achtlosem Essen:
Warum ist es so schwer, den Autopiloten beim Essen im Sinne von mehr Achtsamkeit abzuschalten? Weil man sich dazu sich im Grunde vom bisherigen Ernährungsverhalten und den bestehenden Vorstellungen und Regeln zur Ernährung trennen muss. Das wird durch eine kleine Geschichte anschaulich, die die amerikanische Autorin Susan Albers in ihrem Buch „Essen, trinken, achtsam genießen.“ erzählt: Zu einem japanischen Meister kam ein Professor, der etwas über Zen wissen wollte. Der Professor erzählte dem Meister gleich zu Beginn des Treffens, was er schon alles über Zen gelesen hatte. Der Meister hörte zu und begann, dem Besucher Tee einzugießen. Er goss, bis die Tasse voll war, hörte dann aber nicht auf. Der Professor sah, wie die Tasse überlief und rief: „Sie ist übervoll! Es geht nichts mehr hinein!“ – „Wie diese Tasse“, sagte der Meister, „bist du angefüllt mit deinen eigenen Meinungen und Spekulationen. Wie soll ich dir Zen zeigen, wenn du nicht vorher deine Tasse leer machst?“
 

Tipp von Doc Food:

Fangen Sie langsam mit mehr Achtsamkeit an und versuchen Sie schrittweise, Essen und Leben bewusster wahrzunehmen.
Bildquelle: C/L / photocase.de
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Ein bisschen Achtsamkeit ist zu wenig

Ein neues Schlagwort macht die Runde: Achtsamkeit. Sie wird gepriesen als Wundermittel zum Erreichen von innerem und äußerem Gleichgewicht. So soll der Mensch durch Achtsamkeit nicht nur von den Folgen von Stress und Überforderung genesen. Achtsam essen soll auch von Übergewicht erlösen und vor Fehlernährung bewahren.
Das Paradoxe daran: Achtsames essen kann tatsächlich ein Weg aus der Ernährungsfalle sein – doch während immer mehr darüber geschrieben und geredet wird, desto weniger wird der Begriff verstanden. So stößt man verbreitet auf die Meinung: Ein bisschen Achtsamkeit – das tut sicher gut und kann doch nicht so schwer sein. Hier liegt das Problem. Ein bisschen Achtsamkeit funktioniert nicht – zumindest dort nicht, wo sie als therapeutisches Instrument zum Zuge kommen soll – ganz gleich ob es zur Erlangung des inneren oder äußeren Gleichgewichts eingesetzt werden soll.
 

Achtsamkeit als Weg zum Gleichgewicht

Das Prinzip hört sich ganz einfach und plausibel an: Es ist nicht die Torte, die dick macht, es ist die Seele. Inneres Ungleichgewicht führt häufig zu äußerem Übergewicht. Achtsamkeit ist der Weg zurück zum inneren Gleichgewicht. Wer seine Achtsamkeit systematisch schult, kann schädliche Essmuster dauerhaft durchbrechen und den Autopiloten, der uns wie ferngesteuert zur Gabel greifen lässt, ausschalten. Sie ist der Königsweg, um die Signale des Körpers wieder wahrzunehmen, mit dem zu-viel-essen aufzuhören und nur noch so viel zu essen, wie der Körper wirklich braucht. Das ist eine schöne Theorie, die einen Haken hat: Wie is(s)t man achtsam im persönlichen Ernährungsalltag? Achtsamkeit ist ein Zustand, der sich nur schwer operationalisieren und kognitiv erklären lässt. Achtsamkeit lässt sich nicht mal eben wie Frühsport oder eine Yogaübung in den gewohnten Alltag schieben. Wer montags kein Fleisch isst, ist deswegen noch kein Vegetarier – wer ab und an mal ein Stündchen achtsam ist, beherrscht noch nicht das Prinzip der Achtsamkeit.
 

Achtsamkeit erfordert Aufmerksamkeit

Achtsamkeit ist eine Geisteshaltung, eine Lebensphilosophie, die konsequent erarbeitet werden muss. Die wenigsten schaffen das ohne die Hilfe eines Therapeuten oder geübten Lehrers, und bis man dahin kommt, braucht es in der Regel eine Menge Zeit. Wer das Prinzip schließlich verinnerlicht hat, für den ist tatsächlich auch achtsam essen ein Kinderspiel. Damit wird das Problem deutlich: Die meisten nehmen Achtsamkeit als ein Rezept wie viele andere wahr – als eine Art Diät, und wundern sich, wenn das nicht funktioniert. Achtsamkeit ist deswegen so schwer zu erklären und zu vermitteln, weil sie mit Prinzipien verbunden ist, die der Lebensweise des modernen Menschen der rationalen Wissensgesellschaft und der Internetzeit fast diametral entgegengesetzt sind. Die Wurzeln der Achtsamkeit als Lebenshaltung liegen im Buddhismus. Dort hat sie einen zentralen Stellenwert. Achtsam sein bedeutet, ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt und bei sich selbst zu sein. Es bedeutet, sich seiner Gefühle, Gedanken und Handlungen in jedem Augenblick voll bewusst zu sein. Buddhisten üben sich in Achtsamkeit vornehmlich durch Meditation. Buddhistische Meister betonen die Wichtigkeit, Achtsamkeit zu einer das ganze Leben prägenden und durchdringenden Geisteshaltung zu machen, die sich auf vier existentielle Bereiche bezieht: den Körper, die Empfindungen, den Geist und die Geistobjekte. Im Gegensatz dazu ist unser modernes westliches Leben durch Hektik, Information Overload, Multitasking, Wissensflut und zahllose weitere Überforderungen geprägt.
 

Tipp von Doc Food:

Achtsam essen lässt sich kaum durch Lesen lernen. Inzwischen gibt es immer mehr Kursangebote zum Erlernen von Achtsamkeit. Wer achtsamer leben und essen möchte, ist in einem solchen Kurs auf einem guten Weg.
Bildquelle: Francesca Schellhaas / photocase.com
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