Der Tomatenfisch – ein Beitrag für künftige Ernährungssicherheit
Kennen Sie den Tomatenfisch? Dabei handelt es sich nicht um ein neues Fertiggericht, sondern um ein Projekt des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Das innovative System zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion ist momentan auf der Weltausstellung EXPO in Mailand zu sehen.
Unter dem Leitthema „Feeding the Planet, Energy for Life“ geht es auf der diesjährigen EXPO unter anderem um neue Lösungsansätze für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion. Der Tomatenfisch, der für kombinierte Fisch- und Gemüseproduktion steht, könnte ein Weg dazu sein.
Aquaponik – Synergieeffekte nutzen
Aquaponik ist eine Wortkombination aus Aquakultur für Fischzucht und Hydroponik für die Pflanzenzucht ohne Erde. „Mit dem ASTAF-PRO“ (Aquaponik-System zur emissionsfreien Tomaten- und Fisch-Produktion) haben die Wissenschaftler des Gewässerforschungsinstitutes ein besonders effizientes Verfahren entwickelt, mit dem Fisch und Gemüse ressourcensparend und unter nahezu emissionsfreien Bedingungen produziert werden können. Beim “Tomatenfisch” macht man sich zu Nutze, dass Tiere und Pflanzen ähnliche Umweltbedürfnisse für Wachstum haben. „Das Brauchwasser der Fische wird durch spezielle Filter zu exzellentem Biodünger für das Gemüse aufbereitet. Über die Blätter geben die Pflanzen schließlich wieder ‚gereinigtes‘, sauberes Wasser ab. Das kann gesammelt und wieder in den Fischkreislauf zurückgeführt werden. So sinkt der Tagesbedarf an Frischwasser auf unter drei Prozent “, erläutert Projektchef Prof. Dr. Werner Kloas, Leiter der Abteilung Ökophysiologie und Aquakultur am IGB, die Vorzüge des Systems.
Fast klimaneutrale Lebensmittelerzeugung
Auch das Kohlendioxid, das die Fische ausatmen, kann von den Tomatenpflanzen aufgenommen, für ihr Wachstum genutzt und dabei in Sauerstoff umgewandelt werden. Wird für den Betrieb der Anlage Energie aus regenerativen Quellen wie Wind oder Sonne verwendet, kann das System fast ohne klimaschädliche Emmissionen betrieben werden. Lediglich die Investitionskosten für die “Tomatenfisch”-Anlage sind (noch) sehr hoch. Weil das System aber sehr effizient ist, könnte sich die Anschaffung lohnen. Derzeit arbeitet das IGB im EU-Projekt „INAPRO“ mit 18 Partnern daran, die Tomatenfisch-Technologie fit für die Praxis zu machen. Dabei entstehen in Deutschland, Spanien und China mehrere große Versuchsanlagen. Sie sollen die technische und wirtschaftliche Machbarkeit des Systems in größerem Maßstab beweisen. So könnte der “Tomatenfisch” bald einen Beitrag für die zukünftige Lebensmittelsicherheit leisten.
Tipp von docFood:
Wer es nicht zur EXPO schafft – bis zum 31. Oktober – der kann sich auf der Projekt-Website informieren oder sich einen erklärenden Film zum System anschauen.
Melanie Kirk-Mechtel
Quelle: idw
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