Warum Ballaststoffe für die Darmflora so wichtig sind

Ballaststoffarme Ernährung kann unserer Darmflora nachhaltig schaden – und die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen vermutlich von Generation zu Generation verstärken. Amerikanische Forscher konnten im Tierversuch zeigen, dass eine  Ernährung mit geringem Ballaststoffanteil über nur vier Generationen hinweg bei Mäusen zum unwiederbringlichen Verschwinden von drei Vierteln der ursprünglichen Bakterienarten führt. Die Wissenschaftler vermuten, dass beim Menschen die intestinale Mikrobiota – so der Fachbegriff für das, was wir früher Darmflora nannten – bei einer Ernährung mit zu wenigen Ballaststoffen stark leidet. Das könnte mit gravierenden Folgen für die Darmgesundheit verbunden sein.
 
Viele Erkrankungen im menschlichen Verdauungstrakt werden inzwischen mit Störungen der Mikrobiota in Verbindung gebracht – auch wenn in den meisten Fällen die  Zusammenhänge im Detail noch nicht genau erforscht sind. Auch das Reizdarm-Syndrom mit Blähbauch und diffusen Bauchschmerzen geht häufig mit Veränderungen der Darm-Mikrobiota einher, wie eine Reihe aktueller Forschungsergebnissen zeigen. Darüber hinaus nehmen Experten an, dass etliche Zivilisationskrankheiten wie Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten mit einem gestörten Mikrobiom im Darm zusammenhängen.
 

Vielfalt der Darmflora gefährdet

Wie kommt es zu solchen Veränderungen der Darmflora? Der westliche Ernährungsstil mit vielen hochverarbeiteten und ballaststoffarmen Lebensmitteln könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wie unsere moderne Ernährung die Vielfalt der Bakterien im Darm beeinflusst, war Gegenstand der Studie an der Stanford University School of Medicine in Kalifornien. In Versuchen mit Mäusen zeigten die Forscher, dass Vielfalt und Zahl der Mikroben bei ballaststoffarmer Ernährung von Generation zu Generation abnehmen. Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile der Nahrung und bestehen vor allem aus Kohlenhydraten. Sie werden von den Darmbakterien aufgeschlossen. Ein ausreichender Ballaststoffverzehr gilt aus Sicht der Ernährungsmedizin seit langem als wichtige Voraussetzung für einen gesunden Darm.
 

Weniger Ballaststoffe – weniger Bakterien

Die Wissenschaftler fütterten Mäuse mit ballaststoffarmer Kost. Innerhalb weniger Wochen nahm die Vielfalt der Bakterien bei den Tieren erheblich ab. Auch die Anzahl von Bakterien einzelner Arten sank. Stellten die Forscher die Ernährung der Mäuse anschließend auf eine ballaststoffreiche Kost um, normalisierte sich das Mikrobiom wieder, wenn auch nicht vollständig: Bei einem Drittel der ursprünglichen Bakterienarten blieben die Populationen deutlich kleiner, wie die US-Forscher im Fachblatt „Nature“ berichten. Die eigentliche Überraschung kam aber, als die Mäuse beider Gruppen Nachwuchs hatten: Von Generation zu Generation verkümmerte das Mikrobiom im Darm der ballaststoffarm ernährten Tiere immer mehr – und diese Veränderung war mit einer Rückkehr zu ballaststoffreicher Ernährung nicht rückgängig zu machen. Mehr als zwei Drittel der ursprünglichen Bakterien blieben jeweils verschwunden.
 

Gefahr für die Enkel

Fazit der Studie: Die Ernährungsgewohnheiten in den modernen Industrienationen könnten eine irreversible Auslöschung zahlreicher nützlicher Darmbakterien bei kommenden Generationen mit sich bringen. Offensichtlich erholt sich der Darm von ungesunder Ernährung nicht so schnell. Wer heute zu wenig Ballaststoffe zu sich nimmt, könnte die damit einhergehenden Probleme sogar an die Enkel vererben. Welche Folgen dies für die menschliche Gesundheit haben wird, lässt sich bislang allerdings nur schwer abschätzen. Experten gehen davon aus, dass Beschwerden wie ein Blähbauch oder dauernde Bauchschmerzen erste Anzeichen einer gestörten Darmflora sind. Auf lange Sicht werden die negativen Effekte über Generationen hinweg deutlich zunehmen, so die Vermutung der Forscher.
 

Tipp von docFood

Wie das Magazin Fokus berichtet, könnte die Einnahme probiotischer Produkte allerdings helfen:Die Entwicklung des Menschen sei eng gekoppelt an die seiner Bakterien, schreibt Eric Martens von der University of Michigan Medical School in Ann Arbor in einem Kommentar zur Studie. Diese mikrobiellen Partner übernähmen einen Großteil der Arbeit bei der Verdauung komplexer Kohlenhydrate.“ Es bleibt abzuwarten, ob ein Teil dieser Funktionalität in einigen Menschen schon verlorengegangen ist und wenn ja, in welchem Ausmaß, so der Wissenschaftler, der gleichzeitig die Hoffnung hegt, dass diese Funktionen künftig möglicherweise über die Einnahme probiotischer Zubereitungen wieder hergestellt werden könnten. Mehr Infos zu Fragen rund um die Darmgesundheit finden Sie hier.
 

 Dr. Friedhelm Mühleib

1 Kommentar
  1. Sonja sagte:

    Toller Artikel – mit spannenden Erkenntnissen. Da ich in der Vergangenheit häufig mit Verstopfung zu kämpfen hatte, achte ich mittlerweile sehr auf meine Ernährung und halte es auch für so wichtig, dass man auf seine Darmgesundheit achtet. Kürzlich habe ich das Buch “Darm mit Charme” gelesen und die Autorin hat darin empfohlen, dass sich die Hocke als ideale Darmentleerungsposition anbietet. Ich habe diesen Tipp sofort ausprobiert und bin sehr zufrieden mit der Wirkung des Hockgangs. Kann mich in der Hocke gründlich und ohne starkes pressen erleichtern. Für meine heimische Toilette habe ich mir einen Toilettenhocker bestellt, der die 35 Grad Position fördert.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert