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Ernährung in Zeiten von Corona

Die aktuelle Corona-Epidemie betrifft fast alle Bereiche der Medizin und des täglichen Lebens. Häufig tauchen Fragen zum Stellenwert der Ernährung auf, etwa welche Ernährung einen Schutz vor der Corona-Infektion bieten kann und welche Bedeutung die Ernährung im Krankheitsverlauf hat. Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin am Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München (TUM), gibt im Interview einen Überblick.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf das Immunsystem?

Stark vereinfacht lässt sich sagen, dass eine Mangelernährung, die durch niedrigkalorische Kost entsteht, die Aktivität des Immunsystems schwächt. Dabei sinkt auch die Fähigkeit des Körpers, Entzündungen zu bekämpfen. Eine kalorienreiche Ernährung mit hohem Anteil tierischer Lebensmittel, wie sie für die deutsche Bevölkerung typisch ist, hat eine leicht entzündungsfördernde Wirkung. Eine pflanzlich betonte Kost wirkt eher entzündungshemmend.

Welche Ernährungsempfehlungen können Sie zum Schutz vor COVID-19 geben?

Grundsätzlich empfehle ich eine bedarfsgerechte, ausgewogene Ernährung. Gleichwertige Alternativen sind eine vegetarische Ernährung und die Mittelmeerkost. Diese Ernährungsformen können zwar nicht vor Infektionen schützen, machen aber das Immunsystem fit und bringen den Körper in eine gute Verteidigungsposition. Menschen mit Unter- oder Mangelernährung zählen zu den Risikopersonen mit erhöhtem Infektionsrisiko und schlechterer Prognose. Eine Mangelernährung findet sich häufig bei schweren Erkrankungen, aber auch bei älteren Menschen.

Was empfehlen Sie Personen mit nachgewiesener Infektion im Hinblick auf Ernährung?

Der Körper muss weiterhin ausreichend mit Energie und allen wichtigen Nährstoffen, einschließlich der Mikronährstoffe, versorgt werden. Bei Krankheiten mit Fieber steigt der Energiebedarf um rund 13 Prozent pro Grad Temperaturerhöhung.

Gibt es Studien, die einen Zusammenhang von Ernährung und möglichen Corona-Infektionen zeigen?

Erste Publikationen legen nahe, dass Adipositas ein bedeutsamer Risikofaktor für schwere Verläufe der COVID-19-Erkrankung ist. Eine aktuell publizierte rückblickende Analyse an 3.615 Patienten mit COVID-19 aus New York ergab, dass Adipositas, definiert als BMI ≥ 30 kg/m2, vor allem bei Patienten im Alter unter 60 Jahren ein zweifach erhöhtes Risiko mit sich bringt, in eine Klinik bzw. auf eine Intensivstation aufgenommen zu werden. Bei einem BMI ≥ 35 kg/m2 und Alter unter 60 Jahren war das Risiko 3,6-fach erhöht, auf eine Intensivstation zu kommen. Eine Analyse von COVID-19-Patienten der Uniklinik der RWTH Aachen zeigte, dass Patienten mit akutem Lungenversagen (ARDS) häufig eine Adipositas aufweisen. Derzeit wird jeden Tag eine neue Studie veröffentlicht, die ähnliche Befunde zeigt.

Ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Supplementierung) sinnvoll?

Es gibt plausible Argumente für Selen oder Vitamin D, die allerdings überwiegend aus Zellkultur- oder tierexperimentellen Studien stammen. Die Daten für den Menschen sind noch sehr dünn. Es gibt allerdings Hinweise, dass Vitamin D das Risiko für Lungenentzündungen reduzieren könnte. Daneben werden besonders sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Karotinoide empfohlen, die die Abwehrkräfte stärken sollen und auf ähnlichen experimentellen Methoden basieren. Es fehlen aber gute kontrollierte Interventionsstudien am Menschen, sodass der Nutzen für Menschen mit einer Virusinfektion fraglich ist. Ich würde daher von einer Supplementierung eher abraten, wenn es keinen wirklichen medizinischen Grund gibt.

Die aktuellen Empfehlungen für die Zufuhr von Mikronährstoffen beim gesunden Menschen haben Sicherheitsmargen, sodass selbst bei einem erhöhten Bedarf keineswegs zwangsläufig ein Mangel droht. Eine ausgewogene Ernährung stellt dem Körper die benötigten Mikronährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung.

Tipp gegen Tricks zum Schutz vor Demenz

Wer im Internet surft, kann sich kaum retten vor Tipps und Tricks für dieses und jenes, für eigentlich alles. Auch heute entgehe ich den Websites nicht, die mich mit Tipps und Tricks versorgen. Heute verspricht mir die Website von n-TV: „Mit diesen Tricks bleibt das Gehirn auf Zack“. Und welche tollen Tricks wären das nun? Fähigkeiten nutzen; gesund essen; viel bewegen; gezielt trainieren; Diabetes behandeln lassen; Anschluss suchen!
 
Das sollen Tipps und Tricks sein? Das sind weder Tipps noch Tricks, sondern  Selbstverständlichkeiten, die jeder jenseits der 50 verinnerlicht haben sollte. Es sind die Grundelemente eines halbwegs gesunden Lebensstils in der zweiten Lebenshälfte. Die Behandlung eines Diabetes ist kein Trick, sondern eine notwendige Maßnahme zur Verhinderung eines zu frühen Todes. Ein Trick ist das Versprechen, mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Geht es darum, gesund und beweglich alt zu werden, klappt das in Regel nicht mit dem minimalen Aufwand. Wer rastet, der rostet. Stellt sich die Frage: Für wie dumm halten uns all jene, die uns täglich mit solchen unsäglichen Tipps und Tricks versorgen? So ist der einzige hilfreiche Tipp dieser: Wenn Dir das Netz Tipps und Tricks verspricht, surfe möglichst schnell weiter. Schalte den Computer aus und stattdessen das Hirn ein. Denke im aktuellen Fall (Demenzschutz) ein paar Minuten darüber nach, was Du heute tun kannst, um Dich jung und geistig und körperlich fit zu halten. Iss dabei einen Apfel. Das wäre Dein optimaler Demenz-Schutz.

 Friedhelm Mühleib

Start ins neue Jahr – mit Leichtigkeit

Starten Sie gut ins neue Jahr – am besten mit viel Leichtigkeit.  Was auch immer das neue Jahr an Herausforderungen bringen mag – mit Leichtigkeit lässt sich alles besser schaffen. Wir haben es eh schon schwer genug. Also nehmen wir’s einfach leichter.  Mit Leichtigkeit lässt sich das Schwere viel besser ertragen. Das gilt auch für die täglichen Herausforderungen rund um unsere Ernährung. Wer jetzt an die vielen Pfunde denkt, die er wieder mit sich herumschleppt, sollte auch das mit einer gewissen Leichtigkeit sehen.
Leichtigkeit ist eine Geisteshaltung. Es ist eine Vorstellung von dem, was ist und was auf mich zukommt. Ich habe das in der Hand. Ich kann entscheiden, ob ich den Dingen, dem Leben mit Schwere oder mit Leichtigkeit begegnen will.
 

Essen und Trinken – einfacher mit Leichtigkeit

Ich kann entscheiden, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Anstatt mich über mein Gewicht zu grämen, kann ich mich auf die Frühjahrsfigur freuen, an der ich ab sofort Schritt für Schritt arbeiten werde – mit Leichtigkeit. Wer leicht denkt, hat meistens mehr Alternativen. Wenn es wirklich nur ein paar Pfunde zu viel sind, kann man mit denen auch mit Leichtigkeit leben. Was man hat, ist dann schon die wunderbare Frühjahrsfigur. Leichtigkeit im Denken lässt nicht nur Pfunde leichter verlieren oder ertragen. Sie wirkt auch Wunder als Heilmittel für alle möglichen anderen Ernährungsfragen. So sind die Fragen nach der richtigen Ernährungsform – vegetarisch, flexitarisch, konventionell, mit viel, wenig oder ganz ohne Fleisch oder wie auch immer – mit Leichtigkeit einfacher zu lösen.
 

docFood meint

Mein Wunsch zum neuen Jahr für alle Freunde und Leser: Nehmt alles mit ein bisschen mehr Leichtigkeit: die Welt, das Leben – und im Leben auch alles rund um die Ernährung.

Die Leber aus ernährungsmedizinischer Sicht

Fettleber und andere chronische Lebererkrankungen stehen bei Ernährungsfachkräften ganz oben auf der Liste ernährungsbedingter Erkrankungen ihrer Klienten. Für alle, zu deren ernährungstherapeutischem Alltag Krankheiten rund um die Leber gehören, bietet die Fachhochschule Rheine am 02. November 2016 eine aktuelle, spannende (..und zudem kostenlose) Veranstaltung an: Lebererkrankungen und Ernährung – Update 2016, so lautet der Titel des 5. Rheinenser Ernährungsmedizinischen Symposiums. Dipl.-Medizinpädagogin Birgit Blumenschein und Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich (Foto) gehören mit zu den Akteuren.

Ziel der Veranstaltung ist, die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Ernährungstherapie rund um die Leber miteinander verknüpfen.
 
Ganzheitlicher Blick auf Leber und Ernährung
Die Vorträge mit Fokus auf physiologischen, medizinischen, diätetischen und pharmakologischen Aspekten zeigen die optimale interdisziplinäre Vorgehensweise im klinischen und ernährungstherapeutischen Alltag auf. Hauptreferenten und Themen der Abendveranstaltung (17:00 – bis 20:30) sind ● Dr. rer. nat. Cordula Siegmann-Thoss (Diplom-Chemikerin; Hochschullehrerin der praxisHochschule Rheine) mit dem Thema „Die Leber – das Chemielabor in unserem Körper“ ● Dr. med. Frank Holtkamp-Endemann (Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Proktologie, Gemeinschaftspraxis in Münster) mit seiner Keynote-Lecture über „Ernährungsmedizinisch relevante Lebererkrankungen“ ● Birgit Blumenschein (Dipl.-Medizinpädagogin; Diätassistentin; Wiss. Mitarbeiterin, Studiengang Clinical Nutrition, praxisHochschule Rheine), die über „Aktuelle Ernährungsaspekte“ referiert sowie ● Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich (Studiengangsleiter Clinical Nutrition, praxisHochschule Rheine, Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) mit seinem Beitrag über „Hepatische Nebenwirkungen von Medikamenten: Management in der Praxis.
 
Info von docFood
Die Veranstaltung kann für die kontinuierliche Fortbildung von Zertifikatsinhabern mit bis zu 6 Punkten berücksichtigt werden. Sie ist für die Fortbildungszertifikate bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe und bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe angemeldet. Die Zertifizierung kann von VDD, VDOE und VFED mit bis zu 5 Punkten bestätigt werden. Zur Anmeldung für die Veranstaltung geht es hier.

 Redaktion

Foto: Dipl.-Medizinpädagogin Birgit Blumenschein und Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich – Referenten des Symposiums in Rheine.

© muehleib

Hypertonie: „Wir brauchen den ganzheitlichen Blick“

Heute ist Welt-Hypertonietag: Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Bluthochdruck (Hypertonie). Das ist fast jeder Dritte. Zwar erkranken vor allem ältere Menschen, aber zunehmend sind auch Jüngere betroffen. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist Risikofaktor Nr. 1 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit für viele Todesfälle durch Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich. Im Interview mit docFood fordert  Dr. Dr. Charles C. Adarkwah: „In der Therapie der Hypertonie brauchen wir den ganzheitlichen Blick.“
 
Dabei kritisiert der Ernährungsmediziner, Hypertensiologe und Gesundheitsökonom, dass Lifestylefaktoren wie Ernährung und Bewegung in der Therapie nach wie vor noch nicht den Stellenwert genießen, den sie verdienen.
 
docFood: Wie wichtig es ist, Bluthochdruck früh zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, darauf will auch in diesem Jahr der heutige Welt-Hypertonietag aufmerksam machen. Gibt es – was die Behandlung des Hochdrucks betrifft – entscheidende Neuigkeiten?
Adarkwah: Die gibt es tatsächlich: Die Ergebnisse der SPRINT-Studie könnten die Behandlung des Bluthochdrucks komplett verändern. Die Studie hat gezeigt, dass eine Senkung des Blutdrucks bei Hypertonikern auf unter 120 mmHg das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall – verglichen mit einem Zielwert von 140 mmHg – deutlich vermindert und zudem die Gesamtsterblichkeit senkt. Die Ergebnisse sind so eindeutig, dass die Senkung der Zielwerte auch in Deutschland schon im Fokus der Fachgesellschaften ist. Die entscheidende Frage wird allerdings sein, wie man dieses Blutdruckziel erreicht. Sowohl bei der derzeitigen Behandlung als auch in der Diskussion der Konsequenzen für die Zukunft, sind nicht-medikamentöse Maßnahmen unterrepräsentiert. Das sollte sich ändern. Wenn wir die niedrigeren Werte erreichen wollen – was meines Erachtens sinnvoll ist – müssen wir uns noch einmal genau über den Weg dorthin Gedanken machen.
docFood:  Der Einfluss von nicht-medikamentösen Maßnahmen wie Ernährung und Bewegung auf einen zu hohen Blutdruck gilt als hilfreich, aber begrenzt. Wenn jetzt der Blutdruck noch stärker gesenkt werden soll, ist dann nicht ein noch massiverer Einsatz von Medikamenten und eine noch geringere Wertschätzung von Ernährungs- und Lifestylemodifikationen zu erwarten?
Adarkwah: Ich sehe das anders: Ernährungs-und Lifestylefaktoren kommt eine sehr große Bedeutung zu. Bei den Teilnehmern der  SPRINT-Studie wurde der Fokus zwar auf Menschen mit Bluthochdruck, aber ohne Diabetes gelegt, obwohl das Vorliegen beider Erkrankungen in der Praxis häufig vorkommt. Trotzdem hatten die Studienteilnehmer fast alle noch weitere Begleiterkrankungen. Das macht deutlich: Unsere Patienten sind komplexe Individuen, bei denen der Bluthochdruck meist nur einen Teil des gesamten  Risikoprofils darstellt. Der Gesundheitszustand eines Hypertonikers hat in der Regel mehrere Facetten und meist ist Übergewicht eine davon. Deswegen darf sich der Blick auf den Nutzen einer Ernährungs- oder Bewegungtherapie nicht alleine am quantitativen Aspekt der Drucksenkung von einigen Millimetern Quecksilbersäule orientieren, sondern muss den Benefit für den Gesamtorganismus sehen. Eine gesündere und ausgewogenere Ernährung und Gewichtsreduktion bei adipösen Hypertonikern hat eine vielschichtigere Wirkung, als es sich in einem Blutdruckwert oder einer Senkung in mmHg fassen lässt.
docFood:  Man darf die Hypertonie also nicht isoliert sehen, sondern muss sie als ein Symptom der gesundheitlichen Gesamtverfassung eines Individuums sehen?
Adarkwah: So ist es. Wir behandeln ja auch grundsätzlich keine Einzelparameter. Es geht ja in der modernen Herz-Kreislauf-Prävention immer um ein Gesamtrisiko. Überspitzt gesagt: Was interessiert mich der höhere Blutdruck per se? Er ist zunächst einmal in erster Linie ein Risiko für ein eventuelles kardiovaskuläres Ereignis, und das ist, was mich eigentlich interessiert. Da sind dann andere Faktoren neben dem erhöhten Blutdruck genauso wichtig. Wir brauchen den ganzheitlichen Blick! Das wird m.E. von einschlägigen Fachgesellschaften häufig  zu eindimensional gesehen. Und bei diesem Blick aufs Ganze spielt die Ernährungsmedizin eine nicht zu verachtende Rolle – gerade hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkung.

 Das Interview führte Dr. Friedhelm Mühleib

 
 
Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews mit Dr. Dr. Adarkwah, in dem es um Möglichkeiten der Realisierung einer Ernährungstherapie und die Rolle von Ernährungsfachkräften geht, in den nächsten Tagen hier bei docFood.

Probiotika gegen Demenz & Co.?

Kann die Medizin die Darmflora nutzen, um Multiple Sklerose, Angstzustände, Autismus oder sogar Alzheimer zu heilen? So weit ist man noch lange nicht. Trotzdem belegen immer mehr Studien, dass Mikroorganismen aus dem Darm sowohl unser Verhalten beeinflussen als auch die Physiologie und Neurochemie des Gehirns verändern können. Wie aktuelle Untersuchungen einer Forschergruppe  unter der Leitung von Prof. John Cryan (Foto), Leiter des APC Microbiome Institute der Cork-University in Irland zeigen, könnten könnten sich neue Wege in der Behandlung z.B. von Krankheiten des Nervensystems  und psychischen Störungen ergeben.
 
Was hat die Darmflora mit dem Großhirn zu tun?
Prof. John F. Cryan erforscht schon seit Jahren die Rolle der Darmbakterien in der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn und gehört zu den Vorreitern der Erforschung der Hirn-Darm-Achse. Die Bakterien könnten, so Cryans Erkenntnis, ganz neue Perspektiven für die Behandlungen von Angst, depressiver Verstimmung und stressbedingten psychiatrischen Störungen eröffnen. Auch die aktuelle Studie der Gruppe um Cryan war diesem Thema gewidmet, in der es um den Einfluss der Mikrobiota auf den präfrontalen Cortex (PFC, Frontallappen) ging. Der PFC ist eine Schlüsselregion im Großhirn, in der zum einen die Vernunft zu Hause ist, wo aber auch Emotionen verarbeitet werden. Er spielt bei der Entstehung verschiedener neuropsychologischer Störungen wie Depression, Schizophrenie und Autismus eine Rolle.
 
Wie die Darmflora bei der Isolierung unserer  Nerven hilft
Die Forscher verglichen Mäuse mit normaler Darmflora und keimfreie Mäuse, die auf Grund einer Antibiotikabehandlung keine Darmflora besaßen. Sie wollten wissen, was im Frontallappen der keimfreien Gruppe im Vergleich mit den normalen Mäusen passiert und machten dabei eine überraschende Entdeckung: Den Zusammenhang zwischen einer intakten Darmflora und der Versorgung der Nerven mit Myelin. Myelin ist eine Substanz, die die Fortsätze von Nervenzellen wie eine Isolierung in Form der sogenannten Myelinscheiden umgibt. Intakte Myelinscheiden schützen die Nervenfortsätze und sichern die schnelle und effiziente Kommunikation im Nervensystem. Somit sind sie eine Voraussetzung für das normale Funktionieren unserer Nerven. Wird diese Isolierschicht beschädigt, entstehen neurologische Erkrankungen mit z.T. verheerenden Folgen. Auch der Multiplen Sklerose liegt ein Abbau des Myelins zu Grunde, was zu den bekannten Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen führt, die schließlich zum Tod führen können.
 
Beweis für die Wechselwirkung zwischen Darm und Hirn
Wie gut oder schlecht die Nervenzellen im PFC mit Myelin isoliert sind, ist mit abhängig von der Existenz einer intakten Darmflora – so die wichtigste Erkenntnis der Studie des Teams von Cryan. Bei den keimfreien Mäusen konnten die Forscher im Vergleich zu den Mäusen mit Darmflora im präfrontalen Cortex einen wesentlich stärkeren Anstieg der Genexpression für Myelin messen. Wurde den keimfreien Mäusen anschließend wieder eine normale Darmflora übertragen, ging ihre Fähigkeit zur verstärkten Myelinbildung weitgehend verloren. Durch den Einsatz der Transmissionselektronenmikroskopie konnten die Forscher erstmalig das Ausmaß der Zunahme der Myelinisierung sichtbar machen – was einen wissenschaftlichen Durchbruch bedeutet: “Wir haben damit einen Prozess entschlüsselt, der die Myelinbildung im Frontallappen bremst“ resümiert Cryan. „Unseres Wissens nach ist das die erste Studie, die eine Verbindung zwischen Mikrobiom und Myelinbildung eindeutig beweist.“ Von ihrer Entdeckung erhoffen sich die Forscher nun auch für die Therapie der Multiplen Sklerose und anderer Erkrankungen des Nervensystems, die auf Schädigungen der Myelinscheide beruhen, ganz neue Ansatzpunkte. Dabei denkt man über den Einsatz von Prae- und Probiotika sowie über Stuhlübertragungen nach, um die Zusammensetzung der Darmflora in Richtung auf einen optimalen Einfluss auf das Gehirn zu „justieren“.
 
Zukunftsmusik: Prae- und Probiotika statt Psychopharmaka?
Bis dahin bleibt allerdings noch viel zu erforschen: Cryan und sein Team planen derzeit neue Studien mit Mäusen verschiedener Altersgruppen, um herauszufinden, in welchen Lebensphasen eines Wirtes das Mikrobiom welchen Einfluss auf das Gehirn hat. „Wir wollen die grundlegenden Mechanismen verstehen: Wo im Mikrobiom liegt die Ursache für die beobachtete Wirkung“ fragt Cryan. „Sind es bestimmte Stoffwechselprodukte, die im Mikrobiom entstehen – oder ist es vielleicht ihr Fehlen – und wenn ja, ließen sich diese Substanzen z.B. mit Hilfe von Antibiotika substituieren?“ Bis dereinst vielleicht irgendwann einmal Prä- oder Probiotika Psychopharmaka ergänzen oder ersetzen, werden noch viele Jahre vergehen.
 
docFood meint
Wenn es um den möglichen therapeutischen Nutzen der Mikrobiata geht, entspringen viele Ideen von Medizinern und ERnährungstherapeuten noch dem Reich der Phantasie. Andererseits ist heute schon viel möglich – z.B. durch den Einsatz von Pre- und Probiotika im Bereich der gastroenterologischen Erkrankungen. Was alles möglich ist, darum geht es gerade mal wieder im freiraum: Im Seminar “Mikrobiota und Ernährung” geben die Oecotrophologinnen Dr. Maike Groeneveld und Ute Körner eine aktuellen Überblick über den Stand der Wissenschaft und die derzeitigen Ansatzpunkte in der therapeutischen Praxis.

 Dr. Friedhelm Mühleib

Hörbuch-Tipp: Schlank mit Darm

Endlich ist der Frühling da, und die Kleidung wird luftiger. Wer jetzt ein paar überflüssige Pfunde aus dem Winter loswerden möchte, kann sich seine Darmbakterien zu Verbündeten machen. Wie das geht, erklärt das Hörbuch „Schlank mit Darm“ von Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann.
Dass unsere Darmbakterien einen großen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, und auch bei der Verwertung der Nahrung eine große Rolle spielen, wurde in den letzten Jahren intensiv erforscht. Das Mikrobiom – die Gesamtheit der unseren Darm besiedelnden Bakterien – besteht aus 100 Billionen Darmbakterien ganz unterschiedlicher Arten. Studien haben gezeigt, dass das Mikrobiom von Übergewichtigen sich stark von dem Normalgewichtiger unterscheidet und dass es möglich ist, dieses durch die Ernährung zu beeinflussen. Wer „Schlank-und-rank-Bakterien“ im Darm beherbergt, nimmt demnach leichter ab und weniger schnell zu als Menschen mit „Hüftgold-Bakterien“.
Die wissenschaftlichen Grundlagen von „Schlank mit Darm“ werden ausführlich, fundiert und leicht verständlich formuliert. Das Tempo und die eingängige Stimme des Sprechers sorgen dafür, dass das (Vor-)Gelesene auch hängen bleibt. So bekommt der Hörer den neuesten Stand der Forschung zum Thema Darmbakterien und Körpergewicht auf einfache Weise vermittelt und erfährt im Folgenden, mit welchen Lebensmitteln sich die Zusammensetzung des Mikrobioms positiv verändern lässt. Auch wer vorher noch nichts von Prä-, Pro- und Synbiotika gehört hat, schließt diese Bildungslücke schnell und erfährt auch gleich, welche Nahrungsmittel diese liefern. Ergänzende Kurzinfos liefert das CD-Booklet, das auch die „Schlank mit Darm“-Strategien noch einmal zusammenfasst. Dazu gehören neben reichlich Bakterienfutter auch Ballaststoffe, entzündungshemmende Lebensmittel, eine hohe Eiweißqualität und Sättigungshormone.
Wer nun verstanden hat, wie das beim Stoffwechsel alles miteinander und vor allem mit unseren Darmbakterien zusammenhängt, möchte gleich loslegen mit der neuen Ernährungsweise. Dazu gibt es im Booklet zwar einige Rezeptvorschläge; allerdings zu wenige für eine mehrwöchige Darmdiät. Entweder gilt es jetzt, sich weitere Gerichte mit reichlich Probiotika selbst auszudenken oder die Rezepte mehrfach zuzubereiten und zu genießen. Oder aber Sie kaufen sich das dazugehörige Praxisbuch mit einem 6-Wochen-Programm zu „Schlank mit Darm“.
 
Cover Schlank mit DarmMichaela Axt-Gadermann
Schlank mit Darm – Das Hörbuch
Auswahl; Gekürzte Lesung
Gelesen von Peter Veit
Originalverlag: Südwest
2 CDs | Laufzeit: ca. 155 Min.
ISBN: 978-3-8371-3274-8
€ 16,99 [D] / € 19,10 [A] / CHF 24,50 (UVP)
Verlag: Random House Audio

Melanie Kirk-Mechtel

Klimafreundliches Essen kann preiswert sein

Stimmt es, dass sich viele eine gesunde und klimafreundliche Ernährung nicht leisten können, weil diese teurer ist? Das muss nicht unbedingt richtig sein, wie Wissenschaftler der Universität Amsterdam in einer Modellrechnung zeigen. Mithilfe einer sogenannten „Linearen Optimierung“ stellten sie einen Speiseplan zusammen, den sie hinsichtlich Klimaschutz, Gesundheit und Kosten optimierten. Ökologisch hergestellte Lebensmittel und Fertigprodukte wurden dabei allerdings genauso wenig berücksichtigt wie der Außer-Haus-Verzehr. docFood stellt die Studie vor und sagt Ihnen, welche Bedeutung die Ergebnisse für den Alltag haben.
Ausgangsbedingung für die Forscher war es, eine Kost zusammen zu stellen, die alle Ernährungsempfehlungen erfüllt und die daher wesentlich ausgewogener ist, als die eines durchschnittlichen Niederländers.
 

Nährstoffoptimierter Speiseplan

Als Basis wurde von den üblichen Verzehrsgewohnheiten der Niederländer ausgegangen. Optimiert wurde dann an verschiedenen Stellen: Die Wissenschaftler verkleinerten die Portionen von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten und setzten stattdessen viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Sojamilch und Brot auf den Speiseplan. Alkohol und Softdrinks wurden komplett gestrichen, während die tägliche Menge an Tee, Kaffee, Kuchen und Süßigkeiten gleich blieb. Mit ihrem Programm identifizierten die Forscher 63 Grundnahrungsmittel, die nahezu alle Nährstoffe in den empfohlenen Mengen enthalten. Darunter Getreideprodukte wie Vollkornbrot, Nudeln und Müsli, Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie Sojaprodukte.
 

Klimafreundlich und günstig

Weil der optimierte Speiseplan der Wissenschaftler überwiegend pflanzliche Lebensmittel enthält, verursacht er nur halb so hohe Treibhausgas-Emissionen wie die übliche, durchschnittliche Ernährung in den Niederlanden. Um nun die Preise für die Lebensmittel im klimafreundlichen Einkaufskorb zu ermitteln, wählten die Forscher jeweils die günstigsten Produkte einer großen Supermarkt-Kette. Dabei kamen sie auf 2,59 Euro pro Person, mit denen das tägliche Essen die Haushaltskasse belastet. Zum Vergleich: In den Niederlanden gibt jeder niederländische Mann im Schnitt 6,40 Euro pro Tag für seine Ernährung aus, jede niederländische Frau 5,82 Euro. Selbst wenn die Preise nicht optimiert wurden, lag die klimafreundliche Ernährung mit 3,20 Euro pro Tag deutlich unter dem Durchschnitt.
 

Fazit von docFood

Anhand ihrer linearen Optimierung wollten die Autoren zeigen, dass eine gesunde und klimaschonende Ernährung auch für untere Einkommensschichten möglich ist. Das ist soweit geglückt, schaut man sich die ermittelten Daten für C02-Ausstoß und Lebensmittelpreise an. Dass eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse gesund ist und außerdem das Klima schützt, haben wir allerdings schon an vielen anderen Stellen gelernt. Wird zusätzlich die Haushaltskasse geschont, sodass sich auch Menschen mit geringerem Einkommen ausgewogen und klimafreundlich ernähren können, ist das ein schöner Nebeneffekt. Allerdings könnte die Modellrechnung völlig am Lebensalltag vieler Menschen vorbeigehen: Sicher sollte immer wieder propagiert werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährung einfach besser ist. Besser für den Körper und besser für die Umwelt. Solange es aber Fleisch und Wurst zu Billigstpreisen gibt, wird wohl kaum jemand aus Geldgründen auf Pflanzenkost umsteigen. Und den Alkohol lassen sich wahrscheinlich auch die wenigsten freiwillig streichen.

Melanie Kirk-Mechtel

 
Studie: Corné v D et al (2015). Combining Low Price, Low Climate Impact and High Nutritional Value in One Shopping Basket through Diet Optimization by Linear Programming. Sustainability 7, 12837-12855; doi:10.3390/su70912837 (Volltext der Studie, auch als PDF-Download)
Quelle: UGB – Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung

Trends 2016 – was in der Ernährung und sonst so auf uns zukommt.

Im Interview mit dem Kölner-Stadtanzeiger redet der Zukunftsforscher Mathias Horx über die wichtigsten Trends, die für das neue Jahr zu erwarten sind. Auf die Frage nach dem zentralen gesellschaftliche Trend des Jahres 2016 antwortet Horx: „Eine Entwicklung ist der Achtsamkeits-Trend: Immer mehr Menschen wollen sich achtsamer um sich selbst und andere kümmern. Wir kommen in ein Zeitalter der sozialen Innovation.“ Was hat das mit der Ernährung zu tun? Mehr Achtsamkeit als Ernährungstrend 2016 könnte auch zur Lösung und Vermeidung vieler Ernährungsprobleme beitragen, vom Übergewicht über ernährungsbedingte Erkrankungen bis zur Lebensmittelverschwendung.
Auch wenn bei der Vision von mehr Achtsamkeit wohl am ehesten der Wunsch der Vater des Gedankens ist, sollten wir uns alle mehr Achtsamkeit wünschen – oder noch besser: selbst achtsamer leben.
 

Essen mit mehr Achtsamkeit..

Achtsamkeit ist die Kunst, bewusst zu leben. Genau das tun wir in der Regel nicht: Die Regel ist stattdessen, das wir etwas tun, und dabei schon an völlig andere Dinge denken. So wird Achtlosigkeit zum Kennzeichen modernen Lebens in seinen verschiedensten Bereichen: Nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten. Diese Achtlosigkeit macht auch vor dem Essen und Trinken nicht halt: Wir essen, während wir fernsehen, beim Joggen beschäftigt uns der Gedanke ans Abendessen, während der Arbeit schieben wir einen Snack nach dem anderen rein. Während wir eine Sache am Schreibtisch erledigen, erdrückt uns die Last dessen, was danach noch alles getan werden muss. Ziel der Achtsamkeitspraxis ist es, aus diesem „Autopilotenmodus“ heraus zu kommen und das Bewusstsein wieder in den gegenwärtigen Augenblick zu holen und mit der aktuellen Tätigkeit in Übereinstimmung zu bringen – also z. B. beim Essen mit „Leib und Seele“ dabei zu sein. Das ist angesichts der menschlichen Neigung zu Selbstvergessenheit und gedanklichem Abschweifen schwerer, als man denken mag. Es erfordert Geduld und beständiges Sich-wieder-Besinnen. Die zentrale Idee dahinter ist, dass der Autopilotenmodus flexibles und situativ angemessenes Handeln erschwert, da er automatisierte und starre Verarbeitungs- und Reaktionsmuster begünstigt – auch und ganz besonders beim Essen.
 

..und einer Prise Gelassenheit

In Verbindung mit mehr Achtsamkeit empfiehlt Horx ganz grundsätzlich mehr Gelassenheit als Mittel gegen wachsenden Pessimismus und Zukunftsangst. Auch das lässt sich aufs Essen und Trinken übertragen: Noch nie wurden Menschen bei so guter Gesundheit so alt wie wir heute. Das sollte Grund für mehr Gelassenheit sein wenn es um die Ernährung des Gesunden geht. Gelassenheit heißt dabei zum Beispiel: Nicht gleich bei jeder kritischen Medienmeldung zu Lebensmitteln in Panik verfallen. Nicht jede Meldung über Krebs und Ernährung als eigenes Todesurteil interpretieren. Nicht angstvoll jeden Inhaltsstoff meiden, der in die Diskussion gerät. Mehr Achtsamkeit – in Verbindung mit mehr Gelassenheit rund um’s Essen und Trinken – fast zu schön, um wahr zu werden.
 

docFood meint

Wenn es um Achtsamkeit und Gelassenheit geht, setzt Horx vor allem auch auf die junge Generation: „Ich sehe, dass es bei den jungen Menschen eine gewisse Resilienz gibt: Sie sind trotz allem erstaunlich optimistisch, lassen sich nicht ins apokalyptische Bockshorn jagen. Es gibt einen unglaublichen Kooperationswillen, der sich in Phänomenen wie Urban Gardening, der „Share Economy“ oder im Engagement für Flüchtlinge ausdrückt. Wir leben – auch das eine erstaunliche Erkenntnis aus 2015 – in einer Gesellschaft, die voller Empathiebereitschaft ist.“ Hoffen wir, dass die Jungen tatsächlich so sind. Nehmen wir und an Ihnen ein Beispiel. Hoffen wir also auf mehr Achtsamkeit im neuen Jahr. Lasst uns mehr Achtsamkeit leben!
Das ganze Interview mit Matthias Horx unter dem Titel : „Die wahre Gestalt des Teufels ist Angst“ können Sie hier im Kölner Stadt-Anzeiger lesen.

Demenz – Einfluss der Ernährung

Wenn es um Demenz, ihre Behandlung oder das Hinauszögern von Verschlechterungen geht, stehen Ernährungsfachkräfte vor einer zentralen Frage: Lässt sich der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Eine entsprechende Ernährung scheint zumindest Möglichkeiten zu bieten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, hat sich mit Chancen und Grenzen einer Ernährungstherapie befasst.
„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann und stellt fest, dass etwa die Hälfte aller Demenzkranken schon in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verlieren.
 

Mangelernährung und Gewichtsverlust sind häufige Begleiter

„Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, so Hofmann nach einer aktuellen Meldung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DDG). Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“ Eine zentrale Frage, die insbesondere auch Ernährungsfachkräfte bewegt: Lässt sich der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf aktuelle Studien, deren Ergebnisse nahelegen, dass eine Kombination verschiedener essentieller Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Ausfallserscheinungen bei Alzheimer mildern kann.
 

Ernährung als Schalthebel

„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt Hofmann ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“ Trotzdem vertritt er die Auffassung, dass die Ernährung ein Schalthebel ist, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten Hofmann zufolge exemplarisch drei Empfehlungen:
● mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren.
● Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen.
● Mehr individuell zubereitete Gerichte, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.
 

docFood meint

Bei älteren Patienten im Alter von über 60 Jahren, die über Gewichtsverlust klagen und / oder ohne konkreten medizinischen Befund Symptome einer Mangelernährung vorweisen, sollte immer auch an die Möglichkeit der Entwicklung einer dementiellen Erkrankung gedacht werden. Sind Anzeichen kognitiver oder motorischer Einschränkungen vorhanden, sollte man dem Klienten zu einer ärztlichen Abklärung des Sachverhaltes raten.

 Redaktion docFood

Habt Ihr schon Erfahrungen mit der Ernährung bei Klienten mit Demenz gemacht? Erzählt uns doch davon auf unserer Facebook -Seite von freiraum-Seminare

 
Quellen: Scheltens P et al. Efficacy of Souvenaid in mild Alzheimer’s disease: results from a randomized, controlled trial. J Alzheimers Dis. 2012;31(1):225-36. https://wurtmanlab.mit.edu/static/pdf/1051.pdf
Shah RC et al. The S-Connect study: results from a randomized, controlled trial of Souvenaid in mild-to-moderate Alzheimer’s disease. Alzheimers Res Ther. 2013 Nov 26;5(6):59. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3978853/