Schlagwortarchiv für: qualität

Wie muss gutes Olivenöl schmecken?

Olivenöl  gehört als hochwertiges pflanzliches Fett  unbedingt in unsere Alltagsernährung. Dabei ist ein gutes Olivenöl immer auch ein ein spannendes Genuss- und Geschmackserlebnis.  Leider kann beileibe nicht jedes der zahllosen Öle, die heute im Handel verfügbar sind, mit gutem Geschmack punkten. So hat die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Olivenöltest bemängelt, dass es in den Supermärkten immer noch zu viele Olivenöle mit geschmacklichen Mängel gibt – auch wenn sie zur höchsten Qualitätsstufe ‚nativ extra/extra vergine‘ gehören. Stellt sich die Frage: Wie muss eigentlich ein gutes Olivenöl schmecken?
Dieter Oberg, einer der erfahrensten deutschen Olivenöl-Tester, der vom Internationalen Olivenölrat offiziell zugelassen und akkreditiert ist, erklärt in einem Interview mit der Stiftung Warentest, was ein gutes Olivenöl auszeichnet:
 
Fruchtigkeit , Bitterkeit und Schärfe

„Das Entscheidende ist eine ausgeprägte Fruchtigkeit – Olivenöl ist wie ein Blütenstrauß mit vielen Aromen. Je nach Olivensorte riecht und schmeckt es zu Beginn der Erntezeit eher noch grünlich mit Facetten von Blattsalat, frischem Gras oder Artischocke. Bei reiferen Oliven kommen auch süßere Noten dazu wie reife Tomate, Mandel oder Banane. Das kann bis zu Honigduft gehen. Bei frischem Öl spürt man im Mund auch eine stärkere Bitterkeit und Schärfe, was nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Schärfe und Bitterkeit lassen mit der Lagerzeit aber nach. Neutral sollte Olivenöl in keinem Fall schmecken.“ Fazit: Olivenöle haben grundsätzlich eine individuelle Note. Jedes schmeckt anders. Dabei gibt es auch bestimmte „Leitaromen“, die sich beim Öl der wichtigsten Olivensorten immer wieder finden. Dazu gehören – je nach Sorte – der Duft nach frisch geschnittenem Gras, wilden Kräutern, Blumen, Tomaten und Zitrusfrüchten. Bei der Beurteilung des Geschmack setzen professionelle Verkoster drei Hauptkriterien an: Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe. Auch wenn dies für deutsche Gaumen manchmal gewöhnungsbedürftig erscheint: Schärfe und Bitterkeit gehören zum Geschmack eines guten Olivenöls einfach dazu. Ein Extravergine, das weder über eine spürbare Bitterkeit verfügt noch «piccante» – also deutlich scharf – schmeckt, erhält in jeder professionellen Verkostung Abzüge! Im Prinzip gilt:
 
Gutes Öl soll nach frischen Oliven schmecken

Je näher ein Olivenöl von Aromen und Geschmack her bei der frischen Olive liegt, desto höher wird es eingestuft. Und was ist mit den möglichen geschmacklichen Mängeln? Experten unterscheiden eine ganze Reihe möglicher Fehlaromen. Wenn ein Öl muffig, ranzig, metallisch, chemisch oder nach Essig riecht oder schmeckt, sind das klare Geruchs- und Geschmacksfehler, die zur Abwertung eines Öles führen müssen. Das bedeutet allerdings auch: Wie ein Olivenöl schmeckt und ob es den persönlichen geschmacklichen Vorlieben entspricht, weiß man erst, wenn man es probiert hat. Am besten wäre es, Olivenöl vor dem Kauf zu probieren. Das geht zwar in manchen Feinkostläden – in Supermärkten geht das leider nur selten oder gar nicht. Wo eine Olivenölprobe möglich ist, läuft sie ebenfalls wie eine Weinprobe ab: Riechen, bedächtig schmecken, schlucken und entscheiden bzw. bewerten – das ist auch beim Olivenöl die Reihenfolge zur Bestimmung der geschmacklichen Qualität. Wenn ein Olivenöl die Qualitätsklasse ‚nativ extra‘ hat, sollte letztlich der persönliche Geschmack des Verbrauchers entscheiden.

Probieren geht über Studieren

Letzlich geht auch beim Olivenöl Probieren über studieren. Kräftige Öle mit viel Schärfe und Bitternoten sind in ihrer Heimat zwar meist hochgeschätzt und oft mit Medaillen dekoriert. Die Deutschen  bevorzugen jedoch oft milde Qualitäten. Wer etwa bittere Öle, wie sie die Spanier z.B. lieben, nicht mag – wird genug Öle finden, die allenfalls ‚zartbitter‘ sind. Wo probieren nicht möglich, sollte man zum Testen zunächst das kleinstmögliche Gebinde kaufen. Wer nach einem guten Olivenöl sucht, sieht sich einer unüberschaubaren Flut von Produkten gegenüber. Grundsätzlich gibt es zwei Orientierungshilfen: Das Etikett und der Geschmack. Wer Wert auf ein gutes Olivenöl legt, kann sich zunächst einmal an den Qualitätsstufen orientieren. Die Kommission der Europäischen Union hat die Qualitätsnormen für Olivenöle exakt definiert und verbindlich festgelegt. Nur einwandfreie Produkte gehören in die höchste Güteklasse “nativ extra“ – von den Italienern „Extra vergine“ und den Spaniern „Virgen extra“ genannt. Mit einem „Nativ extra“ – Öl sollte man auf der sicheren Seite sein.

docFood rät

Wer preiswertes und gutes Öl für die Alltagsküche im Supermarkt kaufen will, ist mit den aktuellen Empfehlungen der Stiftung Warentest gut beraten. Wenn die Stiftung bei vielen Ölen geschmackliche Defizite bemängelt, bedeutet das nicht, dass die Öle deswegen schlecht sind. Für handwerklich hergestellte Öle mit einem größeren geschmacklichen Spektrum und individuellen Noten lohnt sich der Gang in in den Weinfachhandel (.. die Läden bieten fast immer auch ein paar gute Olivenöle an) oder in ein Feinkostgeschäft. In beiden Ladentypen wird meist gut beraten, manchmal gibt es die Möglichkeit zum Probieren. Eine weitere Alternative gerade beim Kauf von Olivenöl sind spezialisierte Online-Shops mit einem Angebot hochwertiger Öle. Unser Favorit ist schon lange das Olivenölkontor als Portal mit großem Angebot an weltweit ausgewählten Top-Olivenölen zu angemessenen Preisen, mit viel Produktwissen ausgewählt. Zudem bietet die Seite viele allgemeine Informationen zu Qualität, Herstellung und Herkunft der Öle, ergänzt durch  eine Sammlung von Rezepten. Inhaber Mike Seeger berät bei Detailfragen auch kenntnisreich persönlich. Eine gute Alternative speziell für Freunde italienischer Öle ist Olearia.de – ebenfalls mit bezahlbaren Ölen der Spitzenklasse.

Wenn der Eismann zweimal klingelt…

Wenn der Eismann zum zweiten Mal klingelt, bin ich meist schon an der Tür – ich lege einen kurzen Spurt ein, damit er bloß nicht schon weg ist. Jetzt, wo es heiß ist, kommt er täglich – immer so gegen vier. Genau zur richtigen Zeit, um eine kleine Pause einzulegen  mit einem herrlich kühlen Eis. Wenn Francescos Eisdiele auf vier Rädern hier um die Ecke kurvt, kommt Leben in die Straße. Alle wollen sein Eis, natürlich selbstgemacht, wie er versichert. „Was wolle heude habe?“ Wahnsinnig heiß heute. Da dürfen’s mal vier Bällchen sein. Zweimal Vaniile, Stracciatella und Zitrone. Macht 2,80. Grazie, Francesco, per il gelato!
 
Ein bisschen plagt mich das schlechte Gewissen. Vier Bällchen.Zu viel? Zu süß? Da kommt mir die aktuelle Meldung der Verbraucher-Initiative gerade recht.
 

Eis – mit gutem Gewissen genießen

Dort gibt es viele Tipps, die mir helfen, angesichts Francescos köstlicher Eissorten Genuss und Vernunft in Balance zu halten:

  • Achte auf die Portionsgröße. Zwei Kugeln Eis (etwa 100 – 150 g) am Tag sind problemlos zu genießen, große Eisbecher und gewaltige Eistüten sollten aber die Ausnahme bleiben.
  • Sahne-Eis muss nicht sein. Ein cremiges Gefühl im Mund liefert auch Milcheis. Erfrischender und ohne Fett sind Wassereis und Sorbets.
  • Eine Menge überflüssiger Energie steckt in Schokoladen-Überzügen, Zuckerstreuseln und Sahnehauben. Auf sie zu verzichten, tut dem Eisgenuss keinen Abbruch .
  • Die Waffel liefert im Verhältnis zum Eis nur sehr wenig Energie, ist aber umweltfreundlicher als ein Wegwerf-Schälchen.

 

 Eis aus der Truhe – Infos auf der Verpackung

Laura Gross, Ernährungsreferentin der Verbraucher Initiative, erklärt mir auch, dass sich die verschiedenen Eissorten oft deutlich in ihrem Gehalt an Fett und Zucker unterscheiden. „Wer verpacktes Eis kauft, bekommt viele Informationen dazu. Auf der Verpackung können Sie sehen, wie viele Kalorien im Eis stecken und woher sie kommen, und Sie erfahren auch, ob der Geschmack aus echten Früchten stammt oder aus Aromen“.  Abgepacktes Eis, so Laura, hat aber auch Nachteile: Es kommt meist in sehr großen Portionen daher, nicht selten ist es ergänzt durch Schokolade und ähnliches. Nicht nur für Kinder ist da die Eiskugel vom Stand die bessere Alternative: Es kann leichter dosiert werden und wer freundlich fragt, bekommt vielerorts sogar eine besonders kleine Kugel für die Jüngsten.
 

docFood meint

Wer sein Eis unverpackt am Stand kauft, muss die Verkäufer fragen, wenn er etwas über die Qualität wissen will, rät Laura. Bei Fancesco  habe ich noch nie so genau nachgefragt. Nur über sein Erdbeereis weiß ich genau Bescheid: „Isse gemachte mit gans frise Eedbeere, Signore!“ Eigentlich reicht mir das schon, denn Franceso ist der Eismann meines Vertrauens, das ich auf keinen Fall durch kritische Fragen erschüttern will. Laura von der Verbraucher Initiative würde jetzt sicher sagen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vielleicht frag ich ja doch irgendwann mal.

 Friedhelm Mühleib

Tag der Frostkost: Gutes aus dem Eis

Heute ist ein Tag, an dem wir mit Wehmut an Ronald Reagan denken. Heute ist Tag der Tiefkühlkost (TKK). Reagan hat ihn im Jahr 1984 eingeführt. Waren das noch Zeiten, als ein US-Präsident so sinnvolle Dekrete erließ. Denn Tiefkühlkost erleichtert nicht nur vielen die Ernährung im Alltag, sondern ist häufig zudem gesund – zumindest, wenn es um unverarbeitete Produkte geht. Natürlich ist frische Kost der Nahrung aus dem Eis überlegen. Aber wirklich nur dann, wenn sie tatsächlich frisch ist. Nach Tagen im Kühlschrank gilt das nicht mehr.  
„Den Spinat hab ich letzte Woche frisch auf dem Markt gekauft“ – dieser Spinat war dann mal frisch, ist es aber nicht mehr. Frische ist eben sehr vergänglich. Ein gutes Bio-TK-Produkt ist da allemal besser.
 

Appetit auf Tiefkühlkost wächst noch immer

Im Haushalt falsch oder zu lange gelagerte Produkte verlieren rapide an Nährstoffen – die im Eis bis zum Auftauen fast vollständig bewahrt bleiben. Wenn die Liebe der Deutschen zur TKK ungebrochen ist, dann ist das wohl mehr praktischen Gründen als gesundheitlichen Überlegungen zu verdanken. Auftauen –erhitzen – servieren: viel praktischer geht’s nicht. Ideal für alle gestressten Menschen, denen Zeit, Lust und Kenntnisse zum Kochen fehlen. Kein Wunder also, dass der Appetit auf Tiefkühlkost immer noch steigt. Seit 1990 hat sich der Verzehr mehr als verdoppelt. Waren es damals noch 20 kg pro Kopf, verzehrt heute jeder von uns gut 43 Kilo Frostkost. Fast ein Zentner! Und was essen wir da, wenn wir TKK essen?
 

Auch das Essen aus dem Eis hat zwei Seiten

Die gute Nachricht: An erster Stelle stehen Obst und Gemüse. Wird Rohware in ganz frischem Zustand schockgefroren, bleibt sie bis zum Auftauen fast erntefrisch – während viele Gemüse während vier Tagen im Kühlschrank bereits mehr als die Hälfte ihrer Vitamine verlieren. Die schlechte Nachricht: An Platz zwei steht die Pizza. Etwa 300 000 Tonnen Tiefkühlpizza kommen jährlich in Deutschland auf den Tisch. Nun ist eine TKK-Pizza ab und an noch kein Verbrechen an der Gesundheit – solange sie nicht zum Hauptnahrungsmittel wird. Es geht eher darum, dass die Pizza stellvertretend für die vielen tiefgekühlten Fertiggerichte und Tk-Menüs steht, die häufig zu viel Fett, Salz, Kohlenhydrate und Zusatzstoffe enthalten.
 

docFood meint

Jetzt im Winter, wenn es kaum heimisches Obst und Gemüse gibt, kann Tiefkühlkost eine gesunde Alternative zur Frischkost sein. Wer meint, er müsse den Tag der Tiefkühlkost heute so richtig feiern, der sollte das nicht unbedingt mit Pizzabaguette, einem TK-Menü und Torte aus der Truhe tun. Ein Stück Fischfilet, Spinat und als Nachtisch eine Kugel Sorbet mit (Eis-) Beeren – natürlich alles ‚frisch‘ aus der Truhe – sind die bessere Alternative.
Mehr Infos rund um TKK und Einfrieren gibt es unter www.tiefkühlkost.de

Superfood auf Normalmaß reduziert: Acaí

Sie gehört zu den Vorzeigefrüchten der Superfood-Szene: Die Acaí-Beere. Doch Acaí-Fans sehen sich nun mit einer herben Enttäuschung konfrontiert. Die meisten vermeintlichen Wunderwirkungen der Superbeere sind wissenschaftlich nicht bewiesen. Offensichtlich kann sie weder Pfunde beim Abnehmen purzeln lassen, noch hält sie als Bestandteil von Anti-Aging Produkten den Alterungsprozess auf. Dass sie vor Arteriosklerose, Diabetes, Krebserkrankungen und Fettstoffwechsel- störungen schützt, ist ebenfalls nicht belegt.
In einem Beitrag zum Stand des Wissens über Acaí in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ernährungs Umschau verweist Oecotrophologin Katharina Goerg die meisten behaupteten Wirkungen ins Reich des Spekulativen.
 

Wirkungen auf Gesundheit nicht bewiesen

Goerg kommt in ihrem Artikel zu dem Schluss: „Obwohl die Acaí-Beere und ihre Inhaltsstoffe wiederholt untersucht wurden, liegen derzeit keine belastbaren Ergebnisse zu gesundheitsfördernden oder sättigungsregulierenden Effekten durch den Konsum von Acaí-Produkten vor.“ Gleichzeitig bemängelt die Ernährungswissenschaftlerin die geringe Aussagekraft der meisten Untersuchungen, die über die Acaí-Beere vorliegen. Zwar ist der hohe Gehalt der Acaí-Beere an antioxidativen Substanzen wie Anthocyanen, Polyphenolen und Flavonoiden unbestritten – trotzdem, so Katharina Goerg, sticht der Gehalt der Acaí an diesen Substanzen nicht gegenüber anderen Früchten hervor. Traubensaft, Granatapfelsaft oder Schwarzkirschensaft z. B. enthalten ähnlich viele oder sogar mehr Antioxidantien. Auch wenn der antioxidative Schutzeffekt von Acaí -Beeren und -Produkten als erwiesen gilt, bewegt er sich also im Rahmen dessen, was ähnliche Früchte bieten.
 

Geschmack gewöhnungsbedürftig

Am Geschmack zumindest dürfte es nicht liegen, dass die Leute so verrückt auf die Acaí-Beere sind: Er wird als fettig, erdig und teilweise nussig beschrieben – für europäische Geschmacksnerven gewöhnungsbedürftig. Für den Erfolg der unscheinbaren Beeren dürften eher Oprah Winfrey und eine Reihe anderer Holywood-Promis verantwortlich sein, die fleißig PR für die Acaì – Beere machen. Die unscheinbare dunkelblaue Frucht sieht unserer Heidelbeere zum Verwechseln ähnlich. Wie sie hat auch die Açai im frischen Zustand einen  matten, weiß-grauen Schleier auf der Schale. Im Gegensatz zur Heidelbeere hat die Açai einen Kern. Der macht mengenmäßig den Hauptteil der Beere aus und ist nicht essbar. Die gesundheitsfördernden Substanzen stecken im umgebenden Fruchtfleisch und der Schale. Wenn die Acaí-Beere und Produkte daraus schon keine Wunder wirken, scheint ihr Konsum zumindest auch nicht zu schaden. Katharina Goerg hat recherchiert, dass viele Brasilianer bis zu zwei Liter frischen Acaí-Saft täglich trinken – und das offensichtlich ohne bekannte negative Folgen. Unverträglichkeiten bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten gegen Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Nierenerkrankungen könnten, so Goerg, nach dem derzeitigen Stand der Forschung allerdings nicht ausgeschlossen werden.
 

docFood rät

Die Ernährungsexpertin Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen stellt kritisch fest: „ Die Evidenz für die angeblichen präventiven oder sogar heilenden Wirkungen der Superfoods ist eher bescheiden. Häufig werden kleine wissenschaftliche Meldungen aus Zell- oder Tierversuchen maßlos übertrieben und unzulässigerweise auf den Menschen übertragen. Gibt es tatsächlich Humanstudien, dann kranken diese oft an einer sehr kleinen Probandenzahl, fehlender Kontrollgruppe, unrealistisch hohen Dosierungen oder der Verwendung von nicht vergleichbaren, isolierten Inhaltsstoffen.“ Das trifft in vollem Umfang auch für die Acaíbeere zu. Zudem nutzen Hersteller und Vermarkter die Exclusivität der Beeren, die nur in Südamerika wachsen, gnadenlos aus. Açai-Produkte sind nicht nur extrem teuer(..15,00 bis 20,00 € z. B. für 100g Acaí Pulver sind ein stolzer Preis!). Es gibt darunter zudem viele minderwertige Produkte, deren Açaí-Anteil zu vernachlässigen oder gleich null ist. Deswegen unser Rat: Vergesst Acaì – esst Heidelbeeren. Die sind übrigens auch als Tiefkühlprodukt noch super. Sie schmecken besser, sind billiger, mindestens genauso gesund – und es gibt sie (zumindest im Sommer) in bio und regional.Einfach super!

Friedhelm Mühleib

Olivenöl – Test: Viele mit geschmacklichen Mängeln

Wieder einmal hat die Stiftung Warentest Olivenöl der Qualitätsstufe „nativ extra / extra vergine“ getestet. Und leider wieder mit enttäuschendem Ergebnis. In der Februar-Ausgabe der Zeitschrift test kommen die Warentester zu dem Ergebnis: „Von 24 Olivenölen zu Preisen zwischen 5 und knapp 15 Euro pro Liter schneidet keins gut ab, 10 Produkte sind mangelhaft. Sie täuschen eine Güteklasse vor, der sie nicht entsprechen. Viele Öle sind mit Schadstoffen belastet.“ Die gute Nachricht: Unter all den getesteten mäßig guten Ölen sind die preiswerten Produkte der Discounter noch die besten.
 
Am besten schneiden vier Discounter-Produkte ab: „Gut Bio“ von Aldi (Nord), „Primadonna“ von Lidl und „Vegola“ von Netto Marken-Discount, gefolgt von „Cantinelle“ von Aldi Süd. Mit dem Testurteil „befriedigend“ schmecken sie insgesamt ausgewogen und kosten gerade einmal fünf bis sechs Euro pro Liter. 10 der 24 Öle im Test schmecken ranzig, stichig oder alt, darunter die beiden teuersten – beide von Carapelli, einem italienischen Unternehmen, das mit „120 Jahren Erfahrung in der Kunst der Olivenölproduktion“ wirbt. Die Kritik der Tester konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei Aspekte: Geschmackliche Mängel und den Schadstoffgehalt
 
Geschmack: keine kulinarische Offenbarung – viele Mängel
Getestet wurden ausschließlich Öle der höchsten Güteklasse. Damit die als ‚gut‘ oder ‚sehr gut‘ bewertet werden können, müssen sie geschmacklich und geruchlich mindestens fehlerfrei sein. Für beste Bewertung müssen sich solche Öle durch besondere Fruchtigkeit, Harmonie und klare Aromen profilieren. Ausdrucksstarke Olivenöle riechen und schmecken intensiv fruchtig, deutlich bitter und scharf. Sie sind besonders ausgewogen – also ein Geschmackserlebnis.Die aktuell geprüften Öle, so die Tester, sind demgegenüber „keine kulinarische Offenbarung: Sie sind mittelfruchtig, nur leicht scharf, wenig bitter. Individuelle Noten sind kaum ausgeprägt.“ Zehn Öle im Test schmecken sogar ranzig, stichig oder alt. Das Urteil lautet daher mangelhaft. Sie dürften nicht als „nativ extra“ verkauft werden – neun allenfalls eine Güteklasse tiefer – als „nativ“. Ein Öl im Test ist nicht nur sensorisch fehlerhaft, sondern zudem verfälscht, weil es raffiniertes Olivenöl enthält.
 
Schadstoffe: zu viele Rückstände von Mineralölen
Was den Schadstoffgehalt betrifft, beanstanden die Warentester vor allem die verbreitete Kontamination der Olivenöle mit Mineralölbestandteilen. Die können über unterschiedliche Pfade in Speiseöle gelangen, so etwa über technische (Schmier-)öle oder Abgase von Erntemaschinen. Im aktuellen Olivenöl-Test fiel ausgerechnet ein Bio-Öl von Carapelli besonders auf. Es war deutlich mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (den so genannten Mosh) und als einziges hoch mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (den so genannten Moah) belastet. Ein Teil der Moah steht unter dem Verdacht, eine krebserzeugende Wirkung zu haben. Zehn weitere Öle enthielten deutliche Gehalte an Mosh, die mit Ausreichend bewertet wurden. Darüber hinaus enthielten immer noch viele der Öle Weichmacher (Phtalate), obwohll deren Einsatz in Materialien, die während der Herstellung mit dem Öl in Berührung kommen können (Kunststoffmaterialien in Schläuchen, Behältern, Fließbändern etc.), seit 2007 verboten ist.
 
Alles kein Grund für einen Verzicht auf Olivenöl
 Trotzdem, so die Experten, sind die aktuellen Testergebnisse kein Grund, auf Olivenöl zu verzichten: „Viele der Öle, die wir in der sensorischen Qualität mit ‚befriedigend‘ bewertet haben, dürften den Erwartungen vieler Verbraucher durchaus entsprechen. Sie schmecken ausgewogen, mittelfruchtig und nur leicht bitter und scharf. Das ist keine Gourmetqualität, bei der die Ausprägungen fruchtig, bitter und scharf deutlicher hervortreten, aber für den täglichen Gebrauch allemal geeignet.“ Was empfehlen die Experten nun den Verbrauchern auf der Grundlage der Testergebnisse? „Zunächst einmal ist Olivenöl – nach Rapsöl – das Speiseöl mit den ernährungsphysiologisch besten Eigenschaften. Es enthält einen hohen Anteil an der einfach ungesättigten Fettsäure Ölsäure. Allerdings kann man nicht erwarten, im Preissegment von vielleicht 5 bis 10 Euro je Liter besondere Qualitäten zu erhalten.“ Für den Alltag sind demnach die vier eingangs genannten Discounter-Öle für rund 5 bis 6 Euro pro Liter jedoch allemal ausreichend.
 
Ohrfeige für die Hersteller
Leider kann sich der Verbraucher beim Olivenölkauf nur bedingt auf die Aussagen der Anbieter verlassen, meint die Stiftung und übt harsche Kritik an den Herstellern und Händlern: „Die Geschichte unserer Olivenöl-Tests ist immer auch eine Geschichte des Etikettenschwindels gewesen. Die Anbieter sind gefordert, insbesondere auch die sensorische Qualität ihrer Produkte regelmäßig zu kontrollieren. Es ist nicht akzeptabel, dass fortwährend Olivenöl unter der höchsten Güteklasse vermarktet wird, das geschmacklich diesen Anforderungen aber nicht entspricht. Und auch die weit verbreitete Belastung der Öle mit Mineralölbestandteilen ist kein vertretbarer Zustand. Die Hersteller sind genauso wie die Marktüberwachungsbehörden gefordert, das Qualitätsniveau zu verbessern.“
 
docFood meint:
Im akutellen Test hat die Stiftung ausschließlich preiswerte Öle unter die Lupe genommen, die größtenteils auch in den Supermärkten zu kaufen sind. Spitzenöle der Qualitätsstufe nativ extra / extra vergine sind in dieser Preisklasse extrem selten. Ein Olivenöl „nativ extra“ für fünf Euro pro Liter ist mit dem Testurteil ‚befriedigend‘ trotzdem ein Schnäppchen – und Grund genug, ein solches Öl zu verwenden, schon aus gesundheitlichen Gründen. Den abschließenden Rat der Experten können Sie getrost befolgen: „Bei Olivenöl hält man es am besten wie die Profis. Die haben mindestens zwei in der Küche: Ein einfaches zum Braten und Kochen plus ein hochwertiges mit ausdrucksstarkem Aroma, das sie erst kurz vor dem Servieren zum Essen geben.“

Friedhelm Mühleib

Wassertest: Leitung statt Flasche

Mineralwasser ist nicht besser als Leitungswasser und überbewertet. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Stiftung Warentest, die für die August-Ausgabe ihrer Zeitschrift test Trinkwasser aus 28 Städten und Gemeinden sowie 30 stille natürliche Mineralwässer getestet hat. Vor allem Mineralstoffe im Mineralwasser sind nach dem Urteil der Tester ein Mythos. Dabei bietet Leitungswasser eine enorme Ersparnis: Ein Liter kostet rund einen halben Cent, das teuerste Mineralwasser im Test kostet das 140-fache: 70 Cent pro Liter. Der Rat der Tester: Am Hahn zapfen statt Flaschen schleppen!
 

Auch Leitungswasser enthält viele Mineralien

Aus jedem Brünnlein zu trinken, dürfte heute kaum ratsam sein. Sehr ratsam ist es dagegen, nach Rinteln zu reisen und am Brunnen vor dem Rathaus seinen Durst zu stillen. Mit knapp einem Gramm Mineralstoffen pro Liter (786 Milligramm) hatte das Rintelner Wasser den höchsten Mineralstoffgehalt aller untersuchten Leitungswässer. Nur wenige der 30 natürlichen Mineralwässern konnten ihm das Wasser reichen: Gerade einmal acht davon haben höhere Gehalte. Grundsätzlich ist Leitungswasser das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland und hat eine gute Qualität, so die Stiftung. Alle Proben entsprachen der strengen Trinkwasserverordnung. Die Hightech-Analysemethoden offenbarten zwar Spuren von Chemikalien, die gefundenen Konzentrationen sind aber gesundheitlich unbedenklich. „Leitungswasser ist so gesund wie Flaschenware, unschlagbar günstig und umweltschonend obendrein“, sagte der Vorstand der Stiftung Warentest, Hubertus Primus.
 

Stille Wässer können mit Keimen belastet sein

Beim Test von stillen Mineralwässern enthielt fast jedes zweite wenig Mineralstoffe. Überraschend ist die hohe Zahl von Produkten, die mit Keimen belastet sind: Sechs der stillen Wässer enthielten so viele Keime, dass sie für Immunschwache riskant sein können. Für Gesunde sind sie nicht kritisch. In fünf der 30 stillen Mineralwässer fanden die Tester oberirdische Verunreinigungen von Pflanzenschutzmitteln, einem Süßstoff und einem Abbauprodukt, das vom umstrittenen Pestizid Glyphosat oder aus Wasch- und Reinigungsmitteln stammt. Die Spuren sind gesundheitlich unbedenklich, weisen aber darauf hin, dass die Quellen nicht ausreichend geschützt sind.
 

 

Wasser: Sehr sauber, aber nicht völlig rein

Wenn Hersteller von Mineralwässern behaupten, ihr Wasser, das häufig aus großer Tiefe kommt, sei völlig rein, ist das mit Vorsicht zu genießen, wie die Ergebnisse der Stiftung zeigen. Das gilt genauso für Leitungswasser, das Spuren von Chemikalien, Arzneimitteln und Pestiziden enthalten kann. So fanden die Tester in einem Wasser Reste eines Korrosionsschutzmittels sowie Spuren von Chrom, Uran und Nitrat. Was das derzeit heftig umstrittene Glyphosat betrifft, geben die Wissenschaftler der Stiftung Entwarnung: Selbst in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft konnten sie keinerlei Spuren des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels finden, obwohl man nach eigenen Angaben mit der empfindlichsten aller derzeit verfügbaren Analysemethoden gearbeitet hat.
 

Tipps von docFood

Die Analyse der Stiftung Warentest erfasst nur einen Bruchteil des Trinkwassers in Deutschland. Wer wissen will, wie sein persönliches Leitungswasser zusammengesetzt ist, kann sich bei seinem Versorger informieren. Wer zuständig ist, erfahren Sie auf Ihrer Rechnung. Lassen Sie von Wasser, das länger in der Leitung stand, mindestens einen Viertelliter ablaufen. Und schonen Sie Ihr Trinkwasser von Morgen: Schütten Sie keine Arzneimittel in die Toilette oder den Ausguss. Sie gehören in den Hausmüll oder zurück in die Apotheke. Auch Chemikalienreste gehören nicht in Klo oder Spüle. Sie sind meist Sondermüll und müssen speziell entsorgt werden.

  Red.

Hier geht’s zum Wassercheck der Stiftung Warentest mit der Übersicht der Ergebnisse und weiteren Informationen
 

Gut essen statt stumpf schlucken

Wir Deutschen sind schon extrem – auch wenn’s ums Essen und Schlucken geht: Im vergangenen Jahr sind die Arzneimittel-Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) um mehr als zehn Prozent auf den Rekordwert von 35,4 Milliarden Euro gestiegen. Dies geht aus dem neuen Arzneiverordnungs-Report hervor, für den 820 Millionen Rezepte von mehr als 200.000 Ärzten und Zahnärzten ausgewertet wurden. Rechnet man nochmals ca. 12 Milliarden Euro pro Jahr für rezeptfreie und freiverkäufliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel dazu, kommen knapp 50 Milliarden Euro Für Pillen & Co zusammen. Das entspricht einem Drittel des Umsatzes der gesamten Deutschen Lebensmittelindustrie mit ca. 150 Milliarden Euro. Stolze Leistung, was wir da so alles schlucken.
Was die Ausgaben für die rezeptpflichtigen Medikamente betrifft, suchen Experten verzweifelt nach Einsparungspotenzialen. Das größte Einsparungspotenzial liegt in jedem von uns selbst. Etwas weniger essen, dafür bewusster und auf eine hohe Qualität der Lebensmittel achten – damit ließen sich auch die Kosten für Medikamente erheblich senken. Nach einer brandneuen Studie der Universität Halle/Wittenberg muss das deutsche Gesundheitswesen für die Folgen einer ungesunden Ernährung jährlich etwa 17 Milliarden Euro blechen – ein paar von diesen Milliarden gehen an die Pharmaindustrie. Besser gut essen statt stumpf schlucken. Den Geldbeutel schonen würde das obendrein. Das wär doch mal eine Überlegung wert!

Dr. Friedhelm Mühleib

Original des Artikels von Dr. Friedhelm Mühleib ist erschienen auf dem Tellerrandblog

Wild: Tipps für Einkauf und Zubereitung

Wild auf Wild: Tipps für Einkauf und Zubereitung

Haben Sie sich schon Gedanken über den Festtagsbraten gemacht? Wenn es Wild sein soll, dann sollten Sie unsere Tipps für den erfolgreichen Einkauf und die unkomplizierte Zubereitung lesen. Wer vor Wild zurückschreckt, weil ihm das Abziehen, Ausnehmen und Rupfen, das Entbeinen und Zerlegen ein Greuel oder ein Buch mit sieben Siegeln ist, der sollte in einem modernen Wildgeschäft kaufen. Hier gibt’s von der bratfertig ausgelösten Keule über Hirschgulasch bis hin zur Fasanenbrust alles pfannenfertig.
Was ist Qualität beim Wild? Achten Sie beim Einkauf immer auf die Farbe des Fleisches: Frisches, junges Wildbret ist rot- bis schwarzbraun. Außerdem ist es fest, hat eine zarte Faser und wird umso dunkler, je länger es abgehangen ist. Nur Kaninchen haben weißes bis grau-rötliches Fleisch.
Gutes Wildbret erkennen
Wildfleisch sollte frei von grünen oder roten Flecken sein, weder einen unangenehm ins Faulige gehenden Geruch (vom zu langen Abhängen!) haben noch einen Harn- oder Geschlechtsgeruch — was bei Tieren vorkommt, die in der Brunftzeit erlegt wurden. Haar- und Federwild schmeckt am besten, wenn es im zarten Alter von einem Jahr bzw. in seinem ersten Herbst in die ewigen Kochgründe wandert. Wer scharf auf junges Wild ist, muss sich allerdings darauf verlassen, dass der Wildhändler korrekt ist, da das Alter eines Tieres für den Laien kaum erkennbar ist.
Wenn die Qualität stimmt, ist die Zubereitung ein Kinderspiel
Grundsätzlich lässt sich Wildfilet kurzbraten wie ein Rindersteak. Machen Sie die Garprobe: Drücken Sie das Fleisch mit dem Finger ein – durchgegartes Wildfleisch gibt nicht mehr nach. Der austretende Saft sollte nicht mehr rosa, sondern klar sein. Gutes Wildfleisch wird gewürzt, gebraten oder geschmort, und dann liegt die Kunst in der Zubereitung einer guten Sauce.
Zur traditionellen Wildküche gehören Sahne, Wein und Spirituosen. Damit lassen sich aus dem Wildfond wunderbare Saucen zubereiten. Kaninchen, in Sahne und Senf gegart, gehört in Frankreich ebenso zu den klassischen Wildgerichten wie der Rehrücken in Sahnesauce mit Kirschwasser in den italienischen Alpen. Wildarten mit einem besonders feinen Aroma sollte man ohne großes Drumherum zubereiten, damit der Eigengeschmack voll zur Geltung kommt. Gedünstetes Rebhuhn zum Beispiel sollten Sie nur mit einer leichten Rotweinsauce servieren. Passende Gewürze für Wild sind Pfeffer, Majoran, Thymian, Rosmarin, Lorbeer, Muskat oder Wacholderbeeren.Als Beilagen eignen sich Maronen, Topinambur, Kartoffeln, Klöße, Prinzessbohnen, Rotkohl, Rosenkohl, Wirsing, Steckrüben, Blattsalat, Sauerkraut, Pfifferlinge oder Champignons.
Tipp von docFood: Wilde Variationen wagen
Auf den ersten Blick ungewöhnlich – aber im Geschmack köstlich ist auch die Kombination von Wild mit Früchten. Dabei wird der leicht strenge Geschmack des Fleisches durch das säuerlich frische Aroma der Früchte harmonisiert. Wer einmal Rebhuhn gefüllt mit Weintrauben gegessen hat, wird diesen exquisiten Genuss wohl nicht mehr vergessen. Auch Preiselbeeren, Kirschen, Äpfel, Birnen, Orangen oder Feigen passen gut zum Wild. Fehlt nur noch ein passender Wein: Mit reifen Roten aus Bordeaux oder Burgunder liegt man immer richtig. Zu leichten Wildgerichten, etwa Kaninchen, passt auch schon mal ein schöner, aromatischer Weißer — ein Gewürztraminer wäre da fein.
Sie sind wild auf Wild? Lesen Sie hier, warum Sie ihr Wildbret beim Förster Ihres Vertrauens kaufen sollten. Erfahren Sie außerdem, welche Inhaltsstoffe Wildfleisch besonders wertvoll machen. Unsere leckeren Wild-Rezepte finden Sie hier.

Julia Hintzen

Bild: Fotolia © Floydine

Nahrung für junge Wilde und alte Hasen

Wilde Zeiten brechen an: Draußen ist Herbst, Herbstzeit ist Jagdzeit – und in der Küche ist jetzt die beste Zeit für zartes Wild. Jean Anthelme Brillat-Savarin, der große Feinschmecker des 18. Jahrhunderts, bis heute Vorbild vieler Spitzengastronomen, pries die Vorzüge des Wildfleischs schon vor 200 Jahren: „Das Wildpret bildet den Hochgenuss unserer Tafeln, es ist eine gesunde, warme, sehr schmackhafte Nahrung, die um so leichter verdaut wird, je jünger der Mensch ist.”
Mit dieser Empfehlung lag der alte Gourmet ganz richtig – auch ohne das Wissen der modernen Ernährungswissenschaft. Denn Wildfleisch ist ausgesprochen eiweißreich und gleichzeitig fettarm.
 
Fett im Wildfleisch: Wenig, dafür umso besser
Es enthält viel weniger Fett als Schweine- oder auch Rindfleisch — und ist somit sehr kalorienarm. Zudem liefert uns das bisschen Fett im Fleisch von Hase, Reh und Hirsch nach Studien der Universität Wien sogar noch überdurchschnittlich viele lebenswichtige Omega-3-Fettsäuren und einfach ungesättigte Fettsäuren. Nebeneffekt: Im Wildfleisch ist das Verhältnis der ‚guten‘ Omega-3-Fettsäuren zu den Omega-6-Fettsäuren mit etwa 2:1 bis 3:1 optimal – so hat das Fett im Wildfleisch ernährungsphysiologisch eine Top-Qualität (mehr Infos dazu siehe unten). 100 g Rehfleisch aus der Keule beispielsweise enthalten 21,4 g Eiweiß und nur 1,3 g Fett und bringen damit gerade mal 97 Kalorien. Im Vergleich dazu enthalten 100 g mittelfettes Schweinefleisch 18 g Eiweiß, 21 g Fett und 276 Kalorien. Darüber hinaus liefert Wildfleisch reichlich Vitamin B1 und B2 sowie die Spurenelemente Eisen, Zink und Selen. Der geringe Fettanteil in Verbindung mit einem niedrigen Bindegewebsgehalt ist auch der Grund dafür, dass Wildfleisch in der Konsistenz fester, im Geschmack aber meist auch etwas trockener als das Fleisch unserer Mast- und Zuchttiere ist.
 
Gutes Fleisch von wild lebenden Tieren
Natürlich braucht man sich bei Wild auch nicht um Rückstände von Masthilfsmitteln oder Tierarzneimitteln zu sorgen. Auch vor Trichinen, Salmonellen oder anderem gesundheitsschädlichem Getier muss sich der Wildfreund nicht ängstigen denn kein Stück geht an den Kontrollen der Jäger und Fleischbeschauer vorbei, die für die Einhaltung der verschiedensten gesetzlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen sorgen. Bleibt also festzuhalten: Wildfleisch ist ein gesunder Genuß. Nur in einem Aspekt hat sich Brillat-Savarin getäuscht: mit seinem leicht verdaulichen Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit ist Wildfleisch nicht nur für junge Wilde gut verdaulich — sondern auch für alte Häsinnen und Hasen eine von den guten Gaben.
 
Tipp von docFood:
Vorsicht ist beim Wild allenfalls bei Innereien geboten, die mit Schwermetallen belastet sein können. In einer Mitteilung vom September informiert das Bundesamt für Risikoforschung (BfR): „Im Gegensatz zu den Innereien von zahlreichen Nutztieren, deren Belastung mit Schwermetallen einen abnehmenden Trend zeigt, können Innereien von wild lebenden Tieren, zum Beispiel von Hasen, Rehen und Wildschweinen, erheblich mit Schwermetallen und auch mit Dioxinen und Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sein. Grundsätzlich wird empfohlen, Innereien jeglicher wildlebender Tierarten nur gelegentlich, das heißt im zwei- bis dreiwöchigen Abstand, zu verzehren.“
Ideen für den wilden Genuss finden Sie in unserer Rezepte-Kategorie “Besondere Anlässe“.

Friedhelm Mühleib

 

 
* Fett Qualität: Während Omega-6-Fettsäuren unter anderem die Blutgefäße verengen und Entzündungen fördern, bewirken Omega-3-Fettsäuren das genaue Gegenteil. Liegt das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bei 2:1 bis maximal 5:1, dann heben sich diese Wirkungen gegenseitig auf, der Körper nimmt also keinen gesundheitlichen Schaden durch die Omega-6-Fettsäuren. Liegt das Verhältnis aber deutlich über 5:1, erhöht sich das Risiko von Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Rheuma drastisch.

Geruchscode – Das duftet aber wieder gut!

Kaffee, Erdbeeren, Grillfleisch oder frisch gekochter Pfefferminztee – viele Lebensmittel erkennen wir blind an ihrem Geruch. Das liegt daran, dass das Aroma jedes Lebensmittels aus einer einzigartigen Kombination von Duftstoffen besteht. Wissenschaftler von der Technischen Universität München (TUM) haben diesen Geruchscode von Lebensmitteln jetzt entschlüsselt.
Neben den fünf Geschmacksrichtungen süß, bitter, salzig, sauer und umami tragen viele verschiedene Geruchsnoten zum Gesamaroma eines Lebensmittels bei.
 

40 Schlüsselaromen bestimmen den Geruch

In den letzten Jahrzehnten wurden insgesamt etwa 10.000 flüchtige Verbindungen in Lebensmitteln identifiziert. Doch nur etwa 230 Stoffe aus dieser fast unbegrenzten Vielfalt von Substanzen prägen das Aroma unserer häufigsten Lebensmittel. Den typischen Geruch eines einzelnen Lebensmittels wiederum kodieren nur drei bis 40 dieser Schlüsselaromen. Diese kleinen Gruppen an Geruchsstoffen verleihen verschiedensten Lebensmitteln, von Ananas über Wein bis hin zu gebratenem Fleisch, ihre unverwechselbare Duftnote. „Entschlüsselt“ werden diese Verbindungen von etwa 400 Geruchsrezeptoren in unserer Nase, wie die Münchner Wissenschaftler herausgefunden haben.
 

Cognac mit komplexem Duft

„So ist zum Beispiel der Duft von Sauerrahmbutter durch eine Kombination aus nur drei Schlüsselmolekülen kodiert, bei frischen Erdbeeren sind es 12“, erklärt Prof. Peter Schieberle von der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie. Spitzenreiter ist Cognac: Für den Branntwein-Klassiker müssen 36 Schlüsselmoleküle zusammenspielen. Die chemischen Geruchscodes werden beim Verzehr von Lebensmitteln in der Nase in Reizmuster übersetzt. Dafür müssen die Schlüsselgeruchsstoffe mit einem oder mehreren der 400 Geruchsrezeptoren in der Nase interagieren. Dabei werden die einzelnen Aromakomponenten in eine Art „Duftgestalt“ übersetzt. Mit der Kombination von nur wenigen Schlüsselaromen lässt sich eine authentische Geruchswahrnehmung erzeugen. Die schier unendliche Zahl von möglichen Kombinationen aus 40 Schlüsselmolekülen und 400 Rezeptoren erklären auch, warum die Zahl der wahrnehmbaren Geruchsqualitäten nahezu unbegrenzt ist.
 

Künftig mehr Lebensmittel, die besser riechen?

Vor allem Erzeuger und Lebensmittelindustrie werden sich darüber freuen, dass die Geruchscodes entziffert sind – eröffnet das doch neue Möglichkeiten für biotechnologische Anwendungen. Das kann für die Züchtung besonders aromareicher Obst- und Gemüsesorten nützlich sein, aber auch für die Herstellung von Bio-Aromen in der industriellen Herstellung hochwertiger Lebensmittelgeruchsstoffe. Die Möglichkeit der natürlichen Nachbildung von Aromen rückt nach Ansicht der Wissenschaftler auch neue Anwendungen in mobilen Kommunikationssystemen in greifbare Nähe – wie z.B. das Senden von Geruchsnachrichten mit dem Smartphone – oder bei der Entwicklung bioelektronischer Nasen.
 

Tipp von docFood:

Wir freuen uns natürlich über solch tolle Forschung, empfehlen unseren Lesern aber, wenn’s um den Geruch der Lebensmittel geht: Achten Sie schon beim Einkauf von Frischware darauf, ob und wie die Waren riechen – und lassen sie alles liegen, was gar nicht, schlecht oder aber auch parfümiert und übertrieben riecht. Schließlich ist das intensivste Aroma selten das beste – das sollten auch die bedenken, die jetzt schon anfangen, von der Anreicherung unserer Lebensmittel mit synthetisch hergestellten „Bio-Aromen“ zu träumen.
 
Bildquelle: A. Dunkel, Ch. Sturz / TUM
[spacer size=”40″]