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Die Ananas als Weihnachtsbaum

Sie haben noch keinen Weihnachtsbaum und eigentlich weder Zeit, ihn zu schmücken noch einen vernünftigen Platz dafür? Dann wäre ein Pineapple-Christmastree die ideale Alternative. Der Ananas-Weihnachtsbaum gehört derzeit zu den skurrilsten Trends im Internet. Wer Anregungen sucht,  kann bei Instagram unter dem Hashtag #pineapplechristmastree  zahlreiche mehr oder weniger gelungene Beispiele finden. Ananasbaum hin oder her: Wir von docFood stehen immer noch mehr auf die kulinarische Variante der Tropenfrucht.
 
Zum Glück geht ja beides: Da die unversehrte, reife Ananas auch bei Zimmertemperatur mindestens vier bis fünf Tage haltbar ist, kann man die geschmückte Christbaum-Version zuerst auf den Gabentisch stellen und nach den Feiertagen nach Belieben verzehren. Erfahren Sie im Folgenden alles, was man über die süßeste aller Tropenfrüchte wissen muss.
 

Voll süße Tropenfrucht

Als es in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland wieder bergauf ging, trat die Ananas ihren Siegeszug an – als exotische Zutat zum Toast Hawai. Damals kam die Tropenfrucht fast ausschließlich aus der Dose. Heute gibt es in jedem ordentlich sortierten Supermarkt ganzjährig saftige, frische Ananas. Im Geschmack einer reifen Ananas dominiert die Süße. Sie gilt als die süßeste unter den Tropenfrüchten. Nach der Ernte reifen Ananas nicht mehr nach. Unreife Ananas schmecken strohig und herb – ohne das charakteristische Aroma. Den Reifegrad erkennt man vor allem am intensiv-aromatischen Duft, der sich vor allem am Stilansatz erschnuppern lässt. Die Schale der reifen Frucht gibt auf Fingerdruck elastisch nach (..die Frucht sollte allerdings keine Dellen oder Druckstellen haben). Wenn sich die inneren Blätter am Schaft leicht lösen lassen, ist auch das ein Zeichen für Reife. Ursprünglich stammt die Ananas aus der Tropenzone Südamerikas, wo sie von den Uhr Einwohnern „Nana Meant“ genannt wurde. „Nana Meant“ bedeutet nichts anderes als „köstliche Frucht“ – und aus dem „Nana“ entstand dann die A’nana‘s.
 

Allroundtalent in der leichten Küche

Der Toast-Hawai ist inzwischen ziemlich aus der Mode, und auch die Ananas aus der Dose ist out. Macht aber nichts – denn die Topenfrucht hat sich inzwischen zu einem Allroundtalent in der leichten Küche entwickelt: Aus der frischen Frucht lassen sich wunderbar fruchtige Desserts zaubern. Sie lässt sich nicht nur frisch verarbeiten, sondern auch dünsten und grillen. Der süßsäuerliche Geschmack der Ananas passt z. B. hervorragend zu pikanten Gerichten mit Huhn, Schweinefleisch und Schinken. Außerdem lässt sich Ananas gut in Desserts und Kuchen, aber auch in Fleisch-, Fisch- und Currygerichten verarbeiten. Passende Gewürze sind Sternanis, Pfeffer, Ingwer, Curry und Chili.
 

Ein paar Fakten zur Ananas

Es gibt weit über 100 Ananas-Sorten, die in fünf große Gruppen eingeteilt werden (Cayenne, Pernambuco, Spanish, Perolera und Queen ). Nur wenige davon tauchen bei uns im Lebensmittelhandel auf. Größe, Geschmack und Farbe der Ananas variieren je nach Sorte. In Deutschland werden vor allem Früchte der Cayenne-Gruppe gehandelt. Sie sind im Vergleich zu anderen Ananas-Sorten mit 4 Kilogramm relativ schwer, haben hellgelbes Fruchtfleisch und schmecken sehr aromatisch. Der eigentliche ‚Porsche‘ unter den Ananassorten ist allerdings „Sugar Loaf“ aus der Pernambuco-Gruppe, die allerdings nur über spezielle Händler im Internet zu beziehen ist (..natürlich mit entsprechendem Preis).
Eine Ananas kann bis zu 50 cm hoch und 6 Kilogramm schwer werden. Die Züchtung hat der klassischen Ananas kleine Schwester beschert: die Baby-Ananas mit ihrem besonders intensiven Aroma, einer goldgelben Schale und einem Gewicht von nur 300 bis 400 Gramm. Sie schmeckt nicht nur unglaublich aromatisch und saftig, sondern macht sie sich auch hervorragend als Deko-Element.
 

Vom Bromelin und den inneren Werten der Ananas

Die Ananas ist nicht unbedingt die ganz große Nährstoffbombe, enthält aber einen guten Nährstoffmix: Mit ca. 20 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm – deckt sie etwa ein Fünftel des Tagesbedarfs eines Erwachsenen. Zudem liefert die Ananas eine Reihe wichtiger Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalzium, Magnesium, Eisen, Phosphor und Zink. Dabei gibt es wohl kaum ein anderes (natürliches) Lebensmittel, das so süß ist und dabei so wenige Kalorien hat: Pro 100 Gramm liefert sie gerade einmal 56 Kilokalorien.
Eine gewisse Berühmtheit hat die Ananas durch ihren (im Lebensmittelbereich einzigartigen) Gehalt des Enzyms Bromelin erlangt. Bromelin wirkt proteolytisch, d.h. es kann große Eiweißmoleküle in kleinere Einheiten spalten. Bromelin wirkt gerinnungs- und entzündungshemmend. Es hilft beim Abbau von Fibrin, einem Protein im Blut, das die Verbindungen von Blutplättchen stabilisiert und dadurch die Blutzirkulation herabsetzen kann. Bromelin hat wundheilende und – im Reagenzglas – antimetastasische Wirkungen. Auf das Bromelin geht auch die Legende zurück, dass die Ananas Fett verbrennt und dadurch mehr Kalorien verbraucht, als sie selbst liefert. Das ist allerdings Unsinn, denn das Bromelin wird bereits im menschlichen Magen deaktiviert. Im Darm, wo die Fettverdauung stattfindet, ist es damit wirkungslos – ganz abgesehen davon, dass die Fähigkeit, Eiweiß zu spalten, mit der Fettverdauung rein gar nichts gemein hat.
 

Tipp von docFood

Und was ist mit Ananas aus der Dose? Braucht man die überhaupt noch?  Den Konserven wird in der Regel Zucker zugesetzt – das verbessert die Konservierung, bringt aber auch zusätzlich Kalorien. Der Vitamingehalt der Dosenananas ist geringer als der von frischen Früchten. Beim Pasteurisieren der Ananas wird zudem das Bromelin inaktiviert. In manchen Fällen kann das von Vorteil sein – zum Beispiel beim Belegen von Kuchen mit Ananas: Das Bromelin in der frischen Frucht verhindert das Erstarren von Tortenguss. Nimmt man Ananas aus der Dose, wird die Gelatine fest. Bei Milchspeisen wie etwa Joghurt oder Quark mit Ananas sollten frische Fruchtstücke ebenfalls erst kurz vor Verzehr hinzugegeben werden, da die Zersetzung der Milcheiweiße durch das Bromelin zu einem bitteren Geschmack führen kann.

Andrea Peitz

Smoothies – tierisch lecker

Überraschung für alle Smoothie-Fans: Endlich gibt es Smoothies aus Fleisch! „Poulet Royal“ aus Hühnchen sowie „Butcher Beef“ und „Beef Bombay“ aus Rind – das sind die drei eiweißreichen Fleisch-Drinks, mit denen Peter Klassen, ein Metzger aus Gegend von Trier, einen neuen Trend setzen will. Vielleicht ist der neue Protein-Drink aus Lupinen, den das Münchner Fraunhofer-Institut entwickelt hat, dann doch die bessere Alternative.
 
Kein Fake: Für den Metzger mit dem Slogan: “immer frisch, immer lecker, immer Klasse(n)” sind Hühnchen und Rindfleisch aus der Flasche „eine Trink-Mahlzeit für Menschen, die unterwegs sind wie Handwerker, Lkw-Fahrer, aber auch Wanderer oder Sportler“. Klassen kocht das Fleisch in großen Kesseln in einer Brühe mit Gemüse und Gewürzen. Danach wird das Ganze püriert, abgefüllt und bei 121 Grad sterilisiert.
 
Produkte, die polarisieren
Dabei weiß er, dass seine hell-, rot- und dunkelbraunen Getränke nicht nur Fans finden werden. „Das Produkt polarisiert“, sagt er. „Es wird Befürworter geben, aber genauso viele Gegner, die die Vorstellung, Fleisch zu trinken, abstoßend finden.“ Mit dieser Befürchtung liegt er vermutlich richtig. Tatsächlich dürfte der hohe Eiweißgehalt der sämigen Fleischsuppe einer der wenigen Gründe sein, die ernährungsphysiologisch für das Getränk sprechen. Die interessanteste Zielgruppe für die Produkte hat der Metzger Klassen anscheinend gar nicht im Visier: Immer mehr alte Menschen leiden unter teilweise extremen Kau- und Schluckbeschwerden. Für sie geht irgendwann nur noch Flüssiges, Püriertes und Gläschenkost. Auch dann hat man noch ein Recht auf das, was man früher mit Genuss gegessen hat: Um den Geschmack von Fleisch oder Geflügel auch dann noch zu erleben, nehmen diese Menschen sicher auch Smoothies aus Fleisch in Kauf.
 
Proteindrinks: Lupine statt Fleisch
Aber Wanderer und Sportler? Das dürfte schon schwieriger werden. Denn für alle, die nach proteinreichen Kraftdrinks suchen, gibt es künftig Top-Alternativen. Wissenschaftler des Freisinger Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik haben auf Basis von Süßlupinen ein proteinreiches Getränk entwickelt, das zugleich säuerlich und erfrischend schmeckt. „Erfrischend wie ein kühles Pils, aber reich an Protein und garantiert alkoholfrei – wer gerade vom Sport zurückkommt, holt sich mit dem Lupinen-Drink ein stärkendes, kalorienarmes und wohlschmeckendes Getränk aus dem Kühlschrank. Vergleichbar einem kühlen Molkegetränk, das mit Kohlensäure versetzt ist, aber auf pflanzlicher Basis also laktosefrei und vegan,“ heißt es in der Pressemitteilung des Institutes. Übrigens können auch ökologiebewusste Verbraucher guten Gewissens zum Lupinen-Drink greifen, denn die pflanzlichen Grundstoffe stammen aus regionalem Anbau. Metzger Klassens Fleischdrink dürfte dem Lupinen-Drink hinsichtlich Nachhaltigkeit und ökologischem Fußabdruck meilenweit hinterherhinken.
 
Protein bleibt erhalten, Phytin wird abgebaut
Das Lupinen-Getränk ist nach Darstellung der Fraunhofer-Forscher ein gutes Beispiel für die Arbeitsweise des Institutes. »Wir entwickeln und optimieren Herstellungsverfahren, bei denen traditionelle Methoden mit neuen Inhaltsstoffen kombiniert werden. Auf diese Weise entstehen neue, gesunde und nachhaltige Nahrungsmittel«, erklärt Raffael Osen, Projektleiter am Institut. Das ist oft schwieriger, als sich der Laie vorstellen kann. Die Lupine, die wie Bohnen, Erbsen oder Erdnüsse  zu den Hülsenfrüchten gehört, stellte die Experten vor große Problem: Als Hülsenfrucht enthält sie Phytinsäure. Diese bindet wertvolle Mineralien, hemmt Enzyme und gilt daher als wenig bekömmlich. Die Fraunhofer-Forschenden haben nun ein Verfahren entwickelt, das bei der Verarbeitung die wertvollen Proteine erhält und gleichzeitig die unerwünschte Phytinsäure minimiert.
 
Verfahren ähnlich wie Bierbrauen
Apropos kühles Pils: Die Herstellung des Lupinen-Getränks ist in jeder Brauerei möglich. Der Herstellungsprozess des Lupinengetränks ähnelt dem Bierbrauen und nutzt Apparate wie Maischpfanne, Läuterbottich oder Gärtank, über die jede Brauerei verfügt. Große Zusatzinvestitionen sind also nicht erforderlich. »Auch kleine Brauereien haben die Möglichkeit, mit geringem wirtschaftlichem Risiko Erfrischungsgetränke im Bereich Sport, Wellness oder Gesundheit anzubieten«, meint Dr. Caroline Fritsch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Institut. »Die Herstellung der Lupinen-Drinks ist letztlich nicht schwieriger als Bier brauen«, ergänzt Osen. Übrigens könnten künftig auch andere Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Erbsen als Grundlage für gesunde und proteinhaltige Getränke dienen. Die Herstellungsverfahren müssen dazu nur leicht angepasst werden. »Wir versuchen im nächsten Schritt die Verfahren auf andere Rohstoffe anzuwenden, um eine größere Produktvielfalt zu erreichen«, meint Osen. „Gerade regionale proteinreiche Pflanzen wie Erbsen oder Bohnen haben großes Potenzial.“
 
docFood meint
Dem Bohnenbier sehen wir mit Freude entgegen. Und der Berschreibung nach hört sich der Lupinen-Drink richtig lecker an. Metzger Klassens Bemühen in allen Ehren – der alkoholfreie Lupinendrink ist uns da lieber – aus gesundheitlichen, ernährungsphysiologischen und ökologischen Gründen. Und wer etwas Sämiges, Dunkelrotes und Fleischiges braucht, der hole sich einen Tomatensaft und würze ihn kräftig. Wohl bekomms!

  Friedhelm Mühleib

Spermidin – Schlüssel zum ewigen Leben?

Schon mal was von Spermidin gehört? – Nein, Spermidin ist nichts Unanständiges, sondern eine natürliche Substanz, die u. a. in männlichem Sperma, altem Parmesan und einer Reihe weiterer Lebensmittel in größeren Mengen vorkommt. Vermutlich wird Ihnen das Spermidin in Zukunft häufiger begegnen – vor allem in den Medien. Eine Handvoll Studien hat ergeben, dass Spermidin das Leben von Hefepilzen, Fruchtfliegen und Mäusen erheblich verlängern kann.
 
Das reicht einigen Medien und Wissenschaftlern aus, über die Substanz zu berichten, als sei es die finale Wunderwaffe des Anti-Aging. Wir von docFood sind da skeptisch. Schließlich ist die Liste der zunächst gefeierten und schließlich sang- und klanglos verschwundenen Wunderwaffen gegen das Altern lang. Im ersten Teil unseres Spermidin-Dossiers haben wir die Fakten zum vermeintlichen Jungbrunnen Spermidin recherchiert:
 

● Was genau ist Spermidin?

Spermidin kommt in allen lebenden Organismen vor und ist eng mit Prozessen des Zellwachstums verbunden. Chemisch gesehen ist Spermidin ein Polyamin, das im Eiweißstoffwechsel der Zelle aus Aminosäuren entsteht. Im Organismus dienen biogene  Amine als Signalstoffe, z. B. als Hormone und Neurotransmitter, aber auch als Bausteine für verschiedene Elemente unserer Zellen, z.B. für Bestandteile der Zellwand. Der Name des Stoffes rührt übrigens vom Ort seiner Entdeckung her: Spermidin wurde erstmals im menschlichen Sperma gefunden, wo es in besonders hoher Konzentration vorkommt. Ein durchaus plausibler Grund, die Substanz Spermidin zu nennen. Grundsätzlich sind die biogenen Amine – und damit auch das Spermidin – unverzichtbare Bestandteile aller lebenden Zellen mit wichtigen physiologischen und biologischen Aktivitäten. (Detaillierte Informationen finden Interssierte im Artikel von Dr. Rolf Steinmüller über ‘Biogene Amine in Lebensmitteln‘ und in der ErnährungsUmschau im Artikel ‘Biogene’ Amine’ von Claudia Weiß.)
 

● Welche Funktionen hat Spermidin?

Ohne die Polyamine Spermidin, Spermin und Putrescin können Zellen nicht wachsen. Welche Rolle das Spermidin im Rahmen der komplexen Wachstumsprozesse im Einzelnen spielt  – etwa bei der Produktion von Nukleinsäuren und Proteinen – ist noch nicht vollständig geklärt. In Pflanzen werden diese Polyamine mit Zellteilung, Blüte und Fruchtbildung in Verbindung gebracht. In Lebensmitteln spielen sie als Aroma- und Geschmacksstoffe eine Rolle. Das Spermidin soll für den typischen Geruch von Sperma verantwortlich sein.  In tierischen Organismen verfügt speziell das Spermidin nach den derzeitigen Erkenntnissen zudem über die Fähigkeit, den Vorgang der Autophagie anzukurbeln. Die steht in enger Verbindung mit der Verlangsamung von Alterungsprozessen der Zellen: Mit Hilfe der Autophagie (zu deutsch ‚Selbstverdauung‘) können sich Zellen von Abfall befreien. So ist Autophagie für die Zelle eine Art Hausputz, mit dem beschädigte Proteine, unbrauchbare Substanzen oder nicht weiter verwertbare Moleküle aus Stoffwechselprozessen abgebaut und entsorgt werden.
 

● Spermidin als Schlüssel zu biblischem Alter?

Bereits 2009 veröffentliche eine Gruppe von Grazer Biowissenschaftler um Frank Madeo und Tobias Eisenberg eine Studie, deren Ergebnis weltweites Aufsehen erregte: “Menschliche Immunzellen, Fliegen, Würmer und Hefe, die in der Forschung ein beliebtes Alterungsmodell darstellt, werden durch Spermidinzugabe verjüngt und leben länger”, fassten Madeo und Eisenberg das Ergebnis der von ihnen koordinierten Studie zusammen, an der rund 30 Forscher von elf Universitäten beteiligt waren. Demnach lebten Hefezellen, die in einem spermidinreichen Medium kultiviert wurden, im Spermidinbad viermal länger als ohne Spermidin. Menschliche Immunzellen überlebten dreimal länger, Fruchtfliegen und Nematoden hatten eine um 30 Prozent verlängerte Lebenszeit, wenn sie eine entsprechende Spermidin-Diät bekamen. Bei Mäusen konnten durch freie Radikale hervorgerufene Schäden an Proteinen, die ein besonders wichtiger Alterungsmarker sind, deutlich reduziert werden. Grund genug für Madeo und Eisenberg, von der (möglichen) Entdeckung des „heiligen Grals der Altersforschung und dem Spermidin als „wichtigstem Faktor für Langlebigkeit“ zu schwärmen.
 

● Hoffnungen auf breite therapeutische Verwendung?

Inzwischen sollen weltweit etwa 60 Forschergruppen an Studien basteln, die untersuchen, ob und wie Spermidin gegen das Altern wirkt. In einem asiatisch – amerikanischen Gemeinschaftsprojekt konnten die Forscher ganz aktuell (April 2017) zeigen, dass sich durch Spermidingaben in hoher Dosierung nicht nur die Lebensdauer der Versuchstiere enorm verlängern lässt, sondern auch Leberzirrhose und Leberkrebs vorgebeugt werden kann (..die Tiere erhielten eine Nahrung mit Substanzen, die solche Leberschäden provoziert).  Andere Studien liefern Hinweise darauf, dass Spermidin eventuell auch bei der Prävention weiterer Erkrankungen eine Rolle spielt, die in der Regel in enger Verbindung mit Alterungsprozessen stehen. Im Tierversuch an Fruchtfliegen zeigte sich, dass eine Zufuhr von Spermidin durch die Nahrung bei diesen Insekten der altersbedingten Demenz entgegenwirkt. Madeo hat dafür gemeinsam mit dem Berliner Forscher Stephan Sigrist Fruchtfliegen untersucht, deren Erinnerungsprozesse auf molekularer Ebene denen des Menschen ähneln. Darüber hinaus haben Tierversuche mit Spermidin positive Effekte bei Herzerkrankungen gezeigt. Ein weiteres Team um den Grazer Wissenschaftler Tobias Eisenberg konnte nachweisen, dass Mäuse, die mit Spermidin behandelt wurden, im Alter weniger stark an Herzwandverdickung und Versteifung des Herzmuskels litten.
 

docFood meint

Steckt im Spermidin nun tatsächlich der langersehnte Jungbrunnen für die Menschheit? Trotz aller Euphorie, die derzeit in der Spermidin –Diskussion herrscht, ist Vorsicht geboten. Im zweiten Teil des Dossiers wird docFood darüber berichten, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Ergebnisse an Fruchtfliegen und Mäusen auf den Menschen übertragbar sind. Ob Spermidin trotz seines natürlichen ursprungs in der lebenden Zelle auch Gefahren in sich birgt. Ob sich der Spermidin-Gehalt menschlicher Zellen durch spermidinreiche Lebensmittel beeinflussen lässt, welche Lebensmittel dafür in Frage kommen, ob schon bald mit Spermidinkapseln oder ähnlichen Nahrungsergänzungsmitteln  zu rechnen ist.

 Dr. Friedhelm Mühleib

Erbsen, Bohnen und Linsen – Comeback der Hülsenfrüchte

Erbsensuppe oder Linseneintopf – traditionell mit Speck, Mett- oder Bockwurst als Einlage – stehen für eine deftige Hausmannskost. Passt das zu einer modernen, ausgewogenen Ernährung? Und ob! Vor einigen Jahren noch als Arme-Leute-Essen verschrien, erleben Hülsenfrüchte derzeit ein Comeback. Denn Bohnen, Erbsen & Co. lassen sich nicht nur auf kreative und leckere Weise zubereiten, sie liefern außerdem viel hochwertiges Pflanzeneiweiß und reichlich Ballaststoffe. Getrocknet eignen sie sich zudem optimal für die Lagerung im Haushalt – ohne viel an Nährstoffen zu verlieren. Grund genug für docFood, die getrockneten Hülsenfrüchte für Sie etwas genauer zu betrachten.
 
Hülsenfrüchte – botanisch Leguminosen – gehören zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. In der Küche verwenden wir vor allem Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Sojabohnen, aber auch Erdnüsse und Klee gehören zu den Hülsenfrüchten dazu. Während einige Erbsen- und Bohnensorten frisch und zum Teil mit der ganzen Schote zu leckerem Gemüse verarbeitet werden, handelt es sich bei den getrockneten Vertretern um die Samen.
 
Hülsenfrüchte – hochwertiges Eiweiß und reichlich Kohlenhydrate
Getrocknete Hülsenfrüchte enthalten bis zu ein Drittel Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit, das besonders gut für die Bildung von körpereigenen Substanzen genutzt werden kann, z.B. für den Einbau in Muskeln, Organe und Enzyme. Im Gegensatz zu Fleisch und anderen tierischen Eiweißlieferanten sind Erbsen, Bohnen und Linsen frei von Fett und Cholesterin. Dafür liefern sie reichlich komplexe Kohlenhydrate, die langsam abgebaut werden und den Blutzucker daher nur wenig erhöhen. Dabei macht die Kombination aus komplexen Kohlenhydraten und Eiweiß in einer Mahlzeit mit Erbsen oder Bohnen besonders schnell satt. Leider ist allerdings auch an dem Spruch “Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen” viel Wahres dran. Der Grund für die blähende Wirkung – nicht nur von Bohnen – liegt im hohen Anteil an schwer verdaulichen Pflanzenfasern.
 
Getrocknete Hülsenfrüchte richtig zubereiten
Hülsenfrüchte aus der Konserve sind zwar bequem, enthalten aber häufig viel Salz oder Zucker. Da lohnt es sich, die Einweichzeit von getrockneten Erbsen und Bohnen in Kauf zu nehmen. Linsensorten garen übrigens auch ohne Einweichen in 10 bis 30 Minuten. Trockene Erbsen, Kichererbsen und Bohnen weichen am besten über Nacht ein. Denn je länger sie in Wasser quellen, desto bekömmlicher werden sie. Wer empfindlich ist, spült die Samen kurz ab und kocht sie in frischem Wasser. Allerdings gehen so auch wertvolle Mineralstoffe wie Magnesium, Zink und Eisen verloren. Weil Salz dafür sorgen kann, dass Bohnen & Co. beim Kochen nicht weich werden, sollte erst nach dem Garen gewürzt werden. Die Ursache für schlechte Kocheigenschaften kann übrigens im Alter der Hülsenfrüchte liegen. Zwar lassen sich getrocknete Erbsen, Bohnen und Linsen gut verschlossen, dunkel und kühl fast unbegrenzt lagern, innerhalb des Mindesthaltbarkeitsdatums sind ihre Eigenschaften jedoch garantiert optimal.
 
docFood empfiehlt:
Probieren Sie doch gleich mal eines unserer Rezepte mit getrockneten Hülsenfrüchten, zum Beispiel Penne Rigate mit Linsen-Walnuss-Sugo , Rotkohl-Linsen-Salat mit Blauschimmelkäse oder Bohnencreme-Suppe mit Lammfilet und Curry-Joghurt .
Wenn Sie keine Zeit oder Lust haben, getrocknete Hülsenfrüchte zu verwenden, gibt es auch viele Rezeptideen mit Erbsen, Linsen oder Bohnen aus der Dose oder der Tiefkühltruhe – einfach über das Suchfeld oben rechts eingeben oder in unserer Rezeptrubrik stöbern.

Melanie Kirk Mechtel