Tag der gesunden Ernährung 2016: "Onkologie"

Auch 2016 veranstaltet der Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED) den „Tag der gesunden Ernährung“ – bereits zum 19. Mal. „Mit diesem Aktionstag machen wir die Bevölkerung in Deutschland auf die Wichtigkeit der gesunden Ernährung aufmerksam“, so Margret Morlo vom VFED. Bundesweit finden jährlich mehr als 2000 Aktionen zum Tag der gesunden Ernährung statt. Am 19. Tag der gesunden Ernährung im März 2016 lautet das Thema „Onkologie“.
Die Diagnose „Krebs“ ist für die meisten Betroffenen zunächst mit Ängsten verbunden. Besonders Gedanken an mögliche Therapienebenwirkungen, Schmerzen, Leiden und das Einbüßen von Lebensqualität kommen auf.
 

Dabeisein macht Sinn

Der Faktor Ernährung spielt sowohl bei der Entstehung als auch während und nach einer Tumortherapie eine wichtige Rolle. Eine gesunde Lebensweise mit der richtigen Kost kann ungewollte Nebenwirkungen mildern und sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Die unterstützende Ernährungstherapie ist daher ein wichtiges Thema in der Ernährungsberatung. Mit dem Tag der gesunden Ernährung möchte der VFED die Bevölkerung für dieses bedeutende Thema sensibilisieren. Der VFED ruft am Tag der gesunden Ernährung zu umfangreichen Aktionen in Krankenhäusern und Kliniken, Arztpraxen, Altenheimen, Apotheken und Bildungseinrichtungen auf: „Seien auch Sie dabei! Nutzen Sie den Tag der gesunden Ernährung, um sich und Ihr Aufgabenfeld in der Bevölkerung bekannter zu machen und um neue Kontakte zu knüpfen.“
 

So können Sie als Ernährungsfachkraft mitmachen

Planen Sie eine Veranstaltung nach Ihren Möglichkeiten, persönlichen Stärken und Vorlieben. Mögliche Aktionen sind zum Beispiel ein Vortrag (wird vom VFED e.V. erstellt) und Informationstisch in einem Krankenhaus oder einer Klinik, ein Kochkurs bei der Volkshochschule oder einer anderen öffentlichen Einrichtung. Möglich ist ein Aktionstag in einer Apotheke, einem Geschäft oder der Bücherei, Verkostungen, Interviews und Seminare. Der eigenen Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Jede(r) Interessierte kann seine Ideen umsetzen. Sie können eine Aktion allein oder mit Kolleg(inn)en anbieten. Sie können sich Kooperationspartner (Firmen, Vereine) suchen,die Sie finanziell, mit Produkten oder Räumlichkeiten unterstützen. Für weitere Ideen besuchen Sie die Internetseite des VFED; unter https://www.vfed.de/de/archiv_ finden Sie Bilder der vorherigen Tage der gesunden Ernährung.
 

Tag der gesunden Ernährung – so unterstützt der VFED

Der VFED stellt eigens für den Anlass ein spezielles Aktionspaket zusammen, das Teilnehmern die Ausgestaltung des Aktionstages vereinfacht. Mit Hilfe der enthaltenen Materialien können Sie für Ihre Aktion werben, Ihr Schaufenster oder Ihren Stand dekorieren und sich selbst fachlich vorbereiten. Außerdem erhalten Sie Informationen zur Anforderung von Broschüren und anderen Materialien für Ihre Teilnehmer. Unter anderem enthält das Aktionspaket:
● 1 VFEDaktuell Fachmagazin „Onkologie“ (Neuauflage 2016, circa 100 Seiten) ● 50 Leporellos zum Thema „Onkologie – Mit Schwerpunkt Prävention“ ● 2 Plakate „Tag der gesunden Ernährung“ für die eigene Werbung ● 1 Broschüre „Gesund genießen bei erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten“ ● 1 Broschüre „Lecker und ausgewogen mit dem VFED-Ernährungsdreieck“ ● 1 Plakat BMI für Erwachsene ● 1 Plakat BMI für Senioren ● 1 Plakat „Ernährungsdreieck“ ● 1 Beratungsunterlage VFED Ess- und Aktivtagebuch ● 1 Poster Bewegungsprogramm für jedes Alter, DIN A4 ● 10 Aufkleber „Ernährungsdreieck des VFED“ ● 1 VFED-Kugelschreiber ● Bestellmöglichkeit für einen Folienvortrag zum Thema (Text und Folien). (Die Folien werden im Aktionspaket präsentiert und der Preis genannt, bei Bestellung wird der Foliensatz separat in Rechnung gestellt.) ● Bestellschein für die kostenlose Anforderung von Broschüren und Give-aways (z. B. Probepackungen) von unterschiedlichen Firmen.
Das Aktionspaket ist für 20,- EUR, zuzüglich 2,00 EUR für Verpackung und Porto, erhältlich und wird im Februar2016 verschickt. Zusätzlich übernimmt der VFED die Koordination des Aktionstages, informiert die Medien und gibt Tipps für Ihre Pressearbeit. In über 250 Städten und Gemeinden werden am Tag der gesunden Ernährung in jedem Jahr über 2000 Aktionen durchgeführt.
Mehr Informationen erhalten Interessierte über die VFED-Geschäftsstelle bei Frau Hedwig Hugot (Geschäftsführerin, 0241-507300, info@vfed.de)oder Frau Margret Morlo (Leitung Tag der gesunden Ernährung, Kollegenhotline, mmorlo@vfed.de). Mehr Infos auch auf der Website, wo ein Informations- und Bestellschein für das Aktionspaket heruntergeladen werden kann.

Quelle VFED

Patienten wollen mehr Information und Beratung

Zwei Drittel der chronisch oder schwer kranken Patienten in Deutschland fühlen sich von ihrem Arzt nur unzureichend betreut, wie die WELT heute berichtet. Sie wünschen sich vor allem bessere Informationen. Dabei bezieht sich das Blatt auf die Ergebnisse einer Studie des Beratungsunternehmens Accenture, für die 2000 Patienten in Deutschland befragt wurden, die an chronischen oder schweren Krankheiten leiden. Ernährungsfachkräfte stellen ein enormes Potenzial gut ausgebildeter Fachkräfte dar, die für die Information und Beratung der Patienten eigentlich prädestiniert sind – zumindest im Bereich der vielen Erkrankungen, bei denen auch Ernährung eine Rolle spielt.
“Der hohe Anteil unzufriedener Patienten zeigt, wie groß der Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen und Informationsangeboten ist”, kommentiert Andrea Brückner, Geschäftsführerin des Bereichs Life Sciences bei Accenture die Studie. Das gelte für alle großen Therapiegebiete von Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Krebsleiden.
 

Patienten fühlen sich schlecht beraten

Die Berater von Accenture haben die Umfrage durchgeführt, um das Markpotenzial für zusätzliche Informations- und Assistenzdienstleistungen darzustellen. Im Blick haben die Berater dabei vor allem Pharmaunternehmen, die aus Sicht der Berater stärker als bisher Anlaufstelle für Patienten sein sollen. Allerdings können sich nur zwei Prozent der Befragten vorstellen, dass die Pharmaindustrie diese Rolle übernimmt, nur drei Prozent können sich vorstellen, dass ein Apotheker ihr Ansprechpartner in allen gesundheitlichen Belangen werden könnte. Ein recht hoher Anteil der Befragten hierzulande kann sich allerdings vorstellen, dass die eigene Krankenkasse zum Dreh- und Angelpunkt der eigenen Gesundheitsversorgung wird. Immerhin jeder Fünfte glaubt, dass die eigene Kasse diese Rolle ausfüllen könnte. Die Accenture-Experten sehen darüber hinaus im Bereich der digitalen Information und Beratung einen enormen Wachstumsmarkt: Demnach schätzt man, dass Patienten und Versicherer bis 2020 weltweit rund zwölf Milliarden Dollar zusätzlich für neue digitale Dienste ausgeben werden.
 

docFood meint

Das haben sich die schlauen Accenture-Berater ja gut ausgedacht: Man könnte doch einfach den Bock zum Gärtner machen – und der Pharmaberater informiert künftig den Patienten. Ein Schelm, wer dabei an Dollarzeichen denkt. Die Idee kann wohl nur der Tatsache geschuldet sein, dass die Pharmaindustrie (vermutlich) die Studie finanziert hat. Zum Glück zeigt die Befragung auch, dass Pharmahersteller als Berater nicht gefragt sind – genauso wenig wie die Apotheker als ihre Handlanger. Es ist gut so, dass sich Patienten nicht mehr so einfach für dumm verkaufen lassen.
Dass in unserem teuren und angespannten Gesundheitssystem der Arzt die (zeitintensive) Beratung übernimmt, scheint allerdings auch illusorisch. Da wäre es zumindest einen Versuch wert, dass Berufsverbände wie VDOE und VDD, in denen Ernährungsfachkräfte organisiert sind, einen (möglichst gemeinsamen) Vorstoß wagen, um ihre Mitglieder ins Spiel zu bringen. Zum einen verfügt ein Großteil der zertifizierten Ernährungsfachkräfte in Deutschland mit dem Studium der Oecotrophologie über eine akademische Ausbildung, die breite medizinische Grundkenntnisse vermittelt. Die Ausbildung der Diätassistenten steht dem kaum nach. Viele der Erkrankungen, um die es bei der Accenture-Umfrage ging, sind ernährungsmitbedingt oder bedürfen auch einer diätetischen Behandlung. So stellen Ernährungsfachkräfte ein enormes Potenzial gut ausgebildeter Fachkräfte dar, die für die Information und Beratung der Patienten eigentlich prädestiniert sind (.. und denen eventuell zusätzlich nötige Kenntnisse und Fähigkeiten auf kürzestem Weg vermittelbar wären). Seit Jahren fordern die genannten Verbände von der Medizin einen Umgang auf Augenhöhe ein. Es reicht nicht, das nur zu fordern, man muss auch dafür kämpfen.

Dr. Friedhelm Mühleib

Katerbringende Weihnachtszeit – Alkohol schadet auch dem Darm

Alle Jahre wieder. Zwischen Weihnachten und Neujahr knallen die Korken. Oft genug fließen mehr Wein, Bier und harte Sachen, als für Kopf und Bauch gut ist. Dann kommt das böse Erwachen: Kopf brummt, Verdauung kaputt. Da muss man nicht gleich an das Schlimmste denken – trotzdem sollten Ernährungsfachkräfte wissen: Alkohol gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Darmkrebs: Etwa jede zehnte Erkrankung steht im Zusammenhang mit dem Konsum Alkohol. Ernährungsfachkräfte sollten bei Patienten mit unklaren Darmsymptomen, die gleichzeitig an Alkoholkrankheit leiden, zu einer entsprechenden diagnostischen Abklärung raten.
Menschen mit Alkoholproblemen finden trotz wirksamer Behandlungsmöglichkeiten noch immer zu selten den Weg in eine Therapie, mahnt denn auch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in ihrer aktuellen Pressemeldung.
 

Alkohol – Risiken steigen mit der Menge

Wie Studien zeigen, steigt das Risiko für Dickdarmkrebs mit der Menge an konsumiertem Alkohol. Wer mehr als 50 Gramm Alkohol täglich trinkt, was ca. 0,4 Liter Wein oder einem Liter Bier entspricht, erhöht sein Darmkrebsrisiko um 50 Prozent. Um die Darmkrebsraten zu senken, sei das Minimieren verschiedener Risikofaktoren ein wichtiger Ansatz, so der Experte. Neben Alkohol zählen Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel zu den anerkannten Risiken. Mindestens ebenso entscheidend sei es jedoch, die Bevölkerung zur Darmkrebsfrüherkennung zu bewegen.
 

Früherkennung nutzen!

„Selbst eine rundum gesunde Lebensweise ist kein Garantieschein gegen Krebs, deshalb sollte jeder das Screeningangebot nutzen – in den meisten Fällen gibt es das gute Gefühl, gesund zu sein“, betont Trautwein. Alle Krankenversicherten können ab dem 50. Lebensjahr jährlich kostenlos Stuhlproben auf Blutspuren untersuchen lassen. Diese geben Hinweise auf gegebenenfalls vorliegende Tumore. Ab dem 55. Lebensjahr haben Patienten Anspruch auf eine Darmspiegelung, die alle zehn Jahre wiederholt werden sollte. Kleine Tumore oder Krebsvorstufen können noch während der Untersuchung entfernt werden.
 

docFood rät

In Deutschland trinken laut Bundesministerium für Gesundheit etwa 9,5 Millionen Menschen Alkohol in gesundheitsschädlichen Mengen. 1,3 Millionen gelten als alkoholabhängig, nur etwa jeder zehnte nimmt therapeutische Hilfe in Anspruch. Auch Ernährungsfachkräfte sollten betroffene Menschen in ihren Praxen bei entsprechenden Anzeichen über die Gefahren des Alkoholkonsums aufklären. Alkoholprobleme sind auch ein Thema der Primärprävention und Primärversorgung, neben dem Haus- oder in Facharzt gehört auch die Ernährungsfachkraft dazu. „Die Betroffenen müssen wissen, dass es sehr erfolgsversprechende Therapieansätze gibt, mit denen ihnen aus der Sucht geholfen werden kann.“ sagt der Gastroenterologe Professor Dr. med. Michael Manns. Trotz aller Vorsicht: Ein paar Gläschen in Ehren muss zwischen Weihnacht und Neujahr auch die Ernährungsfachkraft kaum jemandem verwehren

 Dr. Friedhelm Mühleib

Säure-Basen-Haushalt: Übersäuerung fördert Osteoporose

Wenn im Volksmund und der Laienmedizin von „Übersäuerung“ geredet wird, ist in der Regel die (chronische) metabolische Azidose (cmA) gemeint. Während die Warnungen aus dem Bereich der Naturheilkunde vor den schädlichen Folgen einer „Übersäuerung“ von der Schulmedizin lange Zeit als kompletter Unsinn abgetan wurden, zeigt die wissenschaftlich-medizinische Forschung inzwischen mehr und mehr die klinische Relevanz des Phänomens.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit im Webportal journalmed.de stellen die Autoren Prof. Dr. med. P.M. Jehle und Anna M. Jehle zunächst die systemischen Auswirkungen der cmA auf den Gesamtorganismus dar, um dann speziell auf die Beeinträchtigungen des Knochenstoffwechsels Knochenstoffwechsel einzugehen.
 

Wie Übersäuerung dem Körper schadet

Demnach führen die Effekte der metabolischen Azidose auf Körper und Stoffwechsel zu einer Vielfalt von teilweise schwerwiegenden Veränderungen und Folgekrankheiten mit einem breiten Spektrum an Auswirkungen auf verschiedene Organsysteme, Hormone, Ernährung und den Knochenstoffwechsel, wie die Grafik anschaulich darstellt.
S-B-Grafik 1Grafik: Prof. Dr. med. P.M. Jehle und Anna M. Jehle
Klinisch stehen die negativen Einflüsse der cmA auf die Ernährung häufig im Vordergrund. Während Patienten über Appetitlosigkeit und Übelkeit klagen, kommt es zu einer Herabsetzung der Eiweißbildung bei gleichzeitiger Erhöhung des Proteinabbaus. Dieser Proteinverlust führt zu einer rasch eintretenden Eiweißmangelernährung und hat unmittelbare Auswirkungen auf Immunabwehr und Muskulatur.
 

Knochenstoffwechsel besonders gefährdet

Oft schleichend und vom Patienten unbemerkt, führt die cmA nach den Ausführungen der Autoren zu einer erheblichen Veränderung des Knochenstoffwechsels: „Durch das Erschöpfen des Bikarbonatpuffers im Knochen und den verstärkten ossären Ausstrom von Kalzium kommt es zu einem progredienten Verlust an Knochenmasse. Bei Kindern werden Wachstumsstörungen und Minderwuchs beobachtet. Die schädlichen Auswirkungen der cmA auf den Knochen bestehen in einer Hemmung der Mineralisation, einer Erhöhung des Knochenumsatzes sowie einem kontinuierlichen Knochenschwund. Dies führt zu einer Verminderung der Calcitriolspiegel und verstärkt zusätzlich die oben beschriebenen schädlichen Auswirkungen auf die Knochenmineralisation. CKD-Patienten weisen in der Regel einen Hyperparathyreoidismus auf.“ Fazit der Studien aus den letzten Jahren ist, dass eine chronische Übersäuerung die Knochenmineralisierung verschlechtert und zu einem signifikanten Knochenverlust führt. Als einen von vielen Belegen zitieren die Autoren eine in diesem Jahr veröffentlichte große US-amerikanischen Querschnittsstudie an über 9.724 Teilnehmern der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) aus den Jahren 1999 – 2004. Die Auswertung dieser Studie hat gezeigt, dass sowohl Männer als auch Frauen mit niedrigeren Bicarbonatspiegeln im Serum eine niedrigere Knochendichte der Lendenwirbelsäule aufwiesen.
 

docFood empfiehlt: Seminar zum Thema

Die Erforschung der cmA bringt in den letzten Jahren ständig neue Erkenntnisse über ihre Folgen für die Gesundheit. Parallel zum neuen Interesse der Wissenschaft am Thema „Übersäuerung“ geistert seit vielen Jahren viel Unsinn durch die populärmedizinische Laienpresse und verunsichert viele Patienten und Verbraucher: Dabei wird eine Übersäuerung des Organismus durch sogenannte „Säurebildner“ als Ursache einer Reihe von Erkrankungen bis hin zu Krebs und Demenz angesehen. Gerade für Fachkräfte in der Ernährungsberatung ist es wichtig, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Das leistet ein Seminar unter dem Titel „Säure-Basen-Haushalt: Wahrheit und Dichtung“ von Prof. Dr. Roswitha Siener, Oecotrophologin mit vielen Jahren urologischer Praxiserfahrung und klinischem Arbeitsschwerpunkt auf dem Säure-Basen-Haushalt. Im Rahmen der ‚freiraum-Fachseminare für Ernährungsprofis‘, legt sie einerseits dar, was von den verschiedenen Aussagen zum Säure-Basen-Haushalt wissenschaftlich haltbar ist und was ins Reich der medizinischen Märchen gehört. Anderseits gibt sie klare und begründete Empfehlungen für die Therapie – z.B. im Rahmen einer diätetsichen Behandlung

 Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle / Originalarbeit: Jehle AM, Jehle PM: Metabolische Azidose: Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Jg. 44, S. 403-409 (2015), Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle GmbH & Co. KG

App-solut nützlich: Ernährung für junge Familien

Das ist für alle Ernährungsfachkräfte interessant und hilfreich, die mit Schwangeren und jungen Familien mit Kindern arbeiten: Drei neue Apps unterstützen ab sofort Schwangere und junge Familien bei allen Fragen zum Thema gesunde Ernährung bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Entwickelt wurden sie vom Kompetenzzentrum für Ernährung, dem Netzwerk Gesund ins Leben und der Stiftung Kindergesundheit mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Apps unterstützen junge und werdende Eltern mit jederzeit abrufbaren praxistauglichen Infos und Tipps und wollen damit mobile Wissenszentrale und wertvoller Ratgeber für Ernährungsfragen in dieser besonderen Lebensphase sein.
 
“Bei Frauen und jungen Familien ist der Wunsch nach glaubwürdigen Hilfestellungen aus dem Internet besonders groß”, betont Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Informationen zu Ernährung und Bewegung in der Schwangerschaft und zum gesunden Aufwachsen in der Kindheit gibt es in Hülle und Fülle. Doch welche Quelle ist verlässlich und seriös? Die neue App-Trilogie „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ und „Kind & Essen“ basiert auf aktuellen Empfehlungen der Wissenschaft und den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben.

 

Alles, was werdende Mütter über Ernährung wissen müssen

Die erste App heißt “Schwanger & Essen” und wurde in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) in Freising entwickelt. Sie vermittelt das aktuelle Wissen von Psychologen, Ernährungsmedizinern, Hebammen und Sportwissenschaftlern. Aufgeklärt wird darüber, was Frauen schon vor der Schwangerschaft tun können. Ab wann sie sich eine Hebamme suchen sollten, ob sie Sushi oder Salami in der Schwangerschaft essen dürfen und wie viel Gewichtszunahme okay ist. Werdende Mütter brauchen eine deutlich erhöhte Menge an Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit in einer Mitteilung. Umdenken müssen Frauen, die sich bis dahin häufig mit viel Junkfood und schnellen Riegeln ernährt oder die aus Rücksicht auf ihre Figur extrem auf ihr Gewicht geachtet haben.
 

Breikalkulator für Babykost

Die zweite App “Baby & Essen” behandelt Themen rund um das Stillen, Füttern und die Beikost. Sie enthält Ernährungs-Tipps und Infos zur Allergievorbeugung für stillende Mütter, Wissenswertes rund um Muttermilch und Flaschennahrung sowie Rezepte für Babys und Kleinkinder. Außer Ernährungstipps und Fachwissen gibt es Infos zu den Entwicklungsschritten des Babys, zum Beispiel krabbeln, Laufen lernen und kauen. Ein interaktiver Breikalkulator hilft beim Zusammenstellen von Mahlzeiten, die für den Entwicklungsstand des Kindes abgestimmt sind. Herausgeber dieser App ist das Netzwerk Gesund ins Leben (aid infodienst).
 

Hilfe für den Alltag mit Kleinkind

Die App “Kind & Essen” bietet Hilfe für den Alltag mit einem Kleinkind bis zu drei Jahren. “Die richtige Ernährung, Raum und Zeit für ausreichende Bewegung und ein gesunder Lebensstil ermöglichen das gesunde Aufwachsen. Gerade im Alter zwischen einem und drei Jahren ist es enorm wichtig, dass Kinder die Vielfalt von Lebensmitteln erkunden und den Geschmack unterschiedlicher Speisen mit allen Sinnen erfahren”, sagt der Kinderarzt Koletzko. Die App enthält zudem praktische Ernährungsempfehlungen sowie spezielle Rezepte für Kleinkinder und für gesundheitsfördernde Mahlzeiten. Die Eltern können mithilfe eines Ernährungs-Checks prüfen, was ihr Kind im Laufe eines Tages isst und welche Nahrungsmittel in den nächsten Mahlzeiten vorkommen sollten. Ein digitaler Notizblock stellt sicher, dass beim Einkauf nichts vergessen wird. Auch Eltern, die sich vegetarisch ernähren, finden Antworten auf ihre Fragen.
 

docFood urteilt: appsolut empfehlenswert!

Die Apps enthalten keinerlei Werbung und gewährleisten den Datenschutz, indem sie keine personenbezogenen Daten speichern und an Dritte weitergeben. Die drei Apps bauen aufeinander auf. Die Trilogie basiert auf den aktuellen Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben. Interaktive Features und Funktionen bieten unter anderem Ernährungs-, Bewegungs- und Gewichts-Checks, allgemeine Checklisten, Erinnerungen an Termine zu Vorsorge und Impfungen sowie Fachwissen zu Krankheiten. Sie ermöglichen auch das Anlegen von persönlichen Profilen – für die Schwangere selbst oder für die eigenen Kinder. Die Apps sind im Apple-Store und Google Play Store für die Betriebssysteme iOS und Android verfügbar.

 Redaktion docFood

Demenz – Einfluss der Ernährung

Wenn es um Demenz, ihre Behandlung oder das Hinauszögern von Verschlechterungen geht, stehen Ernährungsfachkräfte vor einer zentralen Frage: Lässt sich der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Eine entsprechende Ernährung scheint zumindest Möglichkeiten zu bieten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, hat sich mit Chancen und Grenzen einer Ernährungstherapie befasst.
„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann und stellt fest, dass etwa die Hälfte aller Demenzkranken schon in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verlieren.
 

Mangelernährung und Gewichtsverlust sind häufige Begleiter

„Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, so Hofmann nach einer aktuellen Meldung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DDG). Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“ Eine zentrale Frage, die insbesondere auch Ernährungsfachkräfte bewegt: Lässt sich der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf aktuelle Studien, deren Ergebnisse nahelegen, dass eine Kombination verschiedener essentieller Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Ausfallserscheinungen bei Alzheimer mildern kann.
 

Ernährung als Schalthebel

„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt Hofmann ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“ Trotzdem vertritt er die Auffassung, dass die Ernährung ein Schalthebel ist, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten Hofmann zufolge exemplarisch drei Empfehlungen:
● mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren.
● Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen.
● Mehr individuell zubereitete Gerichte, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.
 

docFood meint

Bei älteren Patienten im Alter von über 60 Jahren, die über Gewichtsverlust klagen und / oder ohne konkreten medizinischen Befund Symptome einer Mangelernährung vorweisen, sollte immer auch an die Möglichkeit der Entwicklung einer dementiellen Erkrankung gedacht werden. Sind Anzeichen kognitiver oder motorischer Einschränkungen vorhanden, sollte man dem Klienten zu einer ärztlichen Abklärung des Sachverhaltes raten.

 Redaktion docFood

Habt Ihr schon Erfahrungen mit der Ernährung bei Klienten mit Demenz gemacht? Erzählt uns doch davon auf unserer Facebook -Seite von freiraum-Seminare

 
Quellen: Scheltens P et al. Efficacy of Souvenaid in mild Alzheimer’s disease: results from a randomized, controlled trial. J Alzheimers Dis. 2012;31(1):225-36. https://wurtmanlab.mit.edu/static/pdf/1051.pdf
Shah RC et al. The S-Connect study: results from a randomized, controlled trial of Souvenaid in mild-to-moderate Alzheimer’s disease. Alzheimers Res Ther. 2013 Nov 26;5(6):59. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3978853/

Beeinflusst Darmflora wirklich das Gewicht?

Die Mikroflora des Darms gilt seit langem als ‚tatverdächtig‘ wenn es um die Ursachen der Adipositas geht. Wissenschaftliche Studien haben inzwischen einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Mikroflora eindeutig erwiesen – allerdings ist noch unklar, in welchem Verhältnis beide zueinander stehen. Mitentscheidend für das Gewicht ist, welche Bakterien sich im Darm befinden und wie das Verhältnis der einzelnen Bakterienarten, -gattungen und -stämme zueinander ist. Die individuelle Zusammensetzung beeinflusst den Stoffwechsel. Die langjährige Annahme, das Verhältnis der Bakterienstämme Firmicutes zu Bacteroidetes stehe in einem Zusammenhang mit dem Body Mass Index (BMI), scheint widerlegt. Jüngste Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass ein Bakterienstamm mit der Bezeichnung Clostridium ramosum unseren Energiestoffwechsel – und somit unser Gewicht – beeinflussen könnte.
Weitere Forschungsarbeiten zeigten aber auch: Unabhängig von der Zusammensetzung der Arten ähneln sich bei gesunden Menschen die Abbaukapazitäten der Darmflora und die ge-bildeten Stoffe. Bei adipösen Menschen scheint das nicht der Fall zu sein.
 

Wie Bakterien zusätzliche Kalorien produzieren

So konnten Wissenschaftler des Herforder Institut für Mikroökolgie (MVZ) feststellen: Bestimmte Darmbakterien können die für uns unverdaulichen Ballaststoffe gut verstoffwechseln und dadurch vermehrt kurzkettige Fettsäuren bilden. „Kurzkettige Fettsäuren wie Essig-, Propion- oder Buttersäure kann unser Stoffwechsel gut verwerten – das bedeutet deshalb auch zusätzliche Kalorien. Vor allem die Buttersäure kann aber auch nützlich für unsere Darmgesundheit sein“, erklärt Dr. med. Susanne Franck, Laborleiterin am MVZ Institut für Mikroökologie. Die Buttersäure ernährt die Darmschleimhaut, kann aber gleichzeitig entartete Zellen hemmen und der Krebsentstehung entgegenwirken. All diese Forschungsarbeiten bestätigen einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und Adipositas, der allerdings sehr komplex zu sein scheint. Zukünftig wird es noch einiges an Forschung brauchen, um das individuelle Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Bakterienarten, -gattungen und -stämmen in der Darmflora und dem menschlichen Stoffwechsel vollständig erklären zu können.
 

Tipp von docFood:

Für Ernährungfachkräfte, die mehr über den Zusammenhang zwischen Mikrobiota und Ernährung erfahren möchten, bietet das Seminarhaus freiraum in seiner Reihe ‚Fachseminare für Ernährungsprofis‘ eine zweitägige Veranstaltung unter den Titel „Mikrobiota und Ernährung“ an, in der der Stand der Wissenschaft referiert wird und praktische Ansätze für die Ernährungstherapie und beratung vorgestellt und diskutiert werden.

Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle: Pressemeldung MVZ Institut für Mikroökologie GmbH, Dr. Lilian Schoefer / Katharina Gabriel, E-Mail: lilian.schoefer@mikrooek.de / katharina.gabriel@mikrooek.de

 

Salz sparen – aber bitte nicht so

Wieder einmal werden Ärzte in einem aktuellen Beitrag in der Ärztezeitung auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Salzkonsum von Hypertoniepatienten zu senken. Absender der Nachricht ist nicht etwa ein Ernährungsexperte, sondern die Pharmaindustrie. Um genauer zu sein: das Unternehmen Novartis, einer der BigPlayer im Geschäft mit Medikamenten zur Therapie des Bluthochdrucks. Auf www.salzsparen.de ruft Novartis jetzt zur Salzspar-Challenge auf. docFood berichtet, warum die Chancen auf Erfolg gering sind.
Die Ärztezeitung zitiert einen Novartis-Experten, der sinngemäß rät: In der Therapie sind nicht nur Antihypertensiva wichtig, sondern auch die Umsetzung lebensdiätetischer Maßnahmen.
 

Salz sparen gehört zur Behandlung des Bluthochdruck dazu.

Dazu gehört demnach auch eine Salzrestriktion. Epidemiologische Daten sprächen dafür, die tägliche Salzzufuhr von bisher 10-12 g auf 5-6 g zu reduzieren. Dadurch könne der Blutdruck um 6-8 mmHg gesenkt und jeder zehnte kardiovaskuläre Todesfall verhindert werden. Es dauere allerdings einige Wochen, bis der Blutdruck senkende Effekt der Salzrestriktion zum Tragen komme. Hypertoniker sollten ihren Salzkonsum kritisch überdenken und an den richtigen Stellen Salz einsparen, so der Novartis-Mann. Dies erfordere aber eine intensive Kommunikation zwischen Hausarzt und Patient. Der Patient müsse wissen, dass vor allem Fertigprodukte und verarbeitete Lebensmittel viel verstecktes Salz enthalten. Leider haben die meisten Ärzte keine Ahnung vom Salzgehalt einzelner Lebensmittel, weil sie Ärzte und keine Ernährungsfachkräfte sind – und zudem fehlt ihnen die Zeit.
 

Die Salzspar-Challenge

Mit der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Ernährungsfachkräften hapert es leider nach wie vor. Die Folge: angesichts Kosten von knapp 17 Milliarden durch ernährungsmitbedingte Erkrankungen geht da ein immenses therapeutisches Potenzial verloren.. Da will nun im Falle der Hypertonie Novartis helfen, mit einer sehr schönen Website mit dem sinnigen Namen www.salzsparen.de. Schön ist sie, die Seite – aber leider nicht praktisch und dadurch geht sie am Ziel vorbei. Derzeit stehen da 54 ansprechende Rezepte – und jeweils am Ende des Rezepts eine Zahl, die dem Leser sagt: So viel Salz hast Du gespart. Das ganze heißt Salzspar-Challenge: „Mit wenig Salz schmeckt’s auch. Verändern Sie Ihren Lebensstil hin zu einer gesünderen, salzarmen Ernährung und stellen Sie sich der Salzspar-Challenge! Die vielfältigen Gerichte helfen Ihnen, Salz einzusparen.“ Und gespendet wird auch noch „Klicken Sie einfach auf die unten stehenden Rezept-Kacheln und tun Sie Gutes für sich und andere – denn pro Gramm eingespartem Salz unterstützt Novartis gemeinnützige Organisationen mit einem Euro.“ (…ob man bei Novartis weiß, dass geklickt noch längst nicht gekocht ist?)
 

docFood urteilt:

Gut gemeint, aber vollkommen sinnlos. Warum ist das Blödsinn? Weil die Zahl im beratungsfreien Raum steht – losgelöst von allgemeinen Empfehlungen. Und überhaupt: Im Vergleich wozu wird da gespart? Verglichen wird fast ausschließlich mit Fertigprodukten, die eh kein halbwegs gesundheitsbewusster Mensch benutzt. In der zur Website verfügbaren Broschüre gibt es noch nicht mal eine Liste der wichtigsten Salzlieferanten in unserer Ernährung. Wie schwach ist das denn? Fazit: www.salzsparen.de ist ein netter und vor allem schöner Marketing-Gag, aber leider vollkommen sinnlos. Was auch dadurch nicht besser wird, dass die (meisten) Rezepte von honorigen Ärzten stammen. Ob die wohl jemals am Herd standen? Vielleicht hätte Novartis bei der Konzeption der Seite ein paar Ernährungsfachkräfte hinzuziehen sollen. Dann hätt’s mit dem Salzsparen sicher besser geklappt.

Friedhelm Mühleib

Verhaltensänderung braucht Motivation

Wie können Ernährungsfachkräfte ihre Klienten zu einer gesünderen Lebensführung motivieren? Im Praxisalltag sind Veränderungen im Ernährungsverhalten und Lebensstil im Rahmen der Prävention oft ein schwieriges Unterfangen. Was für Ernährungsfachkräfte gilt, ist natürlich auch ein Thema für Ärzte. Professor Attila Altiner, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin der Rostocker Uni, spricht sich für mehr Empathie im Umgang mit den Patienten aus, um zu Veränderungen zu motivieren.
Wie motiviert ein Hausarzt Patienten zu einer gesünderen Lebensweise? Hier scheitern nach Altiners Wahrnehmung viele Kollegen, weil dies nicht vermittelt wird.
 

Positiver Zuspruch statt Zeigefinger

Ein Grund für das Scheitern liegt seiner Einschätzung nach darin, dass viele Hausärzte mit erhobenem Zeigefinger belehren und dadurch ein bestehendes schlechtes Gewissen von Patienten bestärken. Stattdessen sollten besser positive Rückmeldungen für erfolgreiche kleine Schritte gegeben werden. Gemeinsam mit dem Patienten sollte entschieden werden, welche Schritte umgesetzt werden könnten. Was Altiner für die Ärzte postuliert, gilt in gleicher Weise für Ernährungsfachkräfte gelten.
Altiner forder mehr Empathie nicht nur für die kranken Menschen, sondern auch im Rahmen der Prävention. Dafür sei eine akzeptierende und verständnisvolle Haltung erforderlich, mit der die Situation aus Sicht des Patienten betrachtet wird. Altiner: “Man muss dem Patienten helfen, Argumente für eine Änderung der Lebensführung zu finden“. Ziel sei es, Veränderungsbereitschaft zu erzeugen und die Wirksamkeit des Patientenhandelns zu stärken. Dafür müssten Allgemeinmediziner idealerweise schon in ihrer Weiterbildung geschult werden. Erschwert werde ein solcher Prozess aber dadurch, dass das deutsche Gesundheitssystem mehr auf Krankheit und weniger auf Gesunderhaltung ausgerichtet sei.
 

docFood meint

Die Erwartungen an die Leistungen von Hausärzten sind hoch. Zu ihnen gehört auch die Forderung, Menschen zu einer gesunden Lebensführung anzuhalten. Dafür jedoch sind die Allgemeinmediziner gar nicht ausgebildet. Zudem fehlt im Praxisalltag oft die Zeit, die dazu nötigen Gespräche zu führen. Alles Rahmenbedingungen die dem Hausarzt die motivierende Unterstützung für Patienten schwer macht. Vor allem im präventiven Umfeld macht es Sinn diese Aufgaben an Heilberufe im Umfeld zu delegieren. Wo es um ernährungsbedingte bzw. ernährungsmitbedingte Erkrankungen geht (Diabetes, KHK, Adipositas und Begleiterkrankungen, Fettstoffwechselstörungen etc.) ist die Ernährungsfachkraft sicherlich der richtige Ansprechpartner für die Patienten. Doch auch für die gilt: Belehrende und auf Wissensvermittlung ausgerichtete Methoden sind passé. Erfolg versprechen allein stark motivationsorientierte Methoden der Gesprächsführung und Beratung

Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle: ÄrzteZeitung https://bit.ly/1TJ2got
Foto: Dirk Schnack

Neuer VDOE-Handlungsleitfaden Adipositaschirurgie

Laut Prognosen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden im Jahr 2030 bereits 24 Prozent der deutschen Männer und 21 Prozent der deutschen Frauen an Adipositas (BMI > 30) leiden. 2010 waren es bei den Männern noch 17 und bei den Frauen 15 Prozent. Auch ist die Zahl der adipositaschirurgischen Maßnahmen in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Waren es im Jahr 2006 noch 1759 Eingriffe, so erhöhte sich deren Zahl auf 8709 in 2013 – Tendenz steigend.
Im Vorfeld und nach der Operation suchen Patienten Unterstützung in ernährungstherapeutischen Beratungspraxen. Dies nahm der BerufsVerband Oecotrophologie (VDOE) zum Anlass, einen Handlungsleitfaden für die strukturierte, ambulante Ernährungstherapie vor und nach bariatrischen Eingriffen zu entwickeln.
 

Werkzeugkoffer für die Praxis

„Mit den Handlungsempfehlungen wollen wir vor allem den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen einen Werkzeugkoffer an die Hand geben, mit dessen Hilfe der Beratungsablauf zeitlich und inhaltlich klar strukturiert werden kann“, so Dr. Gabriele Geurtzen und Dr. Petra Renner-Weber im Editorial des umfangreichen Ordners. „Unser Wunsch ist es, die Beratung der adipositaschirurgischen Patienten auf ein hohes qualitatives Niveau zu stellen, von dem vor allem die Patienten selbst, aber auch die kooperierenden Zentren und nicht zuletzt die Kolleginnen und Kollegen profitieren, die die Handlungsempfehlungen einsetzen“, erklären die Autorinnen. Bis zum 31. August 2015 erhalten Besteller den ermäßigten Einführungspreis. Hier geht’s zum Bestellformular>>
 

docFood empfiehlt

Das Seminar zum Thema findet im freiraum – dem Seminarhaus für Ernährungsprofis in der Voreifel – am statt. Derzeit sind gerade noch zwei Pltäze frei. Wer Interesse hat, sollte sich sputen. Mehr Infos zum Seminar finden Interessierte auf der Seite des Seminars: Update Adipositaschirurgie – neue Aspekte für die Beratung.