Mangelernährung gefährdet geistige Entwicklung von Kindern

Gesunde Ernährung ist auch eine Frage des Einkommens: Menschen mit wenig Geld ernähren sich im Durchschnitt schlechter. Prof. Dr. Hans K. Biesalski, Ernährungsmediziner an der Universität Hohenheim, warnt vor den Folgen vor allem bei Kindern. Er plädiert für eine bessere Nährwertkennzeichnung und mehr Aufklärung. Und er sieht die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung – vor allem, wenn es um die Ärmsten der Armen geht – die Flüchtlingskinder.
Lebensmittel, die reich sind an essentiellen Nährstoffen, sind deutlich teurer als solche mit viel Fett und Energie. „Leute, denen wenig Geld zur Verfügung steht, ernähren sich qualitativ schlechter, und das hat nicht nur mit dem Bildungsstand zu tun“, erklärt Biesalski. Gesunde Ernährung für alle sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ein Gebot sozialer Gerechtigkeit, meint der Experte.
 

Flüchtlingskinder – mangelernährt und vergessen

„Gänzlich außerhalb unseres Fokus sind Flüchtlinge und besonders Kinder, die häufig bereits mangelernährt bei uns ankommen“, mahnt der Direktor des Food Security Centers an der Universität Hohenheim.. „Hier bedarf es einer raschen Analyse des Zustandes und einer ebenso raschen Kompensation der Mangelernährung.“ Politik und Gesellschaft müssen handeln – auch bei den Kindern in Hartz IV-Familien, so Biesalski. Optionen wären zum Beispiel kostenloses Essen in Kitas und Ganztagsschulen. Auch die Kinderärzte sollten bei den ganz Kleinen genauer auf Mangelerscheinungen achten. „Dazu ist ein öffentlicher Diskurs erforderlich, wie man das Problem angehen kann und will“.
 

Keine gesunde Ernährung zum Hartz-IV-Satz

Die problematischste Gruppe seien alleinerziehende junge Mütter, die von Hartz IV leben müssen. Nicht nur für sie sei mehr Ernährungsbildung dringend nötig, die am besten schon in der Schule ansetzen sollte.
Doch mit einem Hartz-IV-Regelsatz von 2,47 Euro pro Tag für Kinder bis vier Jahre sei keinesfalls eine gesunde Ernährung möglich. Überlegungen, wie man die Ernährung der Kinder verbessern könnte, sieht Prof. Dr. Biesalski im Verantwortungsbereich der Bundesländer.
 

Am stärksten betroffen: Kleinkinder in armen Familien

Besonders im Fokus steht bei Biesalski die Ernährung von Kindern in den ersten beiden Lebensjahren. „Das sogenannte 1000-Tage-Fenster ist der entscheidende Zeitraum – falsche Ernährung in dieser Zeit hat massive Konsequenzen für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder“, warnt der Experte. Armut sei ein wesentlicher Faktor, der die kognitive Entwicklung der Kinder beeinträchtigt. In der Folge könnten sie schlechtere schulische Leistungen zeigen und auch später im Leben oft noch Probleme haben. „Übergewicht ist bei Kindern in Deutschland dreimal häufiger in armen Familien zu finden“, weiß Biesalski. Hinzu kämen immer mehr Menschen, die gleich mit zwei ernährungsbedingten Problemen zu kämpfen haben: Übergewicht und Mangelernährung.
 

Nährwertkennzeichnung als Instrument für gesunde Ernährung

Um eine Versorgung mit allen 49 essentiellen Nährstoffen zu gewährleisten, schlägt Biesalski die Nährwertkennzeichnung nach dem Nutrient Density Score (NDS). Er spiegelt das Verhältnis von Nährstoffdichte zur Energiedichte eines Lebensmittels wider. „Diese einfache Zahl ist wesentlich aussagekräftiger als die Prozentangaben des Tagesbedarfs, die momentan auf den Verpackungen zu finden sind“, erklärt Prof. Dr. Biesalski. Sie könne dazu beitragen, dass man sich und seine Kinder gesund ernährt, also „qualitativ gut und quantitativ nicht zu viel.“

Redaktion docFood

Foto: Prof. Dr. Hans K. Biesalski erklärt Kindern die Grundlagen der Ernährung | Bildquelle: Universität Hohenheim, Sacha Dauphin
 
Quelle: Universität Hohenheim / Elsner / Töpfer

Antibiotika bei Kindern – heftige Folgen?

Das Mikrobiom – so die medizinische Fachbezeichnung für die Gesamtheit aller den Menschen besiedelnden Mikroorganismen – reagiert nicht nur auf Veränderungen in der Ernährung äußerst sensibel. Noch heftiger können die Einflüsse von Medikamenten sein, insbesondere von Antibiotika, deren erklärtes Ziel es schließlich ist, Bakterien zu killen. Bereits eine einwöchige Einnahme eines Antibiotikums kann die Zusammensetzung und Aktivität der Darmflora in dramatischer Weise ändern. Dutzende Spezies verschwinden, andere nehmen ihren Platz ein. Das spricht für den sparsamen Einsatz von Antibiotika, insbesondere bei Kindern in den ersten vier Lebensjahren, bei denen sich der lebensbegleitende Bakteriensatz erst noch finden muss.
Wenn Antibiotika die kindliche Darmflora verändern, kann das die frühe Prägung des Immunsystems beeinflussen. Dies könnte nach Ansicht von Medizinern ein wichtiger Faktor für die zunehmende Entwicklung von Allergien oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bei Kindern sein. Versuche an Mäusen legen nun nahe, dass zu Lebensbeginn verabreichte Antibiotika womöglich den gesamten Stoffwechsel und damit die spätere gesundheitliche die Entwicklung der Kinder nachhaltig verändern.
 

Später Schaden: Fettleber und Diabetes?

Nach einem Bericht der WELT stellten Wissenschaftler der New York University School of Medicine in einer Studie fest, dass Antibiotika-Gaben an jungen Mäusen zu einer langfristigen Veränderung der Darmflora und vorübergehend zu stärkerem Knochenwachstum und Gewichtszunahme führten. Natürlich sind die Ergebnisse von Tierversuchen unter Vorbehalt zu sehen. Kinder sind keine Mäuse. Trotzdem ist der Verdacht durchaus angebracht, dass die frühe Behandlung mit Antibiotika der Entstehung von Fettleber und Diabetes im Erwachsenenalter Vorschub leisten könnte.
 

docFood meint:

Experten warnen schon seit Langem vor einem übermäßigen Antibiotika-Einsatz im Kindesalter. Die Studie zeigt, wie berechtigt die Warnung ist. Bundesweit erhält derzeit jedes Kind zwischen drei und sechs Jahren im Schnitt mindestens ein Antibiotikum pro Jahr, und das oft ohne eindeutige Diagnose. Antibiotika werden gerade bei Kindern nicht selten auch bei Virusinfektionen eingesetzt – wo sie völlig wirkungslos bleiben. Ernährungsfachkräfte sollten vor allem bei stark übergewichtigen Kindern auch an ein verändertes Mikrobiom und den unterstützenden Einsatz von Probiotika denken.

Friedhelm Mühleib

Adipositas – süchtig nach Essen?

In der Therapie der Adipositas reicht es nicht, nur auf die bewusste, kognitive Esskontrolle zu setzen. Vor allem über viele Jahre eingeschliffene Essgewohnheiten stark Übergewichtiger lassen sich damit kaum verändern. Hier braucht es therapeutische Ansätze aus dem Umfeld der psychologischen Verhaltenstherapie. Zu diesem Ergebnis kommen Leipziger Wissenschaftler vom Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) für Adipositaserkrankungen.
 
Ähnlich wie im Achtsamkeitstraining muss demnach eine Therapie darauf ausgerichtet sein, dass die Betroffenen Essen neu wahrnehmen und ein neues Bewusstsein dafür entwickeln. Hintergrund dieser Forderung ist die Erkenntnis der Leipziger Forscher, dass es Ähnlichkeiten in der Verarbeitung von Belohnungsreizen bei Adipösen und Drogenabhängigen gibt. Im Gehirn von Menschen mit Adipositas ist genauso wie bei Menschen mit Suchterkrankungen eine verstärkte Aktivität in bestimmten Gehirnarealen als Reaktion auf Essens- beziehungsweise Suchtreize zu beobachten. Dabei steigt der Blut- und Sauerstoffspiegel in der Amygdala, einem Gehirnbereich, der für die Wahrnehmung von Emotionen wie Angst, Erregung, Lust und Belohnung wichtig ist. Die als beglückend-positiv empfundene Reaktion auf Essen kann langfristig zu einem gewohnheitsmäßigen Überessen führen, so die Forscher des IFB.
 

Dicke verfallen eher dem Genuss

Dass Menschen dazu neigen, angenehme Empfindungen zu wiederholen und schließlich als Gewohnheit zu etablieren, ist plausibel. Im Rahmen ihrer Untersuchungen fanden die Wissenschaftler des IFB Hinweise darauf, dass die Tüte Chips oder die Schokolade auf der Couch als Belohnung nach einem stressigen Arbeitstag umso schneller zur Gewohnheit wird, je dicker ein Mensch ist. Mit Hilfe eines Computertests untersuchten sie an 30 normal- und übergewichtigen Männern im Alter zwischen 19 und 30 Jahren, wie stark sie sich anstrengen, um ein bestimmtes Nahrungsmittel zu erhalten. Adipöse Teilnehmer versuchten auch noch nach dem Genuss eines Snacks, mehr davon zu bekommen – obowohl sie in der begleitenden schriftlichen Befragung vorgaben, an ‚Nachschub‘ eigentlich nicht mehr interessiert zu sein. Aus diesem Widerspruch zwischen Verhalten und Denken bei den Adipösen folgern die Wissenschaftler, dass verstärktes unbewusstes und gewohnheitsmäßiges Essen eine große Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht spielt.
 

 docFood meint:

In diesen Studien wurde mit Hilfe der Magnetresonanztomografie die Verarbeitung von Belohnungsreizen im Gehirn sichtbar gemacht. Die festgestellten Reaktionsähnlichkeiten auf Nahrungs- beziehungsweise Suchtreize können helfen, die Mechanismen der Erkrankungen besser zu verstehen und effektivere Therapien zu entwickeln, so hoffen die Wissenschaftler. Die Ergebnisse sind interessant, dürften erfahrene Ernährungsfachkräfte aber nicht überraschen. Die Schlussfolgerung, dass kognitive Strategien zur Therapie der Adipositas nicht reichen, ist eher banal. Man hätte von den Wissenschaftlern gerne mehr darüber erfahren, wo genau wirksamere Therapien zu verorten sind.

Friedhelm Mühleib

Werkzeugkoffer Ernährungsberatung (II): Rogers & Co.

Wer Ernährungsberatung betreibt, sollte Klarheit über die Methoden haben, auf deren Basis er berät. Ein sehr verbreiteter Ansatz ist der humanistische, zu dessen prominentesten Vertreter der amerikanische Psychologe Carl Rogers mit seiner Methode der nondirektiven Gesprächsführung gehört. Konzipiert für die Therapie psychischer Störungen, hat der Nicht-direktive Ansatz auch verstärkt Ansatz in die Ernährungsberatung gefunden.Dabei wird nicht das Essverhalten fokussieren – stattdessen geht es dem Therapeut zunächst darum, herauszufinden, wie die allgemeine Gefühlslage des Klienten ist, wie sein subjektiver Horizont aussieht, wie er seine Lebenssituation einschätzt.
 
Der Psychologe Prof. Christoph Klotter, Inhaber der Professur für Ernährungspsychologie an der Hochschule Fulda, erklärt: Ein Therapeut, der mit dieser Methode arbeitet „würde nicht mit gezielten Fragen das Gespräch strukturieren, sondern den Klienten kommen lassen. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen, er soll das vorbringen, was ihm auf der Seele liegt, er lenkt das Gespräch, er soll für sich gute Lösungen entwickeln. Der Gesprächspsychotherapeut sieht sich als Begleiter, nicht als Problemlöser.“

Praxistipps für die Beratung

In der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“, herausgegeben vom aid (Ausg. 11-12 / 2014), gibt Klotter einen den humanistischen Ansatz Ernährungsberatung, verbunden mit einer Reihe von Praxistipps, von denen docFood bereits einige vorgestellt hat – siehe hier. Hier der zweite Teil von Klotter Empfehlungen für die Praxis:
Praxistipp 4: Wahre Motivation ergründen
Die Ernährungsberaterin muss herausfinden, ob der Wunsch nach Gewichtsabnahme nur daher rührt, dass der Klient den Erwartungen der Gesellschaft oder denen seiner Frau gerecht werden will, oder ob er es wirklich für sich will. Als Faustregel gilt: Wenn ich nur die Erwartung anderer erfüllen will, ist die Prognose für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme nicht besonders gut. Letztlich sehe ich gar nicht richtig ein, warum ich das tun soll.
Praxistipp 5: Den Lebens¬hintergrund verstehen
Essverhalten ist nicht zu isolieren von dem, wie ich lebe, von meiner Arbeit, von meiner Familie, von meinen sozialen Kontakten, von meiner Freizeit, von meiner Work-Life-Balance, von meiner Einstellung zum Leben. Wenn ich Hartz-IV-Bezieher bin, dann ist meine Motivation zur Gewichtsabnahme möglicherweise gering, weil Essen und Trinken einer der wenigen Freuden sind, die mir das Leben bietet. Nur wenn der Klient mitbekommt, dass die Ernährungsberaterin versucht, seine gesamte Lebenssituation und seinen subjektiven Sinnhorizont zu verstehen, wird er sich richtig angenommen fühlen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass seine Lebenssituation explizit thematisiert wird, es bedeutet eher, dass sich die Ernährungsberaterin in sein Leben hinein denkt und hinein fühlt.
Praxistipp 6: Den Klienten „wachsen” lassen
Die Ernährungsberaterin muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Klient wachsen und sich selbst verwirklichen kann. Das eige-ne Essen lässt sich als Selbstverwirklichung begreifen: die eigenen Vorlieben erkunden, den eigenen Geschmackshorizont erweitern, neue Gerichte ausprobieren, für Freunde kochen, einmal auf den Bauernhof fahren, einen kleinen Garten für Ge¬müse anlegen.
Die humanistischen Psychologen argumentierten nicht nur gegen die Verhaltenstherapie. Freud warfen sie vor, ein zu negatives Menschenbild zu haben – etwa mit seiner Theorie vom Todestrieb. Davon wollten die humanistischen Psychologen nichts wissen. Für sie war der Mensch von Natur aus gut. So formuliert Rogers: „Einer der revolutionärsten Einsichten, die sich aus der klinischen Erfahrung entwickelt haben, ist die wachsende Erkenntnis: Der innerste Kern der menschlichen Natur, die am tiefsten liegenden Schichten seiner Persönlichkeit, die Grundlage seiner tierischen Natur ist von Natur aus positiv — von Grund auf sozial, vorwärtsgerichtet, rational und realistisch.”

Tipp von docFood

Wie und wann setze ich die Methode von Rogers ein und welche Alternativen stehen mir zur Verfügung. Diese und andere Fragen, die sich Beratungskräfte in der Praxis stellen, beantwortet Prof. Klotter regelmäßig in seinen Seminaren und übt mit den Teilnehmern die verschiedenen Methoden ein. Unter dem Titel „Werkzeugkoffer Ernährungsberatung“ findet das nächste am 08./09. Mai im freiraum in der Reihe Fachseminare für Ernährungsprofis statt. Der Besuch beim docFood-Partner freiraum Seminare lohnt.

Friedhelm Mühleib

Werkzeugkoffer Ernährungsberatung

Was sind die Voraussetzungen für eine gelingende Beratung? Zunächst sollte die Beratungskraft den subjektiven Bezugsrahmen des Klienten und seine Gefühlslage kennen, meint der Psychologe Prof. Christoph Klotter. Allerdings, so der Inhaber der Professur für Ernährungspsychologie an der Hochschule Fulda, dürfen Berater „nicht nur auf der Ebene der Gefühle verbleiben; der konkrete Lebensalltag, der konkrete Essalltag gehören dazu. Ansonsten bekommen wir kein Bild davon, was unsere Klienten in ihrem Alltag machen.“ Insofern ist nach Ansicht von Klotter eine Integration von humanistischen und verhaltenstherapeutischen Elementen sinnvoll.
In der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“, herausgegeben vom aid (Ausg. 11-12 / 2014), gibt Klotter einen Überblick über die wichtigsten Voraussetzungen einer gelingenden Ernährungsberatung, verbunden mit einer Reihe von Praxistipps. Im Folgenden die drei, die als Voraussetzung vielleicht am Wichtigsten sind:
 
Praxistipp 1: Mit dem Essverhalten beginnen und die Gefühlsebene integrieren
Die Ernährungsberaterin setzt natürlich beim Essverhalten an, sollte dabei gleichzeitig einen Blick für die Gefühlslage der Klientin haben, wissen, wie ihr Lebensalltag aussieht, um entsprechend beraten zu können. Die Klienten fragen nicht primär danach, welche Kompetenzen eine Disziplin hat. Wenn die Ernährungsberaterin ihnen sympathisch ist, dann erzählen sie ihr mindestens genau so viel aus ihrem Leben wie der Psychotherapeutin. Bei Letzterer haben sie womöglich mehr Angst, zu stark durchschaut zu werden. Daher ist die Ernährungsberaterin eventuell ein gutes Einstiegsangebot. Bei ihr gilt der Klient auch nicht gleich als „verrückt” oder psychisch krank. Humanistische Ansätze dage¬gen legen eine symmetrische partnerschaftlichere Beziehung zwischen Beraterin und Klient nahe. Sie sitzen sich im 90-Grad-Winkel gegenüber. Das heißt aber nicht, dass es keine Differenz gibt.
 
Praxistipp 2: Gesunde Distanz zwischen Klient und Berater wahren
Die Ernährungsberaterin steht der Klientin eventuell näher als der Arzt oder die Psychotherapeutin. Sie darf aber nicht zur Freundin werden. Freundschaft bedeutet, dass frau oder man in Sympathie beim anderen über gewisse Dinge hinweg sieht, um den anderen zu schonen, wo doch darauf näher zu schauen irgendwann sinnvoll wäre. Freundschaft meint zu wenig notwendige Distanz, meint, dass die Asymmetrie zwischen Beraterin und Klientin zu wenig sichtbar wird. Aber diese ist immer da. Die Klientin steht im Mittelpunkt, die Ernährungsberaterin berät sie und nicht umgekehrt. Beratung und Psychotherapie sollten nie allzu nett sein. Nettigkeit lullt ein, vertreibt potenziell notwendigen Konflikt und Ausein¬andersetzung. Nettigkeit verhüllt negative Gefühle. Im Beratungsprozess muss klar sein, dass auch unangenehme Dinge zur Sprache kommen können. Wenn sich Beraterin und Klient zu nahe stehen, kann das ein Hindernis sein. Nettigkeit schützt am falschen Ort.
 
Praxistipp 3: Lebensweltliche Orientierung geben
Überspitzt formuliert: Die ideale Ernährungsberaterin sollte eine Alles-könnerin sein, ohne zur Freundin zu werden. Sie muss die Klientin halten und auffangen und sie sollte über Grundlagenwissen zum psychothe¬rapeutischen Vorgehen verfügen. Dass sie auch ernährungsmedizini¬sches Wissen hat, ist selbstverständlich. Und natürlich sollte sie sich auf Ernährungsberatung verstehen. Hier kann es ab und zu gut sein, eine humanistische, lebensweltliche Orientierung mit auf den Weg zu geben.
 
Tipp von docFood
Ernährungsberatung kann nur erfolgreich sein, wenn die Beratungskraft über das Fachwissen hinaus ausreichende methodische Kenntnisse hat. Ohne den gezielten Einsatz entsprechender methodischer „Werkzeuge“ in der jeweiligen Situation bleibt der Erfolg der Beratung dem Zufall überlassen. Für Beratungskräfte, die sich hier professionalisieren wollen, bietet Prof. Klotter regelmäßig Seminare an. Unter dem Titel „Werkzeugkoffer Ernährungsberatung“ findet das nächste am 08./09. Mai im freiraum in der Reihe Fachseminare für Ernährungsprofis statt. Der Besuch beim docFood Partner freiraum Seminare lohnt.
Friedhelm Mühleib
 

DVD für die Diabetesberatung: „Mit Zucker hat das nichts zu tun“

»Diabetes passt auf mich auf«, sagt die 15-jährige Schülerin Jana. Sie ist eine von 30.000 Menschen unter 20 Jahren in Deutschland, die an Diabetes Typ 1 leiden. Denn von Diabetes sind nicht nur ältere Menschen betroffen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen gibt es einen Zuwachs an Typ-1-Erkankungen mit bisher ungeklärter Ursache. Die neue DVD des Medienprojekts Wuppertal dokumentiert das Leben junger Menschen mit Diabetes Typ 1. Sie eignet sich hervorragend als unterstützendes Beratungsmaterial für Fachkräfte in der Ernährungstherapie und -beratung
Der Film begleitet betroffene Kinder und junge Erwachsene in ihrem Alltag und zeigt ihren individuellen Umgang mit der Erkrankung. Er erklärt, was Diabetes Typ 1 besonders macht und vom allgemein bekannten Typ 2 unterscheidet. Gerade bei kleinen Kindern kann das Spritzen von Insulin eine Belastung für die gesamte Familie werden. Messen, wiegen, spritzen oder auch die tägliche Handhabung einer Insulinpumpe und deren regelmäßige Pflege gehören zum Leben der Betroffenen, das stellen die Beispiele im Video anschaulich dar.
 
Leben mit Diabetes Typ 1
Der neunjährige Max ist seit einem Jahr Typ-1-Diabetiker. Er spritzt sich selbst, ist aber beim Ausrechnen der Insulineinheiten auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen. Er geht offen und selbstbewusst mit der Erkrankung um. Jana (15) ist seit dem achten Lebensjahr an Diabetes Typ 1 erkrankt. Sie trägt seit einigen Jahren eine Insulinpumpe und will sie am liebsten nicht mehr hergeben. Sie und ihre Familie stört der Begriff »Zuckerkrankheit«, da sie ganz normal alles essen kann, wie jeder andere auch.
Tonia (33) ist seit dem 12. Lebensjahr an Typ 1 erkrankt. Trotz gesunder und achtsamer Lebensweise hat sie phasenweise schwankende Blutzuckerwerte. Tonia arbeitet als Statistikerin in einer Forschungsstelle in München, die sich mit Typ-2-Diabetes befasst. Im Interview spricht sie über die beiden Formen des Diabetes und deren Unterschiede. Viele Menschen wissen nur sehr wenig über die Erkrankung und darüber, wie Betroffene im Alltag damit umgehen. Der Film will daher über Diabetes Typ 1 aufklären, die Sichtweisen der Betroffenen darstellen und gesellschaftlich bedingten Vorurteilen entgegenwirken.
 
Bonusmaterial
Neben dem 50-minütigen Hauptfilm bietet die DVD drei Bonusfilme. Sie porträtieren zwei Zehnjährige und die Auswirkung der Erkrankung auf den Familienalltag. Der dritte Bonus ist ein Experteninterview mit Dr. Dörte Hilgard, Leiterin der Kinderdiabetologie des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke über die Probleme von Kindern mit Diabetes Typ 1 und deren Eltern bei der Diagnose und im Verlauf der Erkrankung.
 
docFood meint:
Das Medienprojekt Wuppertal macht informative und hochwertige Filme zu den verschiedensten Themen. Immer geht es um Information und authentische Darstellung – zuletzt zeigten sie, wie Betroffene den Weg aus einer Essstörung meistern. Der Film über Diabetes Typ 1 kann anderen Erkrankten Perspektiven aufweisen. Außerdem klärt er über Vorurteile auf – und warum der Begriff „Zuckerkrankheit“ irreführend ist. Für Beratungskräfte, die Neu-Erkrankte oder Kinder mit Diabetes Typ 1 behandeln, können Film und Bonusmaterial eine wertvolle Ergänzung zur Therapie darstellen. Die Patienten erhalten so einen ganz anderen Blickwinkel auf die eigene Erkrankung und nehmen sicherlich viele Anregungen mit.

Redaktion docFood

 
Mit Zucker hat das nichts zu tun
Ein Film über das Leben junger Menschen mit Diabetes Typ 1
Kaufpreis 30,– €, Ausleihe 10,– €, Preis V & Ö 50,– €
2014, 50 Min. (plus 48 Min. Bonus)
Bild: Medienprojekt Wuppertal
 

Video für Krebspatientinnen: „Gesund essen“

„Gesund essen, gesund bleiben“ – unter diesem Titel haben Oecotrophologie-Studentinnen der Hochschule Fulda einen fünfminütigen Kurzfilm mit Ernährungsempfehlungen für Frauen nach einer Brustkrebstherapie auf YouTube veröffentlicht. „Unsere Recherchen haben ergeben, dass Ernährungsaufklärung in diesem Bereich dringend notwendig ist“, erläutert Prof. Dr. Katrin Kohlenberg-Müller, die das Projekt leitete.
Viele Frauen erhielten kein Angebot zur Ernährungsberatung, so Prof. Kohlenberg-Müller. Das war der Anlass für die Idee der Studierenden, wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse in leicht verständlicher Form an die Betroffenen weiterzugeben. Die Gruppe der sogenannten Cancer Survivors wird in Deutschland immer größer. Sie gelten als chronisch Kranke und haben höhere Risiken für Folgeerkrankungen.
 
Ernährung – informieren mit neuen Medien
„Wir wollten ein Angebot für jüngere Frauen erarbeiten, die sich aufgrund von Berufstätigkeit und Familie gerne flexibel über neue Medien informieren möchten“, beschreibt Iris Heil, die Projektsprecherin, die Projektidee. Basis seien die Empfehlungen des World Cancer Research Fund sowie die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) „Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“. Motiviert wurden die Studentinnen zum Teil durch unmittelbare Erfahrungen mit der Erkrankung. Einige der Projektteilnehmerinnen mussten bereits erleben, wie Mutter, Tante oder Großmutter eine Brustkrebserkrankung durchgestanden haben. „Die Krebserkrankung meiner Oma war ausschlaggebend, dieses Projekt zu wählen“, sagt Projektmitglied Laura Krüger. Und Theresa Schreiner ergänzt: „Als Frauen sind wir alle besonders an diesem Thema interessiert.“
Hier geht’s zum Video.
 
docFood meint:
Auch die Ernährungstherapie sollte die neuen Medien konstruktiv nutzen, wenn es darum geht, Verhaltensänderungen bei Klienten anzustoßen. So eignet sich das Video der Studierenden aus Fulda als ein möglicher Türöffner, um Patienten für die Notwendigkeit von Veränderungen zu sensibilisieren. Man könnte dem Versuch der Studierenden vorwerfen, dass das Video doch sehr an der Oberfläche bleibt mit Empfehlungen, die auch für Gesunde gelten. Vermutlich war allerdings genau das ihr Ziel, denn mit dem Anspruch, in die Tiefe zu gehen, ist ein Video als Medium sicher überfordert. Hier lässt sich die individuelle Face-to-Face Beratung nicht durch neue Medien ersetzen. Trotzdem: In der ersten Phase der Beratung, wenn es darum geht, Klienten an das Thema heranzuführen, können Videos dieser Art gute Dienste leisten.

Friedhelm Mühleib

 
Quelle: FH Fulda
 
 
 
 
 

Senioren: Zu viele sind mangelernährt

Zwischen 20 und 50 Prozent der älteren Patienten in deutschen Krankenhäusern sind mangelernährt. In Pflegeheimen sind Studien zufolge bis zu 60 Prozent der Bewohner, unter den zu Hause lebenden Senioren etwa 10 Prozent, stark untergewichtig. Mangelernährung begünstigt Infektionskrankheiten, Stürze und den Verlust kognitiver Fähigkeiten, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in ihrer Pressemeldung von heute. Studien belegen, dass ein schlechter Ernährungszustand zu zusätzlichen Pflegekosten, längeren Krankenhausaufenthalten und erhöhtem Sterberisiko führt. Um dem vorzubeugen, fordert die DGVS eine einheitliche Erfassung des Ernährungszustands von Patienten in Kliniken und Pflegeheimen. Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit sollten für Angehörige und Pflegekräfte ein Warnsignal sein.
Mit zunehmendem Alter lassen Geschmacks- und Geruchssinn nach. Häufig geht das natürliche Appetitgefühl durch Kau- und Schluckbeschwerden oder psychische Erkrankungen, wie eine Depression, verloren. Auch Krankheiten, etwa schwere Infektionen, Krebs oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) können dazu führen, dass ältere Menschen über längere Zeit die Nahrungsaufnahme vernachlässigen.
 
Lebensqualität hängt vom Ernährungszustand ab
„Unterernährung bei älteren Menschen sollte so früh wie möglich festgestellt und behandelt werden“, sagt Ernährungsmediziner Professor Dr. med. Johann Ockenga, Direktor der Medizinischen Klinik II am Klinikum Bremen Mitte. Ein Body Mass Index (BMI) von 20,5 kg/m² oder weniger, aber auch ein erheblicher vorangegangener Gewichtsverlust können auf eine Mangelernährung hinweisen. Einen hohen Gewichtsverlust könnten insbesondere Senioren häufig nicht mehr aufholen, warnt der Experte. „Dabei hängen Lebensqualität und Gesundheit sehr stark vom Ernährungszustand ab“.
 
Mangelernährung frühzeitig erfassen
Um im Zweifelsfall schnellstmöglich mit der Ernährungstherapie zu beginnen, sei es insbesondere bei älteren Patienten unbedingt nötig, den Ernährungszustand bei Einlieferung ins Krankenhaus oder Aufnahme in ein Pflegeheim einheitlich und regelmäßig zu erfassen. „Es existieren bereits standardisierte Tests, mit denen sich das Risiko einer Mangelernährung verlässlich ermitteln lässt“, sagt Ockenga. „So benötigt man zum Beispiel für ein Nutritional Risk Screening, welches sowohl von der DGVS als auch in den aktualisierten Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) empfohlen wird, lediglich eine Waage und ein paar Minuten Zeit.“ Ganz wichtig ist, so Ockenga, „dass hier alle Beteiligten, also Patienten, Angehörige, Pflegepersonal und Ärzte, eng zusammenarbeiten und nötigenfalls auch einen spezialisierten Ernährungsberater oder -mediziner hinzuziehen“.

Redaktion docFood

 
Quelle: DGVS
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vereint als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
 
 
 

Ernährungstherapie und Medizin: Der Weg ist noch weit

Der Marburger Internist, Ernährungsmediziner und Gesundheitsökonom Dr. Charles C. Adarkwah macht sich im Interview mit Dr. Friedhelm Mühleib für mehr Kooperation zwischen Ärzten und Ernährungsfachkräften stark. In Grußworten zu Kongressen, in denen es um die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Ernährungsfachkräften geht, ist oft zu lesen: Mediziner und Ernährungstherapeuten sollten eine partnerschaftliche Behandlung von Patienten mit ernährungsbedingten Erkrankungen intensivieren und aufeinander abstimmen. Es gelte, gegenseitiges Verständnis auf- und auszubauen und das synergistische Potenzial einer organspezifischen Behandlung, kombiniert mit gezielter Ernährungstherapie, auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz besser zu nutzen.
Der Praxisalltag von Medizinern und Ernährungsfachkräften ist von derart konstruktiver Zusammenarbeit fast überall noch weit entfernt. Allerdings findet inzwischen vor allem unter jüngeren Medizinern ein Umdenken statt. Dr. Charles C. Adarkwah macht sich für mehr Zusammenarbeit stark:
docFood: Die Zusammenarbeit zwischen Ernährungsfachkräften und Medizinern wird immer wieder öffentlich gefordert. Bei der Umsetzung in die Praxis allerdings hakt es – woran liegt das?
Dr. Adarkwah: Eine wesentliche Ursache liegt sicher darin, dass die Ernährungsmedizin in der Ausbildung von Medizinern kaum eine Rolle spielt. Im klassischen Medizinstudium kommt die Ernährung praktisch nicht vor. Wenn überhaupt, dann kommen ernährungsmedizinische Aspekte erst in der Weiterbildung zum Facharzt zum Tragen – und das dann auch dort in der Regel nur sehr rudimentär. Dementsprechend ist das Bewusstsein in der Ärzteschaft, dass ernährungsmedizinische Aspekte bei verschiedenen Erkrankungen eine doch zum Teil recht große Rolle spielen, leider nur sehr schwach ausgeprägt.
dF: Wie lässt sich mehr Zusammenarbeit fördern?
Dr. Adarkwah: Indem man z.B. die vielen Missverständnisse aufklärt, die auf beiden Seiten bestehen – bei Ernährungsfachkräften auf der einen und Medizinern auf der anderen. Ganz grundsätzlich fehlt da oft schon das Wissen, die Einsicht und das Verständnis dafür, was die anderen genau machen. Schon das würde helfen, viele Vorurteile abzubauen. Wichtig wäre die Erkenntnis: Wir nehmen uns ja gegenseitig nichts weg. Medizinern z. B. fehlt häufig Zeit, Motivation und Hintergrundwissen, um sich mit den Patienten bei entsprechenden Krankheiten intensiv über deren Ernährung auseinanderzusetzen und zu versuchen, im Rahmen von Lifestyle-Modifikationen eine Besserung der Therapieergebnisse zu erreichen. Da bringen Ernährungsfachkräfte einfach ein viel größeres Detailwissen mit. Die können Patienten ganz anders instruieren. Das sind für mich komplementäre Elemente, die gut zusammenspielen könnten.
dF: Warum funktioniert das in der Praxis derzeit noch viel zu wenig?
Dr. Adarkwah: Ich habe manchmal den Eindruck, dass es eine gewisse Form von Konkurrenzdenken gibt – durchaus auf beiden Seiten. Viele Kollegen haben vielleicht die Befürchtung dass sie etwas an Kompetenz und Autorität abgeben, wenn sie Patienten in die Hände von jemandem geben, der sich in gewissen Teilbereichen besser auskennt. Das ist aber im Prinzip ein tagtägliches Phänomen: Wenn man sich zum Beispiel das Patientenkollektiv einer hausärztlichen Praxis anschaut, dann kann man als Allgemeinmediziner nicht jede Erkrankung bis ins kleinste Detail behandeln, so dass man immer wieder Patienten mit speziellen Indikationen zu anderen Fachkollegen schickt. Und ähnlich müsste das auch gemacht werden, wenn es um ernährungsmedizinische Aspekte geht, dass man sich auch dafür die Expertise holt. Dafür müsste das Thema allerdings von Seiten der Ärzte etwas ernster genommen werden. Daran hapert es noch.
dF: Was hindert die Ärzte daran, die Kompetenz von Ernährungsfachkräften mehr zu nutzen?
Dr. Adarkwah: Ich glaube, dass es dabei um die Erhaltung und Autonomie von Therapiekontrolle geht. Die gibt man ja dann ein Stück weit in die Hände eines Mit-Behandlers, dessen Einfluss man als Arzt dann nicht mehr kontrollieren kann. Andererseit kommt multimodalen Therapiekonzepten in vielen Bereichen der Medizin immer größere Bedeutung zu. Viele Erkrankungen und medizinischen Probleme brauchen den multiprofessionellen Ansatz in der Therapie – mit Beteiligung aller betroffenen Disziplinen . Aber das ist etwas, was erst langsam entsteht. Auch in anderen Bereichen wie z. B. der Palliativmedizin hat es Jahre gedauert bis man solche Strukturen geschaffen hat. Ich glaube bis dahin ist es auch in der Kooperation zwischen Medizin unbd Ernährungstherapie ein harter und langer Weg.

Das Gespräch führte Dr. Friedhelm Mühleib

 
Dr. Charles C. Adarkwah studierte Humanmedizin an den Universitäten Gießen, Köln und Bonn mit Studienaufenthalten an der Harvard Medical School, Boston, der Yale University, New Haven, sowie der Cornell University, New York. Er studierte Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik an der Maastricht University, NL und schloss mit dem Master of Science (M.Sc.) ab. Seine Master-Thesis wurde mit dem Preis für die beste Master-Arbeit im Bereich der Gesundheitswissenschaften im Abschlussjahr ausgezeichnet. Seine klinische Ausbildung erhielt Dr. Adarkwah am Universitätsklinikum Aachen im Bereich der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Endokrinologie. Hier erfolgte eine umfassende Weiterbildung im Bereich der Ernährungsmedizin (unter Frau Prof. Metzner), welche Dr. Adarkwah im Jahr 2011 mit dem Erwerb der Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“ abschloss. Seit 2012 ist er in einer großen allgemeinmedizinisch-internistischen Praxis im Kreis Siegen tätig. Die Ernährungsmedizin macht einen Schwerpunkt seiner täglichen Arbeit aus. Darüber hinaus ist Dr. Adarkwah wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Universität Marburg und am Lehrstuhl für Public Health Technology Assessment der Maastricht University.

Was bringen Facebook & Co. für Ernährungsprofis?

Lohnt sich Social Media für Fachkräfte in Ernährungsberatung und Therapie? Die Antwort darauf ist ein klares „Ja“. Welche Ansatzpunkte Social Media Selbstständigen in der Ernährungstherapie und Beratung bietet, sich selbst und seine Angebote zu kommunizieren, lesen Sie in diesem Beitrag auf docFood. Dass Social Media für Ernährungsprofis tatsächlich funktioniert, beschreiben im Folgenden zwei Kollegen, die schon lange aktiv sind im Web.
Susanne Hagedorn selbstständige Diätassistentin mit eigener Praxis in Reken im Münsterland, ist seit fünfzehn Jahren im Web mit dabei – am Anfang stand eine private Seite für Kinderrezepte. Heute sendet sie im Web 2.0 auf allen Kanälen – mit der Website als online-Basis spielt sie über verschiedene Blogs bis hin zu Xing, Twitter und Facebook auf der gesamte Klaviatur von Web und Social Media – mit Erfolg.
 
Susanne Hagedorn: sendet erfolgreich auf allen Kanälen
Im Zentrum ihrer Webaktivitäten sieht sie neben der Website ihren Blog und ihre Facebook-Seite: „Facebook schafft für mich in vielen Fällen einen direkten Kontakt zu Klienten, Ansprechpartnern und Auftraggebern. Über Facebook bin unmittelbar an den Leuten dran. Facebook hat mir zu diversen Vorträgen und zur Beteiligung an einem Buchprojekt verholfen und mich mit Auftraggebern aus dem Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung in Verbindung gebracht. Facebook bringt auch regionale Vernetzung – z. B. örtliche Vereine, die mich für Beratungen oder Vorträge buchen. Immer öfter erlebe ich, dass mich neue Klienten mit der Bemerkung begrüßen „Ich habe von Ihnen schon was bei Facebook gelesen.“ oder: „Ich lese häufiger in Ihrem Blog.“
 
Christof Meinhold: Tägliche Tweets aus Köln
Ähnlich aktiv ist der Oecotrophologe Christof Meinhold, der seine „Praxis für Ernährungsberatung“ im Zentrum Kölns betreibt. Mit ca. 1400 Tweets und 1200 „Followern“ – Menschen, die seinem „Gezwitscher“ folgen – ist er wohl bundesweit der aktivste Ernährungsberater auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Seine Facebook-Aktivitäten stehen dem nicht nach: Auch dort kommuniziert Meinhold fast täglich mit seiner Community. Die Präsenz in Social Media nutzt er insbesondere als Instrument für seine Positionierung: „Indem ich mich klar und pointiert zu aktuellen Ernährungsthemen äußere, gewinne ich für mögliche Auftraggeber und Patienten mehr Profil. Ich werde fassbarer für meine Kunden: Wofür stehe ich fachlich, welche Meinung habe ich eigentlich zu den einzelnen Themen? Das sind entscheidende Aspekte für die eigene Profilierung und Positionierung.“
 
Social Media – auch wichtig für die Akquise
Gleichzeitig nutzt Meinhold Social Media – insbesondere Facebook – für die gezielte Ansprache und Akquise bestimmter Zielgruppen: „Wenn mein Ziel ist, mehr Zöliakiepatienten zu erreichen, dann vernetze ich mich auf Facebook, Twitter und Xing gezielt mit Institutionen, die sich in irgendeiner Form mit dem Thema beschäftigen. Parallel dazu kann ich gezielt Meldungen pushen, die diese Zielgruppe und auch Betroffene interessieren. Wer in Social Media ausdauernd auf ein Thema setzt, auf den kommen automatisch Interessierte zu.“ Vor allem wenn es darum geht, junge Zielgruppen zu erreichen und ein jüngeres Publikum für Themen der Ernährungsberatung zu interessieren, ist Social Media in Meinholds Augen als Kommunikationskanal ein absolutes Muss.
 
docFood meint:
Social Media bietet die Chance, Kompetenz zu zeigen, ohne die Verständlichkeit zu vernachlässigen. Viele Themen, der Ernährungstherapie und –beratung bieten sich dafür geradezu an: Allergie, Zöliakie, Adipositas und viele andere. Wer sich online dazu äußert, wird stärker wahrgenommen. Gerade potenzielle Patienten sehen: Da setzt sich ein Profi mit dem Thema auseinander, der versteht etwas davon. Aber Achtung: Zu wissenschaftlich und bierernst darf diese Auseinandersetzung nicht sein.

Friedhelm Mühleib