Palliativversorgung – viel zu tun für die Ernährungsberatung

6.02.2015 –Die wissenschaftliche Stellungnahme “Palliativversorgung in Deutschland: Perspektiven für Praxis und Forschung” wurde heute in Berlin vorgestellt. Darin kommen Wissenschaftler der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zu dem Fazit, dass im internationalen Vergleich “immer noch erhebliche Defizite in der Palliativversorgung” bestehen. Auch die Betreuung und Versorgung hinsichtlich einer situationsgerechten Ernährung gehört zu den defizitären Bereichen dazu.
Ziel müsse es nach Meinung der Wissenschaftler sein, eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und evidenzbasierte Palliativversorgung zu erreichen: „Palliativ Care“ im Sinne einer ganzheitliche Beratung, Begleitung und Versorgung von Patienten, die sich im fortgeschrittenen Stadium einer unheilbaren Erkrankung befinden.
 
Ernährungsberatung am Ende ist aktive Lebenshilfe
Dass dabei auch die Ernährungsberatung eine wichtige Rolle spielt, betont die Ernährungstherapeutin und Pflegespezialistin Dr. Maria Bullermann-Benend im Gespräch mit docFood: „Im Zentrum von „Palliative Care“ sollte ein multidisziplinäres Team stehen – abgestimmt auf die Bedürfnisse des Patienten und unter Einbeziehung der Angehörigen. Neben Ärzten und Pflegeteam gehören stets auch Psychologen, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und

Dr. Maria Bullermann-Bennend

Dr. Maria Bullermann-Bennend


Seelsorger zum Team. Inzwischen setzt sich in Fachkreisen die Meinung durch, dass auch ein Ernährungstherapeut unbedingt ins Team gehört. Ernäh rungsberatung in der „Palliativ Care“ ist aktive Lebenshilfe, weil Ernährung ganz viel mit einem positiven Lebensgefühl und Lebens qualität zu tun hat. Damit ist der große Anspruch an die Kreativität und Leistung der Ernährungsfachkräfte in der „Palliativ Care“ formuliert. Erhaltung von Lebensqualität – das ist das große Thema. Leider ist das uns Oecotrophologen noch viel zu wenig bewusst. Es gibt viel zu wenige Kolleginnen, die sich damit beschäftigen.“ Ein Grund für die Defizite im Bereich der Ernährungsberatung liegt sicher in der immer noch verbreiteten Unsicherheit bei Ernährungsfachkräften darüber, was richtig und was falsch ist.
 
docFood empfiehlt:

Inzwischen gibt es Fortbildungsmöglichkeiten für Interessierte – zum Beispiel in diesem Seminar: Ernährung am Lebensende: Genuss statt Muss. Referentin ist Dr. Maria Bullermann-Benend, Oecotrophologin mit Lehrauftrag an der FH und eigener Praxis für Ernährungstherapie – Schwerpunkt Onkologie und Palliativ Care. Spannend und informativ für alle, die sich im Pallativ-Care-Bereich engagieren wollen.

Friedhelm Mühleib

Programm für Ernährungsprofis und Betroffene: Das Diabetes TV

Interessant für alle Ernährungsprofis, die sich mit Diabetes beschäftigen: Seit gut einem halben Jahr ist „Das Diabetes TV“ der Bochumer Fernsehproduktion I-DEAR GmbH in Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes-Stiftung online. Dabei hat Diabetes TV eigenen Angaben zufolge einen guten Start hingelegt und erfreut sich wachsenden Interesses bei Experten und Betroffenen. Die Videos auf der Seite bieten nicht nur anschaulich aufbereitete Patienteninformation, sondern auch wertvolles Material für Ernährungsfachkräfte.
 
Diabetes-TV als Mission
Dabei will „Das Diabetes TV“ mehr sein als nur ein neuer Sender. Man versteht die eigene Arbeit als „Mission“ im Sinne der Betroffenen, denen man verspricht: „Unsere Beiträge drehen sich nur um Sie. Bei uns erleben Sie Menschen, die sich mit denselben Fragen beschäftigen, die auch Sie sich stellen. Es geht uns nicht um die Krankheit, es geht uns um die Lösungen. Einfache und nachvollziehbare Tipps, spannende Reportagen, aktuelle Meldungen, unterhaltsame Interviews.“ Hinter diesem Versprechen steht ein Team aus neun gestandenen TV-Journalisten mit teils langjähriger Erfahrung im TV-Geschäft. Mit ins Boot geholt hat man diverse Partner – darunter die Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS) und weitere Betroffenenverbände.
 
Sechs Monate nach dem Start ist das kostenfreie TV-Angebot auf 18 Video-Beiträge gewachsen. Auf der Website finden sich neben der aktuellen Sendung eine Mediathek mit den Einzelbeiträgen sowie aktuelle Nachrichten. Für Qualität und Richtigkeit bürgen Experten des Partners DDS: “Alle Beiträge durchlaufen eine fachliche Endabnahme durch die Mediziner und Gesundheitsexperten der Deutschen Diabetes-Stiftung”, sagt Ralph Brodel, Geschäftsführer der I-DEAR GmbH. Die Verbreitung und Nutzung des Web-TV-Angebots wird vornehmlich über Social Media, insbesondere Youtube, unterstützt. Mit rund 2.100 Likes bei Facebook zählt die Fanpage von Diabetes TV bereits mehr Mitglieder als die Facebookseiten vom Deutschen Diabetiker Bund (1.565 Fans) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (1.524 Mitglieder). Zudem zählt die Website nach eigenen Angaben durchschnittlich etwa 4.000 Besucher im Monat. Das Projekt, in der Startphase finanziert von der Produktionsfirma I-DEAR, soll langfristig aus den Einnahmen von Anzeigenkunden leben. Darüber hinaus plant man die Produktion von Verkaufsvideos für Diabetologen zur Verwendung im Rahmen der Patientenkommunikation.
 
docFood meint:
Daraus könnten auch Fachkräfte im Bereich der Ernährungstherapie bei Diabetikern Nutzen ziehen. Nutzen bringt ihnen allerdings vermutlich auch schon das aktuelle Angebot: Diabetes TV bietet einfache und nachvollziehbare Tipps, spannende Reportagen, aktuelle Meldungen und unterhaltsame Interviews – und das ganz nah dran am Patienten. Beratungskräfte können die Videos als Unterstützung der Therapie im Sinne multimedialer Arbeit nutzen. Neu-Erkrankte mit aktueller Diagnose „Diabetes“ können sich auf anschaulichem und leicht verständlichem Wege mit den Anforderungen ihrer Krankheit vertraut machen.

Redaktion docFood

„Ernährungsfachkräfte sollten ihre Chancen besser nutzen!“

[docFood Special: Betriebliche Gesundheitsförderung]
Ernährungsfachkräfte schöpfen die Möglichkeiten des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) noch viel zu wenig aus – und verschenken damit eine interessante Einkommensquelle. So sieht es Birgit Blumenschein, die als Dipl.-Medizinpädagogin und Diätassistentin auf langjährige Erfahrung im BGM zurückblicken kann. Im Interview mit dem Fachjournalisten und docFood-Chefredakteur Dr. Friedhelm Mühleib beschreibt sie, was möglich ist.
 
docFood: Wie begründen Sie Ihre Ansicht, dass Ernährungsfachkräfte die Chancen im Bereich BGM nicht ausschöpfen?
Blumenschein: Ernährungsfachkräfte denken oft „zu klein“: Sie bieten den Betrieben Vorträge, Workshops, Aktionstage oder Kantinenaktionen an. Das ist gut so, aber es geht in der Regel noch viel mehr. Diese Einzelaktionen fallen eigentlich alle unter die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) geht dagegen einen Schritt weiter: Wie der Name schon sagt, setzt es im Management des Unternehmens an. Das bedeutet: Es geht nicht mehr nur um kleine Einzelaktionen. Gesundheit wird zum Programm, das den ganzen Betrieb betrifft. Ernährungsfachkräfte – und ich meine damit sowohl Oecotrophologen als auch Diätassistenten – gehören zu den Berufsgruppen, die solche Prozesse hervorragend führen können.
 
docFood: Wie schätzen Sie den Bedarf an externen Dienstleistungen im den Bereichen BGF und BGM bei den Unternehmen ein?
Blumenschein: Eine flächendeckende Umsetzung von BGF und BGM ist besonders in Klein- und Mittelstandsunternehmen längst noch nicht erreicht. Das eröffnet auch engagierten Ernährungsfachkräften große Chancen.Dazu müssen unsere Konzepte neben der Ernährung das gesamte Gesundheitsgeschehen sowie das Führungshandeln in den Blick nehmen. Es gibt da wirklich unglaublich viele Möglichkeiten – auch im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderungen gibt es viele innovative Möglichkeiten. So kann ein Unternehmen sehr sinnvoll in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investieren, indem es eine Verpflegung bietet, die konsequent auf regionale, gut erzeugte Lebensmittel sowie Kochkunst setzt und damit zu Achtsamkeit und selbstverantwortlichem Umgang mit der eigenen Gesundheit erzieht. Das kann niemand besser umsetzen als die Ernährungsfachkraft, die man sich als Dienstleister ins Boot holt.
 
docFood: Wie sieht es mit der Bereitschaft der Unternehmen aus, in BGF und BGM zu investieren?
Seit Januar 2009 hat das BGM für alle Beteiligten an Attraktivität gewonnen. Seitdem wird die Förderung der Mitarbeitergesundheit steuerlich unterstützt. Immerhin 500 Euro kann ein Unternehmen pro Mitarbeiter und pro Jahr lohnsteuerfrei in Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren (§ 3 Nr. 34 Einkommenssteuer-gesetz). Dieser Betrag wird sich vermutlich noch erhöhen, da das kommende neue Präventionsgesetz eine zusätzliche Förderung für kleine und mittlere Betriebe im Rahmen der BGF vorsieht. Das haben viele Unternehmen immer noch nicht im Blick. Allerdings wird das Thema im Zuge der demographischen Entwicklung und des drohenden Fachkräftemangels für die Unternehmen immer wichtiger. Oft gibt ein fundiert vorgetragenes Angebot von einem externen Anbieter – z.B. einem Gesundheitscoach oder einer Ernährungsfachkraft – den entscheidenden Impuls, mit Aktivitäten zu beginnen.

Dr. Friedhelm Mühleib

 
Mehr zu Akquisestrategien, Projektplanung, Angebots- und Preisgestaltung – aber natürlich auch zu Grundlagen von BGM und BGF erfahren Interessierte im freiraum-Fachseminar „Betriebliches Gesundheitsmanagement- Zukunftsmarkt für Ernährungsfachkräfte“ Referentin: Dipl. Medizinpädagogin Birgit Blumenschein
Mehr Infos und Anmeldung unter www.freiraum-seminare.de
 
Teilnehmerstimmen zum Seminar
„Die Referentin hat ein breites Portfolio aus der Praxis, ist fachlich hochqualifiziert und arbeitet sehr zielgruppen-orientiert.“
Heike Schmitz, München
„Die Referentin war fachlich und persönlich super! Ein Klasse-Seminar!“
Katrin Soyka, Bonn

Ernährungsprofis: Wieviel Social Media lohnt sich?

Twittern Sie schon oder zögern Sie noch? Nach wie vor ist die Internet-Affinität von Ernährungsfachkräften nicht besonders hoch. Immerhin verfügen inzwischen viele selbstständige Beratungskräfte im Ernährungsbereich über eine eigene Website. Fachkräfte, die die Möglichkeiten der professionellen Kommunikation im Web 2.0 durch ein Engagement in den Sozialen Medien aktiv nutzen, sind allerdings immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Dabei gibt es viele gute Gründe, dabei zu sein.
Meist ist die Gewissheit da, dass es nötig ist, neue Wege in der Kommunikation zu wagen und dass an der Nutzung von Social Media kein Weg vorbei geht. Doch zwischen Wissen und Handeln stehen- wie so oft – auch beim Thema Social Media noch viele Hürden. Drei große Fragezeichen versperren dabei häufig als bedrohliche Wächter den Eingang in die Social Media-Welt:
1. Reichen meine zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um einen Social-Media-Auftritt professionell zu bedienen?
2. Setze ich mich als öffentliche Person im Netz unkalkulierbaren Gefahren oder Angriffen aus?
3. Lohnt sich der Aufwand überhaupt und wird er mir jemals den erhofften wirtschaftlichen Nutzen bringen?
 
Mit Social Media besserer Kontakt zu Kunden
Grundsätzlich lässt sich feststellen: Social Media kann den Kontakt zu Kunden bzw. Klienten auf einer ganz neuen, unmittelbaren und persönlichen Ebene aktivieren. Facebook, Twitter, Xing & Co. bieten viele Möglichkeiten, die eigenen Zielgruppen zu erreichen. Dazu braucht es bei Social Media eher Kreativität als Geld. Kombiniert mit standortbezogenen Angeboten wie z. B. Qype können innovative und attraktive Wege eingeschlagen werden, um Kunden auf sich aufmerksam zu machen und an sich zu binden. Anbieter könnten hier mit Originalität und Authentizität punkten und Interesse auf sich ziehen.
 
docFood meint:
Social Media bietet Selbstständigen in der Ernährungstherapie und Beratung viele Ansatzpunkte, sich selbst und ihre Angebote zu kommunizieren – hier nur die wichtigsten:

  • Soziale Netzwerke sind eine ideale Plattform zur Vorstellung, Ankündigung und Bewerbung eigener Maßnahmen wie z.B. von Beratungsangeboten, Vorträgen, Weiterbildungen, Kooperationen etc.
  • Hier kann man sich im besten Sinne als kompetente Fachkraft profilieren – z.B. indem man entweder selbst Links zu interessanten Fachinformationen und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen postet oder selbige fachkundig kommentiert.
  • Wer sich aktiv einbringt, baut schnell ein Netzwerk auf und aus, in dem sich viele potenzielle Klienten und / oder institutionelle Auftraggeber finden.

Friedhelm Mühleib

Einfach besser essen – neues Material vom aid

Wie ist die Ernährungspyramide aufgebaut? Welche Lebensmittel fallen in welche Kategorie und wie viel darf ich davon jeweils essen? Neue Medien vom aid bieten anschauliche und ansprechende Unterstützung für Berater rund um die aid-Ernährungspyramide, Portionsgrößen und eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl.
Besser essen kann so einfach sein, wenn die aid-Ernährungspyramide zum inneren Navigator wird. Im täglichen Ernährungsdschungel begleitet sie uns und hilft dabei, Lebensmittel für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zusammenzustellen.
 
Einfach besser essen
Einfach besser essen – unter diesem Titel hat der aid eine neue Broschüre rund um das Thema Ernährungspyramide erarbeitet, die Beratungskräfte als Informations- und Arbeitsmaterial für ihre Klienten einsetzen können. Zusätzlich gibt es eine DVD, mit der Lerninhalte medial aufbereitet werden können. Das Heft stellt die aid-Ernährungspyramide und ihre Botschaften mit vielen praktischen und alltagstauglichen Beispielen vor. Einfach umsetzbare Tipps helfen dabei, die Pyramide als Leitfaden zu nutzen. Es geht natürlich um Essen und Trinken, aber auch um Bauchgefühl, Genuss und Bewegung. Der Unterschied zwischen Appetit und Hunger wird ebenso erklärt wie die richtige Handhabe von Portionsgrößen. Leicht verständlich wird über Smoothies, Vollkornprodukte und versteckte Fette aufgeklärt. Die zusätzliche DVD bietet acht interaktive Tafelbilder für die moderne Gestaltung von Seminaren und Unterrichtseinheiten. Anhand der digitalen Materialien können Aspekte rund um die Ernährungspyramide erarbeitet, wiederholt oder aufgefrischt werden – z.B. die eigenen Gewohnheiten, aber auch Esskultur oder Nachhaltigkeit.
 
Einfach besser essen – Mein Ernährungstagebuch
Der Weg zu einer besseren Ernährung und mehr Wohlbefinden kann damit starten, das eigene Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu beobachten und zu reflektieren. In dem neuen Ernährungstagebuch kann jeder Klient eine Woche lang dokumentieren, was er isst und trinkt. Außerdem soll er dort notieren, wie viel Genuss das jeweilige Essen bereitet und wie viel er sich bewegt. Das Tagebuch vom aid enthält Vorlagen zum Ausfüllen für sieben Seiten Ernährungsprotokoll, eine Wochenübersicht Essen & Trinken und ein Bewegungsprotokoll für eine Woche. Durch die übersichtliche Darstellung sehen die Beratungskraft und der Klient in der Auswertung auf einen Blick: Der Klient setzt die Empfehlungen gut, in Teilen oder gar nicht um. Das Tagebuch soll Klienten unterstützen und motivieren, am Ball zu bleiben. Es zeigt einerseits, was schon gut läuft, wo Veränderungen stattgefunden haben und andererseits wo noch Bedarf besteht. So ist das Ernährungstagebuch ein idealer Begleiter jeder Ernährungsberatung: Der Klient dokumentiert seine Ernährung so, dass die Beratungskraft das Ergebnis strukturiert mit ihm diskutieren kann.
 
docFood meint:
Die beiden Hefte eignen sich hervorragend dazu, die aid-Ernährungspyramide zu entdecken und zu erfahren, wie abwechslungsreich eine gute Ernährung ist. In der Ernährungsberatung dient die Broschüre „Einfach besser essen“ den Klienten als wertvolles Nachschlagewerk und Ergänzung zum Ernährungstagebuch. Das Tagebuch ist ansprechend aufbereitet und damit eine hilfreiche Unterstützung für Berater und Ratsuchende. Für die Aufarbeitung ist die DVD eine moderne und anschauliche Alternative. So liefert das neue „Einfach besser essen“ – Set Beratungskräften hilfreiches Material für die Arbeit in der Praxis.

Julia Hintzen

Termin: Wa(h)re Gesundheit – Zur Moralisierung des Essens

Stehen wir unter einem Gesundheitsdiktat? Wie können Gesundheits-, Ernährungs- und Verbraucherbildung die Urteilskraft von Lehrenden und Lernenden entsprechend ausbilden? Kann die „Mission“, Gesundheit zu lehren, überhaupt gelingen? Die D-A-CH-Tagung für Dozenten, Lehrer, Studierende und interessiertes Fachpublikum unter dem Titel “Wa(h)re Gesundheit – Zur Moralisierung des Essens und der Gesundheit” greift diese Fragen vom 12. bis 14. Februar in Linz, Österreich, auf.
Die Referenten gehen der Frage nach, ob Gesundheit gelernt werden kann. Außerdem wird es um Essen im schulischen Umfeld gehen: Bringt Brainfood bessere PISA-Ergebnisse? Die Möglichkeiten einer Schulküche werden vorgestellt und der Umgang mit Aspekten wie Ethik und Gesundheit in der Schule sollen diskutiert werden. Themen wie unlautere Werbung und die Verwirrung des Verbrauchers durch zu viel Ernährungs-Information werden ebenfalls aufgegriffen. In parallelen Workshops werden unterschiedliche Themen wie Esskultur, Ernährungsberatung oder Ernährungskommunikation diskutiert und bearbeitet. Dabei richtet sich ein Workshop zur Berufswahl im Feld der Beratung explizit an Studierende.
 
Die D-A-CH-Tagung ist eine Reise wert
Die D-A-CH-Tagung, die zum dritten Mal stattfindet, ist zugleich die Jahrestagung des Vereins Thematisches Netzwerk Ernährung e.V. (TNE) und des Verbandes HaBiFo Haushalt in Bildung und Forschung e.V. Das Rahmenprogramm bietet eine Posterausstellung, die Verleihung des HaBiFo Preises für exzellente Abschlussarbeiten im Lehramt und die Mitgliederversammlungen von TNE und HaBiFo. Das Programm finden Sie hier.
Wer sich zu dieser hochinteressanten Veranstaltung noch anmelden will, sollte sich zügig entscheiden: Anmeldungen bis spätestens 01. Februar 2015 per E-Mail an rim.abuzahra@aon.at, unter der Telefonnummer +43 (0) 676/ 931 37 50 oder unter www.thematischesnetzwerkernaehrung.at.

Red. docFood

Termin: Symposium der Lipid-Liga

“Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Ernährung und intestinal wirksame Medikamente” – so lautet der Titel des Symposiums, das von der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechsel-störungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V., der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung e. V. (DGAF) und dem Arbeitskreis Omega-3 e. V. am 20. Februar 2015 in Frankfurt veranstaltet wird. Eingeladen sind Ärzte, Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten.
Zentrale Themen sind die Rolle des Intestinums für den Fettstoffwechsel, die Bedeutung verschiedener Fettsäuretypen sowie der Einfluss der Postprandialphase auf das atherosklerotische Geschehen. Dabei knüpft die Veranstaltung mit aktuellstem Wissen an die Anfänge der Therapie, z. B. zur Senkung erhöhter Cholesterinspiegel an. Das Symposium konzentriert sich auf das Intestinum – und zwar darauf, die Aufnahme von Cholesterin zu reduzieren.
 
Natürliche Wirkstoffe vs. Statine
So gibt es einige funktionelle Nähr- und Wirkstoffe sowie intestinal wirksame Medikamente, die überzeugenden Nutzen bei wenigen Nebenwirkungen bringen. Da sie bei dem heutzutage häufigen Einsatz von lipidsenkenden Medikamenten drohen, in Vergessenheit zu geraten, widmet die Veranstaltung ihnen besondere Aufmerksamkeit. Bekannte Referenten wie Prof. U. Wahrburg (Münster), Prof. E. Windler (Hamburg) oder Prof. C. von Schacky (München) sprechen daher über die Rolle des Intestinums beim Fettstoffwechsel, über gesättigte Fettsäuren, über Nähr- und Wirkstoffe und über intestinal wirksame Medikamente. Ferner geht es etwa um Wirkungen und Wirksamkeit verschiedener Stoffe wie Pflanzensterole und -stanole, Ballaststoffe, Q10/Ubiquinol und Omega-3-Fettsäuren. Es werden die Ergebnisse aktueller Forschung vorgestellt, die für Ärzte, Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten gleichermaßen interessant sind.
Die Veranstaltung wird von der Landesärztekammer Hessen mit 9 CME Fortbildungspunkten, Kategorie A, anerkannt. Die Veranstaltung wird für die kontinuierliche Fortbildung von Zertifikatsinhabern der DGE, des VDD und des VDOE e. V. mit 6 Punkten berücksichtigt. Teilnahmebescheinigungen werden ausgestellt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Hier finden Sie Anmeldung und Programm.

Redaktion docFood

Betriebliche Gesundheitsförderung – Es wird Zeit, was zu tun

[docFood Special: Betriebliche Gesundheitsförderung]
Bislang bietet nur jedes fünfte Unternehmen seinen Mitarbeitern spezielle Angebote im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Doch das könnte sich über kurz oder lang bitter rächen. Falsche Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Bewegung und Dauerstress machen Menschen krank und beeinträchtigen die langfristige Leistungsfähigkeit. In Anbetracht dessen sind Unternehmer gefordert, mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Für die Anbieter entsprechender Dienstleistung wie z.B. Fachkräfte aus dem Bereich der Ernährungsberatung bietet sich die große Chance, Überzeugungsarbeit zu leisten und mit qualifizierten Angeboten einen großen und interessanten Markt zu erschließen.
 
Mitarbeiter werden nicht einfach nur älter oder fühlen sich in ihrer mentalen und körperlichen Fitness zunehmend eingeschränkt. Auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungs- sowie Stützapparates zählen neben Depressionen und Burnout zu den gesundheitlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Doch bisher, so die Aachener Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET e.V.), beschränken sich viele Unternehmen lediglich auf die Durchführung jährlich stattfindender Gesundheitstage. An einem regulären Arbeitstag klären Vorträge, Workshops oder medizinische Tests über die schädlichen Folgen von Stress beziehungsweise über die positiven Auswirkungen einer bewussteren Ernährung und von mehr Bewegung auf. Doch die Wirkung derartiger Angebote verpufft im Arbeitsalltag schnell. Beschränkt sich die betriebliche Gesundheitsvorsorge sogar nur auf die finanzielle Beteiligung an medizinischen Vorsorgeuntersuchungen, bleibt die Risikominimierung und Prävention von Krankheiten meist nur ein frommer Wunsch.
Aufgrund dieser Analyse der Situation stellt die FET die berechtigte Frage: „Wäre es an dieser Stelle nicht sinnvoller, mit spezifischen Präventionsmaßnahmen zu beginnen, bevor die Gesundheit beeinträchtigt ist?“ Solche Maßnahmen zielen nicht nur auf gesündere und zufriedenere Mitarbeiter ab. Mittel- und langfristig stärken diese auch die Leistungsfähigkeit und Motivation selbst in stressigen Phasen. Das lässt sich in Unternehmen durch eine hohe Produktivitätsrate, eine gute Stressresistenz oder eine geringe Krankheitsquote messen. Hierfür sind auch nicht riesige Präventionspakete notwendig.
 
docFood meint:
Ernährungsberater und -therapeuten könnten nach Meinung der FET z. B. bereits durch kleine, aber in kürzeren Abständen stattfindende Einzelmaßnahmen für einen guten Lebensstil und eine an den Job angepasste Ernährungsweise sensibilisieren: „Vereinen die Angebote zudem verschiedene Lifestyle-Faktoren und stellen den Mitarbeiter und seine persönlichen Kompetenzen aktiv in den Fokus, ist der Weg für ein langjähriges gesundes und leistungsstarkes Unternehmen zumindest in dieser Hinsicht geebnet.“ BGF ist für Fachkräfte in der Ernährungsberatung noch ein weites Feld, in das allerdings auch viele andere Berufsgruppen aus dem Bereich Gesundheit, Fitness und Wellness drängen – teils mit wesentlich weniger Kompetenz. Engagement lohnt sich.

Dr. Friedhelm Mühleib

Das Seminar zum Thema bei freiraum – Fachseminare für Ernährungsprofis: „Betriebliches Gesundheitsmanagement für Fachkräfte aus der Ernährungsberatung“, Referentin: Dipl. Medizinpädagogin Birgit Blumenschein, selbstständige Diätassistentin und Dipl.-Medizinpädagogin mit Schwerpunkt Gesundheitsförderung. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Clinical Nutrition, Hochschule Rheine. Mehr über die Referentin erfahren Sie hier.

Birgit Blumenschein

Birgit Blumenschein


 

Ernährungsberatung: Heilmittel adieu!

Ein herber Schlag für viele Ernährungsfachkräfte in Deutschland: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, hat die Ernährungsberatung als Heilmittel abgelehnt. Vor allem beim Verband der Diätassistenten (VDD), der seit Jahren für die Anerkennung gekämpft hat, ist die Enttäuschung groß. In einer ersten Stellungnahme des VDD heißt es: „Sachverstand und Patientenwohl finden offenbar dort Grenzen, wo es um spezielle Interessen geht. Leidtragende sind die Patienten, die nicht adäquat mit einer lebenswichtigen Ernährungstherapie versorgt werden können.“
Die Diättherapie und Ernährungsberatung wurden vom Bundessozialgericht im Jahre 2000 in einem Grundsatzurteil als Heilmittel anerkannt. Das Gericht hat den G-BA darin aufgefordert, die Aufnahme der Ernährungsberatung als verordnungsfähiges Heilmittel in den Leistungskatalog zu prüfen. Diese Prüfung hat jetzt 15 Jahre in Anspruch genommen und endet wie damals – mit einer Ablehnung!
 
Enttäuschung und großes Unverständnis
In der aktuellen Pressemeldung des VDD heißt es: „15 Jahre hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) gebraucht, um die Entscheidung des Bundessozialgerichtes umzusetzen und die Ernährungsberatung als Heilmittel inhaltlich zu prüfen. Bitter das Ergebnis: Der G-BA kam zwar zu dem Schluss, dass bei angeborenen Stoffwechselstörungen (z.B. Phenylketonurie) und Mukoviszidose eine Ernährungsberatung medizinisch notwendig ist. Doch aus der Aufnahme der Ernährungsberatung in die Heilmittelrichtlinie wurde bei der heutigen Sitzung trotzdem nichts. Sie scheiterte am Widerstand von Ärzteschaft und Krankenkassen. Eine große Gefahr für die Patientensicherheit, denn die adäquate Versorgung ist künftig nicht sichergestellt!“
„Wer eine seltene angeborene Stoffwechselerkrankung wie PKU hat oder an Mukoviszidose erkrankt ist, dem kann Ernährungsberatung bislang nicht als krankenkassenfinanziertes Heilmittel verordnet werden. Die Patientenvertreter im zuständigen G-BA hatten deshalb beantragt, die ambulante Ernährungsberatung bei angeborenen seltenen Stoffwechselerkrankungen und Mukoviszidose in die Heilmittelrichtlinie aufzunehmen.“
 
Entscheidung nicht nachvollziehbar
„Trotzdem wurde die Aufnahme der Ernährungsberatung in die Heilmittelrichtlinie abgelehnt. Dabei stimmten die drei unparteiischen Mitglieder des G-BA eindeutig für den Antrag der Patientenvertreter und die Aufnahme der Ernährungsberatung in die Heilmittelrichtlinie. Doch sie wurden von der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der Krankenkassen (GKV/SV) überstimmt. Mit großer Enttäuschung und Ernüchterung hat der Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD) diese Entscheidung zur Kenntnis genommen.“ VDD-Präsidentin Ina Lauer und Doris Steinkamp, VDD-Beauftragte für das Heilmittel Ernährungsberatung, kritisieren die Entscheidung. „Der Beschluss des G-BA ist in unseren Augen nicht zu begründen und nicht nachvollziehbar“
Quelle: VDD
Kontakt: Geschäftsstelle VDD Essen | Ina Lauer, Präsidentin des VDD | Telefon 0201-946 853 70.

Stress nimmt der Zelle den Zucker – und füttert den Krebs damit?

Ketogene Krebsdiäten setzen an der Überlegung an, dass Krebszellen extrem viel Zucker brauchen. Ihre Wirkung ist unbewiesen – ihr Nachteil: Sie quälen den eh schon leidgeplagten Krebspatienen mit extrem einseitiger Diät. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun herausgefunden, dass oxidativer Stress den Zuckerstoffwechsel in der gesunden Zelle blockiert. Sie vermuten, dass Krebszellen (die nicht blockieren) davon profitieren, weil ihnen dadurch mehr Zucker zur Verfügung steht. Schon denken die Wissenschaftler über eine Krebstherapie auf molekularbiologischer Ebene nach, die Extremdiäten überflüssig machen kann.
Die Arbeitsgruppe um Tobias Dick konnte in der Arbeit beweisen: Die lange bekannte Unterbrechung des normalen Zuckerstoffwechsels unter Stressbedingungen ist keine unkontrollierte Störung, sondern – ganz im Gegenteil – wichtig für das Überleben der Zellen. Dafür sorgt ein hochspezifischer Mechanismus, der sich in der Evolution früh herausbildete und sogar schon bei Bakterien nachweisbar ist. Krebszellen profitieren möglicherweise besonders davon.
Traubenzucker liefert Energie und Bausteine für die Zellen in unserem Körper. Dass unter oxidativem Stress, wie er etwa bei Entzündungen oder Vergiftungen entstehen kann, der normale Abbau des Traubenzuckers ins Stocken gerät, ist lange bekannt. Eines der zentralen Enzyme beim Zuckerabbau (GAPDH) wird ungewöhnlich schnell oxidiert und dabei durch Wasserstoffperoxid (H2O2) inaktiviert. Immunzellen setzten bei chronischen entzündlichen Reaktionen dauerhaft H2O2 frei – ein charakteristisches Kennzeichen für den oxidativen Stress.
Doch warum wird GAPDH durch H2O2 so viel leichter und schneller abgeschaltet als andere Enzyme? Und was bedeutet die Unterbrechung des Zuckerstoffwechsels für die Zelle? Bislang dachte man, dass die oxidative Inaktivierung von GAPDH nur die schicksalhafte Begleiterscheinung von derartigen Prozessen sei. Die Zelle – so vermutetet man bisher – muss den gestörten Zuckerstoffwechsel bei oxidativem Stress zwangsläufig in Kauf nehmen.
 
Warum sich der Krebs freut, wenn die Zelle unter Stress steht
Das Gegenteil ist der Fall, wie nun die Arbeitsgruppe um Tobias Dick belegen konnten: Die Wissenschaftler entdeckten einen bisher unbekannten Mechanismus, der die Reaktion von GAPDH mit H2O2 ganz spezifisch herbeiführt. Die hohe Empfindlichkeit von GAPDH für H2O2 ist entgegen allen bisherigen Annahmen kein Nebeneffekt der allgemeinen GAPDH-Reaktivität. Stattdessen beschleunigt GAPDH seine eigene oxidative Hemmung, spezifisch und unabhängig von seiner Aktivität im Zuckerstoffwechsel. “Wir waren überrascht festzustellen, dass sich dieser spezielle Mechanismus in der GAPDH von fast allen Lebewesen findet, von Bakterien bis zum Menschen. Alles deutet darauf hin, dass er für das Überleben unter Stressbedingungen eine grundlegende Rolle spielt”, erklärt Tobias Dick.
Die Wissenschaftler erzeugten daraufhin ein genetisch verändertes GAPDH, das seiner Rolle im Zuckerstoffwechsel ganz normal nachkommt, aber ohne dabei durch H2O2 gehemmt werden zu können. Unter oxidativem Stress hatten nun Zellen mit normalem, oxidations-empfindlichem GAPDH einen erheblichen Wachstumsvorteil: Wie die Forscher zeigten, führte die oxidative Blockade von GAPDH zu einer alternativen Verwendung des Zuckers. Dieser alternative Weg förderte jetzt vor allem die Bildung von NADPH, ein Molekül, das der Oxidation entgegenwirkt und der Zelle hilft, mit dem oxidativen Stress fertig zu werden. Auf diese Weise verschafft die Unterbrechung des normalen Zuckerabbaus der Zelle einen wichtigen Überlebensvorteil.
Als nächstes möchten die Forscher untersuchen, ob auch Krebszellen von der oxidativen Hemmung der GAPDH profitieren. David Peralta, der Erstautor der Studie, erläutert: “Krebszellen verwerten besonders viel Zucker und stehen zudem unter erhöhtem oxidativem Stress. Wir vermuten deshalb, dass sie sich die oxidative Hemmung der GAPDH für ihre Zwecke zunutze machen. Diesen Mechanismus abzuschalten, könnte Krebszellen besonders hart treffen.”
 
docFood meint:
Viele Ernährungsfachkräfte verfolgen die Diskussion um ketogene Ernährung – insbesondere auch in ihrer extremen Form als zuckerfreie Krebsdiät. Die Untersuchung bestätigen einerseits die Grundannahmen der Verfechter einer ketogenen Ernährung und könnten zudem mittelfristig zu einer alternativen, wirksameren und für den Patienten weniger verzichtsbeladenen Therapie führen. Insgesamt stützt die Untersuchung auch die Empfehlung der LOW-CARB Schule, bei Krebs auf Zucker möglichst weitgehend zu verzichten

Dr. Friedhelm Mühleib

 
Quelle: DKFZ