Gelenkprobleme? Nahrungsergänzungsmittel sind meist wirkungslos

Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versprechen Menschen mit Arthrose, die Schmerzen in den Gelenken zu lindern oder einem Verschleiß vorzubeugen. Diese angebliche Wirkung ist jedoch in Studien nur in geringem Maße belegt, so eine Pressemeldung anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der heute in Berlin beginnt.
„Viele Medikamente, die einer Arthrose vorbeugen oder ihr Fortschreiten verhindern sollen, liegen nur knapp über oder auf dem Niveau eines Placebo-Effekts“, erklärt Dr. med. Uwe de Jager, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin aus Freudenstadt. Auch für Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin-Sulfat, Muschelextrakte, acetyliertes Hydroxyprolin (Oxaceprol), Heilpflanzen, homöopathische Mittel oder Gele, Salben, Cremes und Sprays sei die Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen. Lediglich bei Glucosamin sei die Datenlage etwas besser. Hier gebe es in den aktuellen Leitlinien der Osteoarthritis Research Society International (OARSI) eine zurückhaltende Empfehlung.
 
Möglichkeiten der Schmerztherapie
Stattdessen empfehlen die Orthopäden lieber die verschreibungspflichtigen Produkte der Pharmaindustrie: Demnach bekämpfen viele Medikamente die mit der Arthrose einhergehenden Schmerzen effektiv und ermöglichen den Patienten damit eine bessere Lebensqualität. Orthopäden unterscheiden bei der Behandlung von Schmerzen zwischen entzündeten und nicht-entzündeten Gelenken. Liegt eine Entzündung im Gelenk vor, ist es wichtig, diese zu beseitigen, um ein Fortschreiten der Arthrose zu verhindern. „Hier stehen uns nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder auch Coxibe zur Verfügung. Auch die intraartikuläre Gabe von Cortison hat sich bewährt, wobei der Langzeiteffekt noch unsicher ist“, erklärt de Jager. Hat ein Patient zwar keine akute Entzündung, leidet aber dennoch unter Schmerzen, empfiehlt der Orthopäde Paracetamol, schwache Opiate oder gegebenenfalls Medikamente, die den Nervenschmerz beseitigen. Bei Kniegelenkarthrose können auch Injektionen mit Hyaluronsäure helfen. Tatsächlich benötigt aber nur ein Teil der Patienten mit diagnostizierter Arthrose eine Schmerzbehandlung: „Erfreulicherweise hat fast jeder zweite Arthrose-Patient überhaupt keine Schmerzen. Die anderen Betroffenen können zielgerichtet mit schmerzlindernden Substanzen behandelt werden“, so de Jager. Dem Thema Ernährung und Bewegung widmet die Pressemeldungn übrigens einen einzigen Satz – den letzten.
 
Tipp von docFood

Die Meldung warnt zwar vor unwirksamen Präparaten, liest sich aber ansonsten wie eine Werbemail der Pharmaindustrie. Das Thema Abnehmen wird (fast) ausgespart. Bei Übergewichtigen verringert Gewichtsverlust das Risiko für Kniegelenks-Arthrose deutlich bzw. lassen sich bestehende Beschwerden z.T. stark reduzieren.  Auch gelenkfreundliche Sportarten und gelenkschonendes Verhalten können Wunder wirken und helfen häufig deutlich mehr als eine Operation. Dazu ein Buchtipp: Joachim Grifka, Die neue Knieschule: Selbsthilfe bei Schmerzen und Beschwerden, Rowohlt 2012, Preis 8,99 Euro. Für Ernährungsfachkräfte sollte übrigens die Gewichtsabnahme bei der Behandlung von Betroffenen immer im Vordergrund stehen.

 Friedhelm Mühleib

Quelle:DGOU
Mehr Infos: Deutsche Rheuma Liga, Deutsche Schmerz-Liga
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Diabetes – Auslöser für Arteriosklerose?

Veränderungen der Gefäße sind bei Menschen mit Diabetes nicht generell stärker ausgeprägt als bei Nicht-Diabetikern. Vielmehr kommt es darauf an, welche Gefäße betroffen sind – so ist die gängige Meinung zur Frage, ob Diabetes verstärkt zu Arteriosklerose führt.  Wie der Diabetesinformationsdienst München berichtet, kamen Wissenschaftler im Rahmen einer weltweit angelegten Studie zu einem differenzierteren Ergebnis.
 
In dem weltweiten Life Line Untersuchungs-Programm wurden im Zeitraum zwischen 2003 und 2008 fast vier Millionen Personen erfasst und auf arteriosklerotische Veränderungen der Beinarterien, der Halsschlagadern und der Bauch-Aorta untersucht. Etwa jeder zehnte Studienteilnehmer hatte eine Diabetesdiagnose. Bei allen Diabetikern kamen die verschiedenen Formen von Arteriosklerose häufiger vor als bei Nicht-Diabetikern. Nachdem die Wissenschaftler aber andere Risikofaktoren für die Arteriosklerose (z.B. Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, etc.) ausgeschlossen hatten, kamen sie zu einem differenzierteren Ergebnis: Veränderungen der Beinarterien und der Halsschlagadern traten bei Menschen mit Diabetes um 45 Prozent häufiger auf als bei den Nicht-Diabetikern. Veränderungen der Bauchaorta dagegen um 15 Prozent weniger als bei Nichtdiabetikern, wenn der Einfluss der anderen Risikofaktoren berücksichtigt wird.
 
Arteriosegefahr bei Diabetes steigt mit der Zeit
steigt mit der ZeitMit zunehmender Diabetesdauer und zunehmender Behandlungsintensität erhöhten sich die Unterschiede zwischen der Gruppe der Diabetiker und der Nicht-Diabetiker. Zusammenfassend kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass der Zusammenhang zwischen Diabetes und Gefäßerkrankungen differenziert zu sehen ist. Sie fordern weitere Untersuchungen, um die Ursachen dieser gefäßspezifischen Unterschiede zu verstehen. Die Diabetes-typischen Durchblutungsstörungen in den Unterschenkeln konnten aber auch in dieser Studie nicht erklärt werden.
 
docFood – Tipp für die Beratung
Fachkräfte in der Ernährungstherapie und –beratung sollten Diabetes-Patienten mit metabolischem Syndrom grundsätzlich darauf hinweisen, dass – falls nicht schon geschehen – eine Untersuchung auf arteriosklerotische Veränderungen der Blutgefäße sinnvoll ist. Ultraschalluntersuchungen mit oder ohne Farbdopplermodus machen Veränderungen der Gefäßwände und Blutströmungen der Gefäße, z.B. der Nierendurchblutung sichtbar – und geben dem Patienten Gewissheit durch eine Untersuchung, die nicht belastet.
 
Quellen:
Diabetesinformationsdienst
Shah B et al.: Diabetes and vascular disease in different arterial territories. In: Diabetes Care, 2014, 37:1636-1642

Mangelernährung kostet Lebenszeit

Schlechter Ernährungszustand und Ernährung sind wichtigste Risikofaktoren für gesundheitliche Probleme und gehören dadurch zu den 20 wichtigsten Faktoren für verlorene Lebenszeit. Zu diesem Ergebnis kommt die Global Burden of Disease (GBD)auf der Basis umfassender und standardisierter Daten zur Bewertung der Gesundheit von Bevölkerungen.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) berichtet, wurden diese Daten Ende der 1980-er Jahre erstmalig erhoben – jetzt liegt eine neue Auswertung für die Jahre 1990 bis 2010 vor. „Dabei zeigte die Erhebung, dass Mangelernährung zu den 20 wichtigsten Faktoren für verlorene Lebenszeit (DALY – Disability-Adjusted Life Years) gehört (Platz 16). Zu diesen Faktoren zählen unter anderem auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Platz 1) oder Krebs (Platz 2) sowie HIV/Aids und Tuberkulose (Platz 27). Für Deutschland stellen ferner die „ernährungsbedingten Risiken“ den wichtigsten singulären Risikofaktor dar, gefolgt von Bluthochdruck und hohem Body-Mass-Index (BMI).“ So die DGEM
 
Falsche Ernährung eines der Hauptrisiken für vorzeitiges Sterben

Die ernährungsbedingten Risiken sind laut Studie der bedeutendste Risikofaktorkomplex, auf den mehr als 13 Prozent der Gesamt-DALYs und 26 Prozent aller Todesfälle zurückgeführt werden können. Bluthochdruck und hoher Body-Mass-Index (BMI) folgen mit jeweils knapp 11 Prozent der DALYs. Dabei werden bei den Risiken den Männern mehr als 16 Prozent der DALYs zugeschrieben, im Vergleich zu 11,2 Prozent bei den Frauen. Insgesamt sind falsche Ernährung und damit verbundene Risiken mit ein Hauptrisiko für den Verlust an gesunden Lebensjahren und auch für vorzeitiges Sterben.

„Die Studie hat nochmals gezeigt, dass Mangelernährung ein wichtiger Faktor in dem Gesundheitssystem darstellt, aber auch wie sich Gesundheitsrisiken für eine Bevölkerung verändern können“, sagt Prof. Johann Ockenga, 2. Vizepräsident DGEM. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Ernährungsmedizin in Prävention und Therapie. Wenn auch das Bewusstsein für Ernährung als ein wichtiger die Gesundheit bestimmender Faktor zunehme, so bleibe hier weiterhin ein großer Aufklärungsbedarf bestehen.

Quelle: www.dgem.de