Tag der gesunden Ernährung 2016: "Onkologie"

Auch 2016 veranstaltet der Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED) den „Tag der gesunden Ernährung“ – bereits zum 19. Mal. „Mit diesem Aktionstag machen wir die Bevölkerung in Deutschland auf die Wichtigkeit der gesunden Ernährung aufmerksam“, so Margret Morlo vom VFED. Bundesweit finden jährlich mehr als 2000 Aktionen zum Tag der gesunden Ernährung statt. Am 19. Tag der gesunden Ernährung im März 2016 lautet das Thema „Onkologie“.
Die Diagnose „Krebs“ ist für die meisten Betroffenen zunächst mit Ängsten verbunden. Besonders Gedanken an mögliche Therapienebenwirkungen, Schmerzen, Leiden und das Einbüßen von Lebensqualität kommen auf.
 

Dabeisein macht Sinn

Der Faktor Ernährung spielt sowohl bei der Entstehung als auch während und nach einer Tumortherapie eine wichtige Rolle. Eine gesunde Lebensweise mit der richtigen Kost kann ungewollte Nebenwirkungen mildern und sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Die unterstützende Ernährungstherapie ist daher ein wichtiges Thema in der Ernährungsberatung. Mit dem Tag der gesunden Ernährung möchte der VFED die Bevölkerung für dieses bedeutende Thema sensibilisieren. Der VFED ruft am Tag der gesunden Ernährung zu umfangreichen Aktionen in Krankenhäusern und Kliniken, Arztpraxen, Altenheimen, Apotheken und Bildungseinrichtungen auf: „Seien auch Sie dabei! Nutzen Sie den Tag der gesunden Ernährung, um sich und Ihr Aufgabenfeld in der Bevölkerung bekannter zu machen und um neue Kontakte zu knüpfen.“
 

So können Sie als Ernährungsfachkraft mitmachen

Planen Sie eine Veranstaltung nach Ihren Möglichkeiten, persönlichen Stärken und Vorlieben. Mögliche Aktionen sind zum Beispiel ein Vortrag (wird vom VFED e.V. erstellt) und Informationstisch in einem Krankenhaus oder einer Klinik, ein Kochkurs bei der Volkshochschule oder einer anderen öffentlichen Einrichtung. Möglich ist ein Aktionstag in einer Apotheke, einem Geschäft oder der Bücherei, Verkostungen, Interviews und Seminare. Der eigenen Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Jede(r) Interessierte kann seine Ideen umsetzen. Sie können eine Aktion allein oder mit Kolleg(inn)en anbieten. Sie können sich Kooperationspartner (Firmen, Vereine) suchen,die Sie finanziell, mit Produkten oder Räumlichkeiten unterstützen. Für weitere Ideen besuchen Sie die Internetseite des VFED; unter https://www.vfed.de/de/archiv_ finden Sie Bilder der vorherigen Tage der gesunden Ernährung.
 

Tag der gesunden Ernährung – so unterstützt der VFED

Der VFED stellt eigens für den Anlass ein spezielles Aktionspaket zusammen, das Teilnehmern die Ausgestaltung des Aktionstages vereinfacht. Mit Hilfe der enthaltenen Materialien können Sie für Ihre Aktion werben, Ihr Schaufenster oder Ihren Stand dekorieren und sich selbst fachlich vorbereiten. Außerdem erhalten Sie Informationen zur Anforderung von Broschüren und anderen Materialien für Ihre Teilnehmer. Unter anderem enthält das Aktionspaket:
● 1 VFEDaktuell Fachmagazin „Onkologie“ (Neuauflage 2016, circa 100 Seiten) ● 50 Leporellos zum Thema „Onkologie – Mit Schwerpunkt Prävention“ ● 2 Plakate „Tag der gesunden Ernährung“ für die eigene Werbung ● 1 Broschüre „Gesund genießen bei erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten“ ● 1 Broschüre „Lecker und ausgewogen mit dem VFED-Ernährungsdreieck“ ● 1 Plakat BMI für Erwachsene ● 1 Plakat BMI für Senioren ● 1 Plakat „Ernährungsdreieck“ ● 1 Beratungsunterlage VFED Ess- und Aktivtagebuch ● 1 Poster Bewegungsprogramm für jedes Alter, DIN A4 ● 10 Aufkleber „Ernährungsdreieck des VFED“ ● 1 VFED-Kugelschreiber ● Bestellmöglichkeit für einen Folienvortrag zum Thema (Text und Folien). (Die Folien werden im Aktionspaket präsentiert und der Preis genannt, bei Bestellung wird der Foliensatz separat in Rechnung gestellt.) ● Bestellschein für die kostenlose Anforderung von Broschüren und Give-aways (z. B. Probepackungen) von unterschiedlichen Firmen.
Das Aktionspaket ist für 20,- EUR, zuzüglich 2,00 EUR für Verpackung und Porto, erhältlich und wird im Februar2016 verschickt. Zusätzlich übernimmt der VFED die Koordination des Aktionstages, informiert die Medien und gibt Tipps für Ihre Pressearbeit. In über 250 Städten und Gemeinden werden am Tag der gesunden Ernährung in jedem Jahr über 2000 Aktionen durchgeführt.
Mehr Informationen erhalten Interessierte über die VFED-Geschäftsstelle bei Frau Hedwig Hugot (Geschäftsführerin, 0241-507300, info@vfed.de)oder Frau Margret Morlo (Leitung Tag der gesunden Ernährung, Kollegenhotline, mmorlo@vfed.de). Mehr Infos auch auf der Website, wo ein Informations- und Bestellschein für das Aktionspaket heruntergeladen werden kann.

Quelle VFED

Patienten wollen mehr Information und Beratung

Zwei Drittel der chronisch oder schwer kranken Patienten in Deutschland fühlen sich von ihrem Arzt nur unzureichend betreut, wie die WELT heute berichtet. Sie wünschen sich vor allem bessere Informationen. Dabei bezieht sich das Blatt auf die Ergebnisse einer Studie des Beratungsunternehmens Accenture, für die 2000 Patienten in Deutschland befragt wurden, die an chronischen oder schweren Krankheiten leiden. Ernährungsfachkräfte stellen ein enormes Potenzial gut ausgebildeter Fachkräfte dar, die für die Information und Beratung der Patienten eigentlich prädestiniert sind – zumindest im Bereich der vielen Erkrankungen, bei denen auch Ernährung eine Rolle spielt.
“Der hohe Anteil unzufriedener Patienten zeigt, wie groß der Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen und Informationsangeboten ist”, kommentiert Andrea Brückner, Geschäftsführerin des Bereichs Life Sciences bei Accenture die Studie. Das gelte für alle großen Therapiegebiete von Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Krebsleiden.
 

Patienten fühlen sich schlecht beraten

Die Berater von Accenture haben die Umfrage durchgeführt, um das Markpotenzial für zusätzliche Informations- und Assistenzdienstleistungen darzustellen. Im Blick haben die Berater dabei vor allem Pharmaunternehmen, die aus Sicht der Berater stärker als bisher Anlaufstelle für Patienten sein sollen. Allerdings können sich nur zwei Prozent der Befragten vorstellen, dass die Pharmaindustrie diese Rolle übernimmt, nur drei Prozent können sich vorstellen, dass ein Apotheker ihr Ansprechpartner in allen gesundheitlichen Belangen werden könnte. Ein recht hoher Anteil der Befragten hierzulande kann sich allerdings vorstellen, dass die eigene Krankenkasse zum Dreh- und Angelpunkt der eigenen Gesundheitsversorgung wird. Immerhin jeder Fünfte glaubt, dass die eigene Kasse diese Rolle ausfüllen könnte. Die Accenture-Experten sehen darüber hinaus im Bereich der digitalen Information und Beratung einen enormen Wachstumsmarkt: Demnach schätzt man, dass Patienten und Versicherer bis 2020 weltweit rund zwölf Milliarden Dollar zusätzlich für neue digitale Dienste ausgeben werden.
 

docFood meint

Das haben sich die schlauen Accenture-Berater ja gut ausgedacht: Man könnte doch einfach den Bock zum Gärtner machen – und der Pharmaberater informiert künftig den Patienten. Ein Schelm, wer dabei an Dollarzeichen denkt. Die Idee kann wohl nur der Tatsache geschuldet sein, dass die Pharmaindustrie (vermutlich) die Studie finanziert hat. Zum Glück zeigt die Befragung auch, dass Pharmahersteller als Berater nicht gefragt sind – genauso wenig wie die Apotheker als ihre Handlanger. Es ist gut so, dass sich Patienten nicht mehr so einfach für dumm verkaufen lassen.
Dass in unserem teuren und angespannten Gesundheitssystem der Arzt die (zeitintensive) Beratung übernimmt, scheint allerdings auch illusorisch. Da wäre es zumindest einen Versuch wert, dass Berufsverbände wie VDOE und VDD, in denen Ernährungsfachkräfte organisiert sind, einen (möglichst gemeinsamen) Vorstoß wagen, um ihre Mitglieder ins Spiel zu bringen. Zum einen verfügt ein Großteil der zertifizierten Ernährungsfachkräfte in Deutschland mit dem Studium der Oecotrophologie über eine akademische Ausbildung, die breite medizinische Grundkenntnisse vermittelt. Die Ausbildung der Diätassistenten steht dem kaum nach. Viele der Erkrankungen, um die es bei der Accenture-Umfrage ging, sind ernährungsmitbedingt oder bedürfen auch einer diätetischen Behandlung. So stellen Ernährungsfachkräfte ein enormes Potenzial gut ausgebildeter Fachkräfte dar, die für die Information und Beratung der Patienten eigentlich prädestiniert sind (.. und denen eventuell zusätzlich nötige Kenntnisse und Fähigkeiten auf kürzestem Weg vermittelbar wären). Seit Jahren fordern die genannten Verbände von der Medizin einen Umgang auf Augenhöhe ein. Es reicht nicht, das nur zu fordern, man muss auch dafür kämpfen.

Dr. Friedhelm Mühleib

Was ist guter Geschmack ?

„Der hat wirklich einen guten Geschmack“. Das behaupten wir gerne von einem Menschen, der sich mit schönen Dingen umgibt. Man kann guten Geschmack z.B. in der Auswahl seiner Kleidung, Möbel oder Autos zeigen. Der Ursprung des guten Geschmacks im eigentlichen Wortsinn ist uns jedoch „in den Mund“ gelegt: Das Gefühl und die Entscheidung für das, was wir essen, hat dabei entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensqualität. Hier erfahren Sie, was guten Geschmack ausmacht:
Jean Anthelme Brillat-Savarin war Jurist, Feinschmecker, und Schriftsteller. Sein Hauptwerk, „Die Physiologie des Geschmacks“, erschienen im Jahr 1826, beeinflusst bis heute weltweit die Kochkunst und das Denken von großen Köchen, Gourmets und Genießern.
 

Guter Geschmack macht Spaß

Was ‚guter Geschmack‘ für uns Menschen bedeutet, sah der große Gastrosoph schon damals sehr klar: „Indem er uns Vergnügen bereitet, lädt uns der Geschmack dazu ein, die steten Verluste zu ersetzen, welche wir durch die Lebenstätigkeit erleiden.“ Das kann man auch aus heutiger Sicht wohl bedingungslos unterschreiben. Was gut schmeckt, bringt Spaß, würde man heute wohl sagen. Entsprechend essen wir am liebsten das, was uns besonders gut schmeckt. Damit beweisen wir jedoch noch nicht unbedingt einen guten Geschmack. Zunächst einmal drückt sich darin nur die Fähigkeit aus, Bekömmliches von Ungenießbarem zu unterscheiden. Denn der Geschmack ist ursprünglich nicht zu unserem Vergnügen da. Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist er nichts anderes als ein chemischer Wächter am Eingang unseres Verdauungstraktes. Manche Stoffe lässt er bevorzugt durch, andere weist er zurück. Alles, was Gefahr signalisiert, darf die Schleuse nicht passieren. Die Fähigkeit, bitter zu schmecken, warnt uns bis heute vor möglicherweise giftigen Lebensmittelinhaltsstoffen. Meist lehnt der Wächter das Extreme ab: Alles was zu sauer, zu salzig, zu streng schmeckt oder in anderer Hinsicht stark abweicht vom Gewohnten, muss draußen bleiben!
 

Über Geschmack lässt sich streiten

Allerdings: was dem einen schon zu salzig ist, empfindet der nächste als fad. Was zu süß, zu sauer, zu salzig oder zu bitter ist, dafür gibt es keine feste Regel, woraus folgt: Über Geschmack lässt sich streiten – und jeder Mensch entwickelt eigene Präferenzen. Rein biologisch gesehen passiert allerdings immer das Gleiche: Wir prüfen den Geschmack einer Speise mit allen Sinnen und bewerten ihn. So ist der Geschmack als komplexer Sinneseindruck wesentlich mehr als das, was die Zunge uns vermittelt. Schon das Auge isst mit – was den Fernsehköchen die Zuschauer erhält. Bereits beim Zuschauen entsteht eine Geschmacks-Illusion, die dem Betrachter das Wasser im Mund zusammenfließen lässt. Die Verknüpfung zwischen Optik eines Produkte und der Vorstellung seines Geschmacks wirkt auch im Supermarkt: Wir kaufen das, wovon wir glauben, dass es lecker schmecken wird. So nimmt zunächst das Auge ein Lebensmittel wahr und sendet seine Eindrücke ans Gehirn. Wir wissen dann schon im Voraus, dass uns mit Eiscreme etwas Kaltes oder mit einer Nuss etwas Knackiges erwartet.

Das meiste, was wir schmecken, riechen wir

Wenn es ans Essen geht, arbeiten Zunge und Nase eng zusammen. Mit der Zunge schmecken wir nur sechs verschiedene Qualitäten – alles andere riechen wir. Süß, sauer, bitter und salzig – das sind die vier „klassischen“ Grundgeschmacksrichtungen, denen die Forschung der letzten Jahren zwei weitere hinzugefügt hat: Als fünften Geschmack kennen wir inzwischen Umami, der sich vor allem bei eiweißreichen Lebensmitteln entfaltet (Meeresfrüchte, Fisch, Würz-Soßen, Soja-Soße, aber auch bei reifen Tomaten). Seit kurzem wissen wir, dass es noch einen sechsten Geschmackssinn gibt: den Geschmack für Fett. Französische Wissenschaftler entdeckten einen als CD 36 bezeichneten Geschmacksrezeptor auf der Zunge, dessen einzige Funktion es offensichtlich ist, die Aufnahme von Fett zu registrieren. Alles, was darüber hinausgeht, nehmen wir über die 350 verschiedenen Typen von Riechzellen in unserer Nase war. Dabei gelangen die Aromen „von hinten“ über den Rachen in die Nasenhöhle und werden dort von der Riechschleimhaut aufgenommen. Die Vielfalt an Gerüchen ist enorm: Es gibt schätzungsweise 10.000 Aromamoleküle. In vielen Lebensmitteln sind gleich mehrere 100 davon enthalten. Etwa 3000 verschiedene Gerüche können wir wahrnehmen, doch nur ca. 200 davon unterscheiden wir bewusst.
 

Geschmack hat viele Komponenten

Neben ihren Geschmackszellen ist es vor allem das feine Tastgefühl der Zunge und der Mundschleimhaut, was unser Geschmacksbild von einer Speise prägt. Mit ihm erfassen wir die Textur der Lebensmittel – ob weich oder hart, zart, mehlig, teigig, klebrig, faserig oder trocken. Wir erfühlen die Textur eines Lebensmittels, wenn wir zubeißen, kauen oder schlucken. Gleichzeitig erwarten wir von ganz bestimmten Speisen eine ganz bestimmte Konsistenz: Süßspeisen sollen cremig sein, Suppen sollen sämig sein. Nudeln wollen wir bissfest und Cerealien knusprig. Sogar das Ohr schmeckt mit: Von Chips erwarten wir, dass sie richtig krachen, Kekse müssen knuspern und beim Biss in die Knackwurst muss es krachen. Auch Temperatursinn und Schmerzempfinden spielen eine Rolle: Das Scharfe in einer Speise – etwa das Alkaloid Capsaicin in Paprika – wird nicht eigentlich geschmeckt. Wir registrieren es, weil es unseren Trigeminusnerv reizt. Er ist auch an der Geruchswahrnehmung beteiligt. Ohne ihn würden wir angesichts einer frisch geschnittenen Zwiebel keine Träne vergießen. Das Gehirn schließlich verarbeitet alle Informationen, die von Zunge, Nase und Augen über die Speise gesammelt wurden und teilt uns umgehend das Ergebnis mit – zum Beispiel „lecker“, „eklig“ oder „köstlich“.
 

docFood meint

Wie kommt man zu einem guten Geschmacksurteil? Damit diese Urteilsbildung funktioniert, müssen die Sinne geweckt und genutzt werden. Sonst verkümmern sie wie unbenutzte Muskeln. Bewusstes Schmecken belebt das Gehirn und unser Denken – und nur daraus bildet sich der gute Geschmack. Wohl bekomms!

Dr. Friedhelm Mühleib

Trends 2016 – was in der Ernährung und sonst so auf uns zukommt.

Im Interview mit dem Kölner-Stadtanzeiger redet der Zukunftsforscher Mathias Horx über die wichtigsten Trends, die für das neue Jahr zu erwarten sind. Auf die Frage nach dem zentralen gesellschaftliche Trend des Jahres 2016 antwortet Horx: „Eine Entwicklung ist der Achtsamkeits-Trend: Immer mehr Menschen wollen sich achtsamer um sich selbst und andere kümmern. Wir kommen in ein Zeitalter der sozialen Innovation.“ Was hat das mit der Ernährung zu tun? Mehr Achtsamkeit als Ernährungstrend 2016 könnte auch zur Lösung und Vermeidung vieler Ernährungsprobleme beitragen, vom Übergewicht über ernährungsbedingte Erkrankungen bis zur Lebensmittelverschwendung.
Auch wenn bei der Vision von mehr Achtsamkeit wohl am ehesten der Wunsch der Vater des Gedankens ist, sollten wir uns alle mehr Achtsamkeit wünschen – oder noch besser: selbst achtsamer leben.
 

Essen mit mehr Achtsamkeit..

Achtsamkeit ist die Kunst, bewusst zu leben. Genau das tun wir in der Regel nicht: Die Regel ist stattdessen, das wir etwas tun, und dabei schon an völlig andere Dinge denken. So wird Achtlosigkeit zum Kennzeichen modernen Lebens in seinen verschiedensten Bereichen: Nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten. Diese Achtlosigkeit macht auch vor dem Essen und Trinken nicht halt: Wir essen, während wir fernsehen, beim Joggen beschäftigt uns der Gedanke ans Abendessen, während der Arbeit schieben wir einen Snack nach dem anderen rein. Während wir eine Sache am Schreibtisch erledigen, erdrückt uns die Last dessen, was danach noch alles getan werden muss. Ziel der Achtsamkeitspraxis ist es, aus diesem „Autopilotenmodus“ heraus zu kommen und das Bewusstsein wieder in den gegenwärtigen Augenblick zu holen und mit der aktuellen Tätigkeit in Übereinstimmung zu bringen – also z. B. beim Essen mit „Leib und Seele“ dabei zu sein. Das ist angesichts der menschlichen Neigung zu Selbstvergessenheit und gedanklichem Abschweifen schwerer, als man denken mag. Es erfordert Geduld und beständiges Sich-wieder-Besinnen. Die zentrale Idee dahinter ist, dass der Autopilotenmodus flexibles und situativ angemessenes Handeln erschwert, da er automatisierte und starre Verarbeitungs- und Reaktionsmuster begünstigt – auch und ganz besonders beim Essen.
 

..und einer Prise Gelassenheit

In Verbindung mit mehr Achtsamkeit empfiehlt Horx ganz grundsätzlich mehr Gelassenheit als Mittel gegen wachsenden Pessimismus und Zukunftsangst. Auch das lässt sich aufs Essen und Trinken übertragen: Noch nie wurden Menschen bei so guter Gesundheit so alt wie wir heute. Das sollte Grund für mehr Gelassenheit sein wenn es um die Ernährung des Gesunden geht. Gelassenheit heißt dabei zum Beispiel: Nicht gleich bei jeder kritischen Medienmeldung zu Lebensmitteln in Panik verfallen. Nicht jede Meldung über Krebs und Ernährung als eigenes Todesurteil interpretieren. Nicht angstvoll jeden Inhaltsstoff meiden, der in die Diskussion gerät. Mehr Achtsamkeit – in Verbindung mit mehr Gelassenheit rund um’s Essen und Trinken – fast zu schön, um wahr zu werden.
 

docFood meint

Wenn es um Achtsamkeit und Gelassenheit geht, setzt Horx vor allem auch auf die junge Generation: „Ich sehe, dass es bei den jungen Menschen eine gewisse Resilienz gibt: Sie sind trotz allem erstaunlich optimistisch, lassen sich nicht ins apokalyptische Bockshorn jagen. Es gibt einen unglaublichen Kooperationswillen, der sich in Phänomenen wie Urban Gardening, der „Share Economy“ oder im Engagement für Flüchtlinge ausdrückt. Wir leben – auch das eine erstaunliche Erkenntnis aus 2015 – in einer Gesellschaft, die voller Empathiebereitschaft ist.“ Hoffen wir, dass die Jungen tatsächlich so sind. Nehmen wir und an Ihnen ein Beispiel. Hoffen wir also auf mehr Achtsamkeit im neuen Jahr. Lasst uns mehr Achtsamkeit leben!
Das ganze Interview mit Matthias Horx unter dem Titel : „Die wahre Gestalt des Teufels ist Angst“ können Sie hier im Kölner Stadt-Anzeiger lesen.