Wie gefährlich Mineralöl wirklich ist

..und was die Diskussion über Mineralöl in Lebensmitteln mit dem Smog in Peking zu tun hat, erfahren Sie hier. Wieder einmal müssen wir uns mit der Frage beschäftigen: Wie gefährlich sind eigentlich unsere Lebensmittel? Foodwatch hat Lebensmittel auf Mineralölrückstände untersucht und warnt nun vor verschiedenen belasteten Produkten. Es handelt sich dabei ausschließlich um Trockenprodukte: Gries, Reis, Flocken, Nudeln, und Cornflakes. Doch worum geht es dabei eigentlich genau? Wie kommt Mineralöl in die Lebensmittel hinein? Und wie gefährlich ist das wirklich? Hier die Antworten von docFood
 

Worum also geht es?

Im Ölzeitalter sind Mineralöle überall – zumindest Spuren davon sind fast allgegenwärtig. So gibt es eine gewisse Grundbelastung der Umwelt mit Mineralölen. Wo Lebensmittel verarbeitet werden, kommen auch Mineralöle zum Einsatz – etwa als Schmier- und Hydrauliköle bei Ernte- oder Produktionsmaschinen, zur Behandlung von Jutesäcken, in denen Kakaobohnen transportiert werden oder als Staubbinder zur direkten Behandlung der Ernte. Mineralöle werden heiß, verbrennen und verdampfen – flüchtige Stoffe entweichen daraus – und können so in Kontakt mit den Lebensmitteln kommen. Wenn nun von Gefahren aus Rückständen die Rede ist, geht es vor allem um bestimmte Gruppen von aromatischen Kohlenwasserstoffen – so die chemische Bezeichnung: MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) identifiziert wurde – und vor allem die MOAH stehen unter dem Verdacht, stark krebserregend zu sein.
 

Wie kommt das Mineralöl in die Lebensmittel?

Man höre und staune: In erster Linie aus dem Verpackungsmaterial. Foodwatch erklärt: „Viele Lebensmittel stecken in Verpackungen aus Altpapier. Papier wieder zu verwerten ist zwar gut für die Umwelt, bringt aber bei der Verwendung als Lebensmittelverpackung gesundheitliche Risiken mit sich: Denn Altpapier enthält Mineralöle aus Druckfarben, die aus der Verpackung ins Lebensmittel übergehen. Mineralöle und andere Stoffe können entweder durch den direkten Kontakt oder über die Gasphase, also durch die sogenannte Migration, in das verpackte Lebensmittel übergehen. Wie viel der gefährlichen Stoffe migrieren, hängt vor allem davon ab, wie lange das Lebensmittel gelagert wird und wie es beschaffen ist.“ Die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt dazu: „Reis, Nudeln, Backmischungen, Semmelbrösel oder Popkorn für die Mikrowelle werden in Kartonverpackungen angeboten, die oft deutlich zu hohe Mineralölanteile enthalten. Diese Mineralölgemische, die z. B. aus Druckfarben von Zeitungen, Werbeprospekten oder anderen Kartonverpackungen stammen, gehen in die Lebensmittel über. Je länger sie gelagert werden, umso mehr. Mineralöle können negative Langzeitwirkungen im Körper haben und treiben den Experten die Sorgenfalten ins Gesicht. So können in der Leber, in Lymphknoten oder in den Herzklappen Entzündungen ausgelöst werden, ein Krebsrisiko ist nicht auszuschließen.“
 

Wie gefährlich sind die Rückstände aus Mineralöl wirklich 

Dazu schreibt das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) . „Kürzerkettige gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) werden vom Körper aufgenommen und können in einigen Organen gespeichert werden. Aus tierexperimentellen Studien ist bekannt, dass derartige Mineralölgemische zu Ablagerungen und Schäden in der Leber und den Lymphknoten führen können. Die genaue Zusammensetzung der Stoffgemische in Druckfarben, insbesondere der Fraktion, die aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH) enthält, ist nicht bekannt. Zu der die MOAH-Fraktion ausmachenden komplexen Mischung aus überwiegend alkylierten aromatischen Kohlenwasserstoffen können auch krebserzeugende Substanzen gehören. Grundsätzlich sind solche Kontaminationen von Lebensmitteln unerwünscht. Aus Sicht des BfR sollten daher die Übergänge von Mineralöl aus Recyclingpapier und -pappe auf Lebensmittel minimiert werden. Neben MOSH und MOAH können in Lebensmitteln auch aus Polyolefinen stammende Oligomere, sogenannte POSH („polyolefin oligomeric saturated hydrocarbons“) enthalten sein, wenn diese in Behältern aus bestimmten Kunststoffen aufbewahrt werden oder mit bestimmten Kunststofffolien verpackt sind.
 

Bedrohen die belasteten Lebensmittel die Gesundheit der Verbraucher

Sie allein sicher nicht. Mineralöl-Gehalte in Lebensmitteln allein stellen unter Zugrundelegung üblicher Verzehrsgewohnheiten und bisher gefundener Rückstandsmengen keine akute Gesundheitsgefährdung dar. Definitiv kann diese Frage schließlich nur vor dem Hintergrund der Gesamtaufnahme von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) beurteilt werden. Wie hoch diese ist, weiß die Wissenschaft derzeit nicht. Wichtig für Verbraucher: Wir sind permanent und überall von diesen Stoffen umgeben, wie eine Studie des Umweltbundesamtes deutlich macht: Ein großer Teil der PAK gelangt bereits durch Naturprozesse, wie Waldbrände oder Vulkanausbrüche, die nicht vom Menschen beeinflussbar sind, in die Atmosphäre. Auch die meisten von Menschen verursachten Emissionen aus Verbrennungsprozessen sind belastet. Im Ruß von Dieselmotorabgasen, etwa von Autos und LKWs, aber auch von Dieselzügen, Schiffen oder großen Maschinen sind PAK enthalten. Tabakrauch ist ebenfalls eine wesentliche Quelle für PAK. Auch Nahrungsmittel enthalten sie, zum Beispiel geräucherte und gegrillte Speisen oder Kakao und Schokolade. Teeröle, erdölbasierte Weichmacheröle und Industrieruße werden zum Teil in Produkten aus Gummi oder Weich-PVC verwendet. PAK gelangen durch Stäube, an die sie gebunden sind, sowie durch Abrieb von Gummiprodukten, zum Beispiel von Autoreifen, in die Umgebungsluft. 2010 wurden in Deutschland 191,5 Tonnen PAK in die Luft emittiert, davon ca. 93% von kleinen und mittleren Feuerungen in Haushalten und im Gewerbe, knapp 5% kommen aus Industrieprozessen, der Rest aus Großfeuerungsanlagen und dem Verkehr (weniger als 1%).
 

docFood meint

Vor dem Hintergrund dieser Dauerbelastung, vor der es kaum ein Entrinnen gibt, dürfte die gesundheitliche Bedrohung durch die Aufnahme von MOSH/MOAH kaum ins Gewicht fallen. Wer sich über MOSH und MOAH in Lebensmitteln aufregt, ohne auf die Gesamtbelastung mit aromatischen Kohlenwasserstoffen aus unserem ‚ölverseuchten‘ Lebensstil einzugehen, springt zu kurz und sieht den Wald hinter ein paar kleinen Bäumen nicht mehr. Ein Blick auf die Menschen im Smog von Peking kann uns zeigen, wo der Kohlenwasserstoff-Hammer hängt.

 Dr. Friedhelm Mühleib

Foodwatch macht mobil gegen Mineralöl

Ende Oktober veröffentlichte die Verbraucherorganisation Foodwatch eine Liste mit Produkten, die Rückstände aus Mineralöl aufwiesen. Foodwatch zufolge war in Deutschland jedes fünfte getestete Produkt (9 von 42) mit Mineralöl-Rückständen belastet. Bei den betroffenen Produkten handelt es sich um pflanzliche Trockenprodukte: Reis, Nudeln, Haferflocken, Weizengrieß und Cornflakes. Foodwatch warnt vor dem Verzehr aller Produkte, bei denen in den getesteten Proben Rückstände von Mineralöle nachgewiesen wurden, und forderte Hersteller und Handel auf, Rückrufe zu veranlassen.
 

Verzehrswarnungen von foodwatch

Betroffen sind neben dem Hersteller Euryza, dessen belastete Reis-Marke reis-fit bei den meisten Händlern weiter im Regal steht, noch sieben andere Produkte: ●reis-fit Spitzen-Langkornreis ● Müller’s Mühle Minuten Spitzen Langkorn Reis ● Korn Mühle Weichweizen-Grieß ● Rewe Bio Weichweizengrieß ● Kellogg’s Cornflakes ● Jonas Rote Linsen ● Hahne Haferflocken ● Sweet Family Puder Zucker (Nordzucker). Inzwischen haben verschiedene Hersteller und Händler reagiert. So hat der italienische Hersteller Curti den bei Kaufland vertriebenen und ebenfalls mit Rückständen aus Mineralölen belasteten „Curtiriso Langkorn-Naturreis“ aus dem Verkauf genommen. Die Handelskette Real hat auf die Warnung von foodwatch hin den Reis-fit Lankornreis aus den Regalen genommen und ausgelistet.
 

Streit mit REWE eskaliert

Andere Anbieter sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. So hat REWE einen von foodwatch beanstandeten Bio-Weichweizengrieß als „unbedenklich“ eingestuft und foodwatch mit „rechtlichen Schritten“ gedroht. „Rewe behält sich ausdrücklich vor, im Sinne der Verbraucher rechtliche Schritte zu prüfen“, schrieb das Unternehmen am Donnerstag auf seiner facebook-Seite. Jetzt eskaliert der Streit: Nachdem Rewe selbst bislang nicht aktiv wurde, hatte foodwatch selbst einen öffentlichen Rückruf verbreitet sowie den Verbrauchern empfohlen, bereits gekaufte Grieß-Packungen in ihre Rewe-Filialen zurückzubringen und dort den Einkaufspreis zurückzuverlangen.
 

Sind die Warnungen unverhältnismäßig?

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) als Vertretung der Lebensmittelwirtschaft wirft foodwatch ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor: Foodwatch beurteilt demnach abweichend von objektiven, wissenschaftlichen Einschätzungen einzelne Produkte als gefährliche Lebensmittel: „Es ist unverantwortlich, dass Foodwatch ein seit fünf Jahren erfolgreich bearbeitetes Thema skandalisiert und Anlass sieht, vor Produkten zu warnen, die längst bezüglich des Risikos minimiert sind.“ Nach Ansicht des BLL sollten Verbraucher nach den Regeln für öffentliche Lebensmittelwarnungen nur dann vor Lebensmitteln gewarnt werden, wenn diese eine akute Gesundheitsgefahr bedeuten können. Verunsichernde Aktionen zur „Warnung“ vor rechtmäßigen, unbedenklichen Produkten hält der BLL für gefährlich und bedenklich: Sie „verletzen die Grundsätze des verantwortlichen Umgangs mit Lebensmitteln und verwässern die Wahrnehmung des Verbrauchers für tatsächlich begründete Warnungen.“
 

docFood meint

Die in Lebensmitteln nachweisbaren Mineralöl-Rückstände stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein sowie das Hormonsystem zu beeinflussen. Im Grunde ist der aktuelle Streit nur deswegen möglich, weil es immer noch keine gesetzlichen Höchst- bzw. Grenzwerte in Lebensmitteln gibt – obwohl Verbraucherschützer das seit Jahren fordern. Es gibt zwar sogenannte Richtwerte – die sind allerdings rechtlich nicht verbindlich. Nahezu alle Produkte in der Foodwatch-Untersuchung aus dem deutschen Handel halten die im Entwurf der „Mineralölverordnung“ vorgeschlagenen Richtwerte ein. Wie in Deutschland üblich, sind diese Richtwerte mit hohem Sicherheitsabschlag kalkuliert: Auch wenn ein Lebensmittel den Wert um bis zum doppelten übersteigt, besteht noch lange keine Gefahr für Leib und Leben.  So besteht beim Verzehr eines der von foodwatch monierten Produkte in haushaltsüblichen Mengen ein allenfalls ein minimales theoretisches Risiko, dass auf Grund fehlender Forschung derzeit nicht einmal beziffert werden kann. Weil dieses Risiko jedoch nicht ganz auszuschließen ist, gilt grundsätzlich: Da sich bei krebserregenden Substanzen keine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge definieren lässt, sollten Lebensmittel möglichst null Rückstände aus Mineralöl enthalten (mehr Hintergrund zur Bewertung des Rückstandsprobleme und zum Streit um Mineralöl in Lebensmittel gibt es auf dem tellerand-Blog zu lesen.)

 Dr. Friedhelm Mühleib

Foto: reishunger.de

Menü-Konfigurator – Festessen stressfrei mit ALDI

Schon lange ist es keine Schande mehr, die Zutaten für das Weihnachstmenü bei Aldi einzukaufen. Schließlich ist Aldi inzwischen sogar in höchsten Kreisen salonfähig. Man trifft dort nicht nur den Steuerberater, sondern auch den Arzt und den Anwalt. Warum also sollte man sich nicht vom Discounter bei der Planung des Weihnachtsmenüs helfen lassen. Aldi-Süd machts möglich mit einem neuen Internet-Angebot: dem Weihnachtsmenü-Konfigurator.
Mit dem Menü-Konfigurator im Internet will man stressgeplagte Verbraucher bei der Planung und Organisation des weihnachtlichen Festessens entlasten. Wer an den Feiertagen für Familie und Freunde ein tolles Festessen kochen will, kann sich aus über 30 Rezeptvorschlägen mit wenigen Klicks ein komplettes Menü zusammenstellen. Zum ausgewählten Menü aus drei Gängen gibt es schöne Fotos, die kompletten Rezepte, eine Einkaufsliste und eine Zusammenstellung der Kosten zu Aldi-Preisen.

Stress vermeiden – Kosten kalkulieren

Klar, dass es nur Rezepte gibt, für die Aldi ausnahmslos alle Zutaten hat – inclusive der zusätzlich empfohlenen Weine. Und auch klar, dass die Preise nur für den Einkauf bei Aldi gelten, woanders wird’s sicherlich teurer. So lautet das Versprechen für die Kunden „Stress vermeiden, Kosten kalkulieren.“ Klar, dass sich auch ALDI davon eine schöne Bescherung erhofft. Wer übrigens wirklich sparen muss, ist mit dem Konfigurator tatsächlich nicht schlecht bedient: Die Preise pro Person für ein Menü schwanken – je nach Zusammenstellung – zwischen fünf und zehn Euro. Für ein Weihnachtsmenü mit durchaus hochwertigen Zutaten (bei den Hauptspeisen z.B. Entenbrust, Rinderfilet, Reh-Medaillons oder Wolfsbarsch) ist das tatsächlich sehr überschaubar.
 

docFood meint

Auch wenn die Auswahl nicht riesig ist, sind feine Rezepte dabei – gut genug für Menü-Kombinationen, die des Weihnachtsfestes würdig sind. Deswegen ist der Konfigurator für Menschen, die im Kochen weniger geübt sind und vor Weihnachten nicht stundenlang mit der Planung des Essens verbringen wollen, gar nicht so schlecht. Eines ist allerdings ärgerlich dabei: Zu den Rezepten gibt es weder Kalorien- noch Nährstoffangaben. In Zeiten bewusster Ernährung ist das ein echter Mangel. Für die Experten des Discounters wäre das sicherlich kein Aufwand gewesen. Und wer die Fleischqualität beim Metzger seines Vertrauens vorzieht oder Gemüse doch lieber aus dem Bioladen haben möchte, muss ja nicht alles bei ALDI kaufen: Soviel Bequemlichkeit ist denn auch wieder nicht nötig!

 Redaktion docFood

Foto: Screenshot ALDI-Süd

Geldverschwender Adventskalender

Wieviel Geld geben Sie für den Adventskalender aus? Im Zweifelsfall zu viel! Es sei denn, Sie machen es wie Claudia Thordsen „Ich habe für meine beiden Kinder Adventskalender mit Gutscheinen und kleinen Überraschungen gefüllt. Gutschein fürs Kino, für’s Kekse-Backen, Spieleabend, Besuch eines Indoorparkes etc. Der beliebteste aber war ‚einmal Zimmer aufräumen von Mama‘. Das haben die zwei immer geliebt.“ Was Claudia Thordsen auf der Facebookseite der Verbraucherzentrale Hamburg beschreibt, ist eher die Ausnahme als die Regel. Die Regel sind eher einfallslose Adventskalender zu astronomischen Preisen, mit denen billige Produkte verramscht werden, so die Kritik der Verbraucherzentrale.
Dazu präsentieren die Verbraucherschützer eine „Bestenliste“ des Adventskalender-Nepps – hier die ersten drei Plätze:
 

Top 3 des Adventskalender-Nepps

• Platz 1: 25 stinknormale Teebeutel von Teekanne für 14,99 € (!). Das ist knapp 6-mal so viel wie die Teebeutel normalerweise kosten. Da hilft’s auch nicht, dass es am Heiligabend 2 Beutel gibt.
• Platz 2: After Eight von Nestlé: Im Big Ben-Turm stecken viel Müll und wenig „Pralinen“ – nur mickrige 185 g Schokolade für 13,99 €. Das sind 75,60 € pro kg; für diesen Preis gibt es sonst die dreifache Menge.
• Platz 3: m&m‘s von Mars. Einfallsloser Adventskalender mit Standardsüßigkeiten. Preisaufschlag 143 %.
Ob die vorgefertigten und zum Teil einfallslosen Adventskalender ihr Geld wert sind: Daran haben die Verbraucherschützer große Zweifel. Die Inhalte der Kalender sind oft einfallslos und entsprechen dem Standardsortiment, das man das ganze Jahr über im Supermarkt kaufen kann. Verpackungsexperte Prof. Bernd Sadlowsky von der HAW Hamburg: „Der höhere Verpackungsaufwand für die Adventskalender rechtfertigt nicht den hohen Mehrpreis der Produkte. Nach grober Abschätzung liegen die Mehrkosten bei maximal 2 Euro.“ Doch weil Eltern ihren Kindern in der Vorweihnachtszeit eine Freude machen wollen, sind sie bereit, viel Geld auszugeben. Das nutzen die Hersteller natürlich aus, und angesichts der großen Preisunterschiede von über 60 Prozent je nach Verkaufsort ist davon auszugehen, dass auch der Handel kräftig absahnen möchte. Dass die Preise der Kalender teilweise nur schlecht ausgezeichnet sind, weil die End- und Grundpreise fehlen, ist ein weiteres Ärgernis.
 

docFood meint

Was für ein Glück, dass man solche „Abzock-Kalender“ im Regal liegen lassen kann. Überlegen Sie genau, ob ihnen die vorproduzierten Adventskalender so viel Geld wert sind. Wenn Sie die Kommerzialisierung der Advents- und Weihnachtszeit nicht hinnehmen wollen, legen Sie doch einfach selbst Hand an. Wer bei der zunehmenden Kommerzialisierung nicht mitmachen will, der macht es wie Frau Thordsen und bastelt sich einen eigenen. Das hat für Kinder und Erwachsene ohnehin einen viel größeren Reiz und bringt mehr Spaß. Gute Ideen für Adventskalender-Alternativen finden Sie auch hier in der Berliner Zeitung.

O’glüht is: Glühwein gegen die Kälte

Schon sind die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet und pünktlich dazu kommt die Kälte. Glühweinzeit beginnt: Allerorten wird angeglüht – sogar die Glühweinkönigin ist gewählt. Überall auf den Märkten schafft der Glühwein die nötige innere Wärme. Über 40 Millionen Liter werden jedes Jahr auf den Märkten vor Weihnachten ausgeschenkt. Doch der Spaß im Glas wird vielerorts teuer – z. B. in Köln: Dort werden 2015 statt 2,50 Euro wie in den vergangenen Jahren 3 Euro pro Glas oder Tasse verlangt. Dann möchten Sie Ihren Glühwein doch lieber gemütlich zu Hause auf dem Sofa trinken? Nichts einfacher als das. Rotwein, Zimt, Gewürznelken, Zitrone, Sternanisund Zucker oder Honig- mehr brauchen Sie nicht dafür.
Wer dann noch auf die Ratschläge von docFood achtet, kann frohen Mutes genießen. Selbstgemacht schmeckt der Klassiker unter den alkoholischen Heißgetränken besonders lecker – wenn man an folgende Regeln denkt: Sechs Tipps und drei Warnungen.
 

Wer guten Glühwein machen will, sollte darauf achten:

● Sparen Sie nicht am Wein! Es sollte nicht der billigste Fusel sein, sondern möglichst ein Qualitätswein, der übrigens auch nicht teuer sein muss: Für um die 5,00 Euro pro Flasche gibt es wunderbare Qualitäten.
● Für roten Glühwein einen kräftigen Weintyp wie etwa Spätburgunder verwenden, für weißen Glühwein Riesling oder Silvaner. Zusammenmit Gewürzen wie Zimt, Sternanis, Gewürznelken, Orangen, Zitronen, Kardamom, Pfeffer erhitzen und je nach Belieben mit Zucker oder Honig würzen.
● Übrigens: Wer lieblichen Rotwein nimmt, muss weniger zusätzlich süßen.
● Nicht zu stark erhitzen!. Ideal sind 50 bis 60 Grad. Bei Temperaturen über 80° verdampft der Alkohol, die Gewürze nehmen bitteren Geschmack an und die Fruchtaromen des Weins gehen verloren.
● Gehen Sie eher sparsam und vorsichtig mit den Gewürzen um. Zu viel Gewürznelke z. B. kann den Glühwein ungenießbar machen. Aber auch Zimt, Sternanis und Piment können den Genuss verderben und die Fruchtaromen des Weins überdecken .
● Ein guter Glühwein braucht Zeit. Nach dem ersten Erhitzen sollte er ruhig ein paar Stunden ziehen. Manche Profis lassen den Glühwein sogar über Nacht stehen, damit sich die Aromen entfalten können. Danach den Glühwein durch ein Sieb gießen, damit die Gewürze beim Trinken nicht stören.
 

Wovor man sich hüten soll:

● Glühwein macht schnell betrunken: Der heiße Wein stimuliert die Durchblutung des Magen-Darm-Trakt es und der Alkohol strömt schnell ins Blut, wobei der Zucker wie ein zusätzlicher Beschleuniger wirkt. Wichtig für Autofahrer: Ein Becher Glühwein (200 ml) mit zehn Volumenprozent Alkohol erhöht den Blutalkoholpegel um 0,25 Promille. Dran denken: Schon ab 0,3 Promille drohen Bußgeld und Führerscheinentzug.
● Wenn am nächsten Morgen der Kopf brummt, schieben das viele auf die Gewürze. Die Wahrheit: Weil der Zuckergehalt den Alkoholgeschmack verdeckt, unterschätzen viele die Prozente und trinken schlicht zu viel. Tatsächlich enthält Glühwein im Schnitt rund zehn bis zwölf Prozent Alkohol. Beim Trinken im Freien kann auch die Kälte leicht zum Becher ‚zu viel‘ verleiten. Macht schließlich sooo schön warm! Die einzige Lösung: Maßvoll trinken! Übrigens: Gute Zutaten / guter Wein können ebenfalls vor Brummschädel bewahren – genau wie ordentlich essen vorm Trinken.
● Glühwein ist kein Diätgetränk, sondern eher eine Kalorienbombe: Ein Becher Glühwein enthält rund 200 Kalorien, in einem Glas Punsch oder Feuerzangenbowle stecken sogar bis zu 300 Kalorien.
 

docFood – unsere Empfehlung

Basisrezept für Roten Glühwein: 0,75 Liter Spätburgunder (1 Flasche) mit den Scheiben einer Zitrone, 2 EL braunem Zucker, 2 Zimtstangen und drei Gewürznelken in einen Topf geben und auf 60 -80 Grad erhitzen. Eine Stunde (mindestens) mit geschlossenem Deckel ziehen lassen. Alles durch ein Sieb gießen, mit etwas geriebenem Kardamom nach Belieben verfeinern und mit Honig abschmecken. Wohl bekomm‘s

 Friedhelm Mühleib

Der Herbst bringt leckere Esskastanien

In wenigen Wochen öffnen schon die ersten Weihnachtsmärkte, und dann gibt es wieder frisch geröstete Esskastanien vom „Maronimann“. Wer vorher schon Appetit drauf hat oder Geld sparen möchte, der kann sich die leckeren Schalenfrüchte auch im heimischen Backofen rösten. Esskastanien, sind aber auch eine beliebte Zutat für winterliche Gerichte oder köstliche Süßspeisen. docFood gibt Tipps für die Zubereitung.
Im Mittelalter wurden Esskastanien auch als “Brot des kleinen Mannes” bezeichnet, denn sie dienten als Grundnahrungsmittel für die ärmere Bevölkerung. Von September bis März sind sie im Handel erhältlich. Kastanienliebhaber können die Früchte aber auch im Wald sammeln. Zu beachten: Erst wenn die stacheligen Fruchthülsen aufplatzen und die Kastanien auf den Boden fallen, sind sie reif.
 

Esskastanien garen

Erst durch Rösten oder Kochen wird das stärkereiche Innere der Schalenfrüchte weich und entwickelt das typische süßliche Aroma. Zunächst müssen die harten Schalen an der gewölbten Seite mit einem scharfen Messer kreuzweise eingeritzt werden. Im Ofen garen die Früchte auf einem Backblech bei 200 °C zehn bis fünfzehn Minuten, bis sich die Schale nach außen biegt. Alternativ können die vorbereiteten Esskastanien auch etwa zehn Minuten in sprudelndem Wasser gekocht werden. Das Schälen gelingt am einfachsten, wenn die Früchte noch heiß sind. Dann lässt sich auch die pelzige Innenhaut gut entfernen. Nun sind die Esskastanien fertig zum Sofortgenießen oder zum Weiterverarbeiten.
 

Kulinarische Genüsse mit Esskastanien

Passend zur kalten Jahreszeit machen sich Esskastanien besonders gut in deftigen Gerichten. Beliebt sind sie als Beilage zu Wildgerichten oder als Füllung für Geflügel wie Gans und Truthahn. Ein Genuss sind sie auch in Rot- oder Rosenkohl, in Risotto oder Suppe. Für eine Maronencremesuppe werden die vorgekochten Früchte geschält und mit Zwiebeln und wahlweise Speck angedünstet, dann mit Gemüsebrühe abgelöscht. Nach dem Pürieren wird die Suppe mit Sahne verfeinert und nach Belieben abgeschmeckt.
Süß machen sich Esskastanien besonders gut als cremige Mousse oder in Kuchen und Gebäck. Wer länger etwas von seinen Esskastanien haben möchte, kann leckere Maronenkonfitüre kochen, die als „Crème de marrons“ in Frankreich ein Klassiker ist. Rezepte dafür gibt es zum Beispiel bei chefkoch.de oder im Food-Blog „Schöner Tag noch!“.
 

Rezepte mit Esskastanien auf docfood.info:

 
Quellen: aid infodienst und www.was-wir-essen.de (Rubrik Lebensmittel von A-Z, Nüsse)

Melanie Kirk-Mechtel

Burger-Bashing – echt nervig

Wir von docFood sehen Fast Food kritisch. Doch nicht jede Kritik an Fast Food macht Sinn. “Was passiert in der Stunde nach dem Verzehr eines Big Mac?” – das hat ein amerikanisches Vergleichsportal für Fast-Food-Preise analysiert. Heraus kommt wieder einmal ein Burger-Bashing, das auch für unsere Medien ein gefundenes Fressen ist (siehe z.B. hier), dadurch aber inhaltlich keinesfalls richtiger wird.

Tatsächlich strotzt der Bericht vor Halbwahrheiten und Fehlern: „Nach 20 Minuten wirkt süchtigmachender Zucker“. Kein Zweifel: zu viel Zucker kann der Gesundheit schaden. Dass Zucker süchtigt macht, gehört zu den beliebtesten Ernährungsmärchen – wird aber dadurch nicht wahrer. „Nach 30 Minuten: Salzangriff auf den Körper“. Das Portal gibt den Salzgehalt mit knapp ein Gramm an – und bezeichnet das als „extrem hoch“. Da hat man sich leider vertan. Nicht der ganze Big Mac, sondern sogar 100g davon enthalten ein Gramm Salz. Der ganze Burger enthält laut eigenen Angaben von Mc Donald’s 2,3 Gramm Salz. Damit liegt der Salzgehalt des Big Mac – auf 100 Gramm bezogen – geringfügig über dem eines durchschnittlichen deutschen Brotes (…wohlgemerkt: ohne Belag!). So what? Natürlich darf auch die Attacke auf die Transfettsäuren nicht fehlen – doch auch da sind die Jungs vom Portal nicht auf der Höhe der Zeit. Die neuesten Ergebnisse zur Wirkung von Transfettsäuren haben sie wohl nicht gelesen.
 

docFood meint

Fast Food lässt sich aus vielen Gründen berechtigt kritisieren, vor allem wenn es zum Hauptnahrungsmittel wird. Dabei sollte man auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Was das US-Portal als Verdauungsdesaster inszeniert, ist nichts anderes, als das, was in der Stunde nach dem Essen mit einer dick belegten Pizza, einem Wiener mit Pommes und Mayo und mit jeder anderen üppigen Mahlzeit passiert. Wir sind das Burger-Bashing leid – inzwischen kennt das doch jeder. Zeigt Euren Lesern lieber die besseren Alternativen:  Schnelle Rezepte für leckere, selbstgemachte vegetarische Burger – wie z.B. hier.

Friedhelm Mühleib

Du isst Fleisch? Schäm Dich!?

Mehr als ein Drittel aller Deutschen, die regelmäßig Fleisch essen, haben dabei häufig ein schlechtes Gewissen. Das hat eine Umfrage zum Ernährungsverhalten im Auftrag der Hannoverschen Lebensversicherung AG ergeben. Für eine vegetarische Ernährung ganz ohne Fleisch und Fisch haben sich allerdings bisher nur drei Prozent der Bevölkerung entschieden. Ein weiteres Prozent der Bundesbürger sind Veganer. Sie verzichten komplett auf tierische Lebensmittel, inklusive Eier und Milchprodukte.
Was sind die Gründe für die neue Scham beim Fleisch? „Wir wollen uns nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass das Fleisch, das wir essen, von einem Tier stammt, das getötet wurde. Daher verleugnen wir den Tötungsakt und tun so, als ob er gar nicht stattgefunden hätte.“ erklärt Prof. Christoph Klotter, Ernährungspsychologe in Fulda, in einem Beitrag in der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“. Betrachtet man den Fleischverzehr der Deutschen, scheint der Anblick eines saftigen Steaks das schlechte Gewissen schnell zu verdrängen. Trotz des medialen Hypes um alternative Ernährungsweisen ist es Fakt, dass sich der Fleischkonsum in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg verdreifacht hat. Drei Prozent Vegetarier machen also „den Braten nicht fett“.
 

Fleisch essen ist männlich

Die Studie der Versicherung kommt zu dem Schluss: „Der Hang zum Fleischverzicht ist bei den Frauen stärker ausgeprägt als bei den Männern: Acht Prozent der Frauen essen kein Fleisch, bei den Männern sind es lediglich drei Prozent.“ Auch dafür hat Klotter eine Erklärung: „Der Konsum von Fleisch hat sich heute trivialisiert. Dennoch bleibt Fleisch das Symbol für Macht, Wohlstand und Männlichkeit. Das wissen all jene, die Männer um die 50 Jahre bezüglich ihrer Ernährung beraten. Fleisch ist die unantastbare heilige Kuh. Der Fleischkonsum wird verteidigt wie das Feierabendbier und die Sportschau. Der Fleischverzehr ist der Schutzwall der männlichen Identität. Und Identität ist wichtiger als Gesundheit.“ Trotzdem bescheinigt der Psychologe den Männern eine gewisse Fähigkeit zum Wandel: „Sozial besser gestellte Männer neigen eher zur Einschränkung des Fleischkonsums, da schließlich heutzutage alle viel Fleisch konsumieren können, der Fleischverzehr also kein Mittel mehr darstellt, sich sozial nach unten abzugrenzen.“
 

docFood meint:

Es war immer so: Bis in die Zeiten der Wohlstandsgesellschaft haben die Reichen mehr Fleisch gegessen als die Armen – der Fleischkonsums war Indikator für die gesellschaftliche Stellung. Sozialer Aufstieg bedeutete auch: Mehr Fleisch auf dem Tisch – auch der wachsende Fleischhunger in den Schwellenländern ist ein Beleg dafür. Bei uns hat sich das Blatt heute ein Stück weit gewendet, wie Klotter richtig bemerkt: Plötzlich wird Fleisch ein Mittel zur „negativen“ Abgrenzung: Wenn die gesamte Bevölkerung viel Fleisch essen kann, wird es für die sozial besser Gestellten attraktiver, auf andere Lebensmittel umzusteigen und zum Beispiel Vegetarier oder Veganerin zu werden – um sich so wieder neu von „denen da unten“ abgrenzen zu können.

 Dr. Friedhelm Mühleib

Die Beeren sind los!

Während sich die Erdbeersaison zum Ende neigt, haben Heidelbeeren, Himbeeren und Co. jetzt ihren großen Auftritt. Bis in den September hinein werden die leckeren Früchtchen nun überall in Deutschland geerntet und sind im Handel recht günstig zu haben. Weil die süß-sauren Beeren leicht und erfrischend sind, passen sie ideal zum Sommer.
docFood gibt einen Überblick über die beliebtesten Beerenarten:
Heidelbeeren – auch Blaubeeren genannt – sind die beliebtesten Beeren der Deutschen. Darum wurde die Anbaufläche für Heidelbeeren in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent ausgeweitet. Die bedeutendste Anbauregion ist die Lüneburger Heide. Heidelbeeren schmecken süß und sind zu Joghurt, Müsli oder Pfannkuchen ein Genuss. Weil sie so viel Pektin enthalten, kann man aus ihnen besonders gut Konfitüre oder Gelee kochen. Wie alle Beeren machen sich Heidelbeeren auch in Kuchen oder Torten sehr gut.
Johannisbeeren sind eher säuerlich-herb im Geschmack. Die schwarzen Exemplare werden hauptsächlich zu Cassis-Produkten oder Konfitüren verarbeitet. Rote und weiße Johannisbeeren schmecken leicht gezuckert mit Sahne, Eis oder in Kuchen. In der kreativen Küche werden sie auch zu Geflügel oder Wild gereicht.
Himbeeren schmecken besonders aromatisch. Weil sehr empfindlich sind, sollten sie am besten gleich pur genascht werden. In Kuchen, Milch- oder Joghurtspeisen und Konfitüren sind Himbeeren unvergleichlich köstlich, darum steigt ihr Verbrauch seit Jahren stetig an.
Bei Stachelbeeren scheiden sich die Geister. Wegen der borstigen Schale sind sie nicht jedermanns Geschmack. Wer aber mal eine Stachelbeertorte mit Baiserhaube probiert hat, der wird die Früchte nicht mehr missen wollen. Grüne Stachelbeeren sind unreif geerntet und eignen sich wegen des hohen Säuregehaltes am besten für Kuchen und Kompott. Die rötlich oder violett gefärbten Stachelbeeren sind länger gereift und haben den höchsten Fruchtzuckergehalt unter den heimischen Beeren.
Brombeeren wachsen in Hülle und Fülle an Feld-, Wald- und Wegrändern pflücken. Sie sind aber auch im Handel zu finden. Pralle, dunkle Früchte sollten Sie beim Einkauf bevorzugen, denn Brombeeren reifen nicht nach und könnten daher sonst sehr sauer und wenig aromatisch sein.
 
Tipp von docFood
Weil Beeren sehr empfindlich sind, sollten sie nur kurz vorsichtig abgespült und dann möglichst schnell gegessen werden. Am frischesten sind die Früchtchen natürlich, wenn sie direkt vom Strauch zu Ihnen nach Hause kommen. Schauen Sie doch mal, ob ein Bauer in Ihrer Nähe Beeren direkt ab Hof verkauft. Vielleicht dürfen Sie sogar selbst pflücken. Und wer es ein wenig abenteuerlicher und außerdem noch kostenlos haben will, kann auf mundraub.org nach öffentlich verfügbaren Beerensträuchern suchen.
Hier finden Sie ein Rezept für Heidelbeerpfannkuchen

Melanie Kirk-Mechtel

Arsen in Reis – Vorsicht bei Reiswaffeln & Co.

Wie wir seit der schwarzen Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ wissen, war Arsen vorzeiten ein beliebtes Gift. Ganz und gar nicht witzig ist die aktuelle Meldung des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über Arsenverbindungen in Reis. Die können so erheblich sein, dass die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) warnt: Da das hochgradig giftige Halbmetall Arsen bereits in geringer Dosis zu Schädigungen führen und zudem Krebs erregend sein kann, sollten Verbraucher, die viel Reis und Reisprodukte zu sich nehmen, gewisse Vorsicht walten lassen.
Gerade Menschen, die aufgrund einer Zöliakie oder aus anderen Gründen glutenhaltiges Getreide meiden, sollten demnach ihren Speiseplan nicht allein auf der Basis von Reis gestalten. Weitere glutenfreie Getreidearten sind zum Beispiel Mais, Hirse und Buchweizen, außerdem die so genannten Pseudogetreide Quinoa und Amaranth.
 

Alternativen zu Reis

„Es ist wahrscheinlich, dass Menschen, die Arsen-belasteten Reis regelmäßig als Grundnahrungsmittel essen, ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, wie etwa Lungenkrebs, haben“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein von der Uniklinik RWTH Aachen. In Deutschland könnte dies möglicherweise Menschen betreffen, die an einer Zöliakie, einer Weizenallergie oder Weizensensitivität leiden und die üblichen Getreidesorten wie Weizen, Gerste oder Roggen meiden müssen. Die DGVS empfiehlt, statt Reis auch auf Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa und Amaranth auszuweichen und den Speiseplan zu variieren. Da Getreide häufig als Sättigungsbeilage dient, kann es bei glutenfreier Ernährung auch optimal durch Kartoffeln oder Hülsenfrüchte ersetzt werden.
 

Vorsicht bei Reiswaffeln, -flocken & Co.

Wer gerne Reis isst, sollte – wenn möglich – auf Testberichte zurückgreifen und wenig belastete Produkte bevorzugen. Denn die Belastung mit Arsen schwankt von Reissorte zu Reissorte und variiert zudem je nach Anbaugebiet. Sehr unterschiedlich sind auch die Giftmengen in verschiedenen Reisprodukten wie Reiswaffeln, -flocken oder -milch, die hauptsächlich von Kindern konsumiert werden. „Ausgerechnet in diesen Produkten kommen besonders hohe Konzentrationen von anorganischen Arsenverbindungen vor“, so Trautwein. Wegen ihres geringen Körpergewichts sind Kinder schon durch kleinere Arsenmengen relativ stark belastet. Daher sollten Kinder die genannten Reisprodukte nur in Maßen zu sich nehmen. Bei der Zubereitung von Reis empfehlen die Experten, das Kochwasser anschließend weg zu schütten, denn: „Die Arsenverbindungen gehen auch in die Flüssigkeit über, in der der Reis gekocht wird“, erklärt Professor Trautwein. „Bei Milchreis oder Risottogerichten bleiben diese im Topf“.
 

Tipp von docFood

Meldungen wie diese können – wenn sie falsch oder reißerisch formuliert werden – Ängste bei Verbrauchern auslösen. Für Panik gibt es jedoch keinerlei Grund, und so können Sie Reis – in Maßen – ruhigen Gewissens genießen. Nur bei der einseitig auf Reis ausgerichteten Ernährung und bei Kindern ist Vorsicht geboten.

Redaktion von docFood

Quelle: DGVS