Morgens ist das Kind noch putzmunter. Nach dem Schulausflug zum Bauernhof rumort es plötzlich in seinem Bauch. Bald hat es Durchfall und schließlich sogar Fieber. Gerade in den Sommermonaten häufen sich solche Geschichten von Bauernhofurlaubern, Kindergarten- oder Schulkindern. Oft haben sie dann beim Hofbesuch Rohmilch getrunken, die nicht erhitzt wurde.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung erhält immer wieder solche Krankheitsmeldungen und warnt daher dieser Tage eindringlich vor unerhitzter Rohmilch.
Vor dem Verzehr unbedingt abkochen
Rohmilch – was ist das überhaupt? Als Rohmilch bezeichnet man unbehandelte Milch frisch nach dem Melken, die nur gefiltert und gekühlt wurde. Ein Verkauf der Rohmilch direkt an Endverbraucher ist eigentlich gesetzlich verboten. Eigentlich – denn es gibt eine einzige Ausnahme: den Direktverkauf oder „Ab-Hof-Verkauf“ auf dem Bauernhof. Dabei muss der Landwirt allerdings deutlich darauf hinweisen, dass der Käufer die Milch selber erhitzen muss. Das kann er zum Beispiel mit einem Schild tun, auf dem klar und deutlich steht „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“. Außerdem darf er die Milch nur an dem Tag verkaufen, an dem sie gemolken wurde.
Keime in der Rohmilch können krank machen
Wer die Milch dagegen frisch – also ungekocht – von der Kuh trinkt, läuft Gefahr, sich mit Krankheitserregern wie Salmonellen, Listerien, Campylobacter-Bakterien oder den gefürchteten EHEC-Erregen infizieren. Diese Bakterien stammen aus dem Darm der Rinder und können beim Melken in die Milch gelangen. Im günstigsten Fall bleibt es bei einem harmlosen, aber lästigen Magen-Darm-Infekt. In schlimmeren Fällen drohen ernste Erkrankungen. So können kleine Kinder nach einer EHEC-Infektion bleibende Nierenschäden davontragen. Infizieren sich schwangere Frauen mit Listerien, kann das Ungeborene schweren Schaden nehmen. Um solche Keime unschädlich zu machen, muss Rohmilch im Privathaushalt gekocht werden. Die Milch, die wir im Supermarkt oder Bioladen finden, wurde entweder pasteurisiert oder homogenisiert, manchmal sogar sterilisiert. Das sind moderne Erhitzungsverfahren, die alle Krankheitserreger sicher abtöten.
Vorzugsmilch = Rohmilch in Flaschen
Manchmal wird Rohmilch in Reformhäusern oder Bioläden in Flaschen verkauft. Sie heißt dann „Vorzugsmilch“. Bauernhöfe, die Vorzugsmilch anbieten, werden sehr streng kontrolliert und müssen besondere hygienische Vorschriften erfüllen. Trotzdem besteht ein gewisses Restrisiko, dass in Vorzugsmilch noch krankmachende Bakterien stecken. Deshalb wird auf der Verpackung darauf hingewiesen, dass die Milch bei höchstens 8 °C gelagert werden darf. Außerdem gibt es kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern ein Verbrauchsdatum. Nach diesem Datum sollte die Milch nicht mehr getrunken werden.
Tipp von docFood
Auch wenn es noch so verlockend und für Kinder bestimmt ein Erlebnis ist: Wer auf dem Bauernhof zu Besuch ist, vielleicht sogar beim Melken geholfen hat, sollte die Rohmilch nicht einfach unbehandelt trinken. Fragen Sie den Bauern, ob er die Milch bereits abgekocht hat oder bitten Sie ihn darum, es für Sie zu tun. Schwangere oder krankheitsanfällige (ältere) Menschen lassen am besten ganz die Finger von Rohmilch und Vorzugsmilch. Auch für Säuglinge ist sie nicht geeignet!
Bildquelle: Benjamin Klack / pixelio.de
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