Eier – Schreck lass nach

Eierlei zu Ostern: Im Oster-Spezial berichtet docFood allerlei über Eier. Wir klären, was Sie schon immer über Eier wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. Stimmt es tatsächlich, dass sich abgeschreckte Eier leichter pellen lassen? Braucht ein Drei-Minuten-Ei tatsächlich drei Minuten? Lesen Sie in der Osterwoche  die Antworten zu diesen und anderen Fragen, die für ein gelungenes Osterfest von entscheidender  Bedeutung sind.
 
Hier kommt die ganze Wahrheit über Eier, und wir starten mit einer von Großmutters Weisheiten: Liebe Oma, wir bewundern Dich noch immer für all das, was Du über Kochen und Essen weißt. Aber manchmal liegst Du mit Deinen Weisheiten eben doch auch daneben. Zum Beispiel mit der Ansicht, dass man gekochte Eier abschrecken muss, damit sie sich besser abpellen lassen.
 
Abschrecken: Kann man sich schenken!
Die Mär von den gekochten Eiern, die sich nach Abschrecken mit kaltem Wasser viel besser pellen lassen, wird sich wohl nie ganz ausrotten lassen. Trotzdem ist an diesem Gerücht aber auch gar nichts dran: Das Abschrecken der Eier lässt die Schale völlig kalt. Woran liegt es dann, dass manchmal beim Pellen das halbe Ei an der Schale dranbleibt – und bei anderen Eiern löst sich die Schale fast wie von selbst   Es liegt vor allem am Alter der Eier.  Ältere Eier geben die Schale fast freiwillig her, ganz frische wehren sich gewaltig. Der Grund: Bei frischen Eiern klebt das Schalenhäutchen, das zwischen Kalkschale und Eikörper sitzt, am Eiweiß. Je älter das Ei wird, desto leichter löst sich die Haut vom Eiweiß.
 
Eier – nicht ganz dicht!
Eier sind nicht ganz dicht: Je länger ein Ei lagert, desto mehr Wasser verdunstet aus seinem Inneren. Dadurch wird die Luftblase des Eies größer und man findet sie leichter. Das hilft beim Schälen, weil sich die Schale an der Stelle der Luftblase besonders leicht ablösen lässt. Zum anderen steigt mit steigendem Alter des Eies der ph-Wert des Eiweißes an, weil Kohlendioxid durch die Schale entweicht. Auch das erleichtert das Schälen, weil die Verbindung zwischen Eiweiß und der Schalenhaut bei höherem ph-Wert schwächer wird. Das optimale Frühstücksei ist zwischen sieben und zehn Tage alt und wird direkt ins heiße Kochwasser gegeben.  Bei hartgekochten Eiern hingegen kann das Abschrecken sogar schädlich sein. Denn durch das Wasser dringen Bakterien in das Ei, wodurch sich die Haltbarkeit stark verkürzt. Gekochte Eier halten sich im Kühlschrank ohne Abschrecken mehrere Wochen, Abgeschreckte Eier dagegen sollten vorsichtshalber innerhalb von zwei Tagen verzehrt werden.
 
Tipp von docFood
Das Abschrecken macht lediglich Sinn, wenn man frisch gekochte Eier unmittelbar pellen will, um die Finger vorm Verbrennen zu schützen. Ein weiterer Grund wäre zu erwähnen: Wer ein perfekt wachsweiches Frühstücksei zubereiten will und die nötige Kochzeit genau einhält, dem kann das Abschrecken ebenfalls nutzen: Das kalte Wasser kühlt das Ei bis ins Zentrum und verhindert so, dass das Eigelb nachgart und doch noch hart wird.

  Redaktion docFood

Klimafreundliches Essen kann preiswert sein

Stimmt es, dass sich viele eine gesunde und klimafreundliche Ernährung nicht leisten können, weil diese teurer ist? Das muss nicht unbedingt richtig sein, wie Wissenschaftler der Universität Amsterdam in einer Modellrechnung zeigen. Mithilfe einer sogenannten „Linearen Optimierung“ stellten sie einen Speiseplan zusammen, den sie hinsichtlich Klimaschutz, Gesundheit und Kosten optimierten. Ökologisch hergestellte Lebensmittel und Fertigprodukte wurden dabei allerdings genauso wenig berücksichtigt wie der Außer-Haus-Verzehr. docFood stellt die Studie vor und sagt Ihnen, welche Bedeutung die Ergebnisse für den Alltag haben.
Ausgangsbedingung für die Forscher war es, eine Kost zusammen zu stellen, die alle Ernährungsempfehlungen erfüllt und die daher wesentlich ausgewogener ist, als die eines durchschnittlichen Niederländers.
 

Nährstoffoptimierter Speiseplan

Als Basis wurde von den üblichen Verzehrsgewohnheiten der Niederländer ausgegangen. Optimiert wurde dann an verschiedenen Stellen: Die Wissenschaftler verkleinerten die Portionen von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten und setzten stattdessen viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Sojamilch und Brot auf den Speiseplan. Alkohol und Softdrinks wurden komplett gestrichen, während die tägliche Menge an Tee, Kaffee, Kuchen und Süßigkeiten gleich blieb. Mit ihrem Programm identifizierten die Forscher 63 Grundnahrungsmittel, die nahezu alle Nährstoffe in den empfohlenen Mengen enthalten. Darunter Getreideprodukte wie Vollkornbrot, Nudeln und Müsli, Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie Sojaprodukte.
 

Klimafreundlich und günstig

Weil der optimierte Speiseplan der Wissenschaftler überwiegend pflanzliche Lebensmittel enthält, verursacht er nur halb so hohe Treibhausgas-Emissionen wie die übliche, durchschnittliche Ernährung in den Niederlanden. Um nun die Preise für die Lebensmittel im klimafreundlichen Einkaufskorb zu ermitteln, wählten die Forscher jeweils die günstigsten Produkte einer großen Supermarkt-Kette. Dabei kamen sie auf 2,59 Euro pro Person, mit denen das tägliche Essen die Haushaltskasse belastet. Zum Vergleich: In den Niederlanden gibt jeder niederländische Mann im Schnitt 6,40 Euro pro Tag für seine Ernährung aus, jede niederländische Frau 5,82 Euro. Selbst wenn die Preise nicht optimiert wurden, lag die klimafreundliche Ernährung mit 3,20 Euro pro Tag deutlich unter dem Durchschnitt.
 

Fazit von docFood

Anhand ihrer linearen Optimierung wollten die Autoren zeigen, dass eine gesunde und klimaschonende Ernährung auch für untere Einkommensschichten möglich ist. Das ist soweit geglückt, schaut man sich die ermittelten Daten für C02-Ausstoß und Lebensmittelpreise an. Dass eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse gesund ist und außerdem das Klima schützt, haben wir allerdings schon an vielen anderen Stellen gelernt. Wird zusätzlich die Haushaltskasse geschont, sodass sich auch Menschen mit geringerem Einkommen ausgewogen und klimafreundlich ernähren können, ist das ein schöner Nebeneffekt. Allerdings könnte die Modellrechnung völlig am Lebensalltag vieler Menschen vorbeigehen: Sicher sollte immer wieder propagiert werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährung einfach besser ist. Besser für den Körper und besser für die Umwelt. Solange es aber Fleisch und Wurst zu Billigstpreisen gibt, wird wohl kaum jemand aus Geldgründen auf Pflanzenkost umsteigen. Und den Alkohol lassen sich wahrscheinlich auch die wenigsten freiwillig streichen.

Melanie Kirk-Mechtel

 
Studie: Corné v D et al (2015). Combining Low Price, Low Climate Impact and High Nutritional Value in One Shopping Basket through Diet Optimization by Linear Programming. Sustainability 7, 12837-12855; doi:10.3390/su70912837 (Volltext der Studie, auch als PDF-Download)
Quelle: UGB – Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung

Lebkuchen – Herzen und Printen, würzig und süß

Lebkuchen haben in der Weihnachtszeit Hochsaison – ob als Printen, Elisen-Lebkuchen oder Pfeffernüsse. Dass Gewürze eine große Rolle im Gebäck spielen, zeigt beispielsweise sein französischer Name „pain d’espices“ (Gewürzbrot). Doch wo kommen Lebkuchen eigentlich her und was ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Sorten? docFood verrät es Ihnen!
Der Name des Weihnachtsgebäcks geht auf das mittelhochdeutsche leb(e)kuoche zurück. Vermutlich ist das Wort entlehnt aus lat. „libum“ (Fladen) und hat nichts mit „Leben“ oder“ Laben“ zu tun, wie viele Menschen denken. Der würzige Flachkuchen galt in der Vorweihnachtszeit, die in früheren Jahrhunderte eine Zeit der Buße und des Fastens war, als Heil- und Arzneimittel.
 

Geschichte des Lebkuchens

Bereits in der Antike war Honigkuchen sehr beliebt. Etwa ab dem 12. Jahrhundert gab es professionelle Lebkuchenbäcker, die Lebküchner oder Lebzelter. Auch in Klostern wurde das Gebäck hergestellt, weil es als verdauungsfördernd und gesund angesehen und daher in der Fastenzeit erlaubt war.
Im 16. Jahrhundert wurde die Lebküchnerei zu einem richtigen Gewerbe, dessen Zentren auch heute noch für ihre Lebkuchen bekannt sind, darunter Aachen und Nürnberg. Besonders in Nürnberg waren die Umstände ideal, um zu einer Hochburg für Lebkuchen zu werden: Im Nürnberger Umland gab es ideale Bedingungen für Imker und damit für die Honiggewinnung und die Stadt war ein wichtiger Handelsknoten für Gewürze aller Art. Durch Verfeinerung mit Nüssen und Mandeln sowie Gewürzen wie Koriander, Nelken, Anis, Kardamom, Muskat und Pfeffer wurde aus dem flachen Honigkuchen der Lebkuchen.
 

Oblatenlebkuchen

Oblatenlebkuchen bestehen hauptsächlich aus Nüssen oder Mandeln und Zucker. Fett und Wasser kommen in der Regel nicht in den Teig. Je weniger Mehl und je mehr Nüsse außerdem im Gebäck enthalten sind, desto hochwertiger das Produkt: Man unterscheidet zwischen einfachen, feinen und feinsten Oblatenlebkuchen. Wie der Name schon sagt, werden Oblatenlebkuchen auf Oblaten gebacken. Auf der Oberseite bekommen sie häufig einen Überzug aus Zuckerguss oder aus Schokolade.
Elisenlebkuchen sind die feinsten aller Oblatenlebkuchen, mit einem Anteil an Mandeln, Hasel- oder Walnüssen von 25 Prozent. Der Gehalt an Mehl bzw. Stärke darf höchstens 10 bzw. 7,5 Prozent betragen.
Der Teig für weiße Lebkuchen enthält viele Eier und ist sehr hell. Diese Variante der Oblatenlebkuchen wird ausschließlich in rechteckiger Form hergestellt und hat als Verzierung weder Schokolade noch Zuckerguss, sondern lediglich ein paar Mandeln.
 

Braune Lebkuchen

Braune Lebkuchen sind alle, die nicht zu der oben genannten Kategorie gehören. Es gibt sie beispielsweise als Brezeln, Herzen, Sterne oder Lebkuchenmännchen, gefüllt mit Fruchtgelee oder ungefüllt. Im Gegensatz zum Oblatenlebkuchen enthält der Teig der braunen Lebkuchen viel Mehl und Honig. Wasser und Fett kommen auch hier selten zum Einsatz.
Printen, die flachen, rechteckigen und eher harten Lebkuchen aus Aachen gehören ebenfalls zu den braunen Lebkuchen. Genau wie Pfeffernüsse – kleine runde Lebkuchen, die neben Pfeffer auch noch weitere weihnachtliche Gewürze enthalten und meist mit Zuckerguss verziert sind. Auf dem Weihnachtsmarkt und auf anderen Volksfesten dürfen natürlich die Lebkuchenherzen mit bunter Verzierung und herzigen Sprüchen nicht fehlen. Und wahrscheinlich haben sich auch viele von Ihnen schon einmal an einem Lebkuchenhaus versucht.
Das Hantieren mit Lebkuchenteig ist mitunter eine klebrige Angelegenheit. Falls Sie es trotzdem einmal selbst ausprobieren möchten: Ein recht einfaches Rezept für Pfeffernüsse gibt es zum Beispiel auf eatsmarter.de.
Und auch hier auf docFood haben wir sowohl süße Lebkuchen-Rezepte als auch Ideen für weihnachtliche Gerichte, die mit Lebkuchen oder Lebkuchengewürz verfeinert werden. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Melanie Kirk-Mechtel

Foodwatch macht mobil gegen Mineralöl

Ende Oktober veröffentlichte die Verbraucherorganisation Foodwatch eine Liste mit Produkten, die Rückstände aus Mineralöl aufwiesen. Foodwatch zufolge war in Deutschland jedes fünfte getestete Produkt (9 von 42) mit Mineralöl-Rückständen belastet. Bei den betroffenen Produkten handelt es sich um pflanzliche Trockenprodukte: Reis, Nudeln, Haferflocken, Weizengrieß und Cornflakes. Foodwatch warnt vor dem Verzehr aller Produkte, bei denen in den getesteten Proben Rückstände von Mineralöle nachgewiesen wurden, und forderte Hersteller und Handel auf, Rückrufe zu veranlassen.
 

Verzehrswarnungen von foodwatch

Betroffen sind neben dem Hersteller Euryza, dessen belastete Reis-Marke reis-fit bei den meisten Händlern weiter im Regal steht, noch sieben andere Produkte: ●reis-fit Spitzen-Langkornreis ● Müller’s Mühle Minuten Spitzen Langkorn Reis ● Korn Mühle Weichweizen-Grieß ● Rewe Bio Weichweizengrieß ● Kellogg’s Cornflakes ● Jonas Rote Linsen ● Hahne Haferflocken ● Sweet Family Puder Zucker (Nordzucker). Inzwischen haben verschiedene Hersteller und Händler reagiert. So hat der italienische Hersteller Curti den bei Kaufland vertriebenen und ebenfalls mit Rückständen aus Mineralölen belasteten „Curtiriso Langkorn-Naturreis“ aus dem Verkauf genommen. Die Handelskette Real hat auf die Warnung von foodwatch hin den Reis-fit Lankornreis aus den Regalen genommen und ausgelistet.
 

Streit mit REWE eskaliert

Andere Anbieter sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. So hat REWE einen von foodwatch beanstandeten Bio-Weichweizengrieß als „unbedenklich“ eingestuft und foodwatch mit „rechtlichen Schritten“ gedroht. „Rewe behält sich ausdrücklich vor, im Sinne der Verbraucher rechtliche Schritte zu prüfen“, schrieb das Unternehmen am Donnerstag auf seiner facebook-Seite. Jetzt eskaliert der Streit: Nachdem Rewe selbst bislang nicht aktiv wurde, hatte foodwatch selbst einen öffentlichen Rückruf verbreitet sowie den Verbrauchern empfohlen, bereits gekaufte Grieß-Packungen in ihre Rewe-Filialen zurückzubringen und dort den Einkaufspreis zurückzuverlangen.
 

Sind die Warnungen unverhältnismäßig?

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) als Vertretung der Lebensmittelwirtschaft wirft foodwatch ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor: Foodwatch beurteilt demnach abweichend von objektiven, wissenschaftlichen Einschätzungen einzelne Produkte als gefährliche Lebensmittel: „Es ist unverantwortlich, dass Foodwatch ein seit fünf Jahren erfolgreich bearbeitetes Thema skandalisiert und Anlass sieht, vor Produkten zu warnen, die längst bezüglich des Risikos minimiert sind.“ Nach Ansicht des BLL sollten Verbraucher nach den Regeln für öffentliche Lebensmittelwarnungen nur dann vor Lebensmitteln gewarnt werden, wenn diese eine akute Gesundheitsgefahr bedeuten können. Verunsichernde Aktionen zur „Warnung“ vor rechtmäßigen, unbedenklichen Produkten hält der BLL für gefährlich und bedenklich: Sie „verletzen die Grundsätze des verantwortlichen Umgangs mit Lebensmitteln und verwässern die Wahrnehmung des Verbrauchers für tatsächlich begründete Warnungen.“
 

docFood meint

Die in Lebensmitteln nachweisbaren Mineralöl-Rückstände stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein sowie das Hormonsystem zu beeinflussen. Im Grunde ist der aktuelle Streit nur deswegen möglich, weil es immer noch keine gesetzlichen Höchst- bzw. Grenzwerte in Lebensmitteln gibt – obwohl Verbraucherschützer das seit Jahren fordern. Es gibt zwar sogenannte Richtwerte – die sind allerdings rechtlich nicht verbindlich. Nahezu alle Produkte in der Foodwatch-Untersuchung aus dem deutschen Handel halten die im Entwurf der „Mineralölverordnung“ vorgeschlagenen Richtwerte ein. Wie in Deutschland üblich, sind diese Richtwerte mit hohem Sicherheitsabschlag kalkuliert: Auch wenn ein Lebensmittel den Wert um bis zum doppelten übersteigt, besteht noch lange keine Gefahr für Leib und Leben.  So besteht beim Verzehr eines der von foodwatch monierten Produkte in haushaltsüblichen Mengen ein allenfalls ein minimales theoretisches Risiko, dass auf Grund fehlender Forschung derzeit nicht einmal beziffert werden kann. Weil dieses Risiko jedoch nicht ganz auszuschließen ist, gilt grundsätzlich: Da sich bei krebserregenden Substanzen keine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge definieren lässt, sollten Lebensmittel möglichst null Rückstände aus Mineralöl enthalten (mehr Hintergrund zur Bewertung des Rückstandsprobleme und zum Streit um Mineralöl in Lebensmittel gibt es auf dem tellerand-Blog zu lesen.)

 Dr. Friedhelm Mühleib

Foto: reishunger.de

O’glüht is: Glühwein gegen die Kälte

Schon sind die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet und pünktlich dazu kommt die Kälte. Glühweinzeit beginnt: Allerorten wird angeglüht – sogar die Glühweinkönigin ist gewählt. Überall auf den Märkten schafft der Glühwein die nötige innere Wärme. Über 40 Millionen Liter werden jedes Jahr auf den Märkten vor Weihnachten ausgeschenkt. Doch der Spaß im Glas wird vielerorts teuer – z. B. in Köln: Dort werden 2015 statt 2,50 Euro wie in den vergangenen Jahren 3 Euro pro Glas oder Tasse verlangt. Dann möchten Sie Ihren Glühwein doch lieber gemütlich zu Hause auf dem Sofa trinken? Nichts einfacher als das. Rotwein, Zimt, Gewürznelken, Zitrone, Sternanisund Zucker oder Honig- mehr brauchen Sie nicht dafür.
Wer dann noch auf die Ratschläge von docFood achtet, kann frohen Mutes genießen. Selbstgemacht schmeckt der Klassiker unter den alkoholischen Heißgetränken besonders lecker – wenn man an folgende Regeln denkt: Sechs Tipps und drei Warnungen.
 

Wer guten Glühwein machen will, sollte darauf achten:

● Sparen Sie nicht am Wein! Es sollte nicht der billigste Fusel sein, sondern möglichst ein Qualitätswein, der übrigens auch nicht teuer sein muss: Für um die 5,00 Euro pro Flasche gibt es wunderbare Qualitäten.
● Für roten Glühwein einen kräftigen Weintyp wie etwa Spätburgunder verwenden, für weißen Glühwein Riesling oder Silvaner. Zusammenmit Gewürzen wie Zimt, Sternanis, Gewürznelken, Orangen, Zitronen, Kardamom, Pfeffer erhitzen und je nach Belieben mit Zucker oder Honig würzen.
● Übrigens: Wer lieblichen Rotwein nimmt, muss weniger zusätzlich süßen.
● Nicht zu stark erhitzen!. Ideal sind 50 bis 60 Grad. Bei Temperaturen über 80° verdampft der Alkohol, die Gewürze nehmen bitteren Geschmack an und die Fruchtaromen des Weins gehen verloren.
● Gehen Sie eher sparsam und vorsichtig mit den Gewürzen um. Zu viel Gewürznelke z. B. kann den Glühwein ungenießbar machen. Aber auch Zimt, Sternanis und Piment können den Genuss verderben und die Fruchtaromen des Weins überdecken .
● Ein guter Glühwein braucht Zeit. Nach dem ersten Erhitzen sollte er ruhig ein paar Stunden ziehen. Manche Profis lassen den Glühwein sogar über Nacht stehen, damit sich die Aromen entfalten können. Danach den Glühwein durch ein Sieb gießen, damit die Gewürze beim Trinken nicht stören.
 

Wovor man sich hüten soll:

● Glühwein macht schnell betrunken: Der heiße Wein stimuliert die Durchblutung des Magen-Darm-Trakt es und der Alkohol strömt schnell ins Blut, wobei der Zucker wie ein zusätzlicher Beschleuniger wirkt. Wichtig für Autofahrer: Ein Becher Glühwein (200 ml) mit zehn Volumenprozent Alkohol erhöht den Blutalkoholpegel um 0,25 Promille. Dran denken: Schon ab 0,3 Promille drohen Bußgeld und Führerscheinentzug.
● Wenn am nächsten Morgen der Kopf brummt, schieben das viele auf die Gewürze. Die Wahrheit: Weil der Zuckergehalt den Alkoholgeschmack verdeckt, unterschätzen viele die Prozente und trinken schlicht zu viel. Tatsächlich enthält Glühwein im Schnitt rund zehn bis zwölf Prozent Alkohol. Beim Trinken im Freien kann auch die Kälte leicht zum Becher ‚zu viel‘ verleiten. Macht schließlich sooo schön warm! Die einzige Lösung: Maßvoll trinken! Übrigens: Gute Zutaten / guter Wein können ebenfalls vor Brummschädel bewahren – genau wie ordentlich essen vorm Trinken.
● Glühwein ist kein Diätgetränk, sondern eher eine Kalorienbombe: Ein Becher Glühwein enthält rund 200 Kalorien, in einem Glas Punsch oder Feuerzangenbowle stecken sogar bis zu 300 Kalorien.
 

docFood – unsere Empfehlung

Basisrezept für Roten Glühwein: 0,75 Liter Spätburgunder (1 Flasche) mit den Scheiben einer Zitrone, 2 EL braunem Zucker, 2 Zimtstangen und drei Gewürznelken in einen Topf geben und auf 60 -80 Grad erhitzen. Eine Stunde (mindestens) mit geschlossenem Deckel ziehen lassen. Alles durch ein Sieb gießen, mit etwas geriebenem Kardamom nach Belieben verfeinern und mit Honig abschmecken. Wohl bekomm‘s

 Friedhelm Mühleib

Der Herbst bringt leckere Esskastanien

In wenigen Wochen öffnen schon die ersten Weihnachtsmärkte, und dann gibt es wieder frisch geröstete Esskastanien vom „Maronimann“. Wer vorher schon Appetit drauf hat oder Geld sparen möchte, der kann sich die leckeren Schalenfrüchte auch im heimischen Backofen rösten. Esskastanien, sind aber auch eine beliebte Zutat für winterliche Gerichte oder köstliche Süßspeisen. docFood gibt Tipps für die Zubereitung.
Im Mittelalter wurden Esskastanien auch als “Brot des kleinen Mannes” bezeichnet, denn sie dienten als Grundnahrungsmittel für die ärmere Bevölkerung. Von September bis März sind sie im Handel erhältlich. Kastanienliebhaber können die Früchte aber auch im Wald sammeln. Zu beachten: Erst wenn die stacheligen Fruchthülsen aufplatzen und die Kastanien auf den Boden fallen, sind sie reif.
 

Esskastanien garen

Erst durch Rösten oder Kochen wird das stärkereiche Innere der Schalenfrüchte weich und entwickelt das typische süßliche Aroma. Zunächst müssen die harten Schalen an der gewölbten Seite mit einem scharfen Messer kreuzweise eingeritzt werden. Im Ofen garen die Früchte auf einem Backblech bei 200 °C zehn bis fünfzehn Minuten, bis sich die Schale nach außen biegt. Alternativ können die vorbereiteten Esskastanien auch etwa zehn Minuten in sprudelndem Wasser gekocht werden. Das Schälen gelingt am einfachsten, wenn die Früchte noch heiß sind. Dann lässt sich auch die pelzige Innenhaut gut entfernen. Nun sind die Esskastanien fertig zum Sofortgenießen oder zum Weiterverarbeiten.
 

Kulinarische Genüsse mit Esskastanien

Passend zur kalten Jahreszeit machen sich Esskastanien besonders gut in deftigen Gerichten. Beliebt sind sie als Beilage zu Wildgerichten oder als Füllung für Geflügel wie Gans und Truthahn. Ein Genuss sind sie auch in Rot- oder Rosenkohl, in Risotto oder Suppe. Für eine Maronencremesuppe werden die vorgekochten Früchte geschält und mit Zwiebeln und wahlweise Speck angedünstet, dann mit Gemüsebrühe abgelöscht. Nach dem Pürieren wird die Suppe mit Sahne verfeinert und nach Belieben abgeschmeckt.
Süß machen sich Esskastanien besonders gut als cremige Mousse oder in Kuchen und Gebäck. Wer länger etwas von seinen Esskastanien haben möchte, kann leckere Maronenkonfitüre kochen, die als „Crème de marrons“ in Frankreich ein Klassiker ist. Rezepte dafür gibt es zum Beispiel bei chefkoch.de oder im Food-Blog „Schöner Tag noch!“.
 

Rezepte mit Esskastanien auf docfood.info:

 
Quellen: aid infodienst und www.was-wir-essen.de (Rubrik Lebensmittel von A-Z, Nüsse)

Melanie Kirk-Mechtel

Olivenöl – versiegen die Quellen?

Wird Olivenöl bald wesentlich teurer und knapp? Xylella fastidiosa, das Feuerbakterium, droht in Südeuropa ganze Anbauregionen zu vernichten. Seit Herbst 2013 sind dem Erreger in Süditalien bereits über eine Million Olivenbäume zum Opfer gefallen, während die Pflanzenmedizin immer noch ratlos ist: Gegen das Bakterium gibt es bisher noch keinerlei Mittel. Was die Bekämpfung des Bakteriums betrifft, ist der großräumige Kahlschlag auch gesunder Bäume rund um die befallenen Exemplare der Wissenschaft letzte Weisheit. Vor kurzem wurden erste Pflanzen mit Xylella-Infektionen im Süden Frankreichs festgestellt, was Bauern und Behörden mit Sorge erfüllt.
Noch ist Spanien als weltgrößter Produzent von Olivenöl nicht betroffen. Angesichts riesiger, zusammenhängender Plantage in Zentralspanien und Andalusien hätte ein Ausbruch in Spanien verhängnisvolle Folgen.
 

Insekten übertragen die Erreger

Das Bakterium wird durch Insekten, zum Beispiel Zikaden übertragen. Diese ernähren sich von Pflanzensäften und geben beim Saugen das Bakterium in das sogenannte Xylem, also in den Holzteil der Pflanzen ab. Dort beginnt es, den Wasser- und Nährstoffhaushalt der Pflanze zu blockieren. Die Pflanze trocknet nach und nach aus und stirbt schließlich ab. Der Erreger bedroht nicht nur die Oliven: Er kann bei mehr als 100 verschiedenen Pflanzenarten Krankheiten auslösen, derunter Weinreben, Zitruspflanzen, Mandelbäume und zahlreiche andere Nutz- und Zierpflanzen.
 

Ausbreitung des Olivensterbens wahrscheinlich

Nach den ersten Fällen in Frankreich hält es die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFsa) für „sehr wahrscheinlich“, dass sich das Bakterium weiter ausbreitet. Italien hat bereits den Notstand ausgerufen und zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheit den Katastrophenschutz eingesetzt. In der Region Apulien, die besonders betroffen ist, werden aus Sicherheitsgründen alle Bäume im Umkreis von 100 Metern um einen betroffenen Baum konsequent abgeholzt – das gilt auch für Haine mit jahrhundertealten Bäumen, die im Grunde schützenswertes Kulturgut sind.
 

docFood meint

Wie wäre es, wenn es morgen kein Olivenöl mehr gäbe? Von Engpässen bei der Versorgung sind wir noch weit entfernt, es könnte jedoch zu einer Verknappung – verbunden mit stark steigenden Preisen kommen. Bis die Wissenschaft doch noch einen Weg zur Bekämpfung des ‚Oliven-Ebola‘ findet, kann viel Zeit vergehen. Eiin Einbruch bei der Versorgung – wäre dabei noch das kleinere Übel. Tausende von Familien, die in den Anbauregionen von der Olivenölherstellung leben, wären in ihrer Existenz bedroht.

Friedhelm Mühleib

Burger-Bashing – echt nervig

Wir von docFood sehen Fast Food kritisch. Doch nicht jede Kritik an Fast Food macht Sinn. “Was passiert in der Stunde nach dem Verzehr eines Big Mac?” – das hat ein amerikanisches Vergleichsportal für Fast-Food-Preise analysiert. Heraus kommt wieder einmal ein Burger-Bashing, das auch für unsere Medien ein gefundenes Fressen ist (siehe z.B. hier), dadurch aber inhaltlich keinesfalls richtiger wird.

Tatsächlich strotzt der Bericht vor Halbwahrheiten und Fehlern: „Nach 20 Minuten wirkt süchtigmachender Zucker“. Kein Zweifel: zu viel Zucker kann der Gesundheit schaden. Dass Zucker süchtigt macht, gehört zu den beliebtesten Ernährungsmärchen – wird aber dadurch nicht wahrer. „Nach 30 Minuten: Salzangriff auf den Körper“. Das Portal gibt den Salzgehalt mit knapp ein Gramm an – und bezeichnet das als „extrem hoch“. Da hat man sich leider vertan. Nicht der ganze Big Mac, sondern sogar 100g davon enthalten ein Gramm Salz. Der ganze Burger enthält laut eigenen Angaben von Mc Donald’s 2,3 Gramm Salz. Damit liegt der Salzgehalt des Big Mac – auf 100 Gramm bezogen – geringfügig über dem eines durchschnittlichen deutschen Brotes (…wohlgemerkt: ohne Belag!). So what? Natürlich darf auch die Attacke auf die Transfettsäuren nicht fehlen – doch auch da sind die Jungs vom Portal nicht auf der Höhe der Zeit. Die neuesten Ergebnisse zur Wirkung von Transfettsäuren haben sie wohl nicht gelesen.
 

docFood meint

Fast Food lässt sich aus vielen Gründen berechtigt kritisieren, vor allem wenn es zum Hauptnahrungsmittel wird. Dabei sollte man auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Was das US-Portal als Verdauungsdesaster inszeniert, ist nichts anderes, als das, was in der Stunde nach dem Essen mit einer dick belegten Pizza, einem Wiener mit Pommes und Mayo und mit jeder anderen üppigen Mahlzeit passiert. Wir sind das Burger-Bashing leid – inzwischen kennt das doch jeder. Zeigt Euren Lesern lieber die besseren Alternativen:  Schnelle Rezepte für leckere, selbstgemachte vegetarische Burger – wie z.B. hier.

Friedhelm Mühleib

Transfettsäuren – halb so schlimm?

Sie gelten als versteckte Killer in unserer Nahrung und stecken in Croissants, Donuts, Pommes frites und zahllosen Fertigprodukten: Die Transfettsäuren (TFS), die u.a. das LDL-Cholesterin vermehren, Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck fördern und das Herzinfarktrisiko steigen lassen. Machen Transfettsäuren mehr als zwei Prozent der täglich aufgenommenen Nahrungsenergie aus, erhöht sich das Risiko eines Herzinfarktes um mehr als 20 Prozent, so das bisherige Urteil der Wissenschaft. Eine aktuelle Studie sieht diese Risiken der TFS nur unter bestimmten Bedingungen gegeben:TFS in der Nahrung sind vor allem für diejenigen unbedenklich, die einen niedrigen TFS-Spiegel von weniger als 2% haben.
Während die Stiftung Warentest noch brandaktuell titelt: „Transfettsäuren: Gefahr für Herz und Kreislauf“, kommt eine aktuelle Auswertung der „LUdwigshafen RIsk and Cardiovascular Health“ (LURIC)-Studie zum Schluss, dass niedrige Spiegel von Transfettsäuren (TFS) zum einen nicht schädlich sind und zum anderen sogar noch von gesundheiltichen Vorteilen begleitet sind.
 

Transfettsäuren können Risiko für Herztod senken

Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler um Dr. Marcus Kleber an der Medizinischen Fakultät der Universität Mannheim gilt das für TFS, die natürlicherweise in Lebensmitteln wie Milchprodukten und Rindfleisch vorkommen, selbst dann, wenn sie aus der industriellen Lebensmittelproduktion stammen. “Höhere Konzentrationen von TFA in den roten Blutkörperchen gingen einher mit höherem LDL (..dem ‚schlechten‘ Cholesterin), allerdings auch mit einem niedrigeren Gewicht, niedrigeren Triglyceriden, weniger Insulinresistenz, und deshalb einem geringeren Diabetesrisiko. Es hat uns überrascht, dass natürliche TFA mit einer niedrigeren Gesamt-Sterblichkeit verbunden waren, was vor allem durch ein niedrigeres Risiko für den plötzlichen Herztod bedingt war.“ so Dr. Kleber, der ergänzt:„ genauso unerwartet war, dass höhere Konzentrationen der industriell produzierten TFA nicht mit einer erhöhten Gesamt-Sterblichkeit verbunden waren.“
 

Deutsche mit niedrigem TFS-Spiegel

Wenn die Ergebnisse im Widerspruch zu den Daten aus den USA stehen, mag das laut Kleber darin begründet sein, dass die TFA-Spiegel der deutschen Studienteilnehmer deutlich unter denen amerikanischer Durchschnittskonsumenten liegen. Der Anteil der TFA in den roten Blutkörperchen lag in der LURIC-Studie zwischen 0,27 und 2,40% der Gesamtfettsäuren, im Durchschnitt knapp unter ein Prozent. In den USA wird ein Mittel von über 2,6% gemessen. Das Fazit der Forscher: Tierische trans-Fettsäuren aus Milch, Käse, Butter und Fleisch sind bei Menschen mit TFS-Spiegel um 1% statistisch signifikant mit einem gesenkten Risiko für plötzlichen Herztod – und im Trend mit einer gesenkten kardiovaskulären Sterblichkeit wie auch mit geminderten Gesamtsterblichkeit assoziiert. Diese Ergebnisse bestätigen frühere Studien zu den Vorteilen von tierischen trans-Fettsäuren. Die trans-Fettsäuren aus der industriellen Fettproduktion waren überraschenderweise nicht als Risiko für diese Endpunkte erkennbar.
 

docFood meint

Das vielleicht wichtigste Ergebnis der Studie für den Endverbraucher: Auch bei den Transfettsäuren macht die Dosis das Gift. Eine komplette Entwarnung ist das allerdings nicht. Die entscheidende Einschränkung, die zu beachten ist: TFS in der Nahrung sind vor allem für diejenigen unbedenklich, die einen niedrigen TFS-Spiegel haben! Liegt der TFS-Spiegel über 2 Prozent, wird’s schnell brenzlig. So gibt es keine komplette Entwarnung, aber immerhin eine stattliche Dosis davon.

Friedhelm Mühleib

Du isst Fleisch? Schäm Dich!?

Mehr als ein Drittel aller Deutschen, die regelmäßig Fleisch essen, haben dabei häufig ein schlechtes Gewissen. Das hat eine Umfrage zum Ernährungsverhalten im Auftrag der Hannoverschen Lebensversicherung AG ergeben. Für eine vegetarische Ernährung ganz ohne Fleisch und Fisch haben sich allerdings bisher nur drei Prozent der Bevölkerung entschieden. Ein weiteres Prozent der Bundesbürger sind Veganer. Sie verzichten komplett auf tierische Lebensmittel, inklusive Eier und Milchprodukte.
Was sind die Gründe für die neue Scham beim Fleisch? „Wir wollen uns nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass das Fleisch, das wir essen, von einem Tier stammt, das getötet wurde. Daher verleugnen wir den Tötungsakt und tun so, als ob er gar nicht stattgefunden hätte.“ erklärt Prof. Christoph Klotter, Ernährungspsychologe in Fulda, in einem Beitrag in der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“. Betrachtet man den Fleischverzehr der Deutschen, scheint der Anblick eines saftigen Steaks das schlechte Gewissen schnell zu verdrängen. Trotz des medialen Hypes um alternative Ernährungsweisen ist es Fakt, dass sich der Fleischkonsum in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg verdreifacht hat. Drei Prozent Vegetarier machen also „den Braten nicht fett“.
 

Fleisch essen ist männlich

Die Studie der Versicherung kommt zu dem Schluss: „Der Hang zum Fleischverzicht ist bei den Frauen stärker ausgeprägt als bei den Männern: Acht Prozent der Frauen essen kein Fleisch, bei den Männern sind es lediglich drei Prozent.“ Auch dafür hat Klotter eine Erklärung: „Der Konsum von Fleisch hat sich heute trivialisiert. Dennoch bleibt Fleisch das Symbol für Macht, Wohlstand und Männlichkeit. Das wissen all jene, die Männer um die 50 Jahre bezüglich ihrer Ernährung beraten. Fleisch ist die unantastbare heilige Kuh. Der Fleischkonsum wird verteidigt wie das Feierabendbier und die Sportschau. Der Fleischverzehr ist der Schutzwall der männlichen Identität. Und Identität ist wichtiger als Gesundheit.“ Trotzdem bescheinigt der Psychologe den Männern eine gewisse Fähigkeit zum Wandel: „Sozial besser gestellte Männer neigen eher zur Einschränkung des Fleischkonsums, da schließlich heutzutage alle viel Fleisch konsumieren können, der Fleischverzehr also kein Mittel mehr darstellt, sich sozial nach unten abzugrenzen.“
 

docFood meint:

Es war immer so: Bis in die Zeiten der Wohlstandsgesellschaft haben die Reichen mehr Fleisch gegessen als die Armen – der Fleischkonsums war Indikator für die gesellschaftliche Stellung. Sozialer Aufstieg bedeutete auch: Mehr Fleisch auf dem Tisch – auch der wachsende Fleischhunger in den Schwellenländern ist ein Beleg dafür. Bei uns hat sich das Blatt heute ein Stück weit gewendet, wie Klotter richtig bemerkt: Plötzlich wird Fleisch ein Mittel zur „negativen“ Abgrenzung: Wenn die gesamte Bevölkerung viel Fleisch essen kann, wird es für die sozial besser Gestellten attraktiver, auf andere Lebensmittel umzusteigen und zum Beispiel Vegetarier oder Veganerin zu werden – um sich so wieder neu von „denen da unten“ abgrenzen zu können.

 Dr. Friedhelm Mühleib