Ein Phänomen geht um die Welt – foodporn. Dank Instagram teilen, posten und liken Menschen weltweit oft glamouröse, spektakuläre – oft aber auch eklige Fotos von Essen, Mahlzeiten und Lebensmitteln. Ein Phänomen, dem Yelena Mejova und ihre Kollegen vom Quatar Computing Research Institute auf den Grund gehen wollten. Das Ergebnis ihrer Untersuchung dürfte Zuckerhasser und Gesundheitsapostel schocken: „Weltweit begeistern sich die Nutzer am meisten für Süßigkeiten und Fast-Food“, schreiben Mejova und Kollegen. Trotzdem schließen die Autoren nicht aus, dass die Inszenierung von Kalorienbomben zu einem gesünderen Lebensstil beitragen könnte.
Besonders häufig und gerne werden Schokolade, Nutella, Kuchen und andere süße Kalorienbomben gepostet – alles was schokoladig, fettig und Fast Food ist. Oft sind die Gerichte provokativ in Szene gesetzt, mit ähnlichen Techniken wie bei Glamour- oder Pornobildern – daher auch der Namen ‚Foodporn‘.
Mehr Likes für Gesundes
Trotzdem gibt es Hoffnung für die Gesundheits-Fraktion: Während überwiegend Ungesundes gepostet wird (.. die Wirklichkeit also), werden vor allem auch Fotos von gesünderem Essen geliked (.. der Wunsch). Das repräsentiert wohl die ewige Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit, lässt aber, so die Forscherinnen, keine Rückschlüsse auf tatsächliches Ernährungsverhalten zu. “Foodporn beschreibt ein Phänomen, dass Menschen sich über das, was sie essen, darstellen und nach außen kommunizieren”, erklärt die österreichische Trendforscherin Hanni Rützler . “Essen ist wirklich zu einem Phänomen geworden, mit dem man die eigenen Werte, Vorlieben und Orientierungsgrößen kommunizieren kann.” Es sei ein “wunderbares Mittel, Individualität auszudrücken.
10 Mio Posts in der Auswertung
Für die Untersuchung wurden alle Fotos mit dem Hashtag #foodporn auf Instagram ausgewertet, die innerhalb von 6 Monaten hochgeladen wurden. Insgesamt waren das knapp 10 Mio Posts, im Schnitt 62.000 pro Tag, aus sage und schreibe 222 Ländern, eingestellt von insgesamt 1,7 Millionen Nutzern. Eine wahrhaft gigantische Menge von Fotos – und ein wahrhaft globales Phänomen! Im Ranking der aktivsten Foodporn- Communities – bezogen auf Länder – stehen die USA, Kanada, Italien und Großbritannien ganz oben. Wobei die Autoren zu bedenken geben, dass der englische Ursprung des Wortes #foodporn verzerrend wirken könnte. Auch in asiatischen Ländern ist demnach der Instagram-Hype um #foodporn extrem. Es gibt dort den weltweit größten Anteil von Nutzern, die von ihren #foodporn-Erfahrungen berichten. Wer selbst schon den Kult der Japaner z. B. ums Essen und Lebensmittel erlebt hat, den dürfte das nicht verwundern.
Was genau ist in den #foodporn-Posts zu sehen?
Hierzu haben die Wissenschaftler ein Ranking, der Lebensmittel erstellt, die am häufigsten gepostet werden: Die einfache Formel lautet: Süßes, Schokolade, fettiges, kalorienreiches und Fastfood. Überraschend ist jedoch, dass bei den Likes auch Gesundes durchaus eine Chance hat. Außerdem analysierte das Team die weiteren Hashtags zu den Bildern und die Einstellung zum Essen, die daraus jeweils erkennbar war. Das gesundheitsbewussteste Land ist demnach Holland. 25 der 50 häufigsten Tags der #foodporn-Poster aus Holland neben hatten einen Bezug zu Gesundheit und sportlichem Lebensstil. Beispiel: #fitgirl, #fitspo, #eatclean. In Brasilien, Argentinien und Frankreich dagegen scheint man das Ungesunde zu Lieben.
docFood meint
Offensichtlich wird auf Instagram zwar massenweise ungesundes Essen gepostet. Dafür wird umso mehr gesundes Essen geliked. Unter dem Hashtag #foodporn sind inzwischen (Stand Februar 2017) 112 Millionen (!) Fotos registriert. Auch wenn Süßes & Co. überwiegen: Die Flut der Fotos zu gesundem Essen ist auf Instagram ebenfalls enorm. Die Hashtags #veganfood und #eathealthy stehen für jeweils mehr als 5 Millionen Fotos. Unter dem Hashtag #healthyfood sind sogar mehr als 20 Millionen registriet. Ein Blick auf diese Seiten lohnt für jeden, der nach Inspirationen für Rezepte und interessante Kombinationen sucht. Über ein Klick auf die Fotos gelangt man bei Instagram zu einer Übersicht des jeweiligen Nutzers: Die meisten davon sind Privatpersonen, doch häufig findet man auch Blogger und Experten, die sich mit den jeweiligen Themen beschäftigen. Das ist immer eine Entdeckungsreise wert.
Übrigens: Auch docFood ist auf Instagram aktiv: Hier ist der Link zu unserer Seite – und natürlich freuen wir uns über alle, denen unsere Fotos gefallen und die uns folgen.
Andrea Peitz