Prostatakrebs: Männer, esst viele Tomaten!

Es gibt Neues vom Lycopin, dem Wunderstoff aus der Tomate: Amerikanische Wissenschaftler haben in einer aktuellen Übersichtsstudie bestätigt, dass Lycopin das Risikos für die Entstehung von Prostatakrebs reduziert. Dabei zeigte sich ein direkter Zusammenhang zwischen der Lycopinaufnahme aus der Nahrung und dem Prostatakrebsrisiko: Das Risiko konnte pro aufgenommener Dosis in Höhe von 2 mg Lycopin um jeweils 1 Prozent gesenkt werden.
 
Wir erinnern uns: Lycopin kommt als Farbstoff in Tomaten und Tomatenprodukten vor, aber auch in Pink Grapefruits, Wassermelonen und diversen anderen Obstsorten. Der sekundäre Pflanzeninhaltsstoff aus der Gruppe der Carotine verfügt über eine besonders starke antioxidative Wirkung. Das macht den roten Pflanzenstoff zum vieldiskutierten Kandidaten für die Prävention verschiedener Krebsarten sowie von Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
 

Prostatakrebs: Lycopin senkt das Risiko

In den vergangenen Jahren haben die verschiedensten Studien die vorbeugende Rolle des Lycopin bei Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebserkrankungen bestätigt. So konnte bei Hypertonie eine mäßige blutdrucksenkende Wirkung nachgewiesen werden. Auch der Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Lycopin über die Nahrung und dem Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs wurde bereits mehrfach untersucht. Die amerikanischen Wissenschaftler haben in ihrer Übersichtsarbeit 42 dieser Studien zum Zusammenhang zwischen Lycopin und Prostatakrebsrisiko ausgewertet und dabei analysiert, inwieweit die Höhe der mit der Nahrung aufgenommenen Lycopinmenge eine Rolle spielt. Die ausgewerteten Studien enthielten Daten von insgesamt 692.012 Teilnehmern, von denen 43.851 an Prostatakrebs erkrankt waren. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sowohl die über die Nahrung aufgenommene Menge an Lycopin als auch die im Blut messbaren Lycopin-Werte deutlich mit der Reduzierung der Risikos für die Entstehung von Prostatakrebs verbunden war.
 

Wissenschaftler empfehlen: Mehr Lycopin mit der Nahrung

Die Untersuchung der Abhängigkeit von der Höhe der Zufuhr ergab einen direkten Zusammenhang zwischen der Lycopinaufnahme und dem Prostatakrebsrisiko: Das Risiko konnte pro aufgenommener Dosis in Höhe von 2 mg Lycopin um jeweils 1 Prozent gesenkt werden. Darüber hinaus führte jede im Blut messbare Erhöhung des Lycopin-Wertes um 10 µg/ dl zu einer Senkung des Risikos um jeweils 3,5 Prozent. Zwar konnten keine deutlichen Zusammenhänge zwischen Lycopin und fortgeschrittenem Prostatakrebs nachgewiesen werden, allerdings gab es eine Tendenz, die den Schutz vor aggressiven Formen von Prostatakrebs durch die Aufnahme von Lycopin andeutete. Aus diesen Studienergebnissen leiteten die Wissenschaftler ab, dass eine erhöhte Aufnahme von Lycopin über die Nahrung mit der Senkung des Risikos für die Entstehung von Prostatakrebs in Zusammenhang steht. Bisher ist noch nicht klar, welche Wirkungsweise dahinter steht. Um diese zu klären, sind weitere Untersuchungen notwendig.
 

Lycopin – die wichtigsten Quellen

Wichtigste Quelle für natürliches Lycopin sind Tomaten – obwohl Wassermelonen und Pink Grapefruit pro 100g sogar noch etwas mehr davon enthalten. Wichtig: Die Aufnahme ist aus erhitzten Lebensmitteln besser als aus rohen, da durch die Hitze die Zellstrukturen aufgebrochen und Lycopin vermehrt freigesetzt wird. Im Vergleich mit den frischen Tomaten wird aus Tomatensuppen, Dosentomatenwie, Tomatensaft und Tomatenmark mehr von dem wertvollen Stoff resorbiert. Gerade Dosentomaten, die erst im reifen Zustand geerntet werden, weisen höhere Lycopin-Konzentrationen auf als Tomaten, die unreif geerntet werden (und nachreifen). Da Carotinoide grundsätzlich fettlöslich sind, verbessert sich die Resorption in Kombination mit fetthaltigen Lebensmitteln, was selbstverständlich auch für das Lycopin gilt. Werden frische Tomaten zusammen mit Fett erhitzt oder zerkleinert, erhöht sich die Bioverfügbarkeit des Lycopin. Studien haben gezeigt, dass die Verwendung von Olivenöl die Resorption besonders fördert – sie ist höher als bei Verwendung von Sonneblumenöl.
 

docFood rät

Die Ergebnisse – nicht nur dieser Studie – überzeugen: Lycopin scheint in verschiedener Hinsicht Bereichen einen positiven Effekt auf unseren Organismus und die Gesundheit auszuüben. Dieses Potenzial sollte nicht ungenutzt bleiben, zumal sich eine erhöhte Lycopinzufuhr durch eine oft nur minimale Ernährungsumstellung oder eine Nahrungsergänzung mit reinem Lycopin einfach umsetzen lässt. Deswegen unsere Empfehlung für alle gesundheitsbewussten Männer, die langsam ‚in die Jahre‘ kommen: Esst mehr Tomaten und alles, was sich aus ihnen zubereiten lässt.

Dr. Friedhelm Mühleib

 
Foto: © muehleib
Quelle: beipress – medizinisch-wissenschaftlicher Recherche- und Contentservice
Zum Abstract der Studie: Rowles JL 3rd, Ranard KM, Smith JW, An R, Erdman JW Jr. Increased dietary and circulating lycopene are associated with reduced prostate cancer risk: a systematic review and meta-analysis. Prostate Cancer Prostatic Dis. 2017 Dec;20(4):361-377. doi: 10.1038/pcan.2017.25. Epub 2017 Apr 25

Zu viel Magnesium kann zu Durchfall führen

Nehmen auch Sie Magnesium Tabletten, um sich vor Krämpfen und Problemen mit Herz- und Kreislauf zu schützen? Dann sollten Sie vorsichtig sein, denn auch für Magnesium gilt: Viel hilft nicht viel.  Das sieht auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) so und warnt davor, die empfohlene Tageshöchstmenge für Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln in Höhe von 250 Milligramm (mg) zu überschreiten.
 
Um fit und gesund zu bleiben, greifen viele Menschen zu Magnesium-Tabletten. Magnesium führt nach wie vor die Hitliste der Mineralstoffpräparate unter den Nahrungsergänzungsmitteln an.
 
 Empfohlene Tagesdosis nicht überschreiten!
 Magnesium unterstützt die Funktion der Nerven und Enzyme. Außerdem entspannt es die Muskulatur der Blutgefäße. Bei Magnesiummangel drohen Wadenkrämpfe und schlimmstenfalls Herzrhythmusstörungen. Um dem vorzubeugen, greifen viele zu Nahrungsergänzungsmitteln. Doch diese enthalten oft mehr als die empfohlene Tagesdosis an Magnesium.  „Nahrungsergänzungsmittel liegen im Trend, viele Menschen glauben, dass sie damit gesundheitliche Vorteile erzielen“, sagt BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel. „Aber auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann zu gesundheitlichen Risiken führen.
 
Bei Durchfällen unbedingt Zufuhr reduzieren
Die erhöhte Zufuhr von Magnesium, z. B. durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zusätzlich über die Zufuhr durch die normale Ernährung hinaus kann demnach zu Durchfällen führen. Die Beschwerden durch zu hohe Magnesium-Zufuhren sind innerhalb von ein bis zwei Tagen reversibel und stellen für gesunde Personen mit normaler Nierenfunktion kein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Dennoch sind sie als unerwünschte gesundheitliche Wirkungen zu werten. Bei Zufuhren von bis zu 250 mg Magnesium pro Tag, zusätzlich zur Magnesiumaufnahme über die normale Ernährung, wurden solche Durchfälle nicht beobachtet. Die Tageshöchstmenge gilt für Personen ab vier Jahren. Für Kleinkinder unter vier Jahren kann aufgrund fehlender Daten keine Tageshöchstmenge abgeleitet werden. Das BfR empfiehlt, die Tageshöchstmenge möglichst auf mindestens zwei Einnahmen pro Tag zu verteilen, weil dies vermutlich die Verträglichkeit erhöht. Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Magnesium über die normale Ernährung sind bei gesunden Verbraucherinnen und Verbrauchern bisher keine nachteiligen Effekte beobachtet worden.
 
docFood rät
Üblicherweise ist Magnesium in einer abwechslungsreichen Alltagsernährung in ausreichender Menge vorhanden. Gute Magnesiumquellen sind z.B. Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide und grünes Gemüse. Die beste Strategie gegen Magnesiummangel ist deshalb  grundsätzlich eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung. Sie versorgt den gesunden Körper mit allen lebensnotwendigen Stoffen. In den meisten Fällen ist die zusätzliche Zufuhr von Magnesium über Nahrungsergänzungsmittel deshalb überflüssig.

Redaktion

 
Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung 50/2017

Gelenkmittel? Kannst Du vergessen!

Wenn’s draußen feucht und kalt wird, beginnen die Knochen zu knirschen und die Gelenke zu schmerzen – und das bei Weitem nicht nur Ü 60. Häufig fängt das große Reißen in den Knochen schon in den Vierzigern und Fünfzigern an. Wenn einem derart Übles widerfährt, ist das schon den Versuch mit einem der zahlreichen Nahrungsergänzungsmittel wert, die zur Linderung entsprechender Beschwerden angepriesen werden – oder?
 
Die Verbraucherzentralen haben nun 25 Präparate aus dem derzeitigen Produktangebot in einem Marktcheck untersucht, mit vernichtendem Ergebnis. Die Bewertungen der untersuchten Produkte durch die Verbraucherschützer reichen von wirkungslos bis riskant.
 

Gesundheitliche Risiken nicht ausgeschlossen

Gelenkmittel sollen gegen Arthrose helfen oder die Knorpelmasse schützen – so die Werbung der Hersteller. Zu diesem Versprechen stellen die Verbraucherschützer zusammenfassend fest:

  • Der Nutzen der Produkte bei Gelenkerkrankungen ist fraglich, die Mittel sind häufig zu hoch dosiert und können zum Teil sogar gesundheitliche Risiken mit sich bringen.
  • Anbieter von Gelenkmitteln zur Nahrungsergänzung dürfen die Hauptwirkstoffe Glucosamin und Chondroitin nicht mit Gesundheitsversprechen bewerben.
  • Besonders Produkte aus dem Internet verheißen aber oft mehr gesundheitlichen Nutzen als belegt und erlaubt ist.
  • Bei bestimmten Krankheiten und Allergien können die Mittel sogar gefährlich sein.

 

Wirkung ist nicht nachgewiesen

Die EU verbietet die Bewerbung von Glucosamin und Chondroitin mit Gesundheitsversprechen, weil die gesundheitliche Wirkung nicht bewiesen ist. Doch nach den Ergebnissen der Verbraucherzentrale halten sich bei weitem nicht alle Anbieter an dieses Verbot. Besonders Produkte aus dem Internet verheißen den Erkenntnissen der Tester zufolge oft mehr gesundheitlichen Nutzen als belegt und erlaubt ist. So fanden die Verbraucherschützer im Rahmen des Projekts „Klartext Nahrungsergänzung“ bei 73 Prozent der im Internet angebotenen Produkte gesundheitsbezogene Angaben, die nicht zugelassen sind. Klärungsbedarf hinsichtlich der Zulässigkeit der Werbeaussagen besteht demnach auch bei fast der Hälfte der im stationären Handel angebotenen Produkte.
 

Gesetzliche Höchstmengen fehlen

Die Verbraucherzentralen mahnen des weiteren an: „Gesetzliche Höchstmengen gibt es für Glucosamin und Chondroitin nicht. Die Europäische Arzneimittelagentur hat bei einem Arzneimittel eine Dosierung von 1.250 mg Glucosamin pro Tag als pharmakologisch wirksam beurteilt. Bei mehr als der Hälfte der Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet lag die empfohlene Tagesdosis knapp über oder unter diesem Wert. Die Anbieter umgehen so die Prüf- und Nachweispflichten, die für Arzneimittel vorgeschrieben sind.“ Riskant können die Nebenwirkungen von Gelenkmitteln vor allem für Menschen werden, die unter Diabetes leiden, Blutgerinnungshemmer einnehmen oder allergisch auf Krebstier- oder Fischeiweiß reagieren. Mit Ausnahme der Allergenkennzeichnung sind diese Hinweise nicht gesetzlich vorgeschrieben.
 

Verbraucherzentralen fordern mehr Kontrolle

Um mehr Transparenz für Verbraucher zu schaffen, fordern die Verbraucherzentralen strengere gesetzliche Regelungen und Kontrollen für Gelenkmittel. Die Forderungen im Einzelnen:

  • Alle in Deutschland angebotenen Nahrungsergänzungsmittel müssen vor der Markteinführung behördlich auf Sicherheit und Richtigkeit der Werbeaussagen geprüft werden.
  • Die Überwachungsbehörden sind gefordert, gemäß der Health-Claims-Verordnung unzulässige Gesundheitsversprechen in größerem Umfang zu ahnden.
  • Hinweise zu Risiken und unerwünschten Wirkungen müssten gesetzlich vorgeschrieben werden.
  • Der Gesetzgeber sollte Höchstmengen für Glucosamin und Chondroitin in Nahrungsergänzungsmitteln festlegen und die zuständigen Überwachungsbehörden müssten Verstöße ahnden.
  • Verbraucher müssen besser über mögliche Risiken und wirksame Alternativen wie das Vermeiden von Übergewicht und regelmäßige Bewegung aufgeklärt werden.

Den ausführlichen Ergebnisbericht mit einer Übersicht der untersuchten Produkte (S. 23 – 25) können Sie hier herunterladen.

Dr. Friedhelm Mühleib

Quelle: Marktcheck der Verbraucherzentralen

Was sind eigentlich Beta-Glucane?

Glucane sind nicht zu verwechseln mit Tukanen, bei denen es sich um tropische Vögel handelt . Beta Glucane haben stattdessen mit gesunder Ernährung zu tun. Genauer gesagt handelt es sich bei den Beta-Glucanen um lösliche Ballaststoffe, die besonders reichlich in bestimmten Getreidesorten – insbesondere in Gerste und Hafer vorkommen. Darüber enthalten auch Hefen, Pilze, Algen und einigen Bakterien geringe Mengen an Beta-Glucanen.
 
Inzwischen zeichnet sich immer mehr ab, dass Beta-Glucane eine ganze Reihe von positiven Wirkungen auf unsere Gesundheit hat
 

 Beta-Glucane und Gesundheit

Im Getreide findet sich Beta-Glucan hauptsächlich in der Schale. Mit durchschnittlich 4,8 % in der Trockensubstanz findet man bei Gerste die höchsten Werte. Der Gehalt des Hafers an Beta-Glucanen ist mit durchschnittlich 4,5% mit dem der Gerste vergleichbar. Deutlich geringer fällt der Beta-Glucan Anteil bei Roggen(2,3) und Weizen (0,8 %) aus. Die wichtigsten: ● Beta-Glucane tragen zur Absenkung des Cholesterinspiegels und des Blutzuckerspiegels bei. ● Sie können dadurch zur Behandlung von Diabetes und erhöhtem Cholesterinspiegel beitragen.● Sie wirken antientzündlich. ● Sie scheinen das Wachstum von Tumoren zu hemmen – u.a. dadurch, dass sie zum Aushungern von Tumoren beitragen, indem sie die Angiogenese (Bildung von Blutgefäßen in Tumoren) behindern. Last not least wird den Beta-Glucanen auch eine positive Wirkung auf die Darmgesundheit zugeschrieben.
 

 Beta Glucan kann beim Abnehmen helfen

Beta Glucan bremst die Passage des Speisebreis durch den Magen: Die Ballaststoffe sind verantwortlich dafür, dass die Nahrung länger im Magen bleibt. Das wiederum führt zum längeren Anhalten des Gefühls der Sättigung. Die Folge: Wer beta-glucanreiche  Lebenssmittel isst, fühlt sich  länger satt und nimmt insgesamt weniger Kalorien zu sich. Auf Grund dieser Eigenschaft können z.B. Speisen aus Hafer dabei helfen, das Gewicht zu halten oder eine Diät unterstützen. Während Beta Glucane den Speisebrei ‘oben’ – also im Magen – bremsen, sorgen sie ‚unten‘ – im Darm – für seine Beschleunigung. Durch die hohe Quellfähigkeit bilden sie viel Volumen, regen dadurch die Darmbewegung an, was wiederum der Verstopfung entgegenwirkt . Zudem wirken Beta Glucane im Dickdarm prebiotisch in dem sie das Wachstum bestimmter Bakterien in der gesunden Darmflora fördern.
 

Beta-Glucan in Kapseln – das muss nicht sein

Inzwischen gibt es zahllose Präparate, in denen Beta-Glucan in Kapselform angeboten wird. Doch diese sind nicht nur teuer, sondern meistens auch viel zu niedrig dosiert. Dabei lässt sich die Menge an Beta-Glukanen, die für die Erzielung der positiven gesundheitlichen Wirkungen nötig ist, problemlos mit natürlichen Lebensmitteln erzielen. Ernährungsmediziner empfehlen die tägliche Aufnahme von 3 bis 4 Gramm Beta-Glucan. 1,5 g Beta-Glucan werden beispielsweise durch 20 g Haferkleie-Flocken, 30 g Haferfleks mit Kleie oder 40 g Haferflocken geliefert. Durch den Verzehr verschiedener Hafer-Erzeugnisse kann die Empfehlung von 3 g Beta-Glucan pro Tag einfach umgesetzt werden. Ähnliches gilt für Produkte aus Gerste. Inzwischen werden sogar speziell gezüchtete, besonders Beta-Glucan-reiche Gerstensorten angeboten, die als geschälte Beta-Glucan Gerste, als ganzes (geschältes) Korn oder in Form von Flocken vermarkten.
 

docFood rät

Dass Produkte aus dem vollen Getreidekorn viel Gutes für us ereGesundheit enthalten, ist wahrlich nicht neu. Das predigen die Verfechter der Vollwerternährung seit Jahrzehnten. Beta-Glucane sind ein Baustein in diesem System, dem eine besondere Bedeutung zukommt. Wer Hafer (in Form von Flocken, Mehl oder Kleie) und Gerste (z.B. als Vollkronmehl) zu sich nimmt, sorgt damit vor allem für einen gesunden und funktionierenden Darm, abgesehen von den weiteren positiven Wirkungen der Glucane. Das sollte deshalb besonders einfach sein, weil es gerade für Haferflocken zahllose spannende, leckere, leichte Rezepte gibt – für Porridge, Müsli oder Overnight-Oats, um nur eingie zu nennen. Wohl bekomm’s.
Dr. Friedhelm Mühleib
Foto: © Dieckmann cereals

Hafer: kleine Flocken – großer Nutzen

Seit Haferflocken Oatflakes heißen, steigt ihre Beliebtheit unglaublich. Schließlich waren die kernigen Flocken lange Zeit unglaublich out. Stimmt schon: Haferbrei mit Quark und irgendwas – das hörte sich nicht gerade sexy an. War was für Katzen oder zahnlose Senioren mit Verdauungsproblemen.  Was ein Glück, dass sich das nun geändert  hat. Inzwischen wimmelt es in den Food- und Kochblogs im Netz von leckeren Haferrezepten.

 
Ganz gleich, ob wir von Oatflakes, Oatmeals oder Hafer reden – Hafer gehört zu den wertvollsten Nahrungsmitteln, mit vielen Vorteilen für unsere Gesundheit.  Haferflocken gehören zu den Lebensmitteln, die in jeder Küche immer zur Hand sein sollten.  Nicht nur, weil sie lecker und vielseitig sind, sondern vor allem auch wegen ihrer gesundheitlichen Pluspunkte. Im Folgenden nennen wir Ihnen die wichtigsten:
 

Hafer – Arzneipflanze des Jahres 2017 

Wussten Sie schon: Hafer ist die Arzneipflanze des Jahres 2017.  Was bitteschön haben die Flocken im Müsli mit Arznei zu tun? Ganz viel, denn im Haferkorn stecken ganz viele Stoffe, die unserer Gesundheit förderlich sind. In einem Aspekt  unterscheidet sich der Hafer allerdings tatsächlich von den meisten anderen Arzneipflanzen: Er schmeckt überhaupt nicht nach Arznei, sondern – z.B. mit Obst und Milchprodukten –  einfach nur lecker!  Trotzdem wollen wir hier einen Blick auf das Potenzial des Hafers für die Gesundheit werfen:

  • ENORMER EIWEISSGEHALT Hafer enthält – wie alle Getreide – zwar knapp 60% Kohlenhydrate, darunter jedoch nur 0,7% Zucker (!). Der Eiweißgehalt ist mit 13,5% für ein pflanzliches Lebensmittel enorm. Salz ist praktisch nicht enthalten. Auch die 7% Fett im Haferkorn können mit Top-Qualität punkten: Es setzt sich zu 80% aus einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zusammen, nur 20% davon sind gesättigte Fettsäuren.
  • EXTREM BALLASTOFFREICH: Wir wissen alle, wie wichtig es ist, genug Ballaststoffe zu essen. doch Die wenigsten kommen auf die empfohlene Menge. Die tägliche Portion Hafer ist dafür sehr hilfreich. Hafer enthält ca. 10% Ballaststoffe, die u.a. dazu beitragen, den Cholesterinspiegel zu senken und unseren Darm in Bewegung zu halten.
  • VIELE VITAMINE UND MINERALSTOFFE. Das Haferkorn ist ein echtes Nährstoffpaket – vor allem in bezug auf Vitamine und Mineralstoffe. Mit einem besonders guten Gehalt an Magnesium, Phosphor, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan hilft der Hafer unserem Stoffwechsel auf die Sprünge. Bei den Vitaminen kann der Hafer mit viel Vitamin B1 (Thiamin – wichtig für geistige und körperliche Leistungsfähigkeit), Folsäure (wichtig für Blutbildung und Zellwachstum) und Vitamin K (wichtig für die Stabilität usnerer Knochen) punkten.
  • HAFER HÄLT HERZ- UND KREISLAUF IN SCHWUNG. Viel Kalium und wenig Kochsalz sorgen dafür, dass der Blutdruck stabil bleibt. Auch Beta-Glucan, ein löslicher Ballaststoff, für den Hafer die wichtigste Quelle in unserer Nahrung ist, trägt zu einem stabilen Blutdruck bei. Beta Glucan hilft, normale Cholesterinwerte zu halten und erhöhte Werte zu senken.
  • GUT FÜR DARM UND VERDAUUNG.  Durch die vielen Ballaststoffe beugt Hafer Verstopfung vor und ist vor allem für Leber und Galle ein Segen. Die Wirkung des Beta Glucan beruht in erster Linie auf seinem Einfluss auf die Blutfette. Bei Menschen mit nicht-alkoholischer Fettleber kann Haferfasten heilen, indem es den zustand des Lebergewebes ‚normalisiert‘.
  • IDEAL FÜR DIABETIKER. Hafer ist ein ideales Lebensmittel für Diabetiker: Das zuckerarme Getreide hat einen niedrigen glykämische Index (ca. 40), was einen langsamen Blutzuckeranstieg und damit einen geringen Insulinbedarf zur Folge hat. Spezielle Haferdiäten bzw. Hafertage können für Diabetiker sehr hilfreich sein.

 

docFood rät

Die Liste der Krankheiten und Beschwerden, auf die Hafer eine positive Wirkung hat, ließe sich leicht verlängern. Am besten lässt man es als gesunder Mensch gar nicht erst zu diesen Krankheiten kommen – eine bewusste Ernährung liefert fast immer einen wichtigen Beitrag zu. Und das bedeutet natürlich auch: Hafer kann als regelmäßiger Bestandteil einer bewussten Ernährung helfen, den genannten und mehr Krankheiten vorzubeugen. Vorbeugen war schon immer besser als heilen – und mit den vielen leckeren Rezepten und Zubereitungen, die es heute für Hafer gibt, sollte das gar kein Problem sein.

 Red.

Quelle und mehr Infos: Auf der Website „Hafer – Die Alleskörner“ gibt es viele weiterführende Informationen zu Hafer und Gesundheit sowie viele Rezepte mit Hafer .

Lycopin: Bleib gesund – Iss Tomaten!

Knallrot, saftig, fruchtig, aromatisch – was ein Glück, dass es Tomaten gibt. Im Garten werden sie jetzt täglich reif, und auf den Märkten gibt es gerade die besten Bio- und Freilandqualitäten. Tomaten gehören jetzt auf jeden Tisch. Schon deshalb, weil jede von diesen prallen Saftfrüchte auch ein kleines Kraftpaket mit vielen Nährstoffen und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffen ist. Der wichtigste darunter ist das Lycopin.
 
Was ist Lycopin? Lycopin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der auch für die rote Farbe verantwortlich ist. Lycopin gehört zu den Carotinen und ist damit ein naher Verwandter des roten Farbstoffs in Möhren.  Besonders in der Tomatenschale finden sich hohe Gehalte der Substanz, die zu den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen zählt. Dass Lycopin gut für unsere Gesundheit ist, daran lässt die Wissenschaft inzwischen keinen Zweifel. Als sekundärer Pflanzenstoff gehört Lycopin zu den Substanzen, die zwar keine lebenswichtige Funktion wie die Nährstoffe haben, sich allerdings durch ihre gesundheitsfördernden Wirkungen auszeichnen
 
Was kann Lycopin? Durch seine antioxydative Wirkung schützt es unsere Zellen vor Radikalen. Als Antioxidans ist Lycopin wirksam beim Abbau aggressiver Sauerstoffverbindungen, die unsere Zellen schädigen und damit Alterungsprozesse fördern. Auf diese Weise trägt Lykopin dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arteriosklerose zu vermindern. Wissenschaftler vermuten, dass mit einem erhöhten Konsum von Tomaten und der Aufnahme von viel Lycopin auch ein Anti-Aging Effekt in Form einer Verlangsamung von Alterungsprozessen verbunden sein könnte
 
Schützt Lycopin auch vor Krebs? Eventuell ja – aber so ganz genau weiß man es nicht.  In der frühen Phase der Krebsentstehung unterdrückt Lycopin die Umwandlung vorgeschädigter Zellen zu Krebszellen. Damit kann es möglicherweise der Entstehung bestimmter Krebsarten vorbeugen. Ein solcher Schutz wird für Prostata-, Lungen- und Magenkrebs diskutiert. Auch Tumore der Speiseröhre, des Darms, der Brust und des Gebärmutterhalses traten in Studien vergleichsweise seltener auf bei Patienten mit höherem Lycopinspiegel im Blut.
 
Wie sicher ist es, dass Lycopin vor Prostatakrebs schützt? Die Urologen des Klinikums Heidelberg betrachten die schützende Wirkung das Lycopins als gesichert. Auf ihrer Website steht: „Achten Sie insbesondere darauf, frische Tomaten und Tomatenprodukte wie Saucen oder auch Ketchup in Ihre tägliche Ernährung mit aufzunehmen, da hier ein nachweislicher Effekt in der Vorbeugung des Prostatakarzinoms besteht. Der rote Farbstoff in Tomaten, rosa Grapefruit und anderen roten Früchten sowie Gemüsen reduziert das Risiko, an einem Prostatakrebs zu erkranken und verringert die Wahrscheinlichkeit aggressiver Verläufe. Denn Lycopin führt zum programmierten Zelltod von Prostatakrebszellen.” Der regelmäßige Verzehr von Tomaten-Sauce soll demnach mit einem 35% geringeren Risiko verbunden sein, an einem fortgeschrittenen Prostatakrebs zu erkranken.“
 
Warum ist Lycopin aus gekochten Tomaten besser verwertbar? Lycopin kann aus Dosentomaten, Suppen, Soßen und Ketchup –  grundsätzlich aus Produkten, die aus oder mit erhitzten Tomaten hergestellt werden – besser aufgenommen werden als aus rohen Früchten. Durch das Zerkleinern, Quetschen und Erhitzen der frischen Früchte wird das Lycopin aus den Zellen der Tomate ‚befreit‘ und ist dadurch für unsere Verdauung besser verfügbar. Das bedeutet allerdings nicht, dass frische Tomaten weniger gesund wären. Man muss nur wissen, wie man sie optimal nutzt. Wichtig dabei: Am besten nur reife Früchte verwenden,   und sie bei der Zubereitung zerkleinern und dann noch beim Essen gut kauen.

Warum Ballaststoffe für die Darmflora so wichtig sind

Ballaststoffarme Ernährung kann unserer Darmflora nachhaltig schaden – und die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen vermutlich von Generation zu Generation verstärken. Amerikanische Forscher konnten im Tierversuch zeigen, dass eine  Ernährung mit geringem Ballaststoffanteil über nur vier Generationen hinweg bei Mäusen zum unwiederbringlichen Verschwinden von drei Vierteln der ursprünglichen Bakterienarten führt. Die Wissenschaftler vermuten, dass beim Menschen die intestinale Mikrobiota – so der Fachbegriff für das, was wir früher Darmflora nannten – bei einer Ernährung mit zu wenigen Ballaststoffen stark leidet. Das könnte mit gravierenden Folgen für die Darmgesundheit verbunden sein.
 
Viele Erkrankungen im menschlichen Verdauungstrakt werden inzwischen mit Störungen der Mikrobiota in Verbindung gebracht – auch wenn in den meisten Fällen die  Zusammenhänge im Detail noch nicht genau erforscht sind. Auch das Reizdarm-Syndrom mit Blähbauch und diffusen Bauchschmerzen geht häufig mit Veränderungen der Darm-Mikrobiota einher, wie eine Reihe aktueller Forschungsergebnissen zeigen. Darüber hinaus nehmen Experten an, dass etliche Zivilisationskrankheiten wie Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten mit einem gestörten Mikrobiom im Darm zusammenhängen.
 

Vielfalt der Darmflora gefährdet

Wie kommt es zu solchen Veränderungen der Darmflora? Der westliche Ernährungsstil mit vielen hochverarbeiteten und ballaststoffarmen Lebensmitteln könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wie unsere moderne Ernährung die Vielfalt der Bakterien im Darm beeinflusst, war Gegenstand der Studie an der Stanford University School of Medicine in Kalifornien. In Versuchen mit Mäusen zeigten die Forscher, dass Vielfalt und Zahl der Mikroben bei ballaststoffarmer Ernährung von Generation zu Generation abnehmen. Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile der Nahrung und bestehen vor allem aus Kohlenhydraten. Sie werden von den Darmbakterien aufgeschlossen. Ein ausreichender Ballaststoffverzehr gilt aus Sicht der Ernährungsmedizin seit langem als wichtige Voraussetzung für einen gesunden Darm.
 

Weniger Ballaststoffe – weniger Bakterien

Die Wissenschaftler fütterten Mäuse mit ballaststoffarmer Kost. Innerhalb weniger Wochen nahm die Vielfalt der Bakterien bei den Tieren erheblich ab. Auch die Anzahl von Bakterien einzelner Arten sank. Stellten die Forscher die Ernährung der Mäuse anschließend auf eine ballaststoffreiche Kost um, normalisierte sich das Mikrobiom wieder, wenn auch nicht vollständig: Bei einem Drittel der ursprünglichen Bakterienarten blieben die Populationen deutlich kleiner, wie die US-Forscher im Fachblatt „Nature“ berichten. Die eigentliche Überraschung kam aber, als die Mäuse beider Gruppen Nachwuchs hatten: Von Generation zu Generation verkümmerte das Mikrobiom im Darm der ballaststoffarm ernährten Tiere immer mehr – und diese Veränderung war mit einer Rückkehr zu ballaststoffreicher Ernährung nicht rückgängig zu machen. Mehr als zwei Drittel der ursprünglichen Bakterien blieben jeweils verschwunden.
 

Gefahr für die Enkel

Fazit der Studie: Die Ernährungsgewohnheiten in den modernen Industrienationen könnten eine irreversible Auslöschung zahlreicher nützlicher Darmbakterien bei kommenden Generationen mit sich bringen. Offensichtlich erholt sich der Darm von ungesunder Ernährung nicht so schnell. Wer heute zu wenig Ballaststoffe zu sich nimmt, könnte die damit einhergehenden Probleme sogar an die Enkel vererben. Welche Folgen dies für die menschliche Gesundheit haben wird, lässt sich bislang allerdings nur schwer abschätzen. Experten gehen davon aus, dass Beschwerden wie ein Blähbauch oder dauernde Bauchschmerzen erste Anzeichen einer gestörten Darmflora sind. Auf lange Sicht werden die negativen Effekte über Generationen hinweg deutlich zunehmen, so die Vermutung der Forscher.
 

Tipp von docFood

Wie das Magazin Fokus berichtet, könnte die Einnahme probiotischer Produkte allerdings helfen:Die Entwicklung des Menschen sei eng gekoppelt an die seiner Bakterien, schreibt Eric Martens von der University of Michigan Medical School in Ann Arbor in einem Kommentar zur Studie. Diese mikrobiellen Partner übernähmen einen Großteil der Arbeit bei der Verdauung komplexer Kohlenhydrate.“ Es bleibt abzuwarten, ob ein Teil dieser Funktionalität in einigen Menschen schon verlorengegangen ist und wenn ja, in welchem Ausmaß, so der Wissenschaftler, der gleichzeitig die Hoffnung hegt, dass diese Funktionen künftig möglicherweise über die Einnahme probiotischer Zubereitungen wieder hergestellt werden könnten. Mehr Infos zu Fragen rund um die Darmgesundheit finden Sie hier.
 

 Dr. Friedhelm Mühleib

Transfettsäuren – halb so schlimm?

Sie gelten als versteckte Killer in unserer Nahrung und stecken in Croissants, Donuts, Pommes frites und zahllosen Fertigprodukten: Die Transfettsäuren (TFS), die u.a. das LDL-Cholesterin vermehren, Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck fördern und das Herzinfarktrisiko steigen lassen. Machen Transfettsäuren mehr als zwei Prozent der täglich aufgenommenen Nahrungsenergie aus, erhöht sich das Risiko eines Herzinfarktes um mehr als 20 Prozent, so das bisherige Urteil der Wissenschaft. Eine aktuelle Studie sieht diese Risiken der TFS nur unter bestimmten Bedingungen gegeben:TFS in der Nahrung sind vor allem für diejenigen unbedenklich, die einen niedrigen TFS-Spiegel von weniger als 2% haben.
Während die Stiftung Warentest noch brandaktuell titelt: „Transfettsäuren: Gefahr für Herz und Kreislauf“, kommt eine aktuelle Auswertung der „LUdwigshafen RIsk and Cardiovascular Health“ (LURIC)-Studie zum Schluss, dass niedrige Spiegel von Transfettsäuren (TFS) zum einen nicht schädlich sind und zum anderen sogar noch von gesundheiltichen Vorteilen begleitet sind.
 

Transfettsäuren können Risiko für Herztod senken

Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler um Dr. Marcus Kleber an der Medizinischen Fakultät der Universität Mannheim gilt das für TFS, die natürlicherweise in Lebensmitteln wie Milchprodukten und Rindfleisch vorkommen, selbst dann, wenn sie aus der industriellen Lebensmittelproduktion stammen. “Höhere Konzentrationen von TFA in den roten Blutkörperchen gingen einher mit höherem LDL (..dem ‚schlechten‘ Cholesterin), allerdings auch mit einem niedrigeren Gewicht, niedrigeren Triglyceriden, weniger Insulinresistenz, und deshalb einem geringeren Diabetesrisiko. Es hat uns überrascht, dass natürliche TFA mit einer niedrigeren Gesamt-Sterblichkeit verbunden waren, was vor allem durch ein niedrigeres Risiko für den plötzlichen Herztod bedingt war.“ so Dr. Kleber, der ergänzt:„ genauso unerwartet war, dass höhere Konzentrationen der industriell produzierten TFA nicht mit einer erhöhten Gesamt-Sterblichkeit verbunden waren.“
 

Deutsche mit niedrigem TFS-Spiegel

Wenn die Ergebnisse im Widerspruch zu den Daten aus den USA stehen, mag das laut Kleber darin begründet sein, dass die TFA-Spiegel der deutschen Studienteilnehmer deutlich unter denen amerikanischer Durchschnittskonsumenten liegen. Der Anteil der TFA in den roten Blutkörperchen lag in der LURIC-Studie zwischen 0,27 und 2,40% der Gesamtfettsäuren, im Durchschnitt knapp unter ein Prozent. In den USA wird ein Mittel von über 2,6% gemessen. Das Fazit der Forscher: Tierische trans-Fettsäuren aus Milch, Käse, Butter und Fleisch sind bei Menschen mit TFS-Spiegel um 1% statistisch signifikant mit einem gesenkten Risiko für plötzlichen Herztod – und im Trend mit einer gesenkten kardiovaskulären Sterblichkeit wie auch mit geminderten Gesamtsterblichkeit assoziiert. Diese Ergebnisse bestätigen frühere Studien zu den Vorteilen von tierischen trans-Fettsäuren. Die trans-Fettsäuren aus der industriellen Fettproduktion waren überraschenderweise nicht als Risiko für diese Endpunkte erkennbar.
 

docFood meint

Das vielleicht wichtigste Ergebnis der Studie für den Endverbraucher: Auch bei den Transfettsäuren macht die Dosis das Gift. Eine komplette Entwarnung ist das allerdings nicht. Die entscheidende Einschränkung, die zu beachten ist: TFS in der Nahrung sind vor allem für diejenigen unbedenklich, die einen niedrigen TFS-Spiegel haben! Liegt der TFS-Spiegel über 2 Prozent, wird’s schnell brenzlig. So gibt es keine komplette Entwarnung, aber immerhin eine stattliche Dosis davon.

Friedhelm Mühleib

Moringa oleifera – wirklich ein Wunderbaum?

Gibt es eine Heilpflanze, die gegen fast alle körperlichen Beschwerden hilft? Fast könnte man meinen, dass es sie tatsächlich gibt – wenn man die wundersamen Geschichten liest, die derzeit allerorten über den ayurvedischen Wunderbaum kursieren: Moringa oleifera. Ein Blick auf die Urheber dieser Geschichten zeigt, dass es nicht nur um unser Wohlergehen, sondern auch um gesunde Geschäfte geht. Wer Moringa olifeira googelt, dem stürzt eine Flut von Produkten entgegen. Die Wunderpflanze wird in jeder erdenklichen Form vermarktet – als Tee, Pulver, Pille, Tablette oder Öl.
Im Folgenden begibt sich docFood auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, ob Moringa tatsächlich Wunder vollbringen kann.
 

Moringa – die Fakten

Die Berichterstattung über Moringa ist voller Superlative. Moringa oleifeira wird oft als „vollkommenes und vollendetes“ Nahrungsmittel beschrieben. Häufig ist zu lesen, Moringa sei die nährstoffreichste Pflanze der Welt. Begründet wird das mit der Angabe von exorbitanten Nährstoffgehalten – Eiweiß: viermal so viel wie Eier; Kalium: dreimal mehr als Bananen, Vitamin E: das 10-fache der empfohlenen Tagesmenge, Kalzium: zwölfmal so viel wie Milch. Wo kommen diese Zahlen her? Relevante Quellen sucht man vergebens – zitiert werden allenfalls obskure Labore. Aus den gängigen Nährwerttabellen stammen die Zahlen zumindest nicht – in denen ist ein Exot wie Moringa bisher noch nicht vertreten. Und worauf beziehen sich die Zahlen? Den meisten Nährstoffvergleichen zwischen Moringa und anderen Lebensmitteln legen die Hersteller von Moringa-Präparaten das wasserfreie Pulver zu Grunde – und vergleichen sie mit den Gehalten von frischen Früchten oder Gemüsen. Dass sich beim Vergleich wasserfreie Trockenmasse – wasserhaltige Frischware bezüglich des anteiligen Nährstoffgehaltes immer ein deutlicher Vorteil für das getrocknete Produkt ergibt, wird geflissentlich verschwiegen. Seriös wäre, das Pulver mit getrockneten Lebensmitteln zu vergleichen – doch dann würde der Moringa-Vorteil schnell schwinden. Beispiel Banane: Moringapulver (100 g) enthält ca. 850 mg Kalium – die Banane liefert als Trockenfrucht 1500 mg Kalium pro 100 g. Hinzu kommt, dass die empfohlen Mengen vieler Hersteller für Moringa-Pulver bei 3–5 Gramm pro Tag liegen. Werden allerdings täglich nur ein paar Gramm verzehrt, tragen auch Höchstgehalte an bestimmten Nährstoffen und Substanzen nicht wesentlich zu unserer Versorgung bei.
 

Moringa – hat auch ohne Wunder viel zu bieten

Dass vor allem die Hersteller der verschiedensten Moringa-Präparate mit derart unseriösen Methoden werben, ist eigentlich ein Jammer. Denn vergisst man die Superlative, hat Moringa trotzdem noch ungewöhnlich viel zu bieten. Ein Baum, der vielleicht nicht die Welt retten und uns auch nicht von allen Krankheiten kurieren kann, der aber trotzdem außergewöhnlich großen Nutzen bringt: Tatsächlich zeichnet sich Moringa dadurch aus, dass Blätter, Früchte, Blüten, Samen, Rinde oder Wurzeln – somit grundsätzlich alle Teile des Baumes – verwendet werden können. Und tatsächlich kann sich auch die Nährstoffbilanz sehen lassen: Glaubt man den Zahlen einer Analyse des indischen National Institute of Nutrition (.. der vielleicht glaubwürdigsten Quelle, die sich derzeit finden lässt) aus dem Jahr 1989, enthalten 100 Gramm essbarer Anteil von Moringa tatsächlich siebenmal so viel Vitamin C wie Orangen, so viel Calcium wie Weichkäse, nur geringfügig weniger Kalium als Bananen und halb so viel Eiweiß wie Hühnerei.
 

docFood meint

Die derzeitige Diskussion macht Moringa zum Scheinriesen, der sich bei näherem Hinschauen auf Normalmaß reduziert: Produkte vom Moringa-Baum sind wertvolle Lebensmittel wie andere hochwertige Nahrungsmittel auch, aber weit entfernt vom Wunderbaum. So viel Klarstellung muss sein! Was Moringa für die Gesundheit leisten kann, können Sie in einer Woche auf docFood lesen.

Dr. Friedhelm Mühleib

Fett: Macht den Nachwuchs stark

Erinnern Sie sich noch an das Märchen vom starken Gottlieb? Ludwig Bechstein erzählt, dass der kleine Gottlieb sieben Jahre lang Muttermilch trank und sehr groß und sehr stark wurde. Wie weise doch unsere Ahnen waren, auch wenn sie keine Ernährungswissenschaft studiert hatten. Wie Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) erstmals (nach Bechstein) zeigen, dass die mütterliche Ernährungsweise in Schwangerschaft und Stillzeit Kinder sehr stark machen kann – zumindest bei Mäusen.
„Mit unserer Untersuchung zeigen wir zum ersten Mal, dass der mütterliche Verzehr einer sehr fettreichen Kost während der Schwangerschaft und Stillzeit die muskuläre Leistungsfähigkeit und Trainierbarkeit der Nachkommen beeinflusst – selbst dann, wenn die Mütter nicht übergewichtig sind“, sagt Prof. Susanne Klaus, die am DIfE die Arbeitsgruppe Physiologie des Energiestoffwechsels leitet.
 
Fett macht Mukis – zumindest beim Nachwuchs

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Prof. Susanne Klaus – (Foto: Kathleen Friedrich)


In der Studie von Susanne Klaus und Isabel Walter waren Nachkommen von Müttern, die fettarmes Futter bekamen, trotz Lauftrainings weniger leistungsfähig als Tiere, deren Mütter fettreiche Nahrung während der Trag- und Stillzeit zu sich genommen hatten. Ebenso sprach ihre Muskulatur nicht gut auf das Training an. Die Studie weist darauf hin, dass bei langanhaltender Aktivität die Muskeln dieser Tiere nur unzureichend mit Energie versorgt sind. Die Leistungsschwäche könnte mit fortschreitendem Alter das Risiko für Übergewicht erhöhen. Zum Hintergrund der Studie: Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass die mütterliche Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit die körperliche Entwicklung der Nachkommen beeinflusst. Im ungünstigen Fall kann sie im Erwachsenenalter zu Übergewicht und Typ-2-Diabetes führen. Bekannt ist ebenfalls: Schon die Entwicklung im Mutterleib ist für die Ausprägung der Muskulatur entscheidend, da nach der Geburt die Zahl der Muskelfasern nicht mehr zunimmt. Allerdings ist die Potsdamer Studie eine der ersten, in denen man Effekte der mütterlichen Ernährung auf die Muskulatur der Nachkommen hinsichtlich deren Trainierbarkeit und Leistungsfähigkeit untersucht hat – wenn auch zunächst nur am Mausmodell unter kontrollierten Bedingungen.
 
Nicht übertreiben!
Das Märchen zeigt allerdings auch, dass man es nicht übertreiben soll. O-Ton Bechstein: „ Nach Verlauf der sieben Jahre nahm der Knecht seinen Gottlieb mit zum Gutsherrn und sagte: ‚Schaut Herr, den kapitalen Jungen! Er kann schon etwas tun für sein Alter.‘ Da stand im Garten, wo Vater und Sohn den Gutsbesitzer angetroffen hatten, ein junger Baum, und da sprach der Herr: ‚Reiße dies Bäumchen heraus, Gottlieb!‘ Der Knabe versuchte seine Kraft an dem Bäumchen, aber er vermochte nicht, dasselbe auszureißen, und der Herr sprach: ‚Der Kleine ist noch zu jung und zu schwach. Es wäre auch zu viel von ihm verlangt, jetzt schon schwere Arbeit zu tun.‘ Da ging der Knecht mit seinem Gottlieb hinweg und ließ ihn noch sieben Jahre Muttermilch trinken, und als die sieben Jahre um waren, führte der Vater seinen Sohn wieder zum Rittergutsbesitzer, dem Gottlieb nun groß und stark genug schien, um ihn in seine Dienste zu nehmen; er sollte daher einen Tag zur Probe dienen. Der Gottlieb war aber von Natur und durch die Muttermilch schreckbar stark geworden und riss gleich als Probestück einen ziemlich dicken Baum mit dem kleinen Finger heraus, so dass alles erschrak, absonderlich die Gutsherrin.“
 
docFood meint:
Liest man die Ergebnisse der Potsdamer, denkt man schnell noch an ein anderes Märchen: Das Märchen vom bösen Fett in der Ernährung. Um Rückschlüsse auf den Menschen zu ziehen, sei es sicher noch viel zu früh, dennoch lohne es sich, diesen ersten Hinweisen nachzugehen, um die Zusammenhänge zwischen Ernährung und pränataler Prägung besser zu verstehen, meint Susanne Klaus. Trotzdem scheint auch diese Untersuchung ein Mosaikstein zu sein, der darauf hindeutet, dass das alte Märchen vom bösen Fett und die großväterlichen Ratschläge der Ernährungswissenschaft für eine möglichst fettarme Ernährung ziemlich gestrig sind. Fett in der Ernährung braucht neue, zeitgerechte Geschichten!

Friedhelm Mühleib

Quelle: DifE