Hypertonie: „Wir brauchen den ganzheitlichen Blick“

Heute ist Welt-Hypertonietag: Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Bluthochdruck (Hypertonie). Das ist fast jeder Dritte. Zwar erkranken vor allem ältere Menschen, aber zunehmend sind auch Jüngere betroffen. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist Risikofaktor Nr. 1 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit für viele Todesfälle durch Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich. Im Interview mit docFood fordert  Dr. Dr. Charles C. Adarkwah: „In der Therapie der Hypertonie brauchen wir den ganzheitlichen Blick.“
 
Dabei kritisiert der Ernährungsmediziner, Hypertensiologe und Gesundheitsökonom, dass Lifestylefaktoren wie Ernährung und Bewegung in der Therapie nach wie vor noch nicht den Stellenwert genießen, den sie verdienen.
 
docFood: Wie wichtig es ist, Bluthochdruck früh zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, darauf will auch in diesem Jahr der heutige Welt-Hypertonietag aufmerksam machen. Gibt es – was die Behandlung des Hochdrucks betrifft – entscheidende Neuigkeiten?
Adarkwah: Die gibt es tatsächlich: Die Ergebnisse der SPRINT-Studie könnten die Behandlung des Bluthochdrucks komplett verändern. Die Studie hat gezeigt, dass eine Senkung des Blutdrucks bei Hypertonikern auf unter 120 mmHg das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall – verglichen mit einem Zielwert von 140 mmHg – deutlich vermindert und zudem die Gesamtsterblichkeit senkt. Die Ergebnisse sind so eindeutig, dass die Senkung der Zielwerte auch in Deutschland schon im Fokus der Fachgesellschaften ist. Die entscheidende Frage wird allerdings sein, wie man dieses Blutdruckziel erreicht. Sowohl bei der derzeitigen Behandlung als auch in der Diskussion der Konsequenzen für die Zukunft, sind nicht-medikamentöse Maßnahmen unterrepräsentiert. Das sollte sich ändern. Wenn wir die niedrigeren Werte erreichen wollen – was meines Erachtens sinnvoll ist – müssen wir uns noch einmal genau über den Weg dorthin Gedanken machen.
docFood:  Der Einfluss von nicht-medikamentösen Maßnahmen wie Ernährung und Bewegung auf einen zu hohen Blutdruck gilt als hilfreich, aber begrenzt. Wenn jetzt der Blutdruck noch stärker gesenkt werden soll, ist dann nicht ein noch massiverer Einsatz von Medikamenten und eine noch geringere Wertschätzung von Ernährungs- und Lifestylemodifikationen zu erwarten?
Adarkwah: Ich sehe das anders: Ernährungs-und Lifestylefaktoren kommt eine sehr große Bedeutung zu. Bei den Teilnehmern der  SPRINT-Studie wurde der Fokus zwar auf Menschen mit Bluthochdruck, aber ohne Diabetes gelegt, obwohl das Vorliegen beider Erkrankungen in der Praxis häufig vorkommt. Trotzdem hatten die Studienteilnehmer fast alle noch weitere Begleiterkrankungen. Das macht deutlich: Unsere Patienten sind komplexe Individuen, bei denen der Bluthochdruck meist nur einen Teil des gesamten  Risikoprofils darstellt. Der Gesundheitszustand eines Hypertonikers hat in der Regel mehrere Facetten und meist ist Übergewicht eine davon. Deswegen darf sich der Blick auf den Nutzen einer Ernährungs- oder Bewegungtherapie nicht alleine am quantitativen Aspekt der Drucksenkung von einigen Millimetern Quecksilbersäule orientieren, sondern muss den Benefit für den Gesamtorganismus sehen. Eine gesündere und ausgewogenere Ernährung und Gewichtsreduktion bei adipösen Hypertonikern hat eine vielschichtigere Wirkung, als es sich in einem Blutdruckwert oder einer Senkung in mmHg fassen lässt.
docFood:  Man darf die Hypertonie also nicht isoliert sehen, sondern muss sie als ein Symptom der gesundheitlichen Gesamtverfassung eines Individuums sehen?
Adarkwah: So ist es. Wir behandeln ja auch grundsätzlich keine Einzelparameter. Es geht ja in der modernen Herz-Kreislauf-Prävention immer um ein Gesamtrisiko. Überspitzt gesagt: Was interessiert mich der höhere Blutdruck per se? Er ist zunächst einmal in erster Linie ein Risiko für ein eventuelles kardiovaskuläres Ereignis, und das ist, was mich eigentlich interessiert. Da sind dann andere Faktoren neben dem erhöhten Blutdruck genauso wichtig. Wir brauchen den ganzheitlichen Blick! Das wird m.E. von einschlägigen Fachgesellschaften häufig  zu eindimensional gesehen. Und bei diesem Blick aufs Ganze spielt die Ernährungsmedizin eine nicht zu verachtende Rolle – gerade hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkung.

 Das Interview führte Dr. Friedhelm Mühleib

 
 
Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews mit Dr. Dr. Adarkwah, in dem es um Möglichkeiten der Realisierung einer Ernährungstherapie und die Rolle von Ernährungsfachkräften geht, in den nächsten Tagen hier bei docFood.

Warum Ballaststoffe für die Darmflora so wichtig sind

Ballaststoffarme Ernährung kann unserer Darmflora nachhaltig schaden – und die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen vermutlich von Generation zu Generation verstärken. Amerikanische Forscher konnten im Tierversuch zeigen, dass eine  Ernährung mit geringem Ballaststoffanteil über nur vier Generationen hinweg bei Mäusen zum unwiederbringlichen Verschwinden von drei Vierteln der ursprünglichen Bakterienarten führt. Die Wissenschaftler vermuten, dass beim Menschen die intestinale Mikrobiota – so der Fachbegriff für das, was wir früher Darmflora nannten – bei einer Ernährung mit zu wenigen Ballaststoffen stark leidet. Das könnte mit gravierenden Folgen für die Darmgesundheit verbunden sein.
 
Viele Erkrankungen im menschlichen Verdauungstrakt werden inzwischen mit Störungen der Mikrobiota in Verbindung gebracht – auch wenn in den meisten Fällen die  Zusammenhänge im Detail noch nicht genau erforscht sind. Auch das Reizdarm-Syndrom mit Blähbauch und diffusen Bauchschmerzen geht häufig mit Veränderungen der Darm-Mikrobiota einher, wie eine Reihe aktueller Forschungsergebnissen zeigen. Darüber hinaus nehmen Experten an, dass etliche Zivilisationskrankheiten wie Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten mit einem gestörten Mikrobiom im Darm zusammenhängen.
 

Vielfalt der Darmflora gefährdet

Wie kommt es zu solchen Veränderungen der Darmflora? Der westliche Ernährungsstil mit vielen hochverarbeiteten und ballaststoffarmen Lebensmitteln könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wie unsere moderne Ernährung die Vielfalt der Bakterien im Darm beeinflusst, war Gegenstand der Studie an der Stanford University School of Medicine in Kalifornien. In Versuchen mit Mäusen zeigten die Forscher, dass Vielfalt und Zahl der Mikroben bei ballaststoffarmer Ernährung von Generation zu Generation abnehmen. Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile der Nahrung und bestehen vor allem aus Kohlenhydraten. Sie werden von den Darmbakterien aufgeschlossen. Ein ausreichender Ballaststoffverzehr gilt aus Sicht der Ernährungsmedizin seit langem als wichtige Voraussetzung für einen gesunden Darm.
 

Weniger Ballaststoffe – weniger Bakterien

Die Wissenschaftler fütterten Mäuse mit ballaststoffarmer Kost. Innerhalb weniger Wochen nahm die Vielfalt der Bakterien bei den Tieren erheblich ab. Auch die Anzahl von Bakterien einzelner Arten sank. Stellten die Forscher die Ernährung der Mäuse anschließend auf eine ballaststoffreiche Kost um, normalisierte sich das Mikrobiom wieder, wenn auch nicht vollständig: Bei einem Drittel der ursprünglichen Bakterienarten blieben die Populationen deutlich kleiner, wie die US-Forscher im Fachblatt „Nature“ berichten. Die eigentliche Überraschung kam aber, als die Mäuse beider Gruppen Nachwuchs hatten: Von Generation zu Generation verkümmerte das Mikrobiom im Darm der ballaststoffarm ernährten Tiere immer mehr – und diese Veränderung war mit einer Rückkehr zu ballaststoffreicher Ernährung nicht rückgängig zu machen. Mehr als zwei Drittel der ursprünglichen Bakterien blieben jeweils verschwunden.
 

Gefahr für die Enkel

Fazit der Studie: Die Ernährungsgewohnheiten in den modernen Industrienationen könnten eine irreversible Auslöschung zahlreicher nützlicher Darmbakterien bei kommenden Generationen mit sich bringen. Offensichtlich erholt sich der Darm von ungesunder Ernährung nicht so schnell. Wer heute zu wenig Ballaststoffe zu sich nimmt, könnte die damit einhergehenden Probleme sogar an die Enkel vererben. Welche Folgen dies für die menschliche Gesundheit haben wird, lässt sich bislang allerdings nur schwer abschätzen. Experten gehen davon aus, dass Beschwerden wie ein Blähbauch oder dauernde Bauchschmerzen erste Anzeichen einer gestörten Darmflora sind. Auf lange Sicht werden die negativen Effekte über Generationen hinweg deutlich zunehmen, so die Vermutung der Forscher.
 

Tipp von docFood

Wie das Magazin Fokus berichtet, könnte die Einnahme probiotischer Produkte allerdings helfen:Die Entwicklung des Menschen sei eng gekoppelt an die seiner Bakterien, schreibt Eric Martens von der University of Michigan Medical School in Ann Arbor in einem Kommentar zur Studie. Diese mikrobiellen Partner übernähmen einen Großteil der Arbeit bei der Verdauung komplexer Kohlenhydrate.“ Es bleibt abzuwarten, ob ein Teil dieser Funktionalität in einigen Menschen schon verlorengegangen ist und wenn ja, in welchem Ausmaß, so der Wissenschaftler, der gleichzeitig die Hoffnung hegt, dass diese Funktionen künftig möglicherweise über die Einnahme probiotischer Zubereitungen wieder hergestellt werden könnten. Mehr Infos zu Fragen rund um die Darmgesundheit finden Sie hier.
 

 Dr. Friedhelm Mühleib

Nase voll? Hilfe aus der Kräuterküche

Die nächste Erkältung kommt bestimmt – falls sie nicht sogar schon da ist. Warm-kalt-kalt warm – drinnen und draußen – der ständige Temperaturwechsel in dieser Jahreszeit stresst unser Immunsystem und macht anfällig für Schnupfen, Husten und Heiserkeit. Was ein Glück, das es verschiedene Kräuter, Gewürze und Heilpflanzen aus der Küche gibt, die z. B. als Tees typische Erkältungsbeschwerden auf sanfte und natürliche Weisen lindern oder verhindern.
 

Thymian bei Husten

Das kräftige Aroma des Thymians ist in erster Linie dem Thymol zu verdanken. Das ätherische Öl riecht nicht nur würzig, sondern wirkt darüber hinaus krampflösend, keimtötend und hilft, den Schleim von den Bronchien zu lösen. Thymian ist Bestandteil von vielen Erkältungstees ( am besten den Apotheker fragen.) Alternative: Hustentropfen, die den Thymianwirkstoff in hoher Konzentration enthalten. In Duftlampen verbessert Thymianöl nicht nur das Raumklima, sondern kann auch vorbeigend gegen Husten und Erkältung wirken. In der Küche passt Thymian zu vielen Gerichten der mediterranen Küche. Die Konzentration im Essen ist allerdings meist nicht hoch genug, um bei Erkältung zu wirken.
 

Anis- und Fenchelfrüchte

Beide kommen häufig zum Einsatz, wenn der Magen drückt. Doch auch bei Erkältungskrankheiten wirken sie manchmal Wunder. Auch hier sind es die ätherischen Öle, die wirken. Ähnlich wie beim Thymian lösen sie festsitzenden Schleim aus den Bronchien und fördern zugleich dessen Abtransport aus den Atemwegen. Einige Tassen Anis- und Fencheltee, über den Tag verteilt, versüßt mit etwas Honig, helfen ebenfalls, hartnäckigen Schleim zu lösen und die Nase zu befreien.
 

Salbei

Wozu Mundwasser, wo es doch Salbei gibt. Salbeiblatt schafft frischen Atem. Nicht umsonst wird das Kraut auch „Probiotikum der Mundhöhle“ genannt. Es gibt keine bessere Gesundpflege für Mund, Nase und Rachen, als ab und zu auf einem Salbeiblatt zu kauen. Setzen Halsschmerzen ein, möglichst frühzeitig mit der Salbeikur beginnen. Tipp: Konzentrierten Salbeitee aus frischen Blättern selbst kochen und alle 2 Stunden gurgeln damit. Alternative wäre ein Inhalations-Dampfbad: Übergießen Sie in einer Schüssel 1 Handvoll Salbeiblätter mit etwa 2 Liter heißem Wasser, legen ein Handtuch über Kopf und Schüssel und atmen den Dampf ein – so lange es Ihnen gut tut.
 

docFood rät

Natürlichkeit ist gut – trotzdem sollte man es auch damit nicht übertreiben: Die Verwendung von frischen oder getrockneten Kräutern z.B. für Tees ist eigentlich immer risikolos. Bei konzentrierten Extrakten aus der Apotheke kann das anders sein: Reines Fenchelöl z.B. sollte man immer nur stark verdünnt einsetzen. Vorsicht ist auch bei Säuglingen und Kleinkindern geboten: Stark riechende ätherische Öle können zu Atemstörungen führen. Auch das in den Salbeiblättern enthaltene Thujon kann zu Symptomen wie Hitzegefühl, Schwindel, erhöhter Herzfrequenz oder Krämpfen führen. Beim Kauen von Salbeiblättern oder dem Genuss von Tees (..falls der nicht eimerweise getrunken wird) ist jedoch nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen, da hier nur Spuren von Thujon enthalten sind.

Redaktion docFood

Wie gefährlich Mineralöl wirklich ist

..und was die Diskussion über Mineralöl in Lebensmitteln mit dem Smog in Peking zu tun hat, erfahren Sie hier. Wieder einmal müssen wir uns mit der Frage beschäftigen: Wie gefährlich sind eigentlich unsere Lebensmittel? Foodwatch hat Lebensmittel auf Mineralölrückstände untersucht und warnt nun vor verschiedenen belasteten Produkten. Es handelt sich dabei ausschließlich um Trockenprodukte: Gries, Reis, Flocken, Nudeln, und Cornflakes. Doch worum geht es dabei eigentlich genau? Wie kommt Mineralöl in die Lebensmittel hinein? Und wie gefährlich ist das wirklich? Hier die Antworten von docFood
 

Worum also geht es?

Im Ölzeitalter sind Mineralöle überall – zumindest Spuren davon sind fast allgegenwärtig. So gibt es eine gewisse Grundbelastung der Umwelt mit Mineralölen. Wo Lebensmittel verarbeitet werden, kommen auch Mineralöle zum Einsatz – etwa als Schmier- und Hydrauliköle bei Ernte- oder Produktionsmaschinen, zur Behandlung von Jutesäcken, in denen Kakaobohnen transportiert werden oder als Staubbinder zur direkten Behandlung der Ernte. Mineralöle werden heiß, verbrennen und verdampfen – flüchtige Stoffe entweichen daraus – und können so in Kontakt mit den Lebensmitteln kommen. Wenn nun von Gefahren aus Rückständen die Rede ist, geht es vor allem um bestimmte Gruppen von aromatischen Kohlenwasserstoffen – so die chemische Bezeichnung: MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) identifiziert wurde – und vor allem die MOAH stehen unter dem Verdacht, stark krebserregend zu sein.
 

Wie kommt das Mineralöl in die Lebensmittel?

Man höre und staune: In erster Linie aus dem Verpackungsmaterial. Foodwatch erklärt: „Viele Lebensmittel stecken in Verpackungen aus Altpapier. Papier wieder zu verwerten ist zwar gut für die Umwelt, bringt aber bei der Verwendung als Lebensmittelverpackung gesundheitliche Risiken mit sich: Denn Altpapier enthält Mineralöle aus Druckfarben, die aus der Verpackung ins Lebensmittel übergehen. Mineralöle und andere Stoffe können entweder durch den direkten Kontakt oder über die Gasphase, also durch die sogenannte Migration, in das verpackte Lebensmittel übergehen. Wie viel der gefährlichen Stoffe migrieren, hängt vor allem davon ab, wie lange das Lebensmittel gelagert wird und wie es beschaffen ist.“ Die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt dazu: „Reis, Nudeln, Backmischungen, Semmelbrösel oder Popkorn für die Mikrowelle werden in Kartonverpackungen angeboten, die oft deutlich zu hohe Mineralölanteile enthalten. Diese Mineralölgemische, die z. B. aus Druckfarben von Zeitungen, Werbeprospekten oder anderen Kartonverpackungen stammen, gehen in die Lebensmittel über. Je länger sie gelagert werden, umso mehr. Mineralöle können negative Langzeitwirkungen im Körper haben und treiben den Experten die Sorgenfalten ins Gesicht. So können in der Leber, in Lymphknoten oder in den Herzklappen Entzündungen ausgelöst werden, ein Krebsrisiko ist nicht auszuschließen.“
 

Wie gefährlich sind die Rückstände aus Mineralöl wirklich 

Dazu schreibt das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) . „Kürzerkettige gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) werden vom Körper aufgenommen und können in einigen Organen gespeichert werden. Aus tierexperimentellen Studien ist bekannt, dass derartige Mineralölgemische zu Ablagerungen und Schäden in der Leber und den Lymphknoten führen können. Die genaue Zusammensetzung der Stoffgemische in Druckfarben, insbesondere der Fraktion, die aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH) enthält, ist nicht bekannt. Zu der die MOAH-Fraktion ausmachenden komplexen Mischung aus überwiegend alkylierten aromatischen Kohlenwasserstoffen können auch krebserzeugende Substanzen gehören. Grundsätzlich sind solche Kontaminationen von Lebensmitteln unerwünscht. Aus Sicht des BfR sollten daher die Übergänge von Mineralöl aus Recyclingpapier und -pappe auf Lebensmittel minimiert werden. Neben MOSH und MOAH können in Lebensmitteln auch aus Polyolefinen stammende Oligomere, sogenannte POSH („polyolefin oligomeric saturated hydrocarbons“) enthalten sein, wenn diese in Behältern aus bestimmten Kunststoffen aufbewahrt werden oder mit bestimmten Kunststofffolien verpackt sind.
 

Bedrohen die belasteten Lebensmittel die Gesundheit der Verbraucher

Sie allein sicher nicht. Mineralöl-Gehalte in Lebensmitteln allein stellen unter Zugrundelegung üblicher Verzehrsgewohnheiten und bisher gefundener Rückstandsmengen keine akute Gesundheitsgefährdung dar. Definitiv kann diese Frage schließlich nur vor dem Hintergrund der Gesamtaufnahme von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) beurteilt werden. Wie hoch diese ist, weiß die Wissenschaft derzeit nicht. Wichtig für Verbraucher: Wir sind permanent und überall von diesen Stoffen umgeben, wie eine Studie des Umweltbundesamtes deutlich macht: Ein großer Teil der PAK gelangt bereits durch Naturprozesse, wie Waldbrände oder Vulkanausbrüche, die nicht vom Menschen beeinflussbar sind, in die Atmosphäre. Auch die meisten von Menschen verursachten Emissionen aus Verbrennungsprozessen sind belastet. Im Ruß von Dieselmotorabgasen, etwa von Autos und LKWs, aber auch von Dieselzügen, Schiffen oder großen Maschinen sind PAK enthalten. Tabakrauch ist ebenfalls eine wesentliche Quelle für PAK. Auch Nahrungsmittel enthalten sie, zum Beispiel geräucherte und gegrillte Speisen oder Kakao und Schokolade. Teeröle, erdölbasierte Weichmacheröle und Industrieruße werden zum Teil in Produkten aus Gummi oder Weich-PVC verwendet. PAK gelangen durch Stäube, an die sie gebunden sind, sowie durch Abrieb von Gummiprodukten, zum Beispiel von Autoreifen, in die Umgebungsluft. 2010 wurden in Deutschland 191,5 Tonnen PAK in die Luft emittiert, davon ca. 93% von kleinen und mittleren Feuerungen in Haushalten und im Gewerbe, knapp 5% kommen aus Industrieprozessen, der Rest aus Großfeuerungsanlagen und dem Verkehr (weniger als 1%).
 

docFood meint

Vor dem Hintergrund dieser Dauerbelastung, vor der es kaum ein Entrinnen gibt, dürfte die gesundheitliche Bedrohung durch die Aufnahme von MOSH/MOAH kaum ins Gewicht fallen. Wer sich über MOSH und MOAH in Lebensmitteln aufregt, ohne auf die Gesamtbelastung mit aromatischen Kohlenwasserstoffen aus unserem ‚ölverseuchten‘ Lebensstil einzugehen, springt zu kurz und sieht den Wald hinter ein paar kleinen Bäumen nicht mehr. Ein Blick auf die Menschen im Smog von Peking kann uns zeigen, wo der Kohlenwasserstoff-Hammer hängt.

 Dr. Friedhelm Mühleib

Foodwatch macht mobil gegen Mineralöl

Ende Oktober veröffentlichte die Verbraucherorganisation Foodwatch eine Liste mit Produkten, die Rückstände aus Mineralöl aufwiesen. Foodwatch zufolge war in Deutschland jedes fünfte getestete Produkt (9 von 42) mit Mineralöl-Rückständen belastet. Bei den betroffenen Produkten handelt es sich um pflanzliche Trockenprodukte: Reis, Nudeln, Haferflocken, Weizengrieß und Cornflakes. Foodwatch warnt vor dem Verzehr aller Produkte, bei denen in den getesteten Proben Rückstände von Mineralöle nachgewiesen wurden, und forderte Hersteller und Handel auf, Rückrufe zu veranlassen.
 

Verzehrswarnungen von foodwatch

Betroffen sind neben dem Hersteller Euryza, dessen belastete Reis-Marke reis-fit bei den meisten Händlern weiter im Regal steht, noch sieben andere Produkte: ●reis-fit Spitzen-Langkornreis ● Müller’s Mühle Minuten Spitzen Langkorn Reis ● Korn Mühle Weichweizen-Grieß ● Rewe Bio Weichweizengrieß ● Kellogg’s Cornflakes ● Jonas Rote Linsen ● Hahne Haferflocken ● Sweet Family Puder Zucker (Nordzucker). Inzwischen haben verschiedene Hersteller und Händler reagiert. So hat der italienische Hersteller Curti den bei Kaufland vertriebenen und ebenfalls mit Rückständen aus Mineralölen belasteten „Curtiriso Langkorn-Naturreis“ aus dem Verkauf genommen. Die Handelskette Real hat auf die Warnung von foodwatch hin den Reis-fit Lankornreis aus den Regalen genommen und ausgelistet.
 

Streit mit REWE eskaliert

Andere Anbieter sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. So hat REWE einen von foodwatch beanstandeten Bio-Weichweizengrieß als „unbedenklich“ eingestuft und foodwatch mit „rechtlichen Schritten“ gedroht. „Rewe behält sich ausdrücklich vor, im Sinne der Verbraucher rechtliche Schritte zu prüfen“, schrieb das Unternehmen am Donnerstag auf seiner facebook-Seite. Jetzt eskaliert der Streit: Nachdem Rewe selbst bislang nicht aktiv wurde, hatte foodwatch selbst einen öffentlichen Rückruf verbreitet sowie den Verbrauchern empfohlen, bereits gekaufte Grieß-Packungen in ihre Rewe-Filialen zurückzubringen und dort den Einkaufspreis zurückzuverlangen.
 

Sind die Warnungen unverhältnismäßig?

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) als Vertretung der Lebensmittelwirtschaft wirft foodwatch ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor: Foodwatch beurteilt demnach abweichend von objektiven, wissenschaftlichen Einschätzungen einzelne Produkte als gefährliche Lebensmittel: „Es ist unverantwortlich, dass Foodwatch ein seit fünf Jahren erfolgreich bearbeitetes Thema skandalisiert und Anlass sieht, vor Produkten zu warnen, die längst bezüglich des Risikos minimiert sind.“ Nach Ansicht des BLL sollten Verbraucher nach den Regeln für öffentliche Lebensmittelwarnungen nur dann vor Lebensmitteln gewarnt werden, wenn diese eine akute Gesundheitsgefahr bedeuten können. Verunsichernde Aktionen zur „Warnung“ vor rechtmäßigen, unbedenklichen Produkten hält der BLL für gefährlich und bedenklich: Sie „verletzen die Grundsätze des verantwortlichen Umgangs mit Lebensmitteln und verwässern die Wahrnehmung des Verbrauchers für tatsächlich begründete Warnungen.“
 

docFood meint

Die in Lebensmitteln nachweisbaren Mineralöl-Rückstände stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein sowie das Hormonsystem zu beeinflussen. Im Grunde ist der aktuelle Streit nur deswegen möglich, weil es immer noch keine gesetzlichen Höchst- bzw. Grenzwerte in Lebensmitteln gibt – obwohl Verbraucherschützer das seit Jahren fordern. Es gibt zwar sogenannte Richtwerte – die sind allerdings rechtlich nicht verbindlich. Nahezu alle Produkte in der Foodwatch-Untersuchung aus dem deutschen Handel halten die im Entwurf der „Mineralölverordnung“ vorgeschlagenen Richtwerte ein. Wie in Deutschland üblich, sind diese Richtwerte mit hohem Sicherheitsabschlag kalkuliert: Auch wenn ein Lebensmittel den Wert um bis zum doppelten übersteigt, besteht noch lange keine Gefahr für Leib und Leben.  So besteht beim Verzehr eines der von foodwatch monierten Produkte in haushaltsüblichen Mengen ein allenfalls ein minimales theoretisches Risiko, dass auf Grund fehlender Forschung derzeit nicht einmal beziffert werden kann. Weil dieses Risiko jedoch nicht ganz auszuschließen ist, gilt grundsätzlich: Da sich bei krebserregenden Substanzen keine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge definieren lässt, sollten Lebensmittel möglichst null Rückstände aus Mineralöl enthalten (mehr Hintergrund zur Bewertung des Rückstandsprobleme und zum Streit um Mineralöl in Lebensmittel gibt es auf dem tellerand-Blog zu lesen.)

 Dr. Friedhelm Mühleib

Foto: reishunger.de

Schwanger? Dann geht Alkohol gar nicht!

„Prosit“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: „Es möge nutzen“. Tut es aber oft nicht. Vor allem dann nicht, wenn es sich beim Drink, der gemeint ist, um Alkohol handelt – und wenn dieser Alkohol in der Schwangerschaft getrunken wird. Schon wenige Tropfen Alkohol in der Schwangerschaft können beim Kind zu schweren Störungen führen. Wie eine Umfrage zeigt, hält es jeder sechste Bürger trotzdem für vertretbar, wenn werdende Mütter ab und zu ein Gläschen trinken. Und das, obwohl Kinderärzte, Gynäkologen, Ernährungswissenschaftler – alle Experten – seit Jahren beständig vor Alkoholkonsum in der Schwangerschaft warnen.
Immerhin: Das Spektrum der Folgen von leichtfertigem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft reicht bei den Neugeborenen von leichten Konzentrationsproblemen bis zu dauerhaften schweren geistigen und motorischen Störungen


Schlimmstenfalls schwere Behinderung

In Deutschland werden jedes Jahr 10.000 Kinder mit Fetalen Alkoholspektrum Störungen (FASD) geboren, jedes Fünfte davon mit einem voll ausgeprägten Fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Zudem sind die Betroffenen als Erwachsene anfälliger für Süchte. Jahr für Jahr 10.000 Kinder, die z.T. ein Leben lang büßen für etwas, dass die Mutter vermutlich für eine kleine, verzeihbare Sünde hielt – das sind 10.000 zu viel. Die Konsequenz kann nur eine sein: Finger weg vom Alkohol während der Schwangerschaft. Grundsätzlich. Ausnahmslos. Immer. Zum Glück nährt die Umfrage die Hoffnung, dass der Mensch nicht gänzlich unbelehrbar ist: Demnach ist die Ablehnung von Alkohol während der Schwangerschaft bei den 18- bis 24-Jährigen mit 84 Prozent am höchsten ist. Danach nimmt sie allerdings kontinuierlich ab, den niedrigsten Wert haben die über 55-Jährigen mit 67 Prozent. Dabei ist tröstlich: Die kriegen zum Glück kaum noch Kinder.


docFood meint:

„In der Schwangerschaft gilt ohne Wenn und Aber – Null Komma Null Alkohol. Denn schon kleine Mengen können das Kind im Mutterleib schädigen und seine Gesundheit bis hin zu schlimmsten Behinderungen schwer gefährden.“ Diese Forderungen von Ärzten und Kassen zum Tag des „Alkoholgeschädigten Kindes“ am heutigen 9. September kann man nur voll unterstützen.

Dr. Friedhelm Mühleib

 
Quellen:
https://www.pkv.de/presse/meldungen/umfrage-zu-alkohol-in-der-schwangerschaft/
https://www.aerztezeitung.de/panorama/default.aspx?sid=893716&cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-C-_-20150909-_-Panorama

Softgetränke meiden – Diabetesrisiko senken

Die ganz große Hitze ist vorbei, der Durst ist geblieben. Auch bei den aktuellen Temperaturen darf noch viel getrunken werden – aber was sollte es sein? Wer täglich ein Softgetränk gegen Wasser oder ungesüßten Tee austauscht, kann möglicherweise sein Risiko für Typ-2-Diabetes senken. Das legt die britische EPIC-Norfolk-Studie nahe, die im Fachblatt Diabetologia erschienen ist. Da Cola und Limonaden sehr viel Zucker enthalten und sehr kalorienreich sind, sehen die Wissenschaftler im Softdrink-Konsum eine der Ursachen für Übergewicht und Diabetes Typ 2.
Trinkverhalten und gesundheitliche Auswirkungen verschiedener Getränke gehörten zu den Ernährungsfaktoren, die im Rahmen der Studie an rund 25.000 Männer und Frauen untersucht wurden.
 

Softdrink-Konsum und Diabetesrisiko

Am Beginn stand ein detailliertes Ernährungsprotokoll, in dem die Probanden angeben mussten, welche Lebensmittel und Getränke sie innerhalb einer Woche zu sich nahmen. Diese Angaben wurden in Relation dazu gesetzt, wie viele Testpersonen im Verlauf des Zeitraums von elf Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankten. Das Ergebnis der Auswertung: Für jede fünf Prozent des täglichen Gesamtenergiebedarfs, den die Teilnehmer mit süßen Getränken abdeckten, stieg ihr Risiko für Typ-2-Diabetes um 18 Prozent. Ließen Sie dagegen – und zwar Tag für Tag – die Cola stehen und entschieden sich für Wasser oder einen ungesüßten Kaffee, sank das Diabetes-Risiko um 14 bis 25 Prozent.
 

Softdrinks mit Süßstoff keine Alternative

Die Lösung nach Ansicht vieler Softdrink-Fans, statt „richtiger“ Cola und zuckerreichen Limos die Light-Produkte mit künstlichen Süßstoffen zu konsumieren, fällt leider als „gesunde“ Alternative aus. Die Forscher sahen keine Senkung des Diabetesrisikos, wenn die Studienteilnehmer die Light-Versionen anstelle der gezuckerten Getränke tranken. Bereits einige andere Studien hatten gezeigt, dass Cola light & Co. nicht beim Abnehmen helfen und unter Umständen sogar Übergewicht fördern. Einmal mehr wird also klar, dass der bewusste Konsum von zuckerhaltigen Getränken ein Ansatz dafür sein könnte, Übergewicht und Typ-2-Diabetes in der Bevölkerung zu reduzieren.
 

Tipp von docFood

VOSS

© Voss Artesian Water


Ausreichend zu trinken ist bei jeder Temperatur gut. Zur Abwechslung darf es aber auch gerne etwas mit Geschmack sein. Besser als Softgetränke sind selbst gemachter Eistee oder Wasser mit Früchten und Kräutern. Für Letzteres hat die deutsche PR-Agentur von „VOSS“, einer leicht überteuerten Mineralwasser-Marke aus Norwegen, schöne Ideen vorgestellt – natürlich können Sie das fruchtig-aromatische Wasser auch in einer simplen Karaffe und mit Leitungswasser ansetzen, aber cool ist sie schon, die Bottle von „Voss“.
 
Quelle: Diabetologia – Download kompletter Artikel>>

Fleisch und Darmkrebs – Schock für Veganer

Ein Dogma der Fleischgegner gerät ins Wanken: Rotes Fleisch erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken. So ist es vielerorts seit langem zu lesen – doch wirklich bewiesen wurde das nie. Wissenschaftler in den USA haben sich nun die Studienlage in einer Meta-Studie angeschaut und plädieren für den vorläufigen Freispruch. Auch wenn es Veganer schockieren wird: Die Behauptung, der Verzehr von rotem Fleisch  begünstige die Entstehung von Darmkrebs, lässt sich nicht halten.
Die Höhe des Verzehrs von rotem Fleisch beeinflusst darüber hinaus ganz offensichtlich weder die Gesamtsterblichkeit noch die kardiovaskuläre Sterblichkeit der Konsumenten, wie eine weitere Metanalyse zeigt.
 

Viel Fleisch – viel Darmkrebs? Nicht zu beweisen!

In der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“ (online nur für Abonnenten) fasst die Biochemikerin Dr. Margit Ritzka die Ergebnisse der Krebs-Studie zusammen: Die Autoren „fanden, quer über alle Studien, ein nur schwach erhöhtes relatives Risiko für Darmkrebs bei häufigem Verzehr von rotem Fleisch.“ In vielen Studien wurde zudem nicht klar zwischen frischem roten Fleisch und verarbeitetem Fleisch (in Fertigprodukten oder Wurst) unterschieden. Wertete man den Einfluss von frischem rotem Fleisch getrennt von verarbeitetem Fleisch aus, so Ritzka, war das Darmkrebs-Risko bei Fleischessern noch einmal deutlich geringer. Auch Geschlecht und Herkunft spielen offensichtlich eine Rolle: Für Frauen und Menschen außerhalb der USA unter den Fleischessern ist das Darmkrebs-Risiko zusätzlich generell niedriger. Das legt den Schluss nahe, dass andere, die nur mehr oder weniger zufällig mit dem Fleischverzehr korrelieren (Confounder-Effekt), den Darmkrebs sehr viel stärker fördern. Welche Faktoren das sind, müssen künftige Forschungen zeigen. Es könnten, so vermuten die Forscher, Faktoren sein, die mit dem Lebensstil zusammenhängen. Gegen einen wesentlichen Einfluss von rotem Fleisch spricht zudem, dass die Wissenschaftler keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung fanden. Das heißt: Menschen mit besonders hohem Fleischverzehr erkrankten nicht in dem Maße häufiger an Darmkrebs, wie es rechnerisch bei einer positiven Korrelation zu erwarten wäre. Ritzka resümiert: „Zusammengefasst sehen die Studienautoren eine maximal schwache Assoziation von Darmkrebs und Fleischverzehr, die sich je nach Probandenwahl noch weiter abschwächen kann. Das spricht beim jetzigen Stand der Forschung eher gegen eine zentrale Rolle des Fleischverzehrs bei der Entstehung von Darmkrebserkrankungen.“
 

Low-Carb-Verfechter sehen sich bestätigt

Die Low-Carb-Verfechter unter den Ernährungswissenschaftlern sehen eine wachsende Zahl von Studien, die das Fleisch von der Rolle des Übeltätes und Krankmachers befreien. Der Ernährungswissenschaftler Prof. Nicolai Worm kommentiert die Entwicklung: „Wer die Originalliteratur verfolgt, wird sich wahrscheinlich seit langem gewundert haben, woher die Einmütigkeit stammte, mit der rotes Fleisch an den Pranger gestellt wurde. Wie die Lemminge sind sie dem Zeitgeist gefolgt, die wachsende Heerschar an Gesundbetern und selbsternannten Ernährungsexperten. Und die Medien haben ihnen, statt kritisch zu recherchieren und kompetent zu kommentieren, ein fruchtbares Beet bereitet: Hauptsache fleischfrei – das hält gesund! Vegan-Mythen zu verbreiten ist momentan umsatzträchtiger als Fakten aufzutischen.“
 

docFood meint

Bei den zitierten Studien handelt es sich um seriöse Arbeiten – daran gibt es wenig zu rütteln. Trotzdem sollten Fleischesser die Ergebnisse nicht als Freibrief  betrachten. Immer noch verbrauchen wir in Deutschland ca. 60 kg Fleisch pro Kopf und Jahr.  Die Hälfte reicht! Ees darf auch noch weniger sein – schon auch aus Gründen der Ökologie und der Nachhaltigkeit. Für diese Hälfte gilt: Die Qualität sollte so hoch wie möglich sein (..vom Erzeuger oder dem Metzger des Vertrauens und aus einer Produktion, die auf das Tierwohl achtet). Zudem sind letzte Zweifel, dass es die Hardcore-Konsumenten in Verbindung mit anderen, noch nicht identifizierten Faktoren doch eher treffen könnte, nicht ausgeräumt. Amerikaner vertilgen immer noch im Schnitt ca. 120 kg Fleisch pro Kopf und Jahr. Das ist an jedem Werktag ein Pfund –  Hardcore! Von diesem Typus des Fleischessers gibt es auch bei uns noch zu viele. Darmkrebs hin oder her – da ist weniger mehr!

Dr. Friedhelm Mühleib

Arsen in Reis – Vorsicht bei Reiswaffeln & Co.

Wie wir seit der schwarzen Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ wissen, war Arsen vorzeiten ein beliebtes Gift. Ganz und gar nicht witzig ist die aktuelle Meldung des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über Arsenverbindungen in Reis. Die können so erheblich sein, dass die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) warnt: Da das hochgradig giftige Halbmetall Arsen bereits in geringer Dosis zu Schädigungen führen und zudem Krebs erregend sein kann, sollten Verbraucher, die viel Reis und Reisprodukte zu sich nehmen, gewisse Vorsicht walten lassen.
Gerade Menschen, die aufgrund einer Zöliakie oder aus anderen Gründen glutenhaltiges Getreide meiden, sollten demnach ihren Speiseplan nicht allein auf der Basis von Reis gestalten. Weitere glutenfreie Getreidearten sind zum Beispiel Mais, Hirse und Buchweizen, außerdem die so genannten Pseudogetreide Quinoa und Amaranth.
 

Alternativen zu Reis

„Es ist wahrscheinlich, dass Menschen, die Arsen-belasteten Reis regelmäßig als Grundnahrungsmittel essen, ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, wie etwa Lungenkrebs, haben“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein von der Uniklinik RWTH Aachen. In Deutschland könnte dies möglicherweise Menschen betreffen, die an einer Zöliakie, einer Weizenallergie oder Weizensensitivität leiden und die üblichen Getreidesorten wie Weizen, Gerste oder Roggen meiden müssen. Die DGVS empfiehlt, statt Reis auch auf Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa und Amaranth auszuweichen und den Speiseplan zu variieren. Da Getreide häufig als Sättigungsbeilage dient, kann es bei glutenfreier Ernährung auch optimal durch Kartoffeln oder Hülsenfrüchte ersetzt werden.
 

Vorsicht bei Reiswaffeln, -flocken & Co.

Wer gerne Reis isst, sollte – wenn möglich – auf Testberichte zurückgreifen und wenig belastete Produkte bevorzugen. Denn die Belastung mit Arsen schwankt von Reissorte zu Reissorte und variiert zudem je nach Anbaugebiet. Sehr unterschiedlich sind auch die Giftmengen in verschiedenen Reisprodukten wie Reiswaffeln, -flocken oder -milch, die hauptsächlich von Kindern konsumiert werden. „Ausgerechnet in diesen Produkten kommen besonders hohe Konzentrationen von anorganischen Arsenverbindungen vor“, so Trautwein. Wegen ihres geringen Körpergewichts sind Kinder schon durch kleinere Arsenmengen relativ stark belastet. Daher sollten Kinder die genannten Reisprodukte nur in Maßen zu sich nehmen. Bei der Zubereitung von Reis empfehlen die Experten, das Kochwasser anschließend weg zu schütten, denn: „Die Arsenverbindungen gehen auch in die Flüssigkeit über, in der der Reis gekocht wird“, erklärt Professor Trautwein. „Bei Milchreis oder Risottogerichten bleiben diese im Topf“.
 

Tipp von docFood

Meldungen wie diese können – wenn sie falsch oder reißerisch formuliert werden – Ängste bei Verbrauchern auslösen. Für Panik gibt es jedoch keinerlei Grund, und so können Sie Reis – in Maßen – ruhigen Gewissens genießen. Nur bei der einseitig auf Reis ausgerichteten Ernährung und bei Kindern ist Vorsicht geboten.

Redaktion von docFood

Quelle: DGVS

Kirschen gegessen – Wasser getrunken – Bauchweh gekriegt?

Kennen Sie das Ballspiel ‚Kirschen essen‘? Wer den Ball nicht fängt oder fallen lässt, verliert eine seiner Lebensstufen und scheidet am Ende aus. Die Stufen heißen zum Beispiel „Kirschen gegessen – Wasser getrunken – Bauchweh gekriegt – Fieber bekommen – ins Krankenhaus gekommen – scheintot – tot“. Was sich etwas makaber anhört, stammt aus der Zeit, in der unsere Urgroßmütter Kinder waren und eindringlich davor gewarnt wurden, nach dem Essen von Kirschen Wasser zu trinken.
Was dran ist an dem alten Satz „Nach Steinobst wie Kirschen sollst du kein Wasser trinken“, erklärt Ihnen docFood.
 

Hefepilze und Blähungen

Häufig hieß es sogar, der Bauch könne platzen, wenn Wasser nach dem Kirschenessen getrunken würde. Diese ziemlich brutale Befürchtung beruhte auf der Annahme, dass sich durch die Mischung von Kirschen oder anderem Steinobst und Wasser im Darm übermäßig viele Gase bilden. Die Begründung: Hefepilze auf den Schalen der Früchte vergären den Fruchtzucker zu Alkohol und verursachen dadurch Blähungen und Bauchschmerzen. Die Magensäure, die die feindlichen Hefepilze eigentlich abtöten sollte, sei durch das Wasser so verdünnt, dass sie wirkungslos sei, so meinte man früher.
 

Trinkwasser und Bakterien

Nach heutigem Wissensstand war es damals wohl eher das hygienisch bedenkliche Trinkwasser, das durch den hohen Bakteriengehalt zu Bauchkrämpfen führte. Denn die Keime, die immer auf natürlichen Lebensmitteln – auch auf Kirschen – vorkommen, werden in einem gesunden Verdauungstrakt unschädlich gemacht. Das ist auch der Fall, wenn wir vor und nach dem Essen etwas trinken. Wer empfindlich ist, sollte das Obst – auch das ungespritze aus dem eigenen Garten – vor dem Verzehr gründlich waschen. Generell ist bei der heutigen Trinkwasserqualität auf jeden Fall gut Kirschen essen – ob mit oder ohne Wasser dazu.
 

Tipp von docFood:

Wie bei allen Lebensmitteln kommt es auch bei Kirschen auf die Menge an, die verspeist wird. Wer eine riesige Schüssel Kirschen vertilgt und eine Flasche Wasser hinterher kippt, muss sich nicht wundern, wenn er von Blähungen und Bauchschmerzen geplagt wird. Ansonsten liefern Kirschen viele gute Inhaltsstoffe mit positiven gesundheitlichen Wirkungen. Lassen Sie sich die Früchte also jetzt in der Saison schmecken – pur oder zum Beispiel als erfrischendes Kirsch-Joghurt-Eis am Stiel.

Melanie Kirk-Mechtel